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Zwei Kräuterarten, Hahnenfuß und Sauerampfer fallen nach der Weidesaison besonders auf, weil sie in vielen Regionen mit ihren samenstrotzenden Stängeln stehengeblieben sind.

Der etwas kleinere Kandidat ist der Hahnenfuß. Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) sind fast auf der ganzen Welt verbreitet. Alleine in Europa zählt diese Pflanzenfamilie 60 Unterarten.

Hahnenfußarten

Wir Pferdeweidenutzer sollten mindestens zwei Unterarten kennen: den Scharfen und den Kriechenden Hahnenfuß, denn diese kommen auf unseren Wiesen am häufigsten vor.

Sowohl der Scharfe als auch der Kriechende Hahnenfuß fühlt sich auf unseren Pferdeweiden pudelwohl. Stehen beide nebeneinander, so ist der Scharfe Hahnenfuß im ausgewachsenen Zustand ca. 1/3 höher gewachsen als sein kleiner Bruder, der – wie sein Name sagt – eher niedrig wächst und über die Weide „kriecht“.

Der Scharfe Hahnenfuß hat geringere Ansprüche an den Boden und die Nährstoffversorgung. Seine Blätter sind stark und markant gezackt und erinnern in ihrer Form an die Kralle eines Hahns. Er ist damit deutlich von der eher rundlich anmutenden Blattform des Kriechenden Hahnenfußes zu unterscheiden.

Hahnenfußarten enthalten den Giftstoff Protoanemonin, der Hautreizungen hervorrufen kann. Die Gehalte im Scharfen Hahnenfuß sind nicht zu unterschätzen, während sie im Kriechenden Hahnenfuß deutlich geringer gemessen werden.

Im Trocknungsprozess, z.B. nach der Heuernte, zerfällt das Protoanemonin innerhalb von sechs bis acht Wochen und verliert so seine Giftigkeit. Deshalb ist Hahnenfuß auf Heuwiesen unproblematisch, denn man sollte das frisch geerntete Heu ohnehin 8-12 Wochen abschwitzen lassen, bevor man es verfüttert.

Insgesamt werden Hahnenfußarten auf der Weide von Pferden eher gemieden, sodass eine Vergiftung ausgesprochen unwahrscheinlich ist. Sie sind aber Pflanzen, die unseren wertvollen Gräