Narbengewebe entsteht meist bei Einschnitten in die tieferen Hautschichten. Oft sind Verletzungen schuld daran, aber auch Operationen verursachen immer eine Narbe, nicht nur in der Haut, sondern oft auch in tieferen Gewebeschichten.
Neben den optischen Folgen – manche Narben sehen einfach nicht schön aus, vor allem, wenn das Gewebe sehr knotig zusammengewachsen ist oder dort kein Fell mehr nachwächst – können Narben auch weitere gesundheitliche Folgen haben.
Von hartnäckig gestörten Meridianen bis hin zu Blockierungen im Fasziengewebe – man sollte immer auch dran denken, dass hier Narben die Ursache sein können.
Das Gewebe wird nicht immer identisch ersetzt
Der Körper kann das durch Verletzung zerstörte Gewebe leider in den meisten Fällen nicht zu 100% identisch nachbilden. Denn nicht überall gibt es ausreichend Stammzellen, um wieder neue „funktionale Gewebezellen“ zu bilden. Auch wenn die Verletzungen zu groß sind, reicht die Aktivität der Stammzellen meist nicht aus. Hier wird stattdessen Bindegewebe gebildet, um den Schaden möglichst schnell einzugrenzen und die Wunde zu schließen. Dazu gehört es, dass der Verschluss der Verletzung innerhalb kurzer Zeit durch Bindegewebsfasern stattfindet, die kreuz und quer wachsen, da sie sich nicht nach einer Zugrichtung ausrichten, wie das beispielsweise bei der Reparatur von Sehnen oder Bändern durch die regelmäßige Bewegung passiert.
Das Gewebe wächst schnell, unkontrolliert und ungeordnet, sodass der Schaden erstmal repariert und das Überleben gesichert ist. Das kann aber dazu führen, dass an diesen Stellen beispielsweise in der Haut dann Haar-, Schweiß- und Talgdrüsen fehlen und somit die Hautfunktion in dieser Region gestört ist.
Störungen der Wundheilung erkennt man oft am Narbengewebe
Bei überschießender Reaktion des Körpers, kann es auch zu Narbenwucherungen kommen, auch hypertrophe Narben genannt. Häufiger passiert dies bei infizierten Wunden oder einem anderweitig verzögerten Heilungsverlauf. Als Keloide bezeichnet man massiv überschüssiges Narbengewebe, auch „wildes Fleisch“ genannt, welches oft über die ursprüngliche Wunde hinauswuchert. Es entsteht bei Störungen der Wundheilung als Versuch, durch Gewebewucherung den Schaden zu begrenzen und zu schließen.
Bei zu wenig Bildung von neuem Gewebe kann es auch zu Einziehungen kommen. Die Narbe erscheint dann eher eingesunken oder zusammengezogen. Größere Muskelfaserrisse sind beispielsweise häufig als Delle im Gewebe an der Oberfläche sichtbar, auch dies ist dann eine Narbe in tieferen Schichten des Gewebes. Am bekanntesten hier ist der „Lanzenstich“ am Hals, den man bei Vollblütern häufiger sieht.
Mögliche Bewegungseinschränkungen
Narben können den gesamten umliegenden Bereich stören, denn der entscheidende Faktor ist, dass das neue, faserhaltige Bindegewebe oftmals viel unelastischer ist, als das vorherige Gewebe, welches ersetzt wurde. Ist die Narbe beispielsweise an einem Gelenk entstanden, oder einem anderen mechanisch stark beanspruchten Bereich, kann es dort sogar zu Bewegungseinschränkungen kommen. Häufig findet man solche bleibenden Einschränkungen, wenn bei den Pferden eine Arthroskopie („Gelenkspiegelung“) gemacht wurde. Die äußere Narbe in der Haut ist meist nicht zu erkennen, weil sie winzig ist, aber die Vernarbungen der darunter liegenden Schichten oft sorgen für bleibende Irritation in diesem Bereich.
Häufig kann das Bindegewebe des Narbenbereichs auch verkleben oder Verwachsen mit umliegendem Bindegewebe, sodass über das Fasziensystem ein Zug bis zu weit entfernten Orten ausgeübt werden kann. Damit kann dann eine Narbe im Halsbereich eine Taktunreinheit der Hinterhand nach sich ziehen. Gerade Taktunreinheiten und wiederkehrende Blockierungen im Bewegungsapparat haben häufig etwas mit Faszienverklebungen und alten Narben zu tun, aber die ursächliche Narbe zu finden, ist nicht immer ganz einfach.
Narben können zu Störfeldern werden
Auch kann Narbengewebe den Energiefluss im Körper beeinträchtigen oder sogar blockieren, wenn Meridiane von Narbenbildung betroffen sind. Meridiane sind Energieleitbahnen, die den Körper wie ein Netzwerk überziehen. Normales Gewebe hat ein anderes elektromagnetisches Leitverhalten als bindegewebsreiches Narbengewebe. Diese Spannungsunterschiede sorgen für Störungen im Energiefluss oder auch dafür, dass die Narben zu regelrechten Störfeldern werden.
Über die Merdiane, welche unter anderem die inneren Organe mit Energie versorgen, können Narben dann auch Funktionsstörungen in Organsystemen auslösen. Gerade bei therapieresistenten Störungen der Organfunktionen sollte man die dazu gehörenden Meridiane auf Narben absuchen. Aber nicht nur die inneren Organe sind von solchen Störfeldern betroffen. Auch Verspannungen, Schmerzen oder gar Lahmheiten können resultieren.
Eines der besten Beispiele für Störfelder durch Narbenbildung ist die Kastrationsnarbe bei Wallachen. Greift man dort hin, dann fühlen sich viele Kastrationsnarben eiskalt an – ein sicheres Zeichen dafür, dass sie ein erhebliches Störfeld darstellen. Da der Schnitt für die Kastration meist direkt auf dem Nierenmeridian erfolgt – welcher eine ganz zentrale Rolle spielt im Meridiansystem – sind die Folgen eines solchen Störfeldes weitreichend. Manche Kastrationsnarben sind jedoch zwar warm, aber extrem knotig verwachsen, hier findet man oft Störungen im Fasziensystem, was einer der Gründe sein kann, warum der Wallach auf der Hinterhand keine Last aufnehmen will. Doch nicht jede Narbe muss zwangsläufig zu einem Störfeld werden.
Probleme erkennen
Pigmentstörungen um die Narbe, Juckreiz, wulstiges Narbengewebe oder bereits ein schlechter Heilungsverlauf der vorausgegangen Wunde können Anzeichen für ein Störfeld sein. Viele Tiere zeigen beim Berühren einer störenden Narbe ein Unwohlsein oder Abwehrverhalten (daher bitte besonders vorsichtig bei allen Narben an der Hinterhand, wie z.B. auch Kastrationsnarbe). Teilweise zeigen sie aber auch keinerlei Reaktion, denn es kann auch ein Taubheitsgefühl entstehen – manch einer kennt solche „tauben“ Narben vom eigenen Körper.
Spürt man vermehrte Kälte in dem Bereich, ist es in jedem Fall ein Zeichen für ein Störfeld durch Narbenbildung. Manchmal weist auch außergewöhnliche Wärme darauf hin, hierbei kann es sich aber auch um eine Entzündung handeln. Erfahrene Therapeuten haben meist das entsprechende Fingerspitzengefühl und können sagen, ob eine Narbe möglicherweise ein Störfeld darstellt oder nicht.
Dabei ist man manchmal verblüfft, dass einige große und wirklich schlimm aussehende Narben – beispielweise von Brandzeichen – keinerlei Probleme machen können, kleine Narben jedoch, z.B. von einer minimalinvasiven Operation, ein starkes Störfeld darstellen können. Das Aussehen alleine ist als kein sicherer Indikator dafür, ob eine Narbe ein Problem darstellt oder nicht.
Störfelder behandeln & Narben pflegen
Bindegewebiges Narbengewebe in der Haut fühlt sich in der Regel unelastisch an, es ist viel härter und kaum verschiebbar. Die Mikrozirkulation in diesen verklebten Gewebsschichten ist meist gestört, da der Bereich schlechter durchblutet wird.
Ziel einer Narbenbehandlung ist also, die Mikrozirkulation zu steigern, das Gewebe elastischer zu machen und den Energiefluss wieder anzuregen.
Je jünger eine Narbe ist, desto besser sind die Erfolgsaussichten, jedoch lassen sich, mit etwas Geduld, auch ältere Narben noch sehr gut verbessern.
Narbenmassage
Beginnen kann man, sobald die äußere Wundheilung abgeschlossen ist. Die Wunde oder Naht muss vollständig geschlossen und möglicher Wundschorf von alleine abgefallen sein. Auch darf keine Infektion des Bereiches vorliegen. Wenn alles komplikationslos ist, dann kann man bereits bei sehr jungen und frischen Narben beginnen durch tägliche, sanfte Massagen das Gewebe wieder geschmeidiger zu machen und die Durchblutung zu fördern. Ergänzend verwenden lassen sich hier gut milde Narbengele oder hochwertige Calendula Öle, welche die Haut zusätzlich pflegen.
Ätherische Öle und ihre Anwendung
Ätherische Öle können ebenfalls für die Narbenmassage eingesetzt werden, vor allem da ihre aromatherapeutische Wirkung bei traumatisch entstandenen Narben gleichzeitig zur Trauma-Auflösung beitragen kann. Aber bitte immer vorsichtig sein mit ätherischen Ölen am Pferd: Sie müssen unbedingt mit neutralem Öl (z.B. einem hochwertigen Mandelöl) stark verdünnt werden, da sie die Pferdehaut in zu hoher Konzentration leicht reizen. Im Zweifel einfach den Therapeuten des Vertrauens fragen, welches ätherische Öl – oder welche Mischung – er für die Behandlung einer bestimmten Narbe empfiehlt.
Farblicht zur Unterstützung der Wundheilung
Farblicht eignet sich hervorragend, um schon die Wundheilung zu unterstützen und damit starker Narbenbildung vorzubeugen. Aber auch bei bestehenden Narben kann man mit Farblichtbehandlung meist eine deutliche Verbesserung erzielen. Je nach Farbauswahl kann man so dem betroffenen Bereich Energie zuführen oder auch welche ableiten – je nachdem, was das Gewebe in dem Narbenbereich benötigt.
Lasertherapie für tiefer liegende Narben
Tiefer liegende Narben, beispielsweise nach Operationen, lassen sich gut mit Lasertherapie behandeln. Durch die hohe Eindringtiefe der Laserstrahlen ins Gewebe werden Regenerationsprozesse angeregt, die Durchblutung und der Zellstoffwechsel werden erhöht und Abbauprodukte, die zum Teil für Schmerzen verantwortlich sein können, werden schneller abtransportiert. Durch diese Biostimulation kann sich das Gewebe wesentlich schneller normalisieren. Da tiefer liegende Gewebeschichten – im Gegensatz zur äußeren Haut – nicht verhornen, ist hier oft noch eine ganz deutliche Verbesserung der Narbenstruktur durch entsprechende Behandlung zu erreichen.
Blutegel für oberflächliche alte Narben
Bei oberflächlichen alten und störenden Narben können Blutegel, mit ihren stark durchblutungsfördernden und entzündungshemmenden Eigenschaften, in vielen Fällen eine gute Therapiemöglichkeit darstellen. Die im Speichel des Egels enthaltende Hyaluronidase löst das verhärtete Bindegewebe der Narbe und macht sie insgesamt geschmeidiger.
Energetische Salben und Akupunktur als alternative Behandlungsmethoden
Alternativ kann man bei älteren Narben auch mit energetischen Salben wie der APM Creme arbeiten, die man in das Narbengewebe einmassiert. Es kann dadurch jedoch zu starken Lymphschwellungen kommen, was man vor allem bei Anwendung an Kastrationsnarben beachten sollte, denn das (beim Wallach immer noch vorhandene) Scrotum kann sich mit Lymphe füllen. Glücklicherweise ist das nicht schädlich für das Pferd und die Lymphe wird innerhalb weniger Tage wieder resorbiert, aber es hat schon manch einem Pferdebesitzer einen Schrecken eingejagt, wenn der Wallach am Tag nach so einer Behandlung plötzlich vermeintlich wieder als Hengst aus der Box kam.
APM Creme sollte man frühestens drei Monate nach komplettem Verheilen der Wunde anwenden. Beginnt man zu früh mit dieser Behandlungsmethode, kann sich das frische Narbengewebe wieder öffnen, mit allen möglicherweise folgenden Wundkomplikationen. Die Behandlung mit APM Creme bietet sich vor allem bei Narben an, die auf Meridianen liegen und damit das Energiesystem des Körpers stören.
Alternativ kann man bei solchen Narben auch mit Akupunktur arbeiten. Ein guter Akupunkteur ist in der Lage eine Narbe langfristig zu entstören und einen blockierten Energiefluss komplett wiederherzustellen.
Narbentaping für Verklebungen im Fasziensystem
Das Narbentaping, mit Hilfe von speziell für die Anwendung am Tier entwickelten Kinesiotapes, ist eine relativ neue Technik der Narbenentstörung. Es findet vor allem bei Verklebungen im Fasziensystem Anwendung, welche sich negativ auf den Bewegungsapparat auswirken. Es kann besonders gut nach manuellen Behandlungen dabei unterstützen, das Gewebe weiter zu lockern, den Muskeltonus zu modulieren und verklebte Faszien zu lösen. Fachlich korrekt angelegt, kann es mehrere Tage kleben bleiben und damit dem Körper die Möglichkeit geben, sein Fasziensystem nach und nach neu zu sortieren. Es gibt mittlerweile auch Tapes, die Magnete enthalten oder elektrostatisch aufgeladen sind und damit zusätzlich zu ihrer mechanischen Wirkung auch auf den Energiefluss einwirken.
Procainbehandlung bei starken Hypersensibilitäten
Bei sehr starker Hypersensibilität des Narbengewebes kann man Procain, ein Lokalanästhetikum, in das Gewebe injizieren lassen oder mit procain- oder lidocainhaltiger Salbe arbeiten. Dadurch werden chronische Reizzustände kurzzeitig gestoppt und das überreaktive Nervensystem kann für kurze Zeit zur Ruhe kommen. Das gibt einem die Möglichkeit, die Narbe zu behandeln und zu entstören, sodass die Hypersensibilität mit jeder Behandlung weiter zurückgeht und sich normalisiert.
Fazit
Es gibt also viele Möglichkeiten eine Narbe zu behandeln und sie damit in ihrer Funktion zu verbessern bzw. Störungen zu beseitigen. Aber viel besser ist natürlich – wie immer – die Prophylaxe. Daher sollte man bei Verletzungen dafür sorgen, dass diese möglichst schnell, gut und ungestört abeheilen können. Farblichttherapie oder andere geeignete Methoden können den Heilungsprozess unterstützen. Sobald die Wunde geschlossen ist, kann man das Gewebe, zum Beispiel durch sanfte Massagen, zu unterstützen, um eine starke Narbenbildung und Verklebungen mit tieferen Bindegewebsschichten möglichst zu vermeiden.
Hat man umgekehrt bei seinem Pferd therapieresistente Gesundheitsprobleme, für die man einfach partout die Ursache nicht finden kann, dann lohnt es sich durchaus, mal einen genaueren Blick auf die Narben zu werfen, die das Pferd im Lauf seines Lebens angesammelt hat. Oft versteckt sich hier der Grund für solche hartnäckigen Probleme.
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