Bevor man sich entscheidet, aus seiner Stute ein Fohlen zu ziehen, sollte man immer unbedingt die bisherige Fütterung der zukünftigen Mutter und die Gesundheit ihres Darms in Erwägung ziehen, denn sie prägen die Gesundheit des Fohlens maßgeblich für das ganze Leben.
Aber warum ist die Fütterung und die Darmgesundheit der Mutter wichtig für das Fohlen?
Das Pferd gewinnt seine Energie überwiegend aus der Pflanzenfaser Cellulose, die im Dickdarm von entsprechenden Mikroorganismen zerlegt wird.
Die Energie wird dabei in Form von flüchtigen Fettsäuren bzw. deren Salzen frei, also als Propionat, Butyrat und Acetat. Diese werden über die Darmschleimhaut aufgenommen und vom Organismus direkt in den Energiestoffwechsel eingeschleust.
Damit stellt das Pferd eine Besonderheit unter den nicht-wiederkäuenden Säugetieren dar. Denn die meisten Säugetiere beziehen ihre Energie aus Zucker / Stärke, Eiweiß oder Fett, die alle im Dünndarm verdaut werden. Diese Nährstoffe werden beim Pferd in nur sehr geringen Mengen benötigt.
Der Darm ist die Mutter der Gesundheit
Der Dreh- und Angelpunkt einer artgerechten Pferde-Ernährung und damit auch der Gesundheit ist also der Dickdarm und die darin lebenden Mikroorganismen, die als Mikrobiom (oder umgangssprachlich als Darmflora) bezeichnet werden.
Sie haben einen erheblichen Einfluss nicht nur auf die Nährstoffausbeute, sondern auch auf den Hormonhaushalt, das Verhalten und den gesamten Stoffwechsel des Pferdes.
Der Darm muss erst besiedelt werden
Fohlen werden mit einem „sterilen“ Dickdarm geboren, d.h. sie haben noch keine Darmflora.
Diese bauen sie in den ersten 4-5 Lebensmonaten auf, indem sie regelmäßig den Kot der Mutterstute fressen.
Der Kot von Pferden besteht normalerweise zu ca. 50% der Trockensubstanz aus Mikroorganismen, also der Darmflora.
Es ist also im Kot der Mutterstute jede Menge Mikrobiom enthalten, das sich nach der Aufnahme im Dickdarm des wachsenden Fohlens ansiedeln kann. Außerdem sind genau die Mikroorganismen enthalten, die das Fohlen benötigt, um das Futter in seinem Lebensraum optimal verwerten zu können. Denn die Zusammensetzung des Mikrobioms hängt auch immer vom verfügbaren Futter ab.
In der Natur kann nur eine Stute mit einer gut funktionierenden Darmflora ausreichend Nährstoffe und Energie aus ihrem Futter gewinnen, um überhaupt trächtig zu werden und ein Fohlen auszutragen.
Stuten mit gestörtem Darmmilieu sind vielleicht noch in der Lage, ihren Eigenbedarf zu decken, nehmen aber beim Decken nicht auf bzw. werden überhaupt nicht erst rossig, weil der Körper nicht ausreichend Energie und Nährstoffe für eine Trächtigkeit zur Verfügung hat.
Eine Stute mit einem gestörten Darmmilieu wird sich also in der Natur nicht weiter fortpflanzen und damit das Problem auch nicht an die Nachkommen weitergeben.
Nur eine Stute mit gesunder Darmflora kann ein Fohlen bekommen und das Fohlen bekommt dann aus dem Kot seiner Mutterstute auch genau die Mikroorganismen für seinen Darm, die es in die Lage versetzen, das Grundfutter in seinem Lebensraum optimal zu verwerten.
Nach 4-5 Monaten hat das Fohlen dann ein eigenes stabiles Mikrobiom im Dickdarm und wird damit unabhängig von der Muttermilch, da es jetzt selber Energie aus den Pflanzenfasern seines Raufutters gewinnen kann. So ist der Idealfall.
Falsche Fütterung der Mutterstute = Dysbiosen beim Nachwuchs
Hat die Stute jedoch schon ein gestörtes Darmmilieu und eine nicht optimale Darmflora, dann nimmt das Fohlen auch vom ersten Tag an falsche Mikroorganismen aus dem Mutterkot auf, die sich dann im Dickdarm des Fohlens ansiedeln.
Dasselbe gilt, wenn das Fohlen in seinen ersten Lebensmonaten Antibiotika bekommen muss. Auch das führt zur Ansiedelung falscher Mikroorganismen im Dickdarm bzw. zum Absterben erwünschter Darmbewohner, was meist nicht reversibel ist.
Eine Stute mit einem gestörten Darmmilieu wird sich also in der Natur nicht weiter fortpflanzen und damit das Problem auch nicht an die Nachkommen weitergeben.
Nur eine Stute mit gesunder Darmflora kann ein Fohlen bekommen und das Fohlen bekommt dann aus dem Kot seiner Mutterstute auch genau die Mikroorganismen für seinen Darm, die es in die Lage versetzen, das Grundfutter in seinem Lebensraum optimal zu verwerten.
Störungen der Darmflora machen langfristig krank
Langfristig führt ein gestörtes Darmmilieu immer zu einer übermäßigen Belastung des Stoffwechsels und damit einer Anfälligkeit für Stoffwechselkrankheiten. Die Gesundheit des Fohlens beginnt also schon mit der Dickdarm-Gesundheit der Mutter.
Nur eine Mutterstute, die artgerecht ernährt und gehalten wird (und wurde!) und damit ein möglichst gesundes Dickdarm-Milieu hat, ist in der Lage, ihrem Fohlen eine gesunde Darmflora mit auf den Lebensweg zu geben.
Diese wiederum ist essentiell für die Gesundheit des Nachwuchses und zwar nicht nur in den ersten Wochen und Monaten, sondern ein Leben lang.
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