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Die Intimpflege beim Wallach ist ein Thema, welches viele fürsorgliche Pferdebesitzerinnen und Pferdebesitzer beschäftigen kann. Unangenehme Gerüche oder solch unschöne Borken am Schlauch des Wallachs, lassen schnell die Frage aufkommen, ob Intimwaschungen zur Pflege des geliebten Tieres dazu gehören.

Was ist Smegma?

Diese Substanz, die sich am Schlauch und in der Schlauchtasche des Wallachs sammelt, nennt man Smegma. Es besteht aus abgestorbenen Hautzellen, Talg und Urinrückständen- sowie beim Hengst auch Spermaresten. Die Färbung und Zusammensetzung können je nach Pferd stark variieren, von hellgelb bis dunkelgrau und schmierig bis krustig ist alles möglich.

Unterschiede bei Wallachen und Hengsten

Hengste haben in der Regel keine größeren Smegma Anhaftungen, es sei denn sie zeigen kaum mehr arttypisches Verhalten oder haben eine stark erhöhte Talg Produktion. Durch sexuell motiviertes Ausschachten und Erigieren, oder bei Deckhengsten und wildlebenden Tieren auch den Deckakt an sich, findet eine natürliche Reinigung statt.
Wallache zeigen dieses Verhalten in der Regel selten und sind deshalb individuell mehr oder weniger stark betroffen.
Sollte man dann also zur regelmäßigen Intimwäsche übergehen?

Studie zur Intimwäsche von Wallachen

Das hat eine amerikanische Studie unter dem Titel „Effectiveness of Cleaning and Bacterial Growth in the Equine Sheath“ untersucht. Am Delaware Valley College in Pennsylvania wurden dazu 19 Wallache in 4 Gruppen untersucht.
In 3-wöchigen Abständen erhielten die Gruppen eine Intimwäsche. Vorher und nachher wurde mittels Abstriches eine Laboranalyse durchgeführt. Eine Gruppe erhielt eine Wäsche mit klarem Wasser, eine mit mildem Babyshampoo und eine mit einem speziellen Schlauchpflege Präparat. Die Kontrollgruppe erhielt keinerlei Pflegemaßnahmen.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Ein stark erhöhtes Bakterienwachstum bis zu einem hundertfachen Anstieg nach einer Reinigung.
Das Spezialpräparat erzielte dabei den höchsten Wert, einfaches klares Wasser den geringsten.
Bei den 3 Gruppen konnte auch insgesamt ein vermehrtes Bakterienwachstum durch die regelmäßigen Waschungen festgestellt werden, auch erneuerte sich die Menge des Smegmas in der Zeit dazwischen wieder vollständig.
Eine Arbeit die man sich also scheinbar nicht nur sparen kann, sondern auch in dem Umfang unterlassen sollte.

©Adobe Stock / FastHorsePhotography

Wann ist eine Intimwäsche notwendig?

Die Haut besitzt einen wichtigen natürlichen Schutzmantel und durch häufige Waschungen werden wichtige Proteine, die das Bakterien Wachstum hemmen, zerstört. Sollte man also lieber komplett die Finger vom Schlauch des Wallachs lassen?
Das lässt sich so pauschal auch nicht sagen. Wenn es bereits kleine Anzeichen von Verhaltensauffälligkeiten gibt, wie zum Beispiel ein sehr festgehaltener Lendenbereich beim Reiten oder auch im Freilauf, teilweise können vermehrte Schlauchgeräusche auffällig sein.
Ebenso Schmerzen bei Berührungen der Schlauchtasche oder Entzündungszeichen dieser. Vor allem aber Probleme beim Urinabsatz, wenn das Tier sehr häufig immer nur kleinere Mengen Urin absetzen kann oder vielleicht sogar nur tröpfelnder Weise, oder generell sehr lange braucht um die Position dafür zu finden. Es gibt auch Wallache, bei denen der Urin am Bauch herab läuft, weil sie nicht mehr vernünftig ausschachten können.

Dann sollte man selbstverständlich genauer hinsehen oder je nach Schwere der Problematik auch schleunigst einen Tierarzt aufsuchen und genauere Untersuchungen veranlassen.
Unter Umständen können sich nämlich sogenannte Smegmasteine bilden. Diese können, je nach Größe, die Harnröhre zum Teil einengen und abklemmen, den Bewegungsablauf aufgrund von Schmerzen stören oder Irritationen und Entzündungen am Schlauch verursachen und damit die vorher genannten Probleme verursachen.

Regelmäßige Kontrolle

Man sollte seinen Wallach also immer mal bei dem Wasser lassen beobachten, oder bei vorherrschenden Problemen ohne bisherige klare Ursache auch einen Smegmastein in Betracht ziehen. Die regelmäßigen Zahnkontrollen durch einen Tierarzt, wenn diese unter Sedation stattfinden, bieten eine einfache und unkomplizierte Möglichkeit den Schlauch des Wallachs
genauer zu untersuchen, da die aller meisten Wallache dabei ausschachten.
Auch physiotherapeutische Behandlungen oder auch Massagen durch den Besitzer können den Wallach so entspannen, dass er ausschachtet und man die Möglichkeit hat einmal genauer zu schauen.
Vorsicht muss allerdings immer geboten sein, denn wenn das Tier bereits Schmerzen durch Veränderungen hat, sollte man auch auf die eigene Sicherheit achten, der gesamte Bereich kann äußerst empfindlich sein.

Smegmasteine & deren Risiken

Die Smegmasteine befinden sich meist in den Reservefalten innerhalb der Eichelgruben oder auch der Harnröhrenöffnung und können etwas versteckt liegen. Die meisten dieser Steine sind doch eher kleiner und auch noch verformbar, sie können allerdings mit der Zeit durch die Kompression der Substanzen steinhart und bis zu Hühnerei groß werden!
Man sollte sehr vorsichtig sein um keine Irritationen zu erzeugen. Am besten bittet man den Tierarzt/Ärztin um diese Untersuchung, sollten bereits Auffälligkeiten vorhanden sein und vor allem auch um größere Steine zu entfernen, damit keine Verletzungen entstehen.
Wenn ein Wallach also Auffälligkeiten zeigt oder vermehrt Smegma produziert, sollte man also durchaus regelmäßig einen genaueren Blick darauf haben.

Hinweise auf Stoffwechselprobleme

Bei einer erhöhten Smegma Produktion lohnt sich ebenfalls eine genauere Betrachtung des Stoffwechsels. Der Intimbereich gehört schlicht betrachtet ebenfalls zum Organsystem Haut.
Eine erhöhte Talgproduktion oder gar ein unangenehmer, säuerlicher Geruch können auf eine vermehrte Entgiftung und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten über die Haut des Pferdes hinweisen. Diese Reaktion deutet auf eine Überlastung des Systems hin und sollte unbedingt Berücksichtigung finden, damit das Pferd dort unterstützt werden kann.

Fazit & Empfehlungen

Allgemein lässt sich also sagen, man sollte durchaus regelmäßig den Schlauch seines Wallachs kontrollieren und stets auf Auffälligkeiten, Veränderungen oder Schmerzanzeichen achten.
Waschungen sollten aber so wenig wie möglich, also nur bei starker Verunreinigung und dann am besten ausschließlich mit warmen, klarem Wasser erfolgen.
Pferde die Probleme mit einer vermehrten Talgproduktion haben, sollten ganzheitlich im Stoffwechsel unterstützt werden um langfristig für Besserung zu sorgen.