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Kräutersteckbrief

Deutscher Name

Schafgarbe, auch bekannt als Achilles, Tausendblatt, Gotteskraut, Schafzunge, Blutstillkraut, Frauendank / Frauenkraut, Allheil und viele andere, oft regionale Bezeichnungen.

Lateinischer Name

Achilleam, Achillea millefolium (Gemeine Schafgarbe)

Traditionelle Anwendung

Schafgarbe wird in der Volksmedizin als Mittel gegen Rheuma, Zahnschmerzen, Kopfschmerzen, Migräne, Blutungen, Grippe, Entzündungen und Fieber eingesetzt. Hilft bei Magen-Darmproblemen, wie Blähungen oder Durchfall, sowie Leber- und Nierenproblemen, Ekzemen und Insulinresistenz. Erhöht die Speichel- und Magensaftbildung und steigert die Gallensekretion. Soll antiseptische Wirkung haben, vor allem gegen Pilzinfekte.

Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en)

Wirkt antioxidativ, entzündungshemmend, antibakteriell, blutungsstillend, wundheilend, appetitsteigernd, krampflösend (vor allem auf den Darm und Gebärmutter), leberschützend, vasodilatierend, bronchodilatierend, stoffwechselanregend und gegen einige Parasiten und einige Krebsarten. Auch eine positive Wirkung bei Magengeschwüren konnte nachgewiesen werden sowie eine östrogene Wirkung bei Menstruationsproblemen beim Menschen. Enthält über 20 verschiedene Wirkstoffe, darunter Achillein, ätherische Öle (Azulen, Cineol und Chamazulen), Sesquiterpenoide, Hydrocarbon-Monoterpene, oygenierte Monoterpene, Proazulene, Phenole, Flavonoide, und andere Bitter- und Gerbstoffe.

Kontraindikationen

Bei Menschen sind Allergien gegen Korbblütler bekannt, bei Tieren bisher nicht.

Wann wird gesammelt

Das ganze Kraut kann vor der Blütezeit (Juni bis September) geerntet werden, wird allerdings von den Pferden häufig erst im Winter gerne gefressen. In der Blütezeit wird das Kraut etwa eine Handbreit über dem Boden abgeschnitten, gebündelt und mit den Blüten nach unten zum Trocknen aufgehängt.

Welche Pflanzenteile werden verwendet?

Das ganze Kraut kann verwendet werden.

Wie wird sie zubereitet?

Die ganze Pflanze oder auch nur die Blätter können trocken gefüttert oder als Tee aufgegossen werden. Zerquetscht kann das frische Kraut äußerlich auf Verbrennungen oder Wunden als schnelle Linderung aufgelegt werden.

Trivia

Die Gattung „Achillea“ umfasst über 130 verschiedene Arten, wobei die „Gemeine Schafgarbe“ die häufigste ist. Sie wächst überall in der nördlichen Hemisphäre auf Wiesen, an Feldrainen und Wegrändern sowie auf Weiden bis hinauf in die Alpenregionen und ist praktisch überall bei uns zu finden. Junge Blätter können als Küchengewürz verwendet werden, sie haben einen bitteren, leicht pfeffrigen Geschmack. Besonders Schmetterlinge, Bienen und Hummeln werden von den kleinen Blüten angezogen. Eine der ältesten bekannten Heilpflanzen, schon vor über 3.000 Jahren als Therapeutikum erwähnt. Im Volksglauben zählten Amulette aus Schafgarbe als Abwehr gegen den Teufel. Außerdem wurden Zweige oder Sträuße unter das Kopfkissen gelegt, um von Angst und Alpträumen zu befreien. Als Essenz wird die Schafgarbe als „Yarrow“ bzw. „Pink Yarrow“ zum potenten Schutz gegen negative Energie eingesetzt. Ihr Namen leitet sich vom griechischen Held Achilles ab, der seine bzw. die Wunden seiner Soldaten damit behandelt haben soll.

Historischer Kontext und Kuriositäten

Bereits in der Antike wurde die Schafgarbe als Heilpflanze eingesetzt. Der Legende nach verriet der Zentaur Chiron dem griechischen Held Achilles die wundheilende Wirkung der Pflanze. Nach einer anderen Legende war es Aphrodite, die griechische Göttin der Liebe, welche Achilles die Pflanze auf die Wunde legte.

So hat sie auch ihren lateinischen Namen Achillea millefolium dem griechischen Held Achilles, dem Helden von Troja, zu verdanken, welcher fast unverwundbar war. Seine Ferse war seine einzig verwundbare Stelle, in welche ein vergifteter Pfeil geschossen wurde und so seinen Tod herbeigeführt hat – so ist uns allen die Achillesferse bekannt.

Bei uns wird die Pflanze aufgrund ihrer wundheilenden Wirkung seit jeher in der Volksmedizin eingesetzt, was auch schon von Hildegard von Bingen beschrieben wurde. Nicht nur in Europa ist ihre Anwendung schon früh verbreitet gewesen. Man findet Aufzeichnungen bis in den Orient nach Indien und China über ihre Verwendung und auch auf dem nordamerikanischen Kontinent soll sie bereits lange vor dem Auftauchen der Europäer eine bewährte Heilpflanze der dortigen Einwohner gewesen sein.

Schafgarbe wurde bei uns bis ins Mittelalter wegen ihrer blutstillenden Inhaltsstoffe auch als „Soldatenkraut“ bezeichnet. So können zerquetschte Blätter auf kleinere Verletzungen, Verbrennungen und andere Wunden gelegt werden, um schnelle Linderung zu erzielen. Die enthaltenen ätherischen Öle wirken desinfizierend und die Bitter- und Gerbstoffe adstringierend.

Der zweite Teil des Namens Achillea millefolium ist auf die fein gefiederten Blätter zurückzuführen, da millefoliumtausendblättrig bedeutet. So ist sie früher auch nur unter dem Namen Millefolium in einigen Gegenden bekannt gewesen.

Allgemeine Informationen zur Schafgarbe

Die Schafgarbe stammt aus der Familie der Korbblüter (Asteraceae). Sie ist in der subtropischen bis gemäßigten Zone der nördlichen Hemisphere bis hin zum Polarkreis beheimatet. Die Pflanze lässt sich leicht ansiedeln und bevorzugt einen trockenen mageren Standort, ist aber ansonsten anspruchslos. Daher findet man sie fast überall dort, wo man die Natur ein bisschen in Ruhe lässt, bis hin zu Feldrändern und Weiden.

Die Schafgarbe enthält viele Bitter- und Gerbstoffe, was jeder selbst austesten kann, indem man nur ein kleines Stück der Blätter im Mund zerkaut. Aufgrund der bitteren Inhaltsstoffe wird die Pflanze traditionell bei Magen-Darm-Problemen eingesetzt. Denn Bitterstoffe regen den Speichel- und den Gallefluss an. Darüber hinaus wirkt die Schafgarbe krampflösend auf den Darm und antiparasitär gegen einige unerwünschte Darm-Untermieter, welche auch Durchfälle oder Koliken verursachen können, wenn sie sich zu stark vermehren.

Die Wirkung von Schafgarbe

Die Schafgarbe ist, wie viele traditionelle Heilpflanzen, Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Forschung. Mit ihren über 20 verschiedenen – und mittlerweile gut untersuchten – Wirkstoffen erklärt sich die breite Anwendung gegen ganz unterschiedliche Gesundheitsprobleme. Nachgewiesen ist ihre antioxidative und ihre entzündungshemmende Wirkung, was sie nicht nur für äußere Anwendung prädestiniert, sondern auch für die Behandlung von Magengeschwüren und anderen entzündlichen Erkrankungen des Verdauungstrakts. Sie wirkt nachweislich antibakteriell, fungizid und gegen verschiedene Darmparasiten, was sie ebenfalls zu einem wichtigen Helfer bei Pferden mit Verdauungsproblemen macht.

Darüber hinaus ist ihre krampflösende Wirkung, vor allem auf die glatte Muskulatur des Darms und der Gebärmutter nachgewiesen. Zusammen mit ihrer blutungsstillenden und östrogenen Wirkung erklärt es, warum sie häufig bei Frauen mit Menstruationsbeschwerden Erfolg zeigt. Auch die wundheilende Wirkung bei äußerlicher Anwendung wurde bereits wissenschaftlich bestätigt.

Darüber hinaus zeigt sie positive Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, da sie nicht nur entzündungshemmend, sondern auch vasodilatierend wirkt, also dazu beiträgt, die Blutgefäße zu weiten. Dies macht sie besonders bei Pferden mit Hufrehe zu einer wichtigen therapeutischen Komponente.

Haflinger mit langer Mähne grast inmitten von Schafgarbe und weiteren Wiesenblumen
Auch Pferde profitieren von den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Schafgarbe. ©️AdobeStock / Grubärin

Pferde mit asthmatischen Beschwerden profitieren nicht nur von ihrer entzündungshemmenden Wirkung, sondern auch von der bronchodilatierenden, die in Studien gezeigt werden konnte. Damit kann die Schafgarbe dazu beitragen, dass solche Pferde wieder besser Luft bekommen, zumal beim Pferd bisher auch keine Allergien gegen Kreuzblütler bekannt sind.

Durch ihre hemmende Wirkung auf Geschwüre und einige Krebsarten kann sie auch bei Pferden mit Melanomen oder Sarkoiden versuchsweise eingesetzt werden, hier fehlt jedoch bisher der wissenschaftliche Nachweis, ob die Schafgarbe bei Pferden so wirkt wie gegen einige Krebsarten an Modellorganismen oder beim Menschen.

In Kosmetika findet die Schafgarbe schon länger Anwendung, sowohl dank ihrer entzündungshemmenden Wirkung als auch als angenehmer natürlicher Duftstoff.

Anwendung bei Pferden

Gefüttert wirkt die Schafgarbe beim Pferd in der Regel krampflösend, appetitsteigernd und anregend für die Verdauung und sie sorgt für eine gesteigerte Gallesekretion. Sie eignet sich besonders bei Pferden mit Verdauungsproblemen wie Blähungen oder Durchfall sowie für Pferde mit Leberproblemen und Stuten, die in der Rosse besonders „zickig“ sind, weil sie Krämpfe haben. Oft ist das Kraut in fertigen Mischungen von Bitterkräutern enthalten und kann so unter anderem sehr schön bei einer Darmsanierung mit zum Einsatz kommen.

Negative Effekte sind praktisch nicht bekannt, da man sie schon extrem überdosieren muss (deutlich über 50g / kg Körpergewicht pro Tag, was bei einem 500kg Pferd etwa 25kg Schafgarbe am Tag entsprechen würde), bis man negative Effekte auf die Gesundheit beobachten kann – zumindest an den Ratten, bei denen solche Untersuchungen durchgeführt wurden. Beim Pferd sind keine negativen Wirkungen zur Schafgarbe bekannt und auch nicht bei anderen Tierarten oder beim Menschen, sofern man sich an die normale therapeutische Dosierung hält.

Bewährt hat sich die Gabe von bis zu 25-50 g Schafgarbenkraut täglich über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen (Ponys bekommen etwa die Hälfte). Wenn man die Pflanze im Sommer sammelt, bündelt und kopfüber an einem luftigen Ort trocknet, kann man diese Bündel sehr schön im Herbst und Winter immer mal in den Stall hängen, zur freien Verfügung für diejenigen Pferde, die sie gut gebrauchen können.

Quellen

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