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Hufkrebs ist – im Gegensatz zu dem, was sein Name suggeriert – kein „Krebs“ im Sinne eines Tumors. Diese schon recht lange geläufige Bezeichnung beruht nur auf seinem Aussehen, das dem von Geschwüren ähnelt. Schaut man genauer hin, dann ist Hufkrebs eigentlich eine chronische Wundheilungsstörung der Huflederhäute, verursacht durch deren (chronische) Reizung und/oder ausgelöst durch eine Verletzung. Entsprechend ist auch der Behandlungsansatz ein ganz anderer als bei einem echten Hufkarzinom.

Symptome und Erscheinungsbild

Natürlich fällt als erstes die Veränderung des Sohlenbereichs auf, sobald man den Huf aufhebt. Bei Hufkrebs wird kein normales Horn mehr gebildet, sondern ein schmieriges „Ersatzhorn“ mit typisch käsig-unangenehmem Geruch. Dabei gibt es eine große Bandbreite an Schweregraden, von kleinen Stellen dieses schmierigen Ersatzhorns, bis hin zu Entzündungen, die den ganzen Huf betreffen, mit „blumenkohlartig“ aufgequollener Lederhaut. Diese scheinbaren Wucherungen hat man ursprünglich für bösartige tumoröse Zubildungen gehalten, daher der Name. Inzwischen weiß man aus genauen wissenschaftlichen Untersuchungen aber, dass der Hufkrebs ein ganz anderes Krankheitsbild ist als das selten auftretende, echte Hufkarzinom, bei dem es sich in der Tat um einen Tumor handelt.

Hufkrebs
Hufkrebsfall zu Behandlungsbeginn
© Heike Staffler
Hufkrebs Heilungsprozess
Gleicher Fall mit einem halben Jahr Abstand dazwischen
© Heike Staffler

Mögliche Ursachen für Hufkrebs

Es gibt die verschiedensten Auslöser für Hufkrebs. Dazu gehören unter anderem: Strahlfäule, Schnittverletzungen der Lederhaut, schwere Mauke oder Saumhornentzündungen. Als häufigste Ursache findet man allerdings Quetschungen der Lederhäute durch unphysiologische Hufzustände, meist Zwanghufe.

Behandlungsmöglichkeiten

Hufkrebs kann mit verschiedenen Ansätzen behandelt werden, z.B. durch eine Operation, bei der das veränderte und infektiöse Gewebe großzügig herausgeschnitten wird. Dabei besteht allerdings die Gefahr, dass auch sehr viel von der gesunden Lederhaut entfernt wird. Außerdem werden damit oft nicht die Ursachen des Hufkrebses adressiert. Dadurch gibt es keine Garantie, dass das nachwachsende Horn nicht umgehend auch wieder entartet und schmierig wird..

Daneben gibt es einenrecht erfolgreichen, nicht-invasiven Ansatz zur Behandlung von Hufkrebs. Dazu muss der Huf in kurzen Abständen von 1-3 Wochen sachgemäß ausgeschnitten werden, um den Gesamtzustand des Hufs und die Gewichtsverteilung zu optimieren. Dabei sollten alle Nischen und „Höhlen“ sauber freigeschnitten werden, möglichst ohne die Lederhäute zu verletzen. Das Ziel ist es, „unblutig“ zu schneiden, was gar nicht so einfach ist, da es bei der Bearbeitung von Hufkrebshufen leicht zu Blutungen kommt. Aber je weniger gesundes Gewebe verletzt wird, desto besser die Chance auf Regeneration.

