Das Wichtigste in Kürze
- Leinsamen ist ein sehr leckeres und wertvolles Futtermittel für Pferde
- Leinsamen ist ein wichtiger Omega–3-Fettsäurenlieferant
- Goldener Leinsamen ist nicht besser als der übliche braune Leinsamen
- Leinsamenschleim hilft bei Magengeschwüren
- Leinöl ist für Pferde nicht so gesund wie sein Ruf
Leinsamen: Ein vielseitiges Naturprodukt
Leinsamenprodukte erfreuen sich großer Beliebtheit, sowohl in der Pferdefütterung als auch in der menschlichen Ernährung. In jedem Reit- und Futtermittelhandel findet man Leinsamenprodukte in Form von Leinöl, Leinkuchen, Mash, Ergänzungsfuttermitteln oder Leckerlies. Für Pferde oft äußerst schmackhaft – ob Leinsamen tatsächlich immer gesund ist, schauen wir uns in diesem Artikel genauer an.
Die Geschichte und Nährstoffe des Leinsamens
Lein, auch als Flachs oder Gemeiner Lein bekannt (wissenschaftlicher Name: Linum usitatissimum), wird seit über 10.000 Jahren kultiviert und vielseitig eingesetzt. Ursprünglich stammt er aus der Region des östlichen Mittelmeers, von wo aus er sich im Laufe der Jahrhunderte weltweit verbreitet hat.
Die aus der Pflanze gewonnenen Leinsamen sind durch ihren hohen Fett- und Proteingehalt sehr nährstoffreich. Besonders bemerkenswert ist der hohe Gehalt an Omega-3-Fettsäuren, speziell der entzündungshemmenden Alpha-Linolensäure, die etwa 50 % des Fettanteils ausmacht. Omega-3-Fettsäuren fördern eine gesunde Entzündungsregulation, stärken das Immunsystem und unterstützen die Gesundheit von Haut und Fell. Die im Leinsamen enthaltenen Ballaststoffe und Schleimstoffe schützen die Schleimhäute von Magen und Darm und fördern eine geregelte Verdauung.
Der richtige Einsatz von Leinsamen in der Pferdefütterung
Möchte man sich die positiven Eigenschaften von Leinsamen in der Pferdefütterung zu Nutzen machen, ist der Leinsamen vorher zu bearbeiten. Dies bedeutet er wird vorab entweder gekocht, in heißem Wasser gequollen oder geschrotet.
Geschrotet wird der Leinsamen, wenn man seinem Pferd eine hochwertige Eiweiß- und Fettsäurenquelle bieten möchte. Dies ermöglicht, dass die Nährstoffe auch optimal aufgeschlossen werden können und nicht unzerkaut auf dem Mist landen.
Aber Achtung: Aufgrund seines hohen Fettgehalts wird der geschrotete Leinsamen schnell ranzig, somit sollte er vor dem Verfüttern immer frisch geschrotet werden. Leinsamen bereits geschrotet zu kaufen ist weniger empfehlenswert, da er bei der Lagerung an Qualität verliert und oft mit Antioxidantien behandelt wird.
Frisch geschroteter Leinsamen: Ein praktischer Tipp
Mit einer kleinen elektrischen Kaffeemühle lässt sich Leinsamen vor der Fütterung ganz einfach frisch schroten. Die kurweise Gabe frisch geschroteter Leinsamen im Wechsel mit anderen Ölsaaten, wie zum Beispiel den OKAPI Wildsamen hat sich zudem als Unterstützung im Fellwechsel, sowie bei Haut- und Fellproblemen bewährt.
Vorsicht bei Magengeschwüren: Hat das Pferd akut Magenschleimhautentzündung oder Magengeschwüre, sollte Leinsamen nicht in geschroteter Form gefüttert werden. Die scharfkantigen Bruchstücke könnten die bereits gereizte Magenwand weiter irritieren. Hier hilft eher Leinsamenschleim aus dem gekochten Leinsamen.
Gekochter Leinsamen: Wohltat für den Magen
Leinsamen hat zudem eine herausragende Eigenschaft, die ihn auch für die Pferdefütterung besonders interessant macht:
Er wird bei Kontakt mit Wasser schleimig und diese Schleimstoffe bilden im Verdauungstrakt eine schützende Schicht. Das schützt die empfindlichen Schleimhäute vor Reizungen und fördert die natürliche Peristaltik des Darms. Besonders bei Pferden mit empfindlichem Magen, Magengeschwüren oder Neigung zu Koliken ist der Leinsamenschleim eine wertvolle Ergänzung.

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Herstellung von Leinsamenschleim
Zur Herstellung des Leinsamenschleims werden 80-100 g Leinsamen mit etwa der zwei- bis dreifachen Menge Wasser auf niedriger Hitze 10–15 Minuten gekocht.
Mit der Konsistenz des Schleims kann man nach Belieben des Pferdes etwas spielen. Manche Pferde mögen lieber dickeren Schleim und manche schätzen ihn eher dünnflüssiger. Üblicherweise gilt, dass man, wenn man mit dem Kochlöffel umrührt und ihn hochzieht, einen bleistiftdicken Schleimfaden mithochziehen möchte. Dann ist der Leinsamenschleim fertig, kann in eine Thermoskanne oder einen Thermobecher umgefüllt und in den Stall gebracht werden, um dann handwarm – zum Beispiel als Topping auf einer Basis eingeweichter Heu- oder Esparsettecobs – in der Futterschüssel des Pferdes zu landen.
