Deutscher Name
Beifuss
Lateinischer Name
Artemisia vulgaris (gemeiner Beifuß), zur selben Familie gehören auch Artemisia absinthium (Wermut), Artemisia annua (einjähriger Beifuß), Artemisia cina (Zitwer), Artemisia abrotanum (Eberraute)
Traditionelle Anwendung
antibakteriell, fungizid, bronchienweitend, wurmabtreibend, appetitanregend, gallefördernd, krampflösend, verdauungsfördernd. Enthält ätherisches Öl (bestehend u.a. Thujon, 1,8Cineol/Eucalyptol und Campher: fungizide und wurmabtreibende Wirkung), Flavonoide (u.a. Quercetin, Isorhamnetin: anti-entzündlich, antiviral), Cumarine (antioxidativ), Triterpene (antientzündlich, antiviral), Sterole (positiv für Cholesterinspiegel, antiviral)
Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en)
Fungizid, antiviral, antibakteriell, anticancerogen, entzündungshemmend, schmerzstillend, harntreibend, positive Wirkung bei Magen-Darm-Problemen und Atemwegsinfekten
Inhaltsstoffe: Naphthochinone (Lapachol, ß-Lapachon), Flavonoide, Anthrachinone, Benzoederivate
Kontraindikationen
Kontaktallergie möglich, vor allem wenn Allergien zu anderen Pflanzen der Asteraceae (z.B. Chrysantheme, Gänseblümchen) bestehen. Nicht bei trächtigen Stuten geben, da Thujon Wehen auslösen kann. Bei der Einnahme therapeutischer Dosen sollte es zu keinen Nebenwirkungen kommen.
Wann wird sie gesammelt
Die Blätter werden in der Regel schon vor der Blütezeit gesammelt.
Welche Pflanzenteile werden verwendet?
Ganzes Kraut.
Wann wird sie gesammelt
Die Blätter werden in der Regel schon vor der Blütezeit gesammelt.
Wie wird sie zubereitet?
Kraut frisch oder trocken verfüttern oder als Tee aufgießen.
Trivia
Beifuß, in vielen Kulturen als Heil- und Ritualpflanze verwendet, galt in Europa als Schutz gegen böse Geister und Krankheiten. In Kissen gefüllt soll Beifuß lebhafte und prophetische Träume fördern. Der starke Geruch kann Insekten abwehren. Die Wissenschaft interessiert sich für seine entzündungshemmenden, antibakteriellen, antiviralen und schmerzlindernden Eigenschaften. Wegen des Thujon Gehalts kann Beifuß – im Übermaß gefressen – neurotoxisch sein und epilepsieartige Krämpfe auslösen. In der TCM wird Beifuß für die Moxibustion verwendet, welcher auch nachweislich gegen Malaria hilft und vermutlich bei einigen Krebserkrankungen positive Wirkung hat. Er toleriert Stickstoff gut, ist allerdings nicht auf hohe Mengen angewiesen.
Sanoanimal Kräutertipp:
Der Beifuß ist in der traditionellen Volksmedizin eine gern verwendete Heilpflanze, da sie in vielen Gebieten zu finden und bei einigen Indikationen anzuwenden ist. Bei Appetitlosigkeit oder Blähungen wurde ein Tee aus Beifuß, unter anderem aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe, zubereitet. Durch die verbesserte Gallensekretion wird die Verwertung der aufgenommenen Nahrung optimiert, vor allem bei sehr fettreicher Nahrung (z.B. dem Gänsebraten, der traditionell mit Beifuß gefüllt wird). Außerdem wird der Pflanze eine positive Wirkung bei Krämpfen oder Koliken zugeschrieben, allerdings kann Beifuß – in größeren Mengen – Krämpfe auslösen, weshalb diese Anwendung teilweise umstritten ist. Auch auf die Atemwege hat Beifuß Einfluss, denn er wirkt weitend auf die Bronchien, was ihn insbesondere für Pferde mit Equinem Asthma interessant macht.
Beim Pferd gilt der Beifuß, neben anderen Pflanzen, als wirksames Kraut gegen Endoparasiten. Da er in großen Mengen problematisch ist, sollte für die Anwendung gegen Würmer eher auf fertige Pflanzenmischungen zurückgegriffen werden, die extra für die Entwurmung beim Pferd entwickelt wurden. Es ist zu beachten, dass vor allem bei alternativen Entwurmungen immer eine Kontrolluntersuchung nach der Entwurmung zu empfehlen ist, um die Wirksamkeit zu überprüfen.
Weitere positive Wirkungen beim Pferd, durch den bei uns an jedem Wegrand wachsenden gemeinen Beifuß (Artemisia vulgaris), sind die Anregung von Speichel- und Magensaftsekretion sowie die Verdauungsförderung. Obendrein kann er bei Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen sowie Blähungen eingesetzt werden. Bei therapeutischen Mengen sind keine Nebenwirkungen bekannt. Allerdings wären weitere wissenschaftliche Untersuchungen zu seinem vielfältigen Wirkspektrum beim Pferd wünschenswert.
Der gemeine Beifuß hat einige enge Verwandte, die ähnliche Eigenschaften haben. So wirkt die Eberraute durch ihren aromatischen und leicht bitteren Geschmack ebenfalls appetitanregend und verdauungsfördernd. Sie kann bei chronischen oder immer wieder auftretenden Darmproblemen eingesetzt werden. Sie soll bei plötzlichem Durchfall helfen, krampflösend bei Koliken und Blähungen wirken und die Galleproduktion stimulieren.
Der einjährige Beifuß (Artemisia annua) wächst eher in sommerlich warmen Regionen mit einem höheren Regenanteil wie China oder Nordindien. In unserer Gegend ist das Vorkommen möglich, aber sehr unbeständig. Durch das enthaltene Artemisinin hat er einen deutlich höheren medizinischen Nutzen. Er wird vor allem in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) eingesetzt, seit 2002 ist er durch die WHO als Heilmittel gegen Malaria anerkannt. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf positive Wirkungen bei Krebserkrankungen, daher laufen hier eine wachsende Anzahl von Studien, deren Ergebnisse abzuwarten sind.
Auch der Einsatz von Wermut wirkt sich durch seine verdauungsfördernde und appetitanregende Wirkung positiv auf unsere Pferde aus und kann gut als Magenmittel eingesetzt werden. Das enthaltene ätherische Öl wirkt antibakteriell. Es können täglich 10-25 g Wermutkraut in Form von Pulver, Tinkturen, Teezubereitungen, Aufgüssen (1:10) oder Extrakten verabreicht werden. Er ist jedoch sehr bitter, sodass man ihn meist, mit einer geringen Menge beginnend, langsam einschleichen muss.
Beim Zitwer (Artemisia cina) ist Vorsicht geboten. Die Blüten wurden früher gegen Würmer eingesetzt, sind allerdings bei der direkten Anwendung giftig für unsere Pferde. Der enthaltene Inhaltsstoff, welcher gegen Würmer wirkt, wurde allerdings gewonnen und wird in schulmedizinischen Präparaten eingesetzt.
Die oben genannten Eigenschaften der Verwandten treffen weitestgehend auch auf den Estragon – auch bekannt als Schlangenkraut – zu, den einige auch als Gewürz aus der Küche kennen.
Wie immer ist bei dem Einsatz von Heilpflanzen darauf zu achten, dass sie kurweise über höchstens 4-6 Wochen eingesetzt werden, da ansonsten ein Gewöhnungseffekt eintritt und die therapeutische Wirkung nicht mehr gewährleistet ist.
Quellen
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- Fritz, Dr. C., Maleh, S. (2020): Zivilisationskrankheiten des Pferdes – ganzheitliche Behandlung chronischer Krankheiten. Thieme Verlag, Stuttgart. 2. aktualisierte Auflage.
- Frühmann, Mag. J.: Beifuss – Artemisia vulgaris (Heilpflanzen-wissen.at)
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- Verbena VH Handels GmbH (19.6.2023): Artemisia annua – die unterschätzte Heilpflanze. https://kraeuterkontor.de/magazin/artemisia-annua-die-unterschaetzte-heilpflanze/
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- Siwan, D., Nandave, D., & Nandave, M. (2022). Artemisia vulgaris Linn: An updated review on its multiple biological activities. Future Journal of Pharmaceutical Sciences, 8(1), 1-14.
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