Wundversorgung und Pflege

Zwischen den Bearbeitungsterminen muss der Huf penibel sauber gehalten werden, d.h. täglich die Wunde gründlichst mit Wasser spülen, anschließend mit einem milden, trocknenden und wundheilungsfördernden Mittel (nicht ätzend oder austrocknend!) behandeln und einen Verband anlegen. Gegebenenfalls müssen freigelegte Lederhäute mit einer Kompresse am „Vorfallen“ gehindert werden. Hierbei ist aber darauf zu achten, dass kein unphysiologischer Druck auf die empfindlichen Lederhäute ausgeübt wird, wenn das Pferd auf dem Huf steht. Hilfreiche Anleitung für eine gute Wundversorgung der Hufe findet man beim „Modernen Wundmanagement“ aus der Humanmedizin, z.B. speziellen Wundauflagen, welche durch physikalische Wirkung das infizierte Gewebe regelrecht „aufsaugen“.

Schmerzmanagement und medikamentöse Unterstützung

In allen Fällen sollte ein kompetenter Tierarzt hinzugezogen werden, um – je nach Charakter des Patienten und Ausmaß des Hufkrebes – das Pferd eventuell komplett und/oder lokal die distale Gliedmaße zu sedieren. Denn Hufkrebs ist sehr schmerzhaft und oft lässt sich das Pferd nicht mal mehr richtig den Huf anschauen, weil schon viel zu lange gewartet und zu oft mit dem Hufkratzer herumgebohrt wurde. In schweren Fällen ist auch ein passendes, lokal aufzubringendes Antibiotikum notwendig, um die Infektion in den Griff zu bekommen, was ebenfalls der Tierarzt entscheiden und verschreiben muss.

Prädisposition und weitere Risikofaktoren

Aber nicht alle Pferde mit Zwanghufen oder Verletzungen entwickeln Hufkrebs. Und andere Pferde bekommen ihn schon bei nur geringen Unregelmäßigkeiten im Huf. Daher muss es noch andere Auslöser oder ungünstige Begleitumstände oder eine Prädisposition geben. So wird beispielsweise eine genetische Veranlagung diskutiert, weil einige Rassen wie Kaltblüter oder Tinker, besonders häufig betroffen sind oder sehr schnell mit Hufkrebs zu reagieren scheinen. Aber auch unhygienische Haltungsbedingungen, wie ungemistete Ausläufe oder Matratzenstreu in den Boxen, spielt vermutlich eine Rolle. Viele Pferde mit Hufkrebs leiden darüber hinaus auch unter Stoffwechselproblemen, die von Darmstörungen wie Kotwasser über ein schwaches Immunsystem bis hin zu Erkrankungen, die bekanntlich mit einer schlechten Durchblutung der Gliedmaßen einhergehen (z.B. Insulin Dysregulation / Resistenz oder Chronisch Progressives Lymphödem CPL), was mit großer Wahrscheinlichkeit auch eine Rolle bei der Entwicklung von Hufkrebs spielt.

Unterstützende Maßnahmen durch Ernährung und Stoffwechselmanagement

Ein gesunder Stoffwechsel mit einem aktiven Immunsystem ist besser gerüstet, sich gegen Infektionen im Hufbereich zu wehren, gesundes, robustes Hufhorn zu bilden oder eine entstandene Wunde gut heilen zu lassen. Daher ist es bei Pferden mit Hufkrebs – neben der fachgerechten Hufbearbeitung– immer hilfreich, gemeinsam mit einem qualifizierten Ernährungsberater auch die Fütterung zu optimieren, den Stoffwechsel gezielt zu unterstützen oder gegebenenfalls bei bestehenden Stoffwechselerkrankungen eine passende Therapie zu beginnen.

Quellen:

  • Tagungsmappe der 12.Huftagung der DHG e.V., Themenschwerpunkt „Hufkrebs“
    • S.35 „Hufkrebs als Folge von ungünstigen Hufzuständen, dessen nicht-invasive Behandlung und Abgrenzung zum Hufkarzinom“ von Astrid Arnold
    • S.63 „Wundheilungsstörung und ihre Ursachen“ von Tanja Schiller
  • „Problemlos Eisenlos, Wege zum Barhuf“ von Konstanze Rasch
  • www.dhgev.de/hufthemen/hufkrebs/erste-hilfe-massnahmen
Heike Staffler
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