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Kräutersteckbrief Knoblauch

Deutscher Name

Knoblauch

Lateinischer Name

Allium sativum

Traditionelle Anwendung

Zur Vorbeugung gegen Arterienverkalkung, entzündungshemmend; leicht beruhigend

Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en)

Antibakteriell, antioxidativ.
Beim Menschen Cholesterin-, Triglycerid- und Blutzuckersenkend.
Beim Pferd schleimlösend in den Atemwegen.
Inhaltsstoffe: Alliin, Allicin, Diallyl-Sulfide, Diallyl-Disulfide und Diallyl-Trisulfide

Kontraindikationen

Achtung: Bei Gabe von Knoblauch in höherer Dosierung oder vermutlich auch über längere Zeiträume kann bei Pferden Anämie ausgelöst werden!

Wann wird sie gesammelt

Je nach Pflanzzeit und Klima von Frühjahr bis Herbst

Welche Pflanzenteile werden verwendet?

Einzelne Zehen der Knolle

Wie wird sie zubereitet?

Frisch oder getrocknet

Trivia

Knoblauch ist nicht Knoblauch, es gibt weltweit über 300 verschiedene Sorten und wird vermutlich schon seit über 6.000 Jahren vom Menschen kultiviert.
Für die „Knoblauchfahne“ verantwortlich ist das auch in Zwiebeln enthaltene Allicin, das über Atmung und Haut ausgeschieden wird.
„Chicagaoua“ soll Knoblauch bedeuten in der Sprache amerikanischer Ureinwohner. Man geht davon aus, dass die Stadt „Chicago“ danach benannt wurde, auch wenn sie eher für ihre Autoindustrie als für ihren Knoblauchanbau bekannt ist.
Der Knoblauch hat einen eigenen Tag: Der 19. April ist nationaler Knoblauchtag.

Sanoanimal Kräutertipp: Knoblauch – nicht so harmlos wie es scheint!

Knoblauch ist vielseitig einsetzbar und ihm werden zahlreiche positive Eigenschaften für die Gesundheit von Mensch und Tier zugeschrieben. Ob im eigenen Essen, als verfeinernde Geschmacksnote oder zur Linderung von Insektenstichen – fast jeder hatte in seinem Alltag schon einmal Kontakt mit Knoblauch.

Das enthaltene Allicin ist wesentlich für den typischen Geruch sowie die meisten medizinischen Eigenschaften verantwortlich. Knoblauch wird beim Menschen unter anderem zur Senkung des Cholesterinspiegels sowie des Blutdrucks verwendet. Nachgewiesen ist, dass Knoblauch in der Lage ist, antioxidativ zu wirken, indem die Glutathion-Perodixase in Muskelzellen sowie die Mitochondrien-Funktion positiv beeinflusst werden. Allicin reduziert außerdem im Blut die Triglyceride, das Cholesterin und den Zuckerspiegel und kann in der Leber die Cholesterol-Speicherung reduzieren, weshalb vor allem bei Menschen mit Übergewicht zur regelmäßigen Einnahme von Knoblauch geraten wird.

Auch in der Pferdewelt wird oft vom Einsatz der als gesund geltenden Knolle gesprochen. Besonders häufig findet man die Empfehlung der Knoblauchfütterung im Zusammenhang mit Wurmbefall, Atemwegserkrankungen oder zur Abwehr von Insekten. Die wissenschaftliche Studienlage zur Fütterung von Knoblauch an Pferde ist allerdings bisher eher dünn, daher muss man viele der gelobten Eigenschaften kritisch hinterfragen. Nichtsdestotrotz gibt es bereits einige Erkenntnisse, gerade zu den oben genannten Anwendungen.

Durch die regelmäßige „prophylaktische“ Gabe von Anthelminthika haben sich inzwischen Resistenzen bei den Pferdeparasiten entwickelt, sodass die üblichen chemischen Wurmkuren oft nicht mehr ihre Wirkung entfalten können und nicht genug Würmer abgetötet werden können. Aufgrund dessen steigt die Nachfrage nach alternativen Bekämpfungsstrategien, wie die Verwendung von Kräutern oder Heilpflanzen und auch Knoblauch wird hier oftmals empfohlen. Eine Studie, die 2018 von Buono an 15 Pferden durchgeführt wurde, welche auf natürliche Weise mit Darmwürmern (Strongyliden) infiziert waren (>200 Eier pro Gramm), konnte allerdings weder für frischen noch für getrockneten Knoblauch eine Reduzierung der Eiausscheidung nachweisen.

Knoblauchknollen und Knoblauchzehen auf einem Tisch
© Adobe Stock / bit24

Häufig wird Knoblauch auch zur Behandlung von Atemwegserkrankungen und Lungeninfektionen sowie zur Linderung von Hustensymptomen empfohlen. Um die Wirksamkeit bei Atemwegserkrankungen nachzuweisen, wurden von Saastamoinen et al. mehrere Studien durchgeführt, in denen gezeigt werden konnte, dass ein Supplement aus Knoblauch dazu beitragen kann, Schleim in den Atemwegen zu lösen. Darüber hinaus konnte auch gezeigt werden, dass die Atemfrequenz unter Fütterung von Knoblauch zurückging. Daher wird Knoblauchfütterung im Zusammenhang mit Atemwegserkrankungen beim Pferd durchaus als möglicher therapeutischer Ansatz diskutiert.

Bereits in diesen Studien wurde aber auch das gleichzeitige Risiko einer Verschlechterung der hämatologischen Werte bei längerer Fütterung angesprochen. Tatsächlich stellte sich im Laufe der Untersuchungen heraus, dass das im Knoblauch enthaltene Allicin – neben seinen positiven Eigenschaften – auch dafür sorgt, dass die roten Blutzellen darin beeinträchtigt werden, oxidative Schäden am Hämoglobin zu verhindern, indem ein Enzym in den roten Blutkörperchen verändert wird. Es kann also eine hämolytische Anämie durch den Verzehr von Knoblauch (und anderen Zwiebelarten!) beim Pferd hervorgerufen werden. Hier ist also Vorsicht geboten!

Die wohl häufigste Verwendung von Knoblauch als Futtermittel soll dazu dienen, Insekten vom Pferd fernzuhalten. Vermutlich geht diese Anwendung zurück auf Untersuchungen am Menschen, die gezeigt haben, dass das Einreiben mit Knoblauchöl einen abwehrenden Effekt gegen blutsaugende Insekten hat. Dass diese Wirkung bei Fütterung von Knoblauch an das Pferd eher zweifelhaft ist, wurde jedoch von Rajan et al. gezeigt. Hier konnte zumindest bei der kurzzeitigen Fütterung von Knoblauch kein Unterschied in der Versuchsgruppe im Vergleich zur Placebo-Gruppe festgestellt werden. Um zu einer signifikanten Ausscheidung von Knoblauchgeruch über die Haut – und damit einer Insektenabwehrenden Wirkung – zu kommen, muss die Dosierung vermutlich in einem Bereich liegen, der wiederum eine Anämie auslösen kann. Man kann das ja auch mal einfach an sich selber ausprobieren, ob man noch von Mücken gestochen wird, wenn man zum Mittag- oder Abendessen ein Gericht mit Knoblauch zu sich genommen hat. Die meisten werden feststellen, dass das nicht wirklich gut funktioniert.

In einer Studie von Pearson et al. von 2005 wurde gezeigt, dass bereits eine tägliche Dosis von 200 mg Knoblauch (Trockensubstanz)/kg Körpergewicht (=100g getrockneter Knoblauch bei einem 500kg schweren Pferd) zu Anzeichen einer Anämie führen kann. Daher ist es also durchaus möglich, das Pferd durch gut gemeinte, großzügige Knoblauchgaben über den Sommer schleichend zu vergiften. In dieser Studie wurden zwar nur zwei Pferde untersucht, sodass die Aussagekraft über die exakte Menge nicht besonders hoch ist. Jedoch im Zusammenhang mit den übrigen Studien, die alle bei höherer Dosierung negative Effekte nachgewiesen haben, sollte das Risiko insgesamt nicht unterschätzt werden.

Entsprechend wurde in den USA der Grenzwert von Knoblauch in Pferdefuttermitteln auf 15mg (Trockensubstanz)/kg Körpergewicht herabgesetzt. Bei dieser Menge ist jedoch eine Insekten-abwehrende Wirkung stark zu bezweifeln. Unklar ist bisher auch noch, ob es nur auf die Menge oder auch auf die Dauer der Gabe ankommt, sodass eine Fütterung über einen längeren Zeitraum generell nicht empfohlen wird. Hier sind also noch weitere Studien notwendig, um eine klare Aussage treffen zu können.

Deshalb bleibt das Ergebnis bei Knoblauchfütterung an Pferde insgesamt gemischt. Bei allen positiven Eigenschaften, die er bei uns Menschen vor allem im Zusammenhang mit den Zivilisationsrisiken Herz-Kreislauferkrankungen, Insulinresistenz und Übergewicht entfaltet, besteht bei der Fütterung an Pferde ein nicht unerhebliches Risiko, gesundheitliche Schäden zu provozieren. Daher sollte eine Fütterung gut überlegt sein.

Quellen:

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  • Fritz, Dr. C., Maleh, S. (2020): Zivilisationskrankheiten des Pferdes – ganzheitliche Behandlung chronischer Krankheiten. Thieme Verlag, Stuttgart. 2. aktualisierte Auflage.
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  • Saastamoinen M. et al. (2019): Garlic (Allium Sativum) Supplementation Improves Respiratory Health but Has Increased Risk of Lower Hematologic Values in Horses. Animals (Basel). https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30609743/
  • n.a. (2021): Garlic. National Institute of Child Health and Human Development. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30000841/
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  • Pátkai, G., Monspart-Senyi, J., & Barta, J. (1998). Antimicrobial effect of volatile oils of garlic and horse-radish. In Developments in Food Science (Vol. 40, pp. 659-665). Elsevier.
  • Saastamoinen, M. T., Hyyppä, S., & Särkijärvi, S. (2010). Influence of garlic supplementation on respiratory health and incidence of anaemia in horses. The impact of nutrition on the health and welfare of horses, 128, 280.