Sinnvoller Heuersatz?
Die Fütterung silierter Grasprodukte nimmt zu.
Die Vorteile von Heulage
Die Pferde mögen es
Pferde fressen silierte Produkte gerne, weil sie gut schmecken. Der staubfreie Zustand von Heulage führt dazu, dass Pferde mit chronisch gereizten Atemwegen weniger husten. Tierärzte empfehlen die Fütterung von Heulage bei chronischem Husten, weil dadurch das Husten-Symptom verschwindet. Allerdings ohne sich Gedanken über die gesundheitlichen Auswirkungen von Heulage auf den Rest des Organismus zu machen.
Vereinfachte Produktion und Lagerung
Auch Landwirte haben ein Interesse daran, silierte Produkte herzustellen. Heu ist aufwendig herzustellen, weil es mehrmals gewendet werden und 3 – 5 Tage bei Sonnenschein trocknen muss. So kann von einer Wiese normalerweise in einem Sommer nur zweimal ein Heuschnitt gemacht werden, der sehr arbeitsaufwendig ist. Das Heu muss eingebracht und trocken gelagert werden, am besten in einer Scheune. Viele Landwirte haben jedoch ihre Scheunen zu Ställen oder Reithallen umgebaut, sodass keine ausreichenden Heulagerflächen mehr zur Verfügung stehen.
Auch führt die Produktion moderner Rund- oder Quaderballen dazu, dass Heulager über dem Stall oft nicht mehr benutzbar sind, weil diese in alten Ställen nicht befahren werden und die Großballen nicht von Hand eingelagert werden können. Die meisten modernen Reit anlagen werden ganz ohne Scheune geplant, sodass überhaupt keine Lagerung unter Dach möglich ist. Die Lagerung im Freien ohne Abdeckung oder mit Plane abgedeckt ist unbefriedigend, da Feuchtigkeit in das Heu zieht und es schimmelt.
Höhere Ausbeute, geringere Wetterabhängigkeit
Heulage ist schneller zu produzieren; je nach Trocknungsgrad werden nur 1–3 Tage Sonnenschein und meist nur 1–2 Wendeprozesse benötigt. Das Produkt wird in Folie eingewickelt und die Ballen können draußen gelagert werden. Bei SiloHerstellung können meist 3 – 5 Schnitte pro Wiese gemacht werden, die Ausbeute aus einer Wiese wird also erhöht – auch wenn dies zu Lasten der Kräuter geht, die in der Silierung gegenüber Blattgras- und Kleesorten ohnehin eher stören. Es spart Arbeit und Lagerplatz, siliertes Gras zu verfüttern, weshalb immer mehr Bauern zumindest die frühen und späten Schnitte der Wiesen, die zu unsicheren Wetterlagen produziert werden, zu Silage oder Heulage verarbeiten.
Der entscheidende Nachteil: für Pferde nicht geeignet
Seiner Natur nach muss Gras für Pferde stengelig sein und einen hohen Rohfaseranteil aufweisen. Futtermittel mit einem hohen Anteil an strukturierter Rohfaser sind aber verfahrensbedingt gar nicht zur sauberen Silierung geeignet, da nur eine ungenügende Verdrängung der Luft stattfindet. Eine saubere Silierung (Milchsäuregärung) braucht einen kompletten Luftabschluss; ansonsten kommt es zu Fehlgärungen und Schimmelbildung.
Pferde sind empfindlicher als Rinder
Pferde reagieren im Gegensatz zu Rindern auf fehlgegorene Silageprodukte, d.h. Schimmelbefall, sehr empfindlich: von der Erkrankung der Stoffwechselorgane Leber und Niere mit ihren Folgewirkungen wie Gelenksentzündungen, Muskelkater, Muskelschmerzen etc. bis zu Hautaffektionen wie Mauke, Sommerekzemen und Darmerkrankungen wie Durchfall, Kotwasser und bis zu schwersten Koliken.
Schimmel
Ist an einem Silageballen äußerlich Schimmel zu sehen, ist der Ballen bis in den Kern verschimmelt. Aber auch ohne sichtbare Stellen von Schimmel ist eine Kontaminierung mit Schimmel bei pferdegerechtem Grasschnitt durch den Luftgehalt wahrscheinlich. Dazu kommt, dass Heulage länger auf der Wiese getrocknet wird als Silage. Sie wird mit einem Restfeuchtegehalt von 15 – 20 % gewickelt.
Milchsäurebakterien sind für den Verdauungstrakt des Pferdes ebenso ungeeignet wie Schimmelpilze. Daher ist auf die Verfütterung von Heulage zu verzichten.
Das verzögert die Vermehrung der Milchsäurebakterien und ermöglicht damit das Hochwachsen von Schimmelpilzen. Erst bei Erreichen eines pH-Wertes unter 5 tritt Keimruhe ein und weder Milchsäurebakterien noch Schimmelpilze können weiter wachsen. Dieser pH ist abhängig davon, wie trocken das Gut bei Beginn der Silierung ist. Während man beim Heu den Schimmelbefall daran erkennt, dass es staubt, muffig riecht und zusammengepresste graue Platten enthält, täuscht Heulage eine gute Qualität vor, die sich aber in den meisten Laboruntersuchungen nicht bestätigt.
Machen Sie die Probe: Schicken Sie etwas von Ihrer Heulage an die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt (LUFA) ein und lassen Sie sie auf Schimmelpilzbelastung untersuchen. Die meisten Pferdehalter sind schockiert, wenn sie das Ergebnis in den Händen halten.
Milchsäurebakterien
Siliertes Gras bringt eine große Menge Milchsäure und Milchsäurebakterien in den Darm ein und führt zu einer Verschiebung des Darmmilieus. Milchsäurebakterien sind für den Silierungsprozess verantwortlich und daher in großem Maß in allen silierten Produkten, damit auch in der Heulage, enthalten. Sie bewirken eine Ansäuerung des Dünn- und Dickdarms. Dadurch werden wiederum Darmsymbionten des Dickdarms abgetötet und aufgebrochen, sodass ihre Endotoxine frei werden und in den Blutkreislauf gelangen.
Statt ihrer siedeln sich Milchsäurebakterien im Darm an, welche zwar Zucker und Eiweiß aus dem Heu verdauen, aber keine Nährstoffe für das Pferd zur Verfügung stellen. Statt dessen produzieren sie als Abfallprodukt Milchsäure, die vom Pferd über die Darmschleimhaut aufgenommen wird. Durch den sauren pH-Wert im Darm entzündet sich die Darmschleimhaut, was zum so genannten „Leaky Gut Syndrom“ führt (übersetzt: löchriger Darm). Das ist die Ursache für die meisten Fälle von Kotwasser bei Pferden. Die Störung des Darmfloragleichgewichts durch Milchsäurebakterien kann zu Hufrehe oder Allergien wie Sommerekzem, zu Durchfällen und Koliken sowie zu Nährstoffmangel führen.
Schlechtere Verwertbarkeit
Das Pferd muss die aufgenommene Milchsäure unter Sauerstoff-Verbrauch zunächst in Glucose umwandeln, um diese dann unter weiterem Sauerstoffverbrauch als Energielieferant verwenden zu können. Das Argument, dass siliertes Gras „vorverdaut“ ist und die Pferdeverdauung entlastet, dreht sich also in der Praxis genau um: Die Milchsäurebakterien sorgen dafür, dass das Pferd weniger Nährstoffe und mehr Abfallstoffe aufnimmt als bei Heufütterung.
Keine Vitamine
Milchsäurebakterien liefern dem Pferd keine essentiellen Nährstoffe, es gerät mittel fristig in einen Mangelzustand. Vor allem das Fehlen der aktiven Formen von Vitamin B6 und B12 hat hat erhebliche Auswirkungen auf das gesamte Stoffwechselgeschehen und begünstigt unter anderem das Auftreten der Entgiftungsstörung Kryptopyrrolurie.
Belastung des Organismus durch Milchsäure
Die großen Mengen aufgenommener Milchsäure können vom Pferd nicht ausreichend in Glucose umgewandelt werden. Es kommt zu einer Einlagerung der Säuren im Bindegewebe. Die Folge ist ein Aufschwemmen der Pferde, was augenscheinlich immer als „Zunehmen“ wahrgenommen wird. Es handelt sich aber nicht um die Zunahme von Muskelmasse oder Fett, sondern nur um die Einlagerung von Lymphe im Gewebe, die den dort sauren pH-Wert verdünnen soll. Die Tatsache, dass diese Übersäuerung nicht im Blutbild zu sehen ist, ist dem Umstand geschuldet, dass die Niere Höchstleistungen vollbringt, um den Blut-pH konstant zu halten. Sie ist deshalb auch nach dem Darm das am meisten durch Heulage geschädigte Organ.
Folgen der Heulagefütterung
Siliertes Gras führt zu unterschiedlichen, für die Gesundheit dramatischen Folgen:
Symptome
Die auftretenden Symptome sind je nach Pferd verschieden und können Allergien, angelaufene Beine, Kotwasser, Koliken, Sommerekzeme, Mauke, Sehnenschäden, Hufrehe und vieles mehr beinhalten.
Listeriose und Botulismus
Dabei ist das Auftreten von Listeriose-Infektionen und Botulismus noch nicht berücksichtigt. Botulismus ist eine meist tödlich verlaufende Vergiftung mit Leichengift. Dieses gerät vor allem durch tote Mäuse oder Rehkitze in die Heulage-Ballen und kann sich dort im warmen, feuchten Milieu ausbreiten. Auch ins Heu können tote Mäuse geraten, sie richten jedoch im getrockneten Zustand darin keinen Schaden mehr an. Es ist bereits sowohl in Deutschland als auch in Österreich und sogar im Pferdeland England mehrfach in Pferdeställen zu Todesfällen infolge Botulismus nach Heulagefütterung gekommen. Auch in diesem Hinblick sollte man sich fragen, ob Heulage für die Fütterung an Pferde geeignet ist. Diese Gefahren sollten bei der Entscheidung zu Fütterung von Heulage beachtet werden.
Heulage mindert die Leistung
Obwohl die Energiewerte verlockend aus sehen, schadet die Form der Energie aus Heulage dem Pferd mehr als sie nützt. Der hohe Eiweißwert von Heulage ist bedingt durch bakterielles Eiweiß aus Milchsäurebakterien. Deren Milchsäure ist kein Eiweißlieferant für das Pferd, sondern ein Abfallstoff. Durch die Störung der Darmflora kann Energie aus Cellulose nicht effektiv verwertet werden. Kraftfuttergaben kommen vor allem den zuckerverbrauchenden Milchsäurebakterien zugute. Heulage sorgt also für reduzierte Leistung des Pferdes und langfristige Schädigung der Gesundheit. Leider sind aber die Folgen dieser Fütterung – je nach Leistungsanforderung – oft erst Jahre später erkennbar und werden daher selten in unmittelbaren Zusammenhang gestellt.
Fazit: Wer Heulage füttert, sollte die Schuld an ständigen Problemen mit den Pferden nicht auf die neue Weichheit der heutigen Pferde schieben und an den verschiedenen Symptomen rumdoktorn, sondern die Fütterung auf pferdegeeignetes Raufutter umstellen.
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