Der Boden ist nicht nur der Untergrund, auf dem Pflanzen wachsen, sondern er spielt auch eine entscheidende Rolle bei der Ernährung und dem Schutz der Pflanzen. Dabei unterscheidet man den Boden (anorganisches Material, das die Basis von allem bildet) von der meist noch darüber liegenden Humusschicht (organisches Material, das durch absterbende Pflanzenteile ständig ergänzt bzw. durch Mikroorganismen und Bodenlebewesen fortlaufend verbraucht wird).
Einige der häufigsten Bodenarten, die man bei uns findet, mit ihren wesentlichen Eigenschaften:
- Lehmboden und Tonboden
- Eigenschaften: Lehmboden ist feinkörnig und klebrig, wenn er nass ist. Er ist deutlich dichter als Sandboden und hält Wasser extrem gut fest.
- Vorteile: Er bewahrt Nährstoffe und Wasser gut, was ihn sehr fruchtbar macht, sofern das Wasser nicht steht (was zu anaeroben Bedingungen im Boden führt, was die wichtigen Mikroorganismen und Kleinstlebewesen abtötet).
- Nachteile: Er kann schwer zu bearbeiten sein, besonders wenn er nass ist, und er neigt dazu, im Winter kalt (empfindliche Pflanzen erfrieren) und im Sommer bei Trockenheit hart zu werden, was die Wurzelbildung behindert. Es sind Böden, auf denen nach Regenfällen das Wasser oft lange stehen bleibt und Matsch der Marke „Hufeisenabzieher“ bildet.
- Nutzung: Gut für Feuchtigkeit liebende Pflanzen, hier siedeln sich gerne die für die Pferdehaltung unerwünschten Hochzuckergräser an. Lehmboden kann und sollte verbessert werden durch Beimischung von Kompost oder Sand zur Verbesserung der Struktur, damit er lockerer wird (=bessere Durchwurzelung) und bei Regen weniger unter Staunässe leidet. Muss dringend aufgekiest und am besten zusätzlich mit Paddockplatten befestigt werden, wenn man solche Böden als Winterauslauf nutzen möchte.
- Schluffboden
- Eigenschaften: Schluffboden fühlt sich weich an und ist feiner als Sand, aber gröber als Lehm. Er ist gut durchlässiger als Lehm und hält gleichzeitig Feuchtigkeit besser als Sand.
- Vorteile: Er ist fruchtbar und einfacher zu bearbeiten als Lehmboden.
- Nachteile: Kann bei Überwässerung verdichten und unter Trockenheit verhärten, muss daher beständig gepflegt werden und leidet besonders unter Vertritt durch Pferde.
- Nutzung: Geeignet für die meisten landwirtschaftlichen Kulturen, also Gräser mit mittleren Nährwerten, benötigt aber gute Bewirtschaftungspraktiken, um Bodengesundheit zu erhalten. Gut geeignet für die Heuproduktion, bei Weidehaltung muss dringend auf regelmäßiges Umweiden geachtet werden, damit der Boden nicht verdichtet wird.
- Sandboden
- Eigenschaften: Sandboden ist grobkörnig und locker. Er hat eine hohe Durchlässigkeit, was bedeutet, dass Wasser schnell durch ihn hindurchfließt, immer ausreichend Sauerstoff für das Bodenleben vorhanden ist und es kaum zu Staunässe kommt.
- Vorteile: Er wärmt sich schnell im Frühjahr auf und ist leicht zu bearbeiten.
- Nachteile: Er hält Wasser und Nährstoffe schlecht zurück, was zu häufigem Wasser- bzw. Nährstoffmangel für die Pflanzen führen kann, vor allem bei längeren Trockenperioden.
- Nutzung: Ideal für Pflanzen, die gut drainierte Böden bevorzugen, wie viele Zwiebelgewächse und Wurzelgemüse, außerdem wachsen hier vor allem Magergräser und an Trockenstandorte angepasste Kräuter, also nährstoffarmes Futter für Pferde. Bei Nutzung als Winterauslauf muss auf gründliches Abmisten geachtet werden, da das organische Material andernfalls die Öffnungen im Boden zwischen den Sandkörnern stark zusetzt, was langfristig zu Staunässe („Matschauslauf“) führt.
- Kiesboden
- Eigenschaften: Besteht hauptsächlich aus Kies und hat eine sehr grobe Stein-Struktur.
- Vorteile: Hervorragende Drainage (Entwässerung), es kommt praktisch nie zu Staunässe, da die Kieselsteine zu grob sind, um durch organisches Material (z.B. Pferdemist) völlig zugesetzt zu werden.
- Nachteile: Nährstoffarm und trocknet schnell aus. Mühsam zu bearbeiten, da die Steine die Geräte schnell stumpf machen. Der Humusaufbau gestaltet sich damit vor allem in der Anfangszeit oft sehr mühsam.
- Nutzung: Ohne Humusaufbau wächst auf Kiesböden kaum etwas von Wert für die Pferdehaltung. Hat man eine gute Humusschicht und einen entsprechenden Bewuchs aufgebaut, sind diese Böden gut als Weiden geeignet, allerdings muss man sie gut pflegen, da der Humus sonst schnell wieder erodiert.
- Torfboden
- Eigenschaften: Torfboden ist das Ergebnis von Feuchtwiesen oder Mooren, bei denen stehendes Wasser über Jahrhunderte dafür gesorgt hat, dass eine teilweise mehrere Meter dicke Schicht an zerfallenem, aber durch Sauerstoffmangel und niedrige pH-Werte nicht wirklich verrottetem organischem Material entstanden ist, was ihm seine dunkle Farbe gibt. Der pH Wert ist in der Regel auch heute noch sauer durch den hohen Anteil an Huminsäuren. Torfboden besteht fast ausschließlich aus organischem Material, was ihn zur Speicherung immenser Wassermengen befähigt.
- Vorteile: Sehr hohe Wasserspeicherfähigkeit und reich an Nährstoffen, Torfboden gehört zu den fruchtbarsten Böden und findet sich oft in den Schwemmgebieten (Auen) von Flüssen oder Seen oder dort, wo der Grundwasserspiegel praktisch bis zur Oberfläche reicht.
- Nachteile: Üblicherweise sauer, weshalb vor allem für Pferde zwar wenig schmackhafte, aber dafür schön zuckerarme Sauergräser, Seggen und ähnlich magere Pflanzen wachsen, obwohl der Bewuchs üppig dasteht (im Gegensatz zum Sandboden, wo die Pflanzen aufgrund des Wassermangels immer eher vertrocknet und karg aussehen). Kann durch den hohen Wassergehalt nur in trockenen Sommern als Heuwiese oder Weide genutzt werden, da bei Feuchtigkeit die Maschinen einsinken bzw. die Pferdehufe die Grasnarbe zerstören.
- Nutzung: Torfboden findet man überall dort, wo Feuchtwiesen oder Moore sind bzw. waren, denn oftmals hat man durch das Einziehen von Entwässerungsgräben die Flächen im Lauf der letzten zweihundert Jahre trockengelegt. Für Pferde sehr gut als Weiden oder Heuwiesen geeignet, da der Bewuchs oft zuckerarm ist, allerdings nur bei Trockenheit nutzbar, was die Nutzungsdauer als Weide oft nur für wenige Wochen oder Monate im Jahr möglich macht.
Bodentypen optimieren
Jeder Bodentyp kann durch gezielte Maßnahmen wie das Hinzufügen von Kompost oder anderem organischen Material sowie weitere bodenverbessernde Maßnahmen optimiert werden, um die Bedingungen für den Pflanzenwachstum zu verbessern. Allzu oft gibt es aber auch wechselnde Bodenverhältnisse, selbst innerhalb einer Weide oder Wiese. Einen Hinweis geben beispielsweise Stellen, bei denen nach Regen immer das Wasser stehen bleibt, Bereiche, wo die Pflanzen im Sommer besonders grün und üppig stehen im Verglich zum übrigen Bewuchs oder Ecken, wo vor allem Pflanzen wachsen, die besonders warme und trockene oder besonders feuchte oder kühle Standorte bevorzugen („Zeigerpflanzen“).
Die Kenntnis des eigenen Bodentyps hilft dabei, für den Standort geeignete Gräser- und Kräuterpflanzen auszuwählen und die besten Anbaumethoden für den jeweiligen Boden zu planen, damit die Heuwiese oder Weide am Ende auch wirklich für Pferde geeignet ist.
Warum eine Bodenanalyse so wichtig ist
Die Grundlage einer Bodenverbesserung bildet immer eine Bodenanalyse. Es gilt zu erfahren, was der Boden braucht, damit er dann auch geeignet ist, den Pflanzen, die ich für meine Pferde anbauen will, die richtigen Standortbedingungen und Nährstoffe zur Verfügung zu stellen.
Bevor man also teures Saatgut ausbringt, das dann nicht aufgeht oder sich wundert, warum immer diese oder jene unerwünschten Pflanzen wie zuckerreiches Weidelgras oder giftiger Hahnenfuß auf den Flächen wiederkommen, muss man zuerst verstehen, was der Boden überhaupt an Möglichkeiten für den Bewuchs hergibt.
Du lässt dir ja vom Arzt auch nicht ohne vorherige Untersuchung ein Medikament verabreichen, oder? Also braucht man zuerst mal einen Statusüberblick über die Art und die Versorgungslage des Bodens.
Die Versorgungslage des Bodens
Da die Böden ja, wie beschrieben, unterschiedliche Fähigkeiten zur Nährstoffbindung haben, müssen die gemessenen Werte für die vorhandene Bodenart eingeordnet werden. Deshalb weist das Labor jedem einzelnen gemessenen Wert eine sogenannte Versorgungs- oder Gehaltsstufe zu. Diese Stufen beschreiben den Versorgungsstatus für jeden einzelnen Nährstoff:
Gehaltsstufe A: akuter Mangel
Gehaltsstufe B: mäßige Versorgung
Gehaltsstufe C: optimale Versorgung
Gehaltsstufe D: leicht überversorgt
Gehaltsstufe E: zu viel
Für unsere Pferdeweiden streben wir einen Wert am unteren Rand der Versorgungsstufe C an, denn ein „zu viel“ bedeutet meist am Ende auch ein zu viel an Nährstoffen im Futter, das auf diesen Böden wächst.
Der richtige Dünger
Besonders bei Dünger mit mehreren Nährstoffen, wie Mist, Kompost oder mineralische NPK Dünger, gilt es darauf zu achten, dass die einzelnen Nährstoffe nicht überdüngt werden, was zu Ungleichgewichten im Boden und damit letztlich in den Pflanzen und so im Pferd führen kann.
Die nächste Herausforderung ist, dass eben nicht von allen Nährstoffen gleich viel benötigt wird. Somit ergibt sich eine ähnliche Situation wie bei der Zusammenstellung einer Futterration: „Überfüttere“ ich meinen Boden mit einem Nährstoff, den er gar nicht braucht, dann verursacht das nicht nur sinnlose Kosten, sondern kann – durch die Wechselwirkungen der Nährstoffe – auch zu Problemen beim Anbau und der Pflanzenentwicklung oder später bei den Futternährwerten führen.
Auf der anderen Seite nützen mir alle teuren, eingebrachten Nährstoffe nichts, wenn nur ein einziger wichtiger Nährstoff fehlt oder im Mangel ist.
Ist es beispielsweise anhaltend trocken, können alle von mir als Dünger ausgebrachten Mineralstoffe ab einem bestimmten Punkt wegen des Wassermangels nicht genutzt werden und liegen damit nutzlos im Boden herum, bis es irgendwann wieder regnet. Regnet es dann zu viel, werden sie im ungünstigsten Fall weggeschwemmt, bevor die Pflanzen sie aufnehmen konnten.
Das gilt nicht nur für Wasser. Ist beispielsweise in meinem Boden der Nährstoff Phosphor als einziger im Mangel, wird sich das Wachstum der Pflanzen an der Menge des vorhandenen Phosphors orientieren. Das bezeichnet man als „Das Gesetz vom Minimum“.
Kreislauf der Natur?
Da wir jedes Jahr, durch die Nutzung als Weide, Heuwiese oder auch Ackerland, dem Boden Nährstoffe entnehmen, müssen wir diesen Entzug wieder ausgleichen, damit die Pflanzen auch langfristig gedeihen. In der Natur hinterlassen die Weidetiere ihre Fäkalien, mit allen enthaltenen Nährstoffen, während sie weidend über eine Fläche ziehen. Der Kot wird zersetzt und die Nährstoffe in die Erde eingeschwemmt, die dann wieder den Pflanzen für das erneute Wachstum zur Verfügung stehen.
So hat die Natur Kreisläufe geschaffen, in denen die Nährstoffe, die entnommen werden, in etwas anderer Form auch wieder auf die Flächen zurückkehren.
Leider funktionieren diese Kreisläufe bei unserer Bewirtschaftung und den gesetzlichen Vorgaben nicht immer, sodass wir etwas nachsteuern müssen, damit der Boden gesund und leistungsfähig bleibt. Will man seinen Boden durch Düngung gezielt optimieren, muss man bei der Bedarfsberechnung für jeden einzelnen Nährstoff darauf achten, dass es nicht zu viel und nicht zu wenig wird.
Leider sind die wenigsten Empfehlungen, die heute angeboten werden, wirklich an den Bedürfnissen der Pferdefütterung orientiert.
Häufiger passen die Empfehlungen eher zu Hochleistungswiesen, um damit Mast- oder Milchrinder zu versorgen. Übergewicht, Hufrehe und ähnliche Erkrankungen sind dann die unschöne Folge von Futter, das – als Weide oder Heu – von solchen Flächen gewonnen wird.
Fazit
Deshalb ist es wichtig, seinen Boden zu kennen: Welcher Typ herrscht auf welchen Heuwiesen oder Weiden vor? Das gibt schonmal eine gute Idee, in welche Richtung die Reise mit den Nährstoffen geht. Dazu gehört dann noch die Bodenanalyse, denn sie hilft dabei
- Das passende Saatgut auszuwählen, um den Pferden eine gesunde Weide bereitzustellen
- die Weide bedarfsgerecht zu führen („nicht zu viel, nicht zu wenig“)
- die Kosten für Düngemittel überschaubar zu halten, da sie strikt an den Bedarf angepasst sind
Dein Boden ist dein „stiller Mitarbeiter“, halte ihn bei Laune.
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