Praxistipp: Der Leinsamenschleim kann bereits einige Stunden vor der Fütterung vorbereitet und kühl gelagert werden. Vor der Fütterung kann er durch die Zugabe von warmen Wasser wieder auf die optimale Fütterungstemperatur gebracht werden.
Länger als einen Tag sollte er allerdings nicht aufbewahrt werden, da sich schädliche Mikroorganismen bilden können.
Da der Schleim eventuell die Aufnahme von Medikamenten oder Ergänzungsfuttermitteln hemmen kann, sollte zwischen der Fütterung von Leinsamenschleim und diesen Stoffen ein Abstand von 2–3 Stunden eingehalten werden.
Alternativ kann man Leinsamen auch mit heißem Wasser übergießen und ca. 15 Minuten quellen lassen. Die Schleimbildung ist jedoch nicht mit der vergleichbar, die man durch das Kochen auf dem Herd erzeugen kann.
Was du über den Blausäuregehalt wissen solltest
Wie bei vielen natürlichen Futtermitteln bringt auch der Leinsamen weniger positive Eigenschaften mit. Im Falle des Leinsamens ist es der hohe Gehalt an Blausäure. Genauer gesagt handelt es sich hierbei um die cyanogenen glykosidischen Vorstufen der Blausäure, nämlich Linustatin und Neolinustatin, die durch das Enzym Linase umgewandelt und dadurch giftig werden.
Durch das Abkochen des Leinsamens wird Linase inaktiviert und somit auch die Gefahr der Blausäurenbildung ausgeschaltet.
Füttert man den Leinsamen geschrotet, muss man sich bei einer Fütterung von unter 100 g pro Tag bei einem ausgewachsenen Pferd ebenfalls nicht vor dem Blausäuregehalt fürchten – diese Menge gilt als absolut unbedenklich.
Goldener oder brauner Leinsamen?
Geschätzt gibt es ca. 180-200 verschiedene Lein-Arten. Goldener Leinsamen wird oft als Alternative beworben, da er angeblich einen niedrigeren Blausäuregehalt habe, als der braune Leinsamen. Die Gehalte schwanken jedoch mit den angebauten Sorten und den Standortbedingungen. Tatsächlich unterscheidet sich der Blausäuregehalt in braunem und goldenem Leinsamen meist kaum. Beide Varianten sind bei einer täglichen Menge von unter 100 g für ausgewachsene Pferde unbedenklich. Die Farbe macht also in der Nutzung nicht den Unterschied, der sich in den unterschiedlichen Preiskategorien niederschlägt.
Ist Leinöl wirklich eine gesunde Alternative?
In den Ställen weit verbreitet ist auch die Fütterung von Leinöl. Diese gilt als gesund, hat jedoch Nachteile:
- Leinöl ist sehr empfindlich und oxidiert schnell. Es sollte kühl und lichtgeschützt gelagert und nach Anbruch zügig verbraucht werden, um ranzig gewordene Öle zu vermeiden, die schädlich für das Pferd sein können.
- Da es so schnell ranzig wird, wird es oft mit nicht deklarationspflichtigen Konservierungsmitteln behandelt.
- Die Verdauung des Pferdes kann durch die Ölzugabe empfindlich gestört werden. Da Pferde keine Gallenblase besitzen, sollten wenn nur sehr kleine Mengen Leinöl gefüttert werden (1 Teelöffel pro Fütterung).
Mehr zum Thema Ölfütterung und deren Auswirkungen auf den Stoffwechsel erfährst du in diesen Artikeln:
Ölfütterung – was ist dran?, „Ölfütterung ist ungesund!“ Was sagen die Fakten?
Und in unserem Videobeitrag zum Thema: Ölfütterung – sinnvoll oder nicht?
Daher ist die Gabe von (frisch!) geschrotetem Leinsamen der Gabe von Leinöl deutlich vorzuziehen, wenn man dem Pferd eine wertvolle Eiweiß- und Fettzugabe bieten will, die es auch gut verwerten kann.
Ähnliches gilt für Leinkuchen und Leinextraktionsschrot, hierbei handelt es sich um Nebenprodukte aus der Leinölhersstellung. Diese müssen unmittelbar nach dem Herstellungsprozess mit Antioxidantien versetzt werden, da die freiliegenden Fettsäuren sonst innerhalb weniger Stunden ranzig werden.
Fazit: Leinsamen richtig einsetzen
Leinsamen – in Form von frischem Leinsamenschrot, gekochten oder gequollenen Leinsamen – sind eine wertvolle Ergänzungen in der Pferdefütterung, die viele gesundheitliche Vorteile bieten. Durch ihre Eigenschaften können sie sich positiv auf die Verdauung auswirken, Haut und Fell stärken, Energie liefern und entzündungshemmend wirken.
Dennoch sollte auf einige wichtige Punkte geachtet werden: Die richtige Zubereitung, Dosierung und Lagerung sind essenziell, um die positiven Eigenschaften voll auszuschöpfen und mögliche Risiken zu vermeiden. Mit dem richtigen Einsatz können Leinsamen dazu beitragen, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Pferden nachhaltig zu fördern.
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