Das erste halbe Jahr erhält das Fohlen alles, was es an Nährstoffen braucht, aus der Stutenmilch. Dazu beginnen die Fohlen auch von Anfang an, Gras und Heu zu knabbern.
Je besser sich ihr Darm entwickelt, umso mehr Nährstoffe können sie auch nach und nach aus dem Beifutter ziehen.
Nach den ersten drei Monaten nimmt der Nährwert der Stutenmilch dann deutlich und stetig ab, so wie das Fohlen Nährstoffe aus dem Grundfutter gewinnen kann.
Mit etwa fünf bis sechs Monaten können Fohlen grundsätzlich auch gut ohne die Milch ihrer Mutter zurechtkommen.
In der Natur bleiben sie aber meist noch bei ihrer Mutter, bis sie etwa neun bis zehn Monate alt sind. Dann steht langsam die Geburt des Geschwisterchens an und die Mütter beginnen, das Fohlen vom letzten Jahr vom Euter wegzuscheuchen. Zu dem Zeitpunkt liefert die Milch kaum noch Nährstoffe, die Stute braucht alles, damit das neue Fohlen in ihrem Bauch ausreichend versorgt ist für seinen letzten Entwicklungsschub.
Fohlenmüsli – ja oder nein?
Bei uns werden die Fohlen meist schon mit sechs Monaten oder sogar schon früher abgesetzt, was eigentlich für ihre psychische Entwicklung noch deutlich zu früh ist – auch wenn sie körperlich damit zurechtkommen.
Eine Zufütterung von „Fohlenmüslis“ oder „Fohlenstartern“ ist in den ersten Lebensmonaten nicht nur überflüssig, sondern kann auch langfristig problematisch für die Gesundheit des Pferdes sein.
Der hohe Gehalt an aufgeschlossenen Getreiden in solchen Fohlenmüslis treibt den Blutzuckerspiegel nach oben, sodass der Grundstein für eine spätere Insulinresistenz und Übergewicht (EMS) gelegt werden kann.
Jede Fettzelle, die ein Fohlen aufgrund einer solchen Zufütterung mit hochkalorischen Müslis bildet, bleibt ihm ein Leben lang erhalten mit der Folge, dass man später ein Pferd hat, wo man täglich gegen das Übergewicht und das Risiko einer Hufrehe kämpft.
Was kommt nach dem Absetzen?
Wenn das Fohlen von seiner gesunden Mutter eine optimale Darmflora (Dickdarm-Mikrobiom) mitbekommen hat, dann kann man sich in der Aufzuchtphase nach dem Absetzen auf eine artgerechte, naturnahe Ernährung konzentrieren.
Die Darmflora ermöglicht es dem wachsenden Pferd, aus Heu und Gras jede Menge Energie und wertvolle Nährstoffe für Wachstum und Entwicklung zu gewinnen. Mineralfutter, Salzleckstein und Wasser dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Wenn es aber an Futtermittel darüber hinaus geht – und die Auswahl der Futtermittelindustrie ist groß und bunt – dann sollte man sich immer genau überlegen, ob das Pferd das wirklich braucht oder ob man damit nicht vielleicht den Grundstein für spätere Gesundheitsprobleme legt.
Denn hier gilt dasselbe wie bei „Fohlenmüslis“ – häufig sind zu viele leicht verdauliche Nährstoffe enthalten, die langfristig mehr schaden als nützen können.
Natürlich wird das junge Pferd hier und da in den kommenden Jahren die üblichen „Kinderkrankheiten“ durchlaufen, von Graswarzen auf der Nase bis Wurmbefall im Darm.
Diese Gesundheits“problemchen“ kann man jeweils therapeutisch gezielt mit Futtermitteln unterstützen, wenn sie auftreten. Ansonsten sollte man ein junges Pferd weder überfüttern noch übertherapieren.
Mehr dazu: Eiweiss in der Aufzuchtfütterung oder Salzlecksteine «all you can eat» im Aufzuchtstall- geht das gut?
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