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Rainrot ist bei uns auch als Regenekzem oder teilweise auch Regenräude bekannt, wird aber trotzdem von den meisten Pferdebesitzern und auch Therapeuten und Tierärzten nicht auf anhieb erkannt, wenn man zum ersten Mal damit konfrontiert ist. Diese Infektion der Haut des Pferdes tritt vor allem in der nassen Jahreszeit vermehrt auf, wenn Pferde mit langem (Winter-)Fell dauerhaft feucht sind. Aber auch nach langen Regenphasen im Sommer, wenn die Pferde ohne Unterstand auf Sommerweiden stehen, ist das Auftreten von Rainrot nicht selten. Aufgrund des auf die Infektion folgenden Haarausfalls wird häufig zunächst an eine Hautpilz-Infektion gedacht. Doch in diesem Fall sind es nicht Pilze, sondern Bakterien, die die Probleme verursachen.

Bakterien auf der Haut

„Dermatophilose“ heißt diese Erkrankung mit medizinischem Namen. Das Bakterium Dermatophilus congolensis ist dafür verantwortlich. Eigentlich gehört es sogar zum physiologischen Hautbesatz, es kommt also immer auf der Pferdehaut vor. Wenn allerdings dauerhafte Nässe von oben kommt, das Pferd über längere Zeit keine Möglichkeit hat, mal wieder richtig abzutrocknen, und das Immunsystem vielleicht gerade auch noch anderweitig beschäftigt ist, hat das Bakterium leichtes Spiel. Der anhaltend, nasse Zustand greift auf Dauer die Haut an, wodurch Mikroläsionen, also kleinste Verletzungen, entstehen. Im warmen, feuchten Fell findet das Bakterium optimale Bedingungen zum Wachsen. Die Bakterien können in die Mikroläsionen der Haut eindringen und sich rasant ausbreiten, was zu großflächigen Entzündungsreaktionen führt.

Wie sieht die Infektion genau aus?

Es bilden sich großflächig kleine Pusteln und bernsteinfarbene Krusten, die Haut ist gerötet, geschwollen, meistens auch erwärmt und schmerzhaft. Ganz zu Beginn der Erkrankung wird dies häufig noch nicht bemerkt, da sich die Krusten noch unter dem Fell verbergen. Mit zunehmender Erkrankung werden die Krusten dicker und auffälliger, das Fell scheint senkrecht hochzustehen, wodurch das Pferd sich noch weniger gegen (Dauer-)Regen schützen kann. Nach kurzer Zeit fallen die Haare aufgrund der Hautinfektion dann aus und das ganze Ausmaß wird sichtbar.

Bei der Dermatophilose kommt es – im Gegensatz zu Hautpilzinfektionen – aber in der Regel eher nicht zu Juckreiz und Schuppenbildung. Die Entzündung mit Krustenbildung, Haarausfall und Berührungsempfindlichkeit steht hier im Vordergrund.

Hauptsächlich findet die Verbreitung an Rücken, Kopf, Hals und den Hinterbeinen statt, eben dort, wo das Pferd auch bei Regen nass wird. Die Infektion kann sich allerdings, ohne jegliche Behandlung und je nach Allgemeinbefinden des Tieres oder Zustand des Immunsystems, über den gesamten Körper ausbreiten. Bei solchen Ausmaßen können die Pferde dann auch unter Fieber und Apathie leiden. Deshalb sollte man Pferde auch bei 24/7 Sommerweidehaltung, vor allem bei längeren Regenphasen, täglich kontrollieren, um sicherzustellen, dass sie gesundheitlich keine Probleme haben.

Wie kann ich meinem Pferd helfen?

Bei extremer Infektion, die mit Fieber und stärkeren Schmerzen einhergeht, sollte man unbedingt den Tierarzt hinzuziehen. Dieser wird den Verdacht diagnostisch abklären und gegebenenfalls passende Medikamente verschreiben. Aber nicht immer verläuft die Erkrankung so dramatisch. Je früher man die Veränderungen bemerkt, desto besser kann man noch handeln.

Das betroffene Pferd sollte zunächst einmal gründlich getrocknet und in nächster Zeit auch möglichst trocken gehalten werden, damit eine weitere Ausbreitung vermieden wird. Eventuell ist ein Aufstallen notwendig, bis die Erkrankung wieder komplett ausgeheilt ist. Im Prinzip ist die Infektion auf andere Tiere in der Herde übertragbar, ebenfalls auf den Menschen. Die Ansteckungsgefahr ist aber wesentlich geringer, als zum Beispiel bei einer Pilzinfektion. Die Bakterien benötigen eine Eintrittspforte in die Haut und diese ergibt sich in der Regel nur, wenn die Haut durch langanhaltende Nässe geschädigt ist. Daher auch die englische Bezeichnung „Rainrot“, da die Krankheit praktisch ausschließlich bei regnerischer Wetterlage auftritt. Die üblichen Hygienemaßnahmen und ein wenig Vorsicht sollte man aber walten lassen.

Offene Stellen auf der Haut, an denen das Wundsekret austritt, sollten mit einem geeigneten Desinfektionsmittel gründlich desinfiziert werden. Das Eincremen mit sehr fetthaltigen Salben sollte vermieden werden, denn es kann unter der aufgetragenen Fettschicht zu einer weiteren Vermehrung der Bakterien kommen. Bei sehr langem Fell kann das Scheren sinnvoll sein, um Luft an die Haut zu lassen, das Trocknen zu beschleunigen und damit ein Fortschreiten der Infektion zu unterbrechen. Scheren kann aber auch – vor allem im Winterfell – notwendig sein, damit man den Verbreitungsgrad überhaupt erkennen und die Wunden behandeln kann. Das gesamte Pferdezubehör, welches aktuell mit dem Tier in Kontakt kommt, sollte ebenfalls desinfiziert werden. Die Behandlung muss täglich erfolgen und kann, je nach Zustand des Tieres, bis zu einigen Wochen dauern.

Pferd mit Heu im Mund
Eine artgerechte Ernährung ist förderlich für Stoffwechselgesundheit und Immunsystem und kann somit auch als Prophylaxe betrachtet werden. © Adobe Stock/michelangeloop

Eine artgerechte Ernährung kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen

Am wichtigsten ist es, das Pferd „von innen“ zu unterstützen und das Immunsystem zu stärken. Eine artgerechte Ernährung und gute Mineralisierung helfen im Krankheitsverlauf, sind aber auch als Prophylaxe zu betrachten. Darmsanierende Maßnahmen können dazu beitragen, das Immunsystem zu entlasten und damit die Abheilung zu beschleunigen. Essenzielle Fettsäuren, zum Beispiel aus verschiedenen stark ölhaltigen Samen wie Sonnenblumenkernen, Leinsamen, Hagebuttenkernen oder Wildsamenmischungen, können von innen heraus die Hautfettung unterstützen und damit ebenfalls vorbeugend wirken, ohne den Organismus zusätzlich zu belasten, wie das im Fall von Ölfütterung passiert.

Fazit

Die Therapie ist langwierig, daher ist es am besten, dafür zu sorgen, dass eine solche klinisch manifeste Dermatophilose-Infektion gar nicht erst auftreten kann. Pferde müssen immer einen ausreichenden Witterungsschutz zur Verfügung haben, um solche dauerhaften, nassen Zustände vermeiden zu können. Oft erkranken die Pferde an Dermatophilose, die bereits vorher mit Hauterkrankungen zu tun haben. Dazu gehören vor allem Kandidaten, die zu Hautempfindlichkeit wie (Sommer-)Ekzem, Nesselfieber oder ähnlichen Erkrankungen neigen. Hier sollte man an den grundlegenden Ursachen arbeiten und sich kompetente therapeutische Unterstützung suchen, um dem Pferd langfristig zu einem fitteren Immunsystem zu verhelfen.

Ronja Fock