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Kräutersteckbrief

Deutscher Name

Rosmarin, auch bekannt als Brautkraut, Kranzenkraut oder Weihrauchkraut

Lateinischer Name

Salvia rosmarinus oder früher Rosmarinus officinalis, gehört aber nach neuester Taxonomie zur Gattung der Salbeigewächse (Salviaceae)

Traditionelle Anwendung

Rosmarin regt den Kreislauf an, beruhigt Herzrhythmusstörungen und erhöht den Blutdruck, stärkt das Verdauungssystem, reduziert Blähungen, stärkt die Nerven, ist hilfreich bei Migräne, Stress, Unruhe, Verspannungen und Bauchkrämpfen

Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en)

Wirkt adstringierend, antibakteriell, fungizid, entzündungshemmend, krampflösend und tonisierend.
Kann angewendet werden bei Magen-Darm-Problemen und Insulinresistenz.
Enthält ätherische Öle, Terpene (Kampfer, Eucalyptol und andere), Phenole (u.a. Coffein), Thymol, Verbanol, Gerb- und Bitterstoffe, Kampfer, Beta-Sitosterol, Flavone, Salicylate und Saponine.

Kontraindikationen

Nicht an tragende Stuten verfüttern, kann Wehen oder Aborte auslösen.

Wann wird gesammelt

Blüten während der Blütezeit im Frühling (März – April)
Blätter können ganzjährig gesammelt werden, da Rosmarin zu den immergrünen Pflanzen gehört

Welche Pflanzenteile werden verwendet

Blüten; Blätter können direkt verfüttert werden, allerdings muss man sie oft klein schneiden und untermischen, damit die Pferde sie fressen. Aus den Blättern und Stängeln wird auch das ätherische Öl gewonnen.

Wie wird sie zubereitet

Blätter pur oder unter das Futter gemischt verfüttern, ätherisches Öl (verdünnt!) als äußerliche Anwendung
Blätter können auch als Tee aufgegossen werden
Salben zur äußerlichen Anwendung

Trivia

Im mediterranen Raum verbreitete Pflanze, die vielfach in der dortigen Küche als Gewürz Verwendung findet. Schon die alten Ägypter, Griechen und Römer schätzten Rosmarin als heilige Pflanze, die für Liebe und Tod stand und daher auch bei Beerdigungen oder Hochzeiten verwendet wurde. Im Altertum war er Aphrodite geweiht und symbolisierte damit die Liebe und Schönheit. Auch in Shakespeares Werken taucht Rosmarin auf, und zwar in seiner zweiten Eigenschaft: als Totenpflanze. Vor Fenster gepflanzt oder in Büscheln zum Räuchern verwendet (daher der Name „Weihrauchkraut“), soll Rosmarin das Haus vor bösen Geistern schützen.

Sanoanimal Kräutertipp:

Rosmarin stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, wo er seinen festen Platz als Küchengewürz hat. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name „Rose der See“ und er wird heute vor allem Spanien, Frankreich und den USA angebaut. Das anspruchslose, winterharte Kraut kann man aber auch in unseren Breitengraden im Gartenbeet oder Balkonkasten pflanzen und sich im Sommer an den hübschen Blüten und dem wunderbaren Duft erfreuen, den er verströmt, sobald er von der Sonne beschienen wird.

Schon im alten Ägypten wurden Salben aus Rosmarin hergestellt, um sich vor der Hitze zu schützen, da seine ätherischen Öle eine erfrischende (tonisierende) Wirkung haben. Die Mönche brachten den Rosmarin aus dem Mittelmeerraum zu uns. Im 16. Jahrhundert soll der Rosmarin dann auch hier mit seiner Heilkraft überzeugt haben: Das als „Aqua Reginae Hungariae“ (Ungarischer Königinnengeist) bekannte Alkoholdestillat aus den Rosmarin-Blüten soll der 72-jährigen gelähmten Königin Isabella von Ungarn zu so großer Jugend und Schönheit verholfen haben, dass der König von Polen um ihren Hand anhielt – dass damit eine Verbindung zwischen Polen und Ungarn angebahnt werden sollte, dürfte eine nicht unerhebliche Nebenrolle gespielt haben.

Rosmarin besitzt, genauso wie seine nächsten Verwandten Salbei, Thymian und Lavendel, ein sehr starkes Aroma, welches sich schon beim leichten Zerreiben der Blätter freisetzt.

Wie die meisten Kräuter mit einem hohen Gehalt an ätherischen Ölen ist auch der Rosmarin Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Daher weiß man mittlerweile einiges über seine Wirkung auf den Stoffwechsel des Menschen. Neben seinem Einsatz in der Kosmetik, gehört er in der Humanmedizin – dank seiner umfangreichen Palette an natürlichen Wirkstoffen – zu den vielversprechenden Kräutern bei der Behandlung von so unterschiedlichen Erkrankungen wie Insulinresistenz, Parkinson oder Alzheimer.

Die ätherischen Öle werden (verdünnt mit einem neutralen Öl) äußerlich eingesetzt und sollen tonisierend, also belebend, wirken auf müde Muskeln. Rosmarin wirkt außerdem entzündungshemmend, antibakteriell und hat eine fungizide Wirkung. Aus diesem Grund kann das ätherische Öl äußerlich auch bei Hautinfektionen wie Hautpilz eingesetzt werden, aber auch hier immer vorher mit neutralem Öl verdünnen. Insbesondere sehr hartnäckige bis resistente Keime können mit Rosmarin effektiv bekämpft werden. Bei topischer (äußerlicher) Anwendung sollte er jedoch nie gleich großflächig aufgetragen werden, da es bei einigen Pferden zu Überempfindlichkeitsreaktionen kommen kann. Deshalb immer erst an einer kleinen Stelle mit intakter Haut prüfen, wie das Pferd reagiert.

Gefüttert hat Rosmarin mehrere Wirkungen auf den Verdauungstrakt: Er ist krampflösend und wirkt durch seine antibakterielle und antimykotische Wirkung gegen Dysbiosen im Verdauungstrakt. Deshalb eignet er sich besonders bei Pferden mit Verdauungsstörungen des Dickdarms wie Blähungen, Durchfall oder Kotwasser. Auch Pferde, die besonders nach Weidegang zu Magenaufgasung und damit „Rülpsen“ neigen (nicht zu verwechseln mit Koppen), profitieren von der Wirkung. Optimal ist hier eine Kräutermischung, die neben Rosmarin auch noch Thymian und Oregano enthält, die ebenfalls eine antimikrobielle Wirkung haben.

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Kräutermischungen wie Okapi Darmwohl enthalten neben Rosmarin auch Thymian und Oregano und können Pferde bei Verdauungs-Problemen unterstützen
© Okapi

Auch Pferde, die zu Stresskoliken oder anderen Stresssymptomen neigen, profitieren von der kurweisen Gabe von Rosmarin, da das Kraut entspannend und regenerierend auf das Nervensystem wirkt. Ältere Pferde profitieren von den im Rosmarin enthaltenen Salicylaten. Sie wirken blutverdünnend und fördern damit die Durchblutung der Extremitäten. Darüber hinaus stärkt der Rosmarin das häufig altersschwache Herz und stabilisiert damit den Blutdruck.

Besonders interessant ist die Wirkung von Rosmarin, wenn es um die geliebten Moppelponys geht. Bei vielen von ihnen geht das Übergewicht mit einer Insulinresistenz einher, die dafür sorgt, dass der Blutzucker nach dem Fressen nicht mehr adäquat herunter reguliert werden kann. Die Wirkstoffe des Rosmarins sorgen nachweislich für eine verbesserte Reaktion auf das Insulinsignal, sodass der Blutzucker wieder besser reguliert werden kann. Damit reduziert man nicht nur das Risiko für eine (durch hohen Blutzuckerspiegel getriggerte) Hufrehe, sondern schafft es auch, zusammen mit der richtigen Ernährung und einem angepassten Bewegungsmanagement, das Gewicht wieder in den Normalbereich zu bringen. Für die optimale Wirkung sollte der Rosmarin hier unbedingt als frische Pflanze eingesetzt werden, nicht getrocknet.

Man sieht also, Rosmarin gehört zu den „Alleskönnern“ in der Phytotherapie und deshalb sollte jeder Pferdebesitzer immer einen prächtigen Busch griffbereit haben – im eigenen Garten oder am Stall gepflanzt oder notfalls auch im Balkonkasten oder auf dem Küchenfensterbrett.

Bewährt hat sich die Gabe von bis zu 30 g getrockneten oder 50g frischen Rosmarinblättern täglich über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen (Ponys bekommen etwa die Hälfte).

Aber Achtung: Rosmarin sollte nicht an tragende Stuten verfüttert werden! Auch vor Turniereinsätzen sollte vorher eine Fütterungspause von 48 Stunden eingehalten werden, da einige seiner Wirkstoffe auf der Dopingliste stehen.

Quellen

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Weitere Kräutertipps gibt es hier: Sanoanimal Kräutertipps in der Pferdefütterung