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Die richtige Fellpflege ist oft so viel mehr als nur den angetrockneten Dreck vom Pferd herunter zu bekommen, nachdem es sich genüsslich in der Schlammkuhle gewälzt hat. Und wie wir Pferdemenschen alle wissen: Glückliche Pferde sind oft auch dreckige Pferde.

Gesundheitliche Aspekte der Fellpflege

Zunächst einmal dient die Fellpflege natürlich auch dazu den groben Dreck vom Pferd zu entfernen, wenn man zum Beispiel reiten möchte. Aber die Fellpflege Routine beinhaltet noch so viel mehr Aspekte. Man entfernt lose Haare und alte Hautschuppen, was für einige Pferde eine echte Wohltat sein kann. Bei ausgiebigen Striegeleinheiten wird die Durchblutung und ebenso der Lymphfluss angeregt, damit also auch die Nährstoffversorgung der Haut. Jedoch sollte man es auch nicht täglich übertreiben mit intensivem Schrubben: Das Fell eines gesunden Pferdes ist üblicherweise mit einem ganz leichten Schutzfilm ausgestattet, welcher wasserabweisend wirkt. An reitfreien Tagen kann man das Fell also durchaus auch mal in Ruhe lassen.

Man sollte sich immer ausreichend Zeit und Ruhe beim Putzen und der Pflege des Pferdes nehmen. So lassen sich eventuelle Muskelverspannungen oder auch erwärmte Bereiche ausmachen. Auch kleinere Verletzungen können somit frühzeitig erkannt und behandelt werden.

Die Wahl der richtigen Pflegemittel

Eine gesunde Haut mit gesundem Fell benötigt in der Regel keine weitere regelmäßige Pflege. Der Markt ist jedoch voll mit diversen Pflegemitteln, Cremes und Sprays die oftmals auf den ersten Blick einladend wirken und versprechen, das beste aller Mittel zu sein.
Dabei sollte immer beachtet werden: die Haut kann nicht nur Stoffe von innen nach außen leiten, sondern auch anders herum Stoffe, die auf die Haut kommen, aufnehmen.
Viele Sprays enthalten künstliche Duftstoffe, Silikone, Parabene und andere chemische Stoffe, die Allergien auslösen können und die Haut langfristig reizen und auch austrocknen können, auch wenn es sich im ersten Moment ganz toll anfühlt und super riecht. Wenn es also ein Pflegespray sein muss, um der langen Mähne gerecht zu werden, dann sollte man auf rein natürliche Zutaten achten und allgemein die Regel ,,weniger ist mehr‘‘ beachten. Lieber einmal mehr Zeit nehmen, um Mähne und Schweif in Ruhe zu verlesen.

Regelmäßiges shampoonieren kann die Hautschutzbarriere zerstören
©Adobe Stock / kazantsevaov

Häufiges Waschen kann der Haut schaden

Das gleiche gilt natürlich auch für Shampoos und Co. Die allermeisten Tierbesitzer wissen bereits, dass es der Haut unserer Lieblinge gar nicht gut tut, wenn diese häufig gewaschen wird. Das Abduschen unter klarem fließendem Wasser, nach einem Training an einem heißen Sommertag, stellt in der Regel weniger ein Problem dar, als regelmäßiges ein shampoonieren. Die wirklich wichtige Hautschutzbarriere wird mit Shampoo herunter gewaschen. Bakterien und Keime habe damit bessere Chancen.
Auf keinen Fall sollte man Shampoo für Menschen oder gar Seife verwenden, dies entfettet die Haare komplett. Wenn also ein sehr dreckiger Schweif dringend mal gewaschen werden muss, oder große Grasflecken vor einem Ausflug entfernt werden sollen, dann sollte man auf ein spezielles mildes und rückfettendes Shampoo für Pferde zurückgreifen. Es gibt mittlerweile einige Hersteller die Pflege für Pferde auf rein natürlicher Basis anbieten, zum Beispiel mit Aloe Vera und leichten Pflanzenölen. Es lohnt sich langfristig darauf zurück zu greifen, um Haut und Haare zu schonen.

Tipp für helle Schweife

Für helle und damit auch schmutzanfällige Schweife gibt es einen tollen Trick, der eigentlich schon sehr alt ist, aber komplett natürlich und auch noch günstig: Roggenmehl mit Wasser vermischen bis eine gelartige Konsistenz entsteht. Mindestens eine gute Stunde stehen lassen, je länger es steht, desto mehr pflegende Eigenschaften kommen hervor.
Den Brei in das Langhaar einmassieren, 10 Minuten einwirken lassen, danach gründlich ausspülen. Das macht den Schweif wieder schön frisch und hell.

Soziale Bedeutung der Fellpflege

Zuletzt hat die Pflege des Pferdes noch einen weiteren ganz tollen Aspekt. In harmonischen Pferdegruppen kann man es auch häufig beobachten: gegenseitige Fellpflege.
Jedoch steht dabei der wirklich pflegende Aspekt für die Pferde eher etwas im Hintergrund. Natürlich wird besonders gern zur Fellwechselzeit gegenseitige Hilfe geleistet bei dem Entfernen loser Haare, und um an besonders schwierige, juckende Stellen heranzukommen, aber das Ganze hat für Pferde vor allem einen sozialen Aspekt. Es fördert den Zusammenhalt und die Bindung der Gruppe und pflegt die Freundschaften der Tiere untereinander. Den einzelnen Pferden gibt es ein starkes Gefühl von Zusammengehörigkeit.

Förderung von Bindung und Vertrauen

Für uns Reiter ist das Putzen und die Pflege also auch eine super Möglichkeit, die Bindung zwischen Pferd und Mensch zu stärken, Vertrauen aufzubauen und ein positives Gefühl von Gemeinschaft zu vermitteln. Also einfach die Freundschaft zu pflegen. Die Lieblingsstellen des Vierbeiners erkennt man meist sehr schnell anhand des genüsslichen ,,Putzgesichtes‘‘: der langgestreckten Oberlippe und oft halb geschlossenen Augen. Einige Pferde kraulen auch sehr gerne hingebungsvoll zurück. Man kann das einfache Putzen seines Vierbeiners also zum richtigen Wohlfühlerlebnis werden lassen.