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Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV), auch als Westnilfieber oder Nilfieber bezeichnet, werden in Deutschland seit einigen Jahren immer wieder bei Pferden festgestellt. Der Name geht auf den Ursprungsort zurück, da das Virus erstmals 1937 im West-Nil-Distrikt in Uganda (Ostafrika) beschrieben wurde. Rund 25 Jahre später traten die ersten Krankheitsfälle in Europa auf. Heute ist das West-Nil-Virus auf allen Kontinenten verbreitet. In Deutschland scheinen von Infektionen besonders die Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Niedersachsen betroffen zu sein.

Das Virus wird hauptsächlich durch Stechmücken (vor allem Culex-Arten) übertragen und betrifft vor allem Vögel, kann aber auch Pferde und Menschen infizieren. Das höchste Risiko für Infektionen liegt entsprechend in den warmen Monaten, in denen die Mücken aktiv sind. WNV-Infektionen gehören in Deutschland zu den anzeigepflichtigen Seuchen, daher liegen genaue Infektionszahlen vor.

Die Gesamtzahl an Infektionen bei Pferden – gerechnet auf die Pferdepopulation in Deutschland von ca. einer Million Tieren – sind bisher glücklicherweise recht überschaubar:

  • 2018 wurden erstmals Infektionen bei zwei Pferden in Deutschland nachgewiesen.
  • 2019 stieg die Fallzahl auf 31 Pferde, wovon es drei Todesfälle gab.
  • 2020 wurden 22 nachgewiesene Fälle bei Pferden mit vier Todesfällen gemeldet.
  • 2021 lag die Meldung bei sieben erkrankten Pferden und einem Todesfall.
  • 2022 wurden 17 Erkrankungsfälle bei Pferden gemeldet.
  • 2023 lag die Zahl bei 18 Fällen.

Die Anzahl der gemeldeten Infektionen hat sich also derzeit stabilisiert.

Infektionsweg

Das WNV wird durch den Stich und den Speichel infizierter Stechmücken übertragen. Die Inkubationszeit, also der Zeitraum zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Krankheitssymptome, liegt bei 3-14 Tagen. Pferde können sich infizieren, wenn sie in Gegenden mit einem hohen Aufkommen infizierter Mücken leben. Vögel dienen als Hauptwirt des Virus, während Pferde und Menschen sogenannte „Fehlwirte“ sind, was bedeutet, dass sie das Virus nicht weiter übertragen können und auch deutlich seltener erkranken nach einer Infektion.

Entsprechend zeigen nicht alle infizierten Pferde Symptome, nur bei etwa 8-10 % der infizierten Tiere ruft die Krankheit schwerwiegende neurologische Symptome hervor. Symptomatisch erkrankte Tiere behalten in etwa 20% der Fälle lebenslang neurologische Ausfallerscheinungen, da die Entzündungsprozesse des Gehirns bzw. der Gehirnhäute nachhaltigen Schaden hinterlassen haben. In 30-50% der erkrankten Fälle kann die Infektion tödlich verlaufen.

Symptome einer Infektion

Etwa 90% der infizierten Pferde zeigen überhaupt keine Symptome, sodass die Erkrankung in den meisten fällen völlig unauffällig verläuft. Wenn die Krankheit ausbricht, dann können folgende Anzeichen auftreten:

  • Fieber
  • Lethargie, allgemeine Schwäche
  • Appetitlosigkeit, Koliksymptome
  • Zittern oder Muskelzuckungen
  • Stolpern, schwanken, Koordinationsstörungen (Ataxie)
  • Hinterhandlähmungen
  • Schluckstörungen
  • Kopfschiefhaltung, Gesichtslähmungen
  • Festliegen

Bei Verdacht auf WNV-Infektion ist umgehend der Tierarzt zu informieren, der das Pferd entsprechend untersucht, den Verdacht per Labordiagnostik überprüft und gegebenenfalls auch die Anzeige an das Seuchenregister macht sowie die Therapie einleitet.

Behandlung

Es gibt keine spezifische antivirale Therapie gegen das West-Nil-Virus bei Pferden. Die Behandlung erfolgt symptomatisch, was bedeutet, dass die Symptome vom hinzugezogenen Tierarzt durch entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente gemildert werden. In schweren Fällen ist eine intensive Pflege notwendig, um die neurologischen Symptome zu kontrollieren. Gegebenenfalls müssen die Pferde in eine rundum gepolsterte Box mit tiefer Einstreu untergebracht werden, um Verletzungen durch Stürze zu vermeiden. Die Prognose bei klinisch erkrankten Fällen ist sehr vorsichtig zu stellen.

Pferd mit Fliegenschutz - Fliegenmaske und Fliegendecke
Das WNV wird durch den Stich und den Speichel infizierter Stechmücken übertragen. Somit können prophylaktische Maßnahmen wie Mückenschutz der Vorbeugung dienen. © Adobe Stock / Annabell Gsödl

Prophylaxe und Vorbeugung

Es gibt zugelassene Impfstoffe für Pferde, die eine gute Immunität gegen das Virus bieten. Pferde werden hierfür einmal im Jahr geimpft, idealerweise im Frühjahr ca. 4-6 Wochen vor Beginn der Mückensaison. Die Impfung soll nach Herstellerangabe jährlich aufgefrischt werden.

Zusätzliche sollten grundsätzlich prophylaktische Maßnahmen ergriffen werden:

  • Mückenschutz: Einsatz von Mückenschutzmitteln, Fliegendecken und Netzen (z.B. vor Stallfenstern bei Boxenställen), um die Pferde vor Mückenstichen zu schützen.
  • Pferde nicht in der Dämmerung oder nachts auf die Weiden lassen, da hier die höchste Mückenaktivität besteht
  • Vermeidung von Mückennistplätzen: Stehende Gewässer, in denen sich Mücken vermehren, sollten in der Nähe der Ställe und Pferdeweiden vermieden oder beseitigt werden.

Zusammenfassung

West-Nil-Virus Infektionen sind in Deutschland seit 2018 heimisch und in ihrer Infektionsrate bei Pferden weitgehend stabil. Hauptrisikogebiete sind der Osten und Nordosten Deutschlands. Bei etwa 90% der infizierten Pferde verläuft die Erkrankung symptomlos. Eine klinische Erkrankung geht mit schweren neurologischen Symptomen und Ausfallerscheinungen einher und kann in einzelnen Fällen tödlich enden. Eine Therapie gegen WNV existiert nicht, das erkrankte Pferd kann nur symptomatisch durch den Tierarzt mit Entzündungshemmern und Schmerzmitteln unterstützt werden. Daher sind insbesondere Prophylaxemaßnahmen wie WNV Schutzimpfung und Mückenprophylaxe in betroffenen Gebieten zu berücksichtigen.

Team Sanoanimal