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Der nahende Winter verlangt uns Pferdehaltern strategische Entscheidungen für die Pflege der Weide ab. Die Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen, sind entscheidend, um den Winter gut zu überstehen und eine solide Grundlage für das Wachstum im Frühjahr zu schaffen.
Hier sind einige wichtige Schritte, die jetzt unternommen werden sollten.

Weideschutz ist Tierschutz

Im Herbst ist das Wetter meist wechselhaft, wodurch die Fruktanwerte im Gras steigen und das Wachstum der Pflanzen verzögert sein kann. Außerdem wird durch den Regen der Boden oft weich, sodass leichter Trittschäden entstehen.
Daher stellt sich immer die Frage:
Wie lange können die Pferde die Weide im Herbst noch nutzen? Das Gras sollte kräftig genug für den Winter sein. Daher darf es nicht zu tief abgeweidet und auch Schäden an der Grasnarbe müssen vermieden werden.
In den meisten Fällen gilt: zwischen Ende September und spätestens Mitte Oktober gehören die Weiden geschlossen.
Das Gras, welches dann bei guter Wetterlage nochmal schießt, dient den Pflanzen zur Bildung von Nährstoffvorräten für den Winter. Dieser Aufwuchs darf und sollte gerne spät im Jahr nochmal gemulcht, aber auf keinen Fall abgeweidet werden.

Der Winter ist immer die härteste Zeit für das Gras. Beweidung der Flächen im Winter schädigt nachhaltig die Pflanzen und sorgt dafür, dass sich die unerwünschten stressresistenten Hochzuckergräser von Jahr zu Jahr mehr ausbreiten, sodass die Weiden innerhalb weniger Jahre für Pferde unbrauchbar werden. Es kostet dann viel Zeit und teures Saatgut, um diesen Schaden wieder zu reparieren.
Stattdessen sollte man den Pferden Winterausläufe, Paddock Trails oder andere Formen der Offenstallhaltung bieten, um für Bewegung und Frischluft zu sorgen, aber die Weiden zu entlasten und vor den harten Winterbedingungen zu schützen.

Futterstellen reinigen

Viele Ställe füttern zum Ende des Sommers auf den Weiden Heu zu, weil nicht mehr genügen Gras zur Verfügung steht, sodass regelrechte Futterstellen entstehen. Dasselbe gilt für die Zufütterung mit Heucobs für die Rentner oder Kraftfutter für die Sportler auf der Weide.
Diese Futterstellen sollten jetzt gereinigt werden, um zu verhindern, dass der Boden mit alten Futterresten bedeckt ist. Denn sonst bilden diese eine ideale Isolierschicht, unter der sich die Mäuse im Winter vermehren können. Das leckere junge Gras im Frühjahr als Futter macht die Mäuse dann schnell zur Plage, die einem die ganze Fläche kahlfressen können, sodass die Weidesaison für die Pferde dann mangels Aufwuchses ausfällt.

Unkraut bekämpfen

Die Bekämpfung unerwünschter Pflanzen hat – selbstredend – den ganzen Sommer über Saison. Aber jetzt ist es an der Zeit, die noch übrig gebliebenen „Unkräuter“ zu entfernen. Brennnesseln und Disteln sollten gemulcht werden, bevor sie versamen können. Aber bevor man mit dem Mulcher fährt, sollte man noch die letzten blühenden Jakobskreuzkraut- und Graukresse-Pflanzen ausreißen und entsorgen. Letztere haben nämlich schon ihre Samen gebildet und wenn man sie mulcht, verbreitet sich die Plage noch mehr auf den Flächen. Darüber hinaus werden jetzt Sträucher und Hecken zurückgeschnitten.
So erhält man die Qualität seiner Weide und verhindert eine unkontrollierte Ausbreitung unerwünschter Pflanzen im nächsten Frühjahr.

Strategische Nachsaat

Für eine sofortige Nachsaat ist es jetzt zu spät, da die Pflanzen, die vor dem Winter noch keimen sonst zu schwach in den Winter gehen und absterben. Dafür ist das Saatgut zu teuer. Jetzt ist aber eine gute Gelegenheit, die Weiden auf Lücken zu kontrollieren, bevor diese im Frühjahr von benachbarten Pflanzen kaschiert werden. Durch den frühzeitigen Kauf von guten, pferdegerechten und zu den Boden- und Klimaverhältnissen passenden Nachsaatmischungen kann die Nachsaat im Frühjahr abgesichert und dafür gesorgt werden, dass das richtige Saatgut zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung steht.

Bodenuntersuchungen und angepasste Düngung

Am Ende der Vegetationsperiode ist es Zeit für Bodenproben. Denn durch die Beweidung werden der Fläche ständig Nährstoffe entzogen, die man gezielt wieder auffüllen muss, wenn man seinen Weidebewuchs langfristig gesund erhalten will. Eine gründliche Bodenanalyse zeigt, welche Nährstoffe der Fläche fehlen. Die Bestellung des passenden Düngers vor dem Winter sorgt dafür, dass man im Frühjahr vorbereitet ist, sobald die Witterungsbedingungen stimmen und der Dünger ausgebracht werden kann. Wer nicht genügend Lagerflächen für seinen Dünger hat, kann die Anlieferung im Frühjahr gleich mit vereinbaren.

Professionelle Bodenprobe durch Weidebesitzer
Bodenanalysen gehören zur optimalen Weidepflege: Mängel werden so deutlich
©Adobe_Stock/AlDa.videophoto

Ressourcen mit anderen Weidebesitzern teilen

Es ist hilfreich, sich mit anderen Weidebesitzern zu vernetzen, um Erfahrungen auszutauschen und Ressourcen zu bündeln. Dadurch kann man gemeinsam besser aufgestellt sein. Für die Weidepflege sind verschiedene Maschinen und Geräte unerlässlich. Innerhalb des Netzwerks können diese entweder ausgeliehen oder gemeinsam angeschafft werden, was die Kosten für jeden einzelnen reduziert. Es ist ratsam, neue Maschinen im Herbst oder Winter zu kaufen, da man dann genügend Zeit hat, um eine Auswahl zu treffen und zu vergleichen. Händler möchten ihre Altmaschinen gerne vor der Inventur Ende Dezember verkaufen, während Hersteller wissen möchten, welche Produkte sie für die kommenden Monate vorproduzieren sollen. Beide Seiten belohnen dies oft mit Rabatten.

Der Winter ist auch eine gute Zeit für Weiterbildung, beispielsweise zum Weideberater, denn nichts ist so beständig wie der Wandel. Und wie wäre es, im nächsten Frühjahr klüger zu sein als im letzten?

Fazit:

Die richtige Vorbereitung auf den Winter macht den Unterschied, um die Qualität der Weide zu erhalten und den Pferden eine gesunde Ernährung für die nächste Saison zu sichern.

Für weitere Fragen oder eine ausführliche Beratung zu deinen individuellen Weidefragen steht dir unser Grünlandfachmann Helmut Muß gerne zur Verfügung: Die gute Pferdeweide

Gastautor Helmut Muß

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