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Kräutersteckbrief 

Deutscher NameEchter Kümmel, besser bekannt als Kümmel oder Wiesenkümmel.
Lateinischer NameCarum cavi
Traditionelle AnwendungIn der Volksmedizin wird Kümmel als krampflösendes Mittel und bei Blähungen und anderen Verdauungsstörungen verwendet. Außerdem hilfreich bei Magenbeschwerden, Koliken und Schluckauf durch einen Blähbauch. Meist zusammen mit Anis und Fenchel in Teemischungen enthalten.
Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en)Enthält ätherisches Öl (Carvon, Limonen), in den Samen sind mehr als 3% enthalten, bei neueren Züchtungen sogar über 7%. Außerdem enthalten sind Gerbstoffe, Flavonoide und Harz. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören: Carvacrol, Carvone, α-Pinene, Limonene, γ-Terpinene, Linalool, Carvenone, and p-Cymene. Darüber hinaus enthält sie wichtige Flavonoide, unter anderem Quercetin-3-glucuronide, Isoquercitrin, Quercetin 3-0 caffeylglucoside, and Kaempferol 3-glucoside   Kümmel wirkt nachweislich antibakteriell, fungizid und krampflösend, darüber hinaus antidiabetisch, diuretisch, leberschützend, immunmodulatorisch und er ist in der Lage, Mykotoxine zu binden Positive Wirkung vor allem bei Magen-Darm-Krämpfen, Koliken und Blähungen.
KontraindikationenIn zu hohen Dosen schädlich für Nieren und Leber.
Wann wird gesammelt?Blütezeit: Mai bis Juli Samenreife: Juni bis August
Welche Pflanzenteile werden verwendet?Samen
Wie wird sie zubereitet?Die Samen können vom Menschen gekaut oder als Tee zubereitet werden. Beim Pferd sollten sie vor dem Füttern leicht zerquetscht oder als Teeaufguss gegeben werden.
TriviaZweijährige Kräuterpflanze mit weißen bis rosa-farbenen Blüten, die sehr viele Bienen anziehen, was ihr eine wichtige Rolle in den Wiesenökosystemen gibt Arzneipflanze des Jahres 2006 Vermutlich schon seit über 5000 Jahren vom Menschen verwendet In vielen Ländern wird aus Kümmel traditionell ein Verdauungsschnaps hergestellt Nicht zu verwechseln mit Kreuzkümmel (Cuminum cyminum) oder Schwarzkümmel (Nigella sativa), die zwar auch als Gewürze bzw. Medizinpflanzen verwendet werden, aber komplett andere Inhaltsstoffe aufweisen Spielte immer wieder im Volkglauben eine Rolle: sollte ums Haus gestreut negative Energien abwehren, als Teil von Liebestränken die Treue des Partners steigern oder im Beutel um den Hals getragen vor Hexerei und bösen Geistern schützen

Geschichte und Vorkommen des Kümmels

Bereits um 800 n. Chr. beschrieben, ist Kümmel eine der ältesten Heilpflanzen bzw. Gewürze Europas und wurde im Jahr 2006 als Arzneipflanze des Jahres ausgezeichnet. Jedoch gab es bereits Funde der Samen in menschlichen Siedlungen, die sich auf 3000 v. Chr. datieren lassen. Ursprünglich kommt die Pflanze aus dem Mittelmeerraum und Vorderasien, ist aber von Europa über Sibirien bis China und selbst in den Höhenlagen des Himalaya verbreitet. Angebaut wird Kümmel heutzutage vor allem in Indien, wobei die Temperaturen auch in Deutschland passend wären. Er wächst als unscheinbare Wildpflanze hier und da bei uns an Wegrändern und Wiesen und kann dort gesammelt und als Gewürz verwendet werden (aber Achtung: es gibt einige Pflanzen, mit denen es leicht zu Verwechslungen kommen kann). Verwandte sind Dill oder Fenchel, aber auch der Kreuzkümmel, welcher zwar zur selben Familie, aber nicht zur gleichen Gattung gehört und sich vor allem geschmacklich deutlich vom Kümmel unterscheidet.

Aus Kümmelsamen werden ätherische Öle, feste Öle und viele andere wertvolle Verbindungen mit industriellen Anwendungen gewonnen. In der Industrie wird Kümmelöl aufgrund seiner anti-aflatoxigenen, antioxidativen und antimikrobiellen Wirkung sowie als natürliches Konservierungsmittel und Antioxidans verwendet. Gerade seine anti-aflatoxigene Wirkung macht ihn für das Pferd interessant, wenn das Heu in der mikrobiologischen Qualität mal wieder zu wünschen übrig lässt.

Frühere Gelehrte beschrieben Kümmel als Appetitanreger, doch in der traditionellen Medizin war Kümmel eher der Hauptbestandteil von Kräutermischungen gegen Fettleibigkeit. Interessanterweise konnte eine ganze Reihe von Studien eine antidiabetische Wirkung nachweisen, was vermutlich seinen Erfolg bei adipösen Patienten erklärt.

Kümmelsamen auf Holzlöffel
Kümmel findet nicht nur als leckeres Gewürz Verwendung, sondern er ist auch eine der ältesten Heilpflanzen Europas
© Adobe Stock / Nichole

Therapeutische Anwendung von Kümmel

Traditionell hat Kümmel eine sehr breite therapeutische Anwendung, von Mundspülungen über Atemwegserkrankungen bis zu aphrodisischer Wirkung. Seine Hauptanwendung liegt jedoch in Störungen des Verdauungstrakts. In der Naturheilkunde wird Kümmel eine appetitanregende Wirkung zugesprochen, doch nicht jedem schmeckt dieses intensive Gewürz, daher kann man ihm hier keine generell positive Wirkung zusprechen. Allerdings unterstützen seine Bestandteile die Verdauung schwerverdaulicher Nahrungsbestandteile, weshalb er vor allem Kohlgerichten traditionell als Gewürz zugefügt wird. Darmkrämpfe und Koliken können durch die Einnahme von Kümmel gelöst und gelindert werden, weshalb Kümmelöl in vielen Mischungen enthalten ist, die sich an Pferde mit Neigung zu Kolik richten. Die antiblähende Wirkung beruht vermutlich darauf, dass die Wirkstoffe des Kümmels nachweislich eine stark antimikrobielle Wirkung haben, welche das Mikrobiom positiv beeinflusst, indem gasbildende Fehlkeime reduziert werden.

Die Samen des Kümmels enthalten zahlreiche ätherische Öle, unter anderem Carvon und Limonen. Kümmel soll stillende Mütter unterstützen, die Milchproduktion in Gang zu setzen, gleichzeitig soll die Einnahme von Kümmel durch die Mutter auch Koliken bei gestillten Säuglingen lindern, da seine Wirkstoffe teilweise über die Muttermilch vom Säugling aufgenommen werden sollen. Hier wird auch die äußerliche Anwendung auf dem Bauch empfohlen. So soll das Einreiben des Bauches mit kümmelhaltigen Salben bei Kindern und Säuglingen die Symptome von Koliken mildern.

Beim Pferd sind keine Untersuchungen bekannt, ob Kümmelfütterung an die Mutterstute Koliken bei den Fohlen vorbeugen können. Auch beim Menschen beruht dieser Verwendungszweck auf der Volksmedizin. Die Wirkung gegen Darmkrämpfe bei der direkten Einnahme von Kümmel ist hingegen wissenschaftlich gut belegt und kann daher auch bei Pferden mit Kolikneigung als Behandlung in Betracht gezogen werden.

Neben seinen vielfach in Studien dokumentierten positiven Effekten auf die Verdauung wurden in wissenschaftlichen Arbeiten weitere Wirkungen nachgewiesen. Dazu gehören leberschützende, diuretische und immunmodulatorische Eigenschaften, eine östrogene bzw. anti-osteoporotische Wirkung sowie positive Effekte bei Depressionen und selbst bei der Entwöhnung von Morphinen.

Nebenwirkungen der Aufnahme von Kümmel beim Menschen können Sodbrennen, Aufstoßen oder Übelkeit sein.

Anwendung von Kümmel beim Pferd

Auch beim Pferd kann Kümmel gegen Blähungen eingesetzt werden. Die wohl bekannteste Kräutermischung ist die aus Anis, Kümmel und Fenchel für eine beruhigende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt. Kümmel stimuliert die Verdauung, hemmt Fehlgärungen und wirkt gleichzeitig krampflösend und harntreibend. Bei Mutterstuten soll Kümmel die Milchbildung anregen und dem Fohlen gleichzeitig bei der Verdauung helfen können, diese Wirkung ist allerdings nicht nachgewiesen.

In der Regel verwendet man etwa 10 g – 30g Kümmelsamen pro Tag, die leicht angequetscht in einer Handvoll Heucobs oder als Tee aufgegossen gefüttert werden können. Die empfohlene Menge sollte eingehalten werden, da es bei übermäßiger Aufnahme von Kümmel wahrscheinlich zu vergiftungsähnlichen Symptomen kommen kann.

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Team Sanoanimal