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Kräutersteckbrief

Deutscher NameUlme
Lateinischer NameUlmus spp., Pflanzengattung innerhalb der Ulmaceae, in Europa finden sich Feldulme (Ulmus minor), Bergulme (Ulmus glabra) und Flatterulme (Ulmus laevis), häufig wird für medizinische Anwendung auch die bei uns invasive Amerikanische Ulme (Ulmus americana) verwendet, da ihre Rinde eine stärker schleimende Wirkung hat („Slippery Elm Bark“)
Traditionelle AnwendungIn der Volksmedizin gegen Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei Magengeschwüren verwendet. Auch zur Wundbehandlung und zur Appetit- und Verdauungsanregung einsetzbar.
Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en)Die Rinde enthält Schleim-, Gerb- und Bitterstoffe, sowie Terpene und Phenole (Lignane, Kumarine, Flavonoide).
Wirkt schleimhautberuhigend, adstringierend, appetit- und verdauungsanregend.
KontraindikationenRotulmenrinde steht im Verdacht, Wechselwirkungen mit einigen Medikamenten zu haben, hierzu muss jedoch noch genauer geforscht werden. Bis dahin wird empfohlen, Ulmenrinde und Medikamente deutlich zeitversetzt zu verabreichen.
Wann wird gesammelt?Ulmenrinde sollte aufgrund der Bedrohung des Bestands nicht aus Wildsammlung selbst geerntet werden, da das Entfernen von Rinde großen Stress sowie Anfälligkeiten für Parasiten und Pilze für den Baum bedeuten. Im Handel wird meist die Rinde der amerikanischen Rotulme angeboten, welche mehr Schleimstoffe enthält als die heimischen Arten.
Welche Pflanzenteile werden verwendet?Rinde, (Knospen)
Wie wird sie zubereitet?Die Rinde der heimischen Ulmenarten kann als Tee aufgekocht werden, wenn man sie zum Spülen von schlecht heilenden Wunden oder von Entzündungen im Maul verwenden will, z.B. nach Zahnextraktion.
Für die Behandlung von Magengeschwüren wird ein Kaltauszug aus Rotulmenrinde hergestellt: 5g Pulver mit ca. 200ml kaltem Wasser zu einem Gel quellen lassen.
TriviaBaum des Jahres 2019
Ulmen gehören seit 65 Millionen Jahren zu den ältesten Baumarten der Erde. Die Ulme wurde bereits im antiken Griechenland als Heilpflanze verwendet und war ein Symbol für Trauer und Tod, mit ihr sollte böser Zauber abgewehrt werden. Die Römer weihten die Ulme Hermes, dem Götterboten. In der nordischen Mythologie war die Ulme den Göttern Odin, Hönir und Lodur geweiht. Im europäischen Mittelalter hatte sie die Funktion des Gerichtsbaums. In Nordamerika war sie das Symbol der Revolution und wurde auch als „Tree of Liberty“ bezeichnet.

Geschichte und Vorkommen der Ulme

Die Ulme – ein Baumfamilie mit etwa 30 verschiedenen Arten, von denen allerdings nur drei in Mitteleuropa heimisch sind. Die Bäume werden bis zu 40 Meter hoch, bis zu 600 Jahre alt und gehören zu den ältesten Baumarten der Erde. Schon vor 65 Millionen Jahren gab es Ulmengewächse, vor etwa 10 Millionen Jahren traten sie vermehrt in Mitteleuropa auf. Die Bestände werden in den einheimischen Wäldern allerdings inzwischen immer seltener. Der Grund hierfür ist ein aus Ostasien eingeschleppter Pilz, der die Ulmen befällt und die Wasserversorgung der Krone zerstört. Vor allem Bergulme und Feldulme sind davon betroffen. Daher sollte auf ein selbstständiges Ernten von Ulmenrinde verzichtet werden, denn Ulmen wird aufgrund ihrer Nutzung als Bienenweide, sowie spezialisierter Insekten-, Spinnen- und Pilzarten auf Ulmen, eine große ökologische Bedeutung zugesprochen.

Therapeutische Anwendung von der Ulme

Als Heilpflanze werden die heimischen Ulmenarten bzw. ihre Rinde traditionell aufgrund ihrer Gerb- und Bitterstoffe zur Behandlung von äußerlichen Wunden oder von Schleimhautentzündungen, beispielsweise im Maulbereich, eingesetzt. Äußere Wunden werden dabei meist mit Tinkturen (also alkoholischem Auszug) oder mit Teespülungen behandelt. Wunden und Entzündungen im Maulbereich kann man mit Teespülungen behandeln. Hier wirken die enthaltenen Gerbstoffe adstringierend, also zusammenziehend. Sie trocknen die Wunde aus, Blutgefäße ziehen sich zusammen, wodurch die Blutung gemildert wird und somit Bakterien die Grundlage entzogen wird. Entzündungen klingen dadurch schneller ab. Darüber hinaus haben die Gerb- und Bitterstoffe auch positive Wirkung auf den Verdauungsprozess: Die Peristaltik wird angeregt, Fehlkeimwachstum gehemmt und das Darmmilieu stabilisiert.

Die amerikanische Rotulme ist ein traditionelles Heilmittel der amerikanischen Ureinwohner und hilft bei Entzündungen im Magen-Darmtrakt, beispielweise Rachenentzündung, Gastritis, Magengeschwüren oder Colitis. Um Beschwerden im Verdauungstrakt zu lindern, wird ein Kaltansatz aus zerkleinerter oder pulverisierter Rinde mit kaltem Wasser angesetzt. Die dabei freiwerdenden Schleimstoffe legen sich als Schutzfilm über die Schleimhäute, die Gerbstoffe wirken gleichzeitig entzündungshemmend.

Ulmenknospen wirken schmerzlindernd und durchblutungsfördernd, weshalb sie beim Menschen traditionell in der Behandlung von Gicht eingesetzt wurden. Ob auch Arthrose beim Pferd positiv auf Ulmenknospenfütterung reagieren würde, ist nicht bekannt. Allerdings soll ein Auszug aus den Knospen der Feldulme bei Ekzemen helfen. Da jedoch gerade die Feldulme stark bedroht ist, sollte man vom Sammeln der Knospen im Frühjahr eher absehen.

In der Bachblütentherapie findet die Ulme ebenfalls Anwendung unter der Bezeichnung „Elm“. Diese Bachblüte gibt Kraft in Momenten der Schwäche und unterstützt das Selbstbewusstsein. Sie kann daher vor allem bei rangniedrigen Pferden gut eingesetzt werden oder solchen, die in einer stressigen Lebenssituation sind, die man aber derzeit nicht ändern kann. Auch Sportpferde, die vom Turniergeschehen latent überfordert sind, kann man mit der Bachblüte Elm gut unterstützen.

Anwendung der Ulme beim Pferd

Beim Pferd gibt es nur wenige Studien zur Anwendung von Ulmenrinde, aber die Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass die Wirkung vergleichbar ist mit der beim Menschen. Bei einer von McCullough durchgeführten offenen Beobachtungsstudie über 3,5 Jahre an 209 Pferden wurde ein spezieller Extrakt aus Ulmenschleim (Potency-Enhanced Polyanionic Phyto-Saccharide of Elm Mucilage, PEPPS) verabreicht zur Behandlung von Pferde mit leichten Koliken, Durchfall oder Resistenz gegen Anthelminitika. 175 der 209 Pferde hatten zusätzlich eine Verdachtsdiagnose auf Magengeschwüre.

Bei 81% der untersuchten Pferde konnte allein durch die Verabreichung von PEPPS eine signifikante Verbesserung erzielt werden. Außerdem zeigten selbst solche Pferde eine deutliche Verbesserung der Magengeschwüre, die vorher bereits erfolglos mit Omeprazol und ähnlichen Medikamenten behandelt wurden. Möchte man Ulmenrinde in der Behandlung von Pferden mit Magengeschwüren einsetzen, ist darauf zu achten, dass es sich um die Rinde der amerikanischen Rotulme handelt und diese sollte möglichst als Kaltansatz verabreicht werden.

Die meisten Studien an Tieren wurden mit der Rinde der amerikanischen Rotulme durchgeführt, die einen deutlich höheren Anteil an Schleimstoffen aufweist, als die Ulmenarten Mitteleuropas. Daher ist über die Wirkung der heimischen Ulmen beim Pferd noch weniger bekannt. Traditionell wird die Rinde der mitteleuropäischen Ulmenarten aufgrund ihres hohen Bitter- und Gerbstoffgehalts bei Verdauungsproblemen wie Durchfall oder Koliken eingesetzt, also vergleichbar mit anderen bitterstoffhaltigen Pflanzen wie der Schafgarbe. Die darmstabilisierende Wirkung hat wiederum positive Effekte auf das Immunsystem und die Nährstoffverwertung. Auch als Spülung bei Entzündungen im Maulbereich oder für oberflächliche Wunden kann Ulmenrindentee verwendet werden. Ob Ulmenknospen beim Pferd eine positive Wirkung bei arthrotischen Veränderungen der Gelenke haben, ist nicht bekannt.

Ulmenrinde kann als Pulver unter das Futter gemischt oder als aufgekochter Tee verabreicht werden. Für die Behandlung von Magengeschwüren sollte ein Kaltaufguss von amerikanischer Rotulmenrinde gemacht werden. Da vor allem letztere im Verdacht steht, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu zeigen, sollte die Verwendung jedoch mit dem behandelnden Tierarzt oder Therapeuten abgesprochen werden. Als Bachblüte kann „Elm“ bei rangniedrigen und gestressten Pferden zur Verbesserung der Resilienz eingesetzt werden.

Mehr über Blütenessenzen und wie du damit auf das Wohlbefinden deines Pferdes Einfluss nehmen kannst, erfährst du in unserem GEBALLTEN WISSEN zum Thema.

Quellen

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