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Als Pferdebesitzer hat man sich sicher schon Gedanken darüber gemacht, ob man denn sein Pferd nicht selber in seinem Wohlbefinden unterstützen oder die Arbeit des Pferdetherapeuten auch über den Behandlungstermin hinaus noch in Schwung halten könnte. Oft hat man jedoch nicht die Zeit oder das tiefergehende Interesse, um gleich einen Wochenendkurs in Therapietechniken zu belegen. Da bietet sich das «Putzen in Energieflussrichtung» sehr gut an, das auch als „Energetisches Putzen“ bezeichnet wird. Diese Technik ist einfach zu erlernen und man kann eigentlich nichts falsch machen oder gar dem Pferd schaden.

Bringt Schwung in das Meridiansystem

Das Energetische Putzen entstammt aus der Energielehre, deren Basis die Traditionellen Chinesischen Medizin ist.
Die Energie fliesst durch Leitbahnen, welche Meridiane genannt werden. Sind diese Meridiane blockiert kann dies zu vielfältigen gesundheitlichen Problemen führen.

Um mit den Meridianen zu arbeiten ist es jedoch notwendig, diese Lehre zumindest in der Basis zu erlernen und zu verstehen.
Für Akupunktur oder Akupressurmassage muss man genau wissen, wo die Meridiane verlaufen oder wo Punkte liegen – das ist viel Lernarbeit, vor allem, wenn man nur das eigene Pferd unterstützen und nicht als Therapeut arbeiten will.
Beim Energetischen Putzen hingegen tauchen wir nicht tiefer in diese Lehre ein. Es geht bei dieser einfachen Technik lediglich darum, die Energieflussrichtung zu kennen und das Meridiansystem insgesamt in Schwung zu bringen – statt einzelne Meridiane oder Punkte gezielt zu behandeln.

Pferd riecht an einer Bürste
Die Streichungen beim «Energetischen Putzen» können mit einer weichen Bürste ausgeführt werden, aber auch einfach mit der Händfläche
© Adobe Stock / Petra Fischer

Was dafür benötigt wird

Eigentlich ist das Wort «Putzen» nicht ganz korrekt denn mit dieser Technik bekommt man ein schlammverkrustetes Pferd nie und nimmer sauber. Aber die Technik kann problemlos in die Putzroutine eingebaut werden, weshalb sie sich wunderbar in den Stall-Alltag integrieren lässt. Es handelt sich beim «Energetischen Putzen» um Streichungen in Energieflussrichtung. Diese können mit einer weichen Bürste oder aber auch einfach mit der Handfläche ausgeführt werden. Es wird ohne Druck gearbeitet.

Wie oft man das Energetische Putzen anwendet, kann jeder im Einzelfall für sich entscheiden. Das Pferd kann keine «Überladung / Überdosis» davon bekommen. Sicher ist es nicht unbedingt sinnvoll, gestresst von der Arbeit kommend sein Pferd am Putzplatz anzubinden und vor Beginn des Reitunterrichts noch schnell pflichtbewusst die Streichungen ausführen zu wollen. Diese Technik bringt, wie alle energetischen Anwendungen, den besten Erfolg, wenn man diese bewusst und in Ruhe ausführt. Manchmal driftet man dabei sogar selber in einen erholsamen meditativen Zustand ab und kann beobachten, dass es dem Pferd genau so ergeht.

Viele Besitzer haben die Erfahrung gemacht, dass die Pferde entspannter und lockerer laufen wenn sie das Energetische Putzen vor dem Reiten oder der Bodenarbeit ausgeführt haben. Aber auch nach getaner Arbeit tut die Anwendung gut zur Entspannung und Erholung. Oder auch einfach so zwischendurch, wenn man seinem Pferd etwas Gutes tun möchte, kann man es einfach mal Energetisch putzen.

Wie funktioniert jetzt dieses «Energetische Putzen»?

Ein Grundsatz dabei ist, dass man wenn immer möglich, die Energie zieht und nicht schiebt, also immer zu sich hin ziehend arbeitet und möglichst nicht von sich weg schiebend. Das kann man bei sich selber ausprobieren, indem man mit der rechten Hand über den linken Unterarm streicht: Macht man eine „ziehende“ Bewegung, fühlt es sich deutlich angenehmer an, als wenn man die Haut vor sich her „schiebt“.

Auf dem Bild sieht man schon mal die Richtungen, in welche gestrichen werden soll:

Zeichnung eines Pferdes
© Sibylle Moser Simospferd

Wir machen die Streichungen erst auf der einen und dann auf der anderen Körperseite des Pferdes. Wir arbeiten mit ruhigen, fliessenden Bewegungen. Selbstverständlich kann man immer wieder zwischendurch absetzen, man muss nicht das gesamte Pferd in einem Zug ausstreichen. Wichtig ist, dass man immer in der Energieflussrichtung bleibt und nicht hin und her wischt. Wir «teilen» das Pferd in 2 Hälften und zwar den Rumpf in oben/unten und die Beine in innen/aussen bzw. hinten/vorne. Nicht verzagen, es hört sich alles schwieriger an als es in Wirklichkeit ist! Vieles wird einem klar, sobald man mit den Streichungen beginnt und mit ein bisschen Übung benötigt man die Anleitung schon bald nicht mehr.

Der Ablauf

Wir beginnen an den Nüstern und streichen über die obere Hälfte des Kopfes zum Genick, dann weiter über die obere Hälfte des Halses (direkt unterhalb des Mähnenkamms) und über den Rücken bis zur Kruppe. Die Hinterhand fahren wir dann aussen runter bis zum Huf. Beim hinteren Huf streichen wir von der äusseren Ballenecke nach hinten in die Mitte, die Fesselgrube (siehe Bild Kronsäume). Dies ist nur eine kleine Strecke. Den gesamten Rest des Kronsaums streichen wir um die Vorderseite des Hufes herum, wieder bis zur Fesselgrube.

Als Erklärung: im Kronsaum (das ist der Bereich direkt über dem Huf) befinden sich die Anfangs- bzw. Endpunkte der Meridiane. Mit etwas Übung kann man diese als leichte Vertiefungen erspüren. Durch das Streichen des Kronsaums werden diese Anfangs- bzw. Endpunkte alle sanft stimuliert.

Wir befinden uns nun also auf der Innenseite des Hinterhufes. Von da aus geht es jetzt das Hinterbein innen hoch. Vorsicht im Schlauch- bzw. Euterbereich, manche Pferde sind hier empfindlich und da kann einem schnell mal das Hinterbein entgegen geflogen kommen. Jetzt geht es weiter am Bauch entlang nach vorne in Richtung Brust. Es fühlt sich zu Beginn etwas merkwürdig an, gegen die Fellrichtung zu streichen. Manche Pferde mögen dies unter Umständen anfangs nicht so gerne. Hier hilft es oft, mit einer besonders weichen Bürste zu arbeiten, wie man sie auch für das Gesicht des Pferdes verwendet, das dreht die Haare nicht ganz so sehr gegen ihre Wuchsrichtung wie das Streichen mit den Händen.

So, wir sind am Vordebein angelangt. Das Vorderbein wird (im Gegensatz zum Hinterbein) nicht in aussen/innen unterteilt sondern in hinten/vorne. Also die hintere Hälfte des Vorderbeins nach unten fahren bis zum Kronsaum. Den Kronsaum streichen wir innen wie aussen symmetrisch von der hinteren Fesselgrube zur vorderen Mitte aus). Auf dem Bild „Kronsäume“ sieht man die Richtung gut, sieht ein bisschen aus wie ein Herzchen. Dann streichen wir das Vorderbein an der Vorderseite hoch, über die Schulter, den unteren Teil des Halses (entlang der Drosselrinne) über die Ganasche und den Unterkiefer zu den Nüstern.

Jupee, wir haben einen Umgang geschafft. Weil’s so schön war wiederholen wir dies gleich mindestens noch zweimal für die eine Körperhälfte. Und dann haben wir ja auch noch die andere Körperseite des Pferdes, die ebenfalls dreimal ausgestrichen wird. Auf geht’s!

Fazit

Das Energetische Putzen ist einfach in der Anwendung und lässt sich mit etwas Übung von jedem Pferdebesitzer auch ohne große Vorkenntnisse umsetzen. Die Pferde genießen die Anwendung meist sichtlich und somit kann man seinem Pferd ohne viel Aufwand etwas gutes tun.

Sibylle Moser
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