Kräutersteckbrief
Deutscher Name
Rainfarn; Verwandte vom Mutterkraut (Fieberkraut, Mutterkamille)
Lateinischer Name
Tanacetum vulgare L.; Chrysanthemum vulgare Bernh.
Traditionelle Anwendung
Rainfarn wurde früher als Wurmmittel oder Abortivum eingesetzt, hat aber an Gebräuchlichkeit verloren. Zerdrückte Blätter als Auflage auf Quetschungen und Krampfadern beim Menschen
Wissenschaftlich nachgewiesene Anwendung(en)
Enthält ätherisches Öl mit dem Hauptbestandteil Thujon (𝜶- und β-Thujon (durchschnittlicher Gehalt ca. 50%)). Weitere Wirkstoffe sind Phenole, Flavonoide, Terpenoide sowie Campher, Myrtenol, und Chrysanthenole. Verschiedene Extrakte sind Gegenstand intensiver pharmakologischer Forschung. Antioxidativ, entzündungshemmend, antimikrobiell/antibiotisch, anthelmintisch, cytotoxisch. Es gibt 15 verschiedene Chemotypen der Pflanze, je nach geographischer Region, daher ist die Vergleichbarkeit schwierig.
Kontraindikationen
Durch den stark variierenden Thujongehalt können Vergiftungen schon im üblichen Dosierungsbereich auftreten. Symptome: Krämpfe, Mydriasis, Pupillenstarre, Leber- und Nierenschäden, Erbrechen (beim Menschen), Erhöhung der Atemfrequenz bis hin zu einer tödlichen Vergiftung durch Kreislauf- und Atemstillstand. Bewirkt bei Kühen Schleimhautreizungen sowie Schädigungen von Leber und Niere, Schwellungen am Kopf und im Hals. Letale Dosis beim Menschen an ätherischem Öl: 15-30 g akute orale LD50 bei Ratten: 1,15 g/kg akute dermale LD50 Kaninchen: >5 g/kg Hunde mit Wurminfektion: toxisch bei oralen Dosen von 300 mg/kg
Wann wird sie gesammelt
Die Ernte erfolgt zur Blüte im August.
Welche Pflanzenteile werden verwendet?
Blätter / oberirdische Pflanzenteile
Wie wird sie zubereitet?
getrocknet/als Öl
Trivia
Häufig zu finden an Wegen, auf Brachland, an Waldrändern und Dämmen. Rainfarn benötigt einen nährstoffreichen Lehmboden. Wächst fast in ganz Europa, Blüte Spätsommer bis Herbst. Wird in der ökologischen Landwirtschaft verwendet, um eine Jauche anzusetzen, die als biologisches Pflanzenschutzmittel eingesetzt wird, nachweislich wirksam gegen Virusinfekte bei Tomatenpflanzen und gegen Blattläuse
Kräutertipp:
Der Rainfarn ist eine eher unbekannte Pflanze, welche früher oft als Wurmmittel oder missbräuchlich als Abortivum eingesetzt wurde, mittlerweile aber praktisch nicht mehr verwendet wird in der Naturheilkunde. Beim Menschen werden lediglich noch die Blätter der Pflanze zerdrückt und traditionell als Auflage bei Quetschungen und Krampfadern eingesetzt, aber auch diese Anwendung ist eher unbekannt. Dafür steht er aufgrund seiner vielfältigen Wirkstoffe im Fokus der medizinischen Forschung. Hierbei wird jedoch nicht mit der ganzen Pflanze gearbeitet, sondern mit aufgereinigten Extrakten der einzelnen Wirkstoffe, um die hohe Toxizität der ganzen Pflanze zu umgehen.
Da der Rainfarn volksmedizinisch als Wurmmittel eingesetzt wurde, untersuchte man die Wirkung der Pflanze beim Befall von Menschen mit Würmern aus der Klasse der Saugwürmer (Schistosoma mansoni). Hierbei wurde die Wirkung eines Rohextrakts sowie eines ätherischen Öls (das insbesondere aus Thujon besteht) aus der Pflanze genauer untersucht. Bei einer hohen Gabe von 200 µg/ml wurde die motorische Aktivität der Würmer verringert und alle erwachsenen Würmer starben. Halbierte bzw. viertelte man die Dosis, war das ätherische Öl inaktiv, das Rohextrakt führte immer noch zum Tod aller erwachsenen Würmer. Durch die hohe Gabe des Rohextrakts (200 µg/ml) wurde außerdem die Lebensfähigkeit verringert sowie die Produktion entwickelter Eier reduziert.
Anhand dieser Ergebnisse kann davon ausgegangen werden, dass Rainfarn als Mittel gegen diese Wurmart eingesetzt werden kann und somit eine anthelminthische Wirkung aufweist. Da die Gefahr der Vergiftung allerdings relativ hoch ist, sollte hier auf andere Mittel zurückgegriffen werden.
Rainfarn enthält einen hohen Anteil an Thujon, ein Hauptbestandteil des enthaltenen ätherischen Öls. Auch im Thujaöl aus dem Lebensbaum (Thuja), der ja gerne als Hecke gepflanzt oder in Töpfen auf Springturnieren zur Deko eingesetzt wird, ist Thujon enthalten. Während die Giftigkeit der Thuja-Pflanze recht bekannt ist, wissen die wenigsten um die Giftigkeit des Rainfarns!
Sucht man nach der englischen Übersetzung des Rainfarns, so trifft man auf die Übersetzung „golden buttons“, was die Blüten sehr schön beschreibt, oder auch „tansy“. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, denn es darf nicht mit „tansy ragwort“ verwechselt werden, was die Übersetzung für das Jakobskreuzkraut darstellt. Nicht nur bei der Übersetzung kann es leicht zu einer Verwechslung kommen – auch auf der Suche auf der Wiese muss man sich über die Unterschiede informieren, da die Pflanzen aus der gleichen Gattung kommen. Doch schaut man genauer hin , ist ein deutlicher Unterschied der Blüten zu erkennen.
Der Rainfarn bildet eine Blütendolde, die aus gelben „knopfförmigen“ Blüten besteht, während das Jakobskreuzkraut in seiner Blütenform eher einer Margerite ähnelt, nur in Gelb. Jakobskreuzkraut wird auch gerne mit Johanniskraut verwechselt, hier sehen sich die Blüten auf den ersten Blick deutlich ähnlicher, aber anhand der Blätter sind sie gut zu unterscheiden.
Im Heu sind Rainfarn und Jakobskreuzkraut schwieriger auseinanderzuhalten, da beide violette, harte Stiele bekommen im Trocknungsprozess. Die Blätter sehen sich zudem sehr ähnlich und die Blüten, anhand derer man sie eindeutig auf den ersten Blick identifizieren kann, sind oft nicht mehr vorhanden.
Während Rainfarn im Heu ungiftig ist und von den Pferden auch aussortiert wird, bleibt Jakobskreuzkraut durch seine Pyrrolizidinalkaloide auch nach Trocknung giftig und sollte daher im Heu unbedingt vermieden werden.
Also Augen auf – hier ist Vorsicht geboten, beim Rainfarn nur in frischer Variante (beispielsweise auch in frisch gemähtem Grün), bei Jakobskreuzkraut frisch und getrocknet.
Auch wenn der Rainfarn also manchmal als „Wurmfarn“ bezeichnet wird und früher auch zur Entwurmung der Haustiere eingesetzt wurde, ist von einer solchen Anwendung dringend abzuraten, da die Wirkstoffgehalte stark variieren können und es nur ein sehr schmaler Grat ist zwischen Wirkung und Gift.
Quellen:
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