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Anwendung und Wirkung des Eibisch in der Kräuterheilkunde.

Kräutersteckbrief

Deutscher Name: (Echter) Eibisch, auch bekannt als Samtpappel, Käsepappel (Kaspappel), Heilwurz, Hülfwurz oder weiße Pappel.


Lateinischer Name: Althaea officinalis


Traditionelle Anwendung: Eibisch wird in der Volksmedizin vor allem gegen Husten, Bronchitis und gereizte Atemwege sowie bei Blasenentzündungen und Allergien eingesetzt. Wegen der Schleimstoffe wird er auch bei Zahnfleischentzündungen und Magen-Darmschleimhautentzündungen empfohlen. Vorbeugend kann Eibisch auch bei Neigung zu Koliken, Magengeschwüren oder Durchfall gefüttert werden. Äußerliche Anwendung der Wurzel bei Verletzungen wie geöffneten Abszessen, kleinen Wunden, Ekzemen oder Scheuerstellen.


Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en): Wirkt antimikrobiell, entzündungshemmend, schmerzlindernd, schleimbildend, hustenreizlindernd und immunmodulatorisch.
Enthält 25-35% Stärke, ca. 11% Pektin, 10% Saccharose und 5-11% Schleimstoffe (Gehalt ist in den Wurzeln am höchsten) sowie Flavonoide (u.a. Hypolaetin-8-glycosid, Isoquercitrin, Kaempferol, Coffein, Coumarin, Scopoletin, Phytosterole, Tannine und Asparagin.


Kontraindikationen: Achtung bei Neigung zu Schlundverstopfungen: Wurzel vorher mit kaltem Wasser ansetzen und quellen lassen.
Nicht zusammen mit Medikamenten verfüttern, sondern ca. 2 Stunden warten.


Wann wird gesammelt? Mindestens zweijährige Wurzeln werden während der Winterruhe gestochen, da die Inhaltsstoffe dort die höchste Konzentration haben. Sie können frisch verwendet oder getrocknet werden. Sammelzeit: September bis November oder im zeitigen Frühjahr. Blüten und Blätter möglichst jung im Sommer sammeln.


Welche Pflanzenteile werden verwendet? Vor allem Wurzeln, aber auch Blüten, Blätter, junge Triebspitzen enthalten in gewissem Maß Wirkstoffe.


Wie wird sie zubereitet? Die Wurzel frisch oder getrocknet über das Futter geben oder für 8 Stunden oder über Nacht in kaltem Wasser einweichen und den Sud zusammen mit der Wurzel ins Futter geben.


Trivia: Eibisch wurde schon von den Neandertalern verwendet, wie Grabfunde belegen. Kandierte Eibischwurzel wurde in Europa schon im 11. Jahrhundert als Heilmittel gegen Erkältungen beschrieben. „Marshmallows“ ist die englische Übersetzung des Pflanzennamens „Eibisch“. Klassische Marshmallows bestehen aus Eibischwurzelpulver, Puderzucker, Honig, Wasser und aufgeschlagenem Eiweiß.
Eibisch wurde früher auch als Färbemittel für Textilien verwendet, da man aus ihm verschiedene Rosatöne gewinnen kann.
In Hungersnöten wurde gekochte Eibischwurzel gegessen, die man aber aufgrund ihres faden Geschmacks nie in Zeiten des Wohlstands auf den Tisch gebracht hätte

Eibisch steht in Europa auf der roten Liste der gefährdeten Arten und darf an Naturstandorten nicht gesammelt werden.

Kräutertipp

Wo kommt Eibisch her und wo kommt er vor?

Der Eibisch ist ein einheimisches Malvengewächs, welches bis zu zwei Metern hoch werden kann. Man findet ihn auch in Teilen Asiens und Amerikas. Die Pflanze ist sehr robust, winterhart und pflegeleicht, allerdings bei uns kaum noch als Wildform zu finden. Da Eibisch unter Naturschutz steht, darf er nicht in der freien Wildbahn gepflückt werden, allerdings kann man die Pflanzen ohne Probleme im eigenen Garten anbauen. Eibisch bevorzugt feuchte und gerne auch salzhaltige Böden, deshalb wächst er gerne an sumpfigen Flussufern und in Marschlandschaften. Die wirkstoffreichen Wurzeln sollten nach Möglichkeit im Winter geerntet werden, auch aus diesem Grund bietet sich der Anbau im heimischen Garten an, damit man im Winter weiß, wo man sie suchen muss.

Historischer Kontext

In einem Grab eines Neandertalers von 60 000 v. Chr. wurde Eibisch von Forschern als eine von sieben Heilpflanzen gefunden. Im 11. Jahrhundert gibt es schon erste Erwähnungen, die Eibisch als Pflanze gegen Erkältungskrankheiten loben. Seit dem Mittelalter wurde Eibisch gezielt als Heilpflanze in Klostergärten angebaut, doch bereits aus der Antike sind Überlieferungen von der Anwendung der Pflanze bekannt, wo die Wurzel, vermischt mit Honig, als Medizin verwendet wurde. Und selbst Hippokrates nutzte schon zur äußerlichen Anwendung die wundheilende Wirkung des Malvengewächses. Damit ist Eibisch ein alter Bekannter in der Kräuterheilkunde.

Kandierte Eibischwurzel ist ein uraltes Hausmittel gegen Erkältungskrankheiten. Daraus hat sich vermutlich später die Herstellung von Marshmallows entwickelt, wobei heute bei kommerziellen Marshmallows das Eibischwurzelpulver meist durch die viel günstigere Gelatine ersetzt wird. Die Eibisch-Pflanze wird im Englischen entsprechend „Marshmallow“ genannt.

Therapeutische Anwendung von Eibisch

Schleimhäute: Magen, Darm, Rachen und Maul

Auch heute noch wird der Eibisch aufgrund der vielen enthaltenen Schleimstoffe und seiner entzündungshemmenden Wirkung vor allem eingesetzt gegen Reizhusten, also „unproduktiven Husten“, der nicht mit Schleim einhergeht. Insbesondere der im Nachgang von Erkältungen häufig noch weiter bestehende „trockene“ Husten kann mit Eibisch unterstützt werden, ebenso die Atemwege bei Pferden, die auf trockenes Heu mit Husten reagieren („Heustauballergiker“).

Die Schleimhäute in Magen, Darm, Rachen und Maul werden ebenfalls durch die vielen hydrokolloiden Polysaccharide („Schleimstoffe“) geschützt, die sich als Schutzfilm über die Schleimhäute legen. Dadurch wirkt Eibisch reizlindernd und beruhigend bei wundem Zahnfleisch oder Maulgeschwüren sowie bei Magen- und Darmschleimhautentzündungen. Er kann wegen seiner positiven Wirkung auf den Verdauungstrakt auch vorbeugend eingesetzt werden bei Pferden, die zu Magengeschwüren oder Koliken neigen. Auch bei Durchfallkandidaten kann man versuchen, mit Eibisch Linderung zu verschaffen. Dank seines süßlichen Geschmacks hat Eibisch eine gute Akzeptanz und ist daher auch in vielen Kräutermischungen für Atemwege oder Verdauungstrakt enthalten.

Sonstige Anwendungsmöglichkeiten

Die Anwendung von Eibisch kann auch bei Allergien helfen. Ursachen hierfür können vielseitig sein und sind noch nicht abschließend erforscht, aber die immunmodulatorischen Eigenschaften von Eibisch sind wissenschaftlich gut belegt. Darüber hinaus gehört Eibisch zu den potenten Pflanzen in der Behandlung bakterieller Blasenentzündungen, auch wenn diese beim Pferd glücklicherweise eher selten sind.

Bei äußeren Verletzungen wie kleinen Wunden, geöffneten Abszessen, Ekzemen oder

Scheuerstellen, kann die fein geriebene Wurzel der Pflanze wegen ihrer entzündungshemmenden und schmerzlindernden Wirkung eingesetzt werden.

Kontraindikationen

Bei Neigung zu Schlundverstopfungen ist allerdings bei der Fütterung von Eibisch etwas Vorsicht geboten: Die Schleimstoffe sollten vorher mit Wasser aufgequollen werden. Wichtig ist hierbei die Verwendung von kaltem Wasser, da die Schleimstoffe hitzeempfindlich sind und bei Aufgießen mit kochendem Wasser zerstört werden.

Die Vermeidung von heißem Wasser gilt auch bei Kräutermischungen, die Eibisch enthalten: Sie sollten immer trocken oder eingemischt in kalte bis lauwarme Heucobs gegeben, aber nicht mit heißem Wasser aufgegossen werden.

Anwendung von Eibisch beim Pferd

Als Futter

Gefüttert wird der Eibisch beim Pferd vor allem aufgrund der entzündungshemmenden Wirkung auf die Atemwege sowie des hohen Gehalts an Schleimstoffen und den damit verbundenen positiven Wirkungen auf den Verdauungstrakt. Für ein ausgewachsenes Pferd verwendet man ca. 50 g Eibischwurzel (oder eine Mischung aus Wurzel, Blätter und Blüten) pro Tag für maximal 4-6 Wochen. Ponys erhalten etwa die Hälfte.

Die Eibischwurzel kann, ebenso wie Blätter und Blüten, pur über das Futter gegeben oder unter eingeweichte Heucobs gegeben werden. Alternativ wird für einen Kaltauszug die Wurzel mit kaltem Wasser angesetzt und für 8 Stunden oder über Nacht an einem kühlen Ort stehen gelassen. Man kann den Sud dann zusammen mit den Wurzeln füttern.

!ACHTUNG! Es ist darauf zu achten, dass Eibisch nicht zusammen mit Medikamenten verfüttert wird, da die Pflanze die Aufnahme verzögern kann. Ein zeitlicher Abstand zwischen der Fütterung von Eibisch und der Gabe von Medikamenten von etwa zwei Stunden sollte eingehalten werden.

Äußere Anwendung

Für äußere Anwendung wird die Wurzel fein gerieben und mit etwas Honig vermischt auf ein Tuch gestrichen, welches auf die zu behandelnde Stelle gelegt wird. Alle zwei bis drei Stunden das Tuch gegen ein frisches auswechseln.

Rezept: Selbstgemachte Marshmallows

Und zu guter Letzt für den Reiter noch ein Rezept für selbstgemachte Marshmallows aus Eibischwurzel als süße Nascherei in der Erkältungszeit:

260g Puderzucker

100g Speisestärke

30g Honig

10g gemahlene Eibischwurzel

50ml Wasser

2 Eiweiß

Close-up von drei verschiedenen bunten Marshmallows, eines mit rillen, ein anderes gestreift und das dritte gedreht.
«Marshmallow» ist der englische Name für den Eibisch. Tatsächlich wurde Eibisch früher zur Herstellung von Marshmallows verwendet. ©AdobeStock / indigolotos

160g Puderzucker, Honig und Wasser bei mittlerer Hitze langsam erhitzen. Währenddessen das Eiweiß steif schlagen. Sobald Zucker und Honig im Wasser gut gelöst sind, die gemahlene Eibischwurzel einrühren, sodass eine glatte Masse entsteht. Diese zum Eischnee geben und für etwa eine Minute mit dem Handrührgerät auf höchster Stute schlagen, bis der Eibischteig zäh wird.

Die restlichen 100g Puderzucker und die Speisestärke mischen und auf ein flaches Brett oder in eine große Auflaufform sieben. Einen Spritzbeutel mit 2cm Loch mit dem zähflüssigen Eibischteig füllen und gleichmäßige Bahnen auf das Puderzucker-Stärke-Gemisch spritzen. Zum Aushärten ca. 12h in den Kühlschrank stellen. Danach die Rollen vorsichtig im Puderzucker-Mix wälzen, sodass sie nicht mehr kleben, in Stücke schneiden und die Schnittenden ebenfalls mit Puderzucker-Mix versiegeln. Das Messer beim Schneiden hin und wieder im Puderzucker-Mix abstreifen, damit die Stücke nicht daran kleben. Die fertigen Marshmallows können im Kühlschrank bis zu 5 Tage aufgehoben werden.

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Quellen

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  • Die Apotheke am Liesingbach: Echter Eibisch, Arznei-Eibisch. https://www.apothekeamliesingbach.at/de/was-wir-bieten/kr%C3%A4uterwissen/pflanzenportraits/eibisch/ (zuletzt aufgerufen am 14.10.2023)
  • Inopharm vet. Pharm. Produkte (21.04.2023): Echter Eibisch in der Pferdefütterung. https://www.inropharm.de/lexikon/echter-eibisch-in-der-pferdefuetterung/ (zuletzt aufgerufen am 14.10.2023)
  • https://www.gruenes-archiv.de/rezept-marshmallows-eibischteig/ (zuletzt aufgerufen am 19.10.2023)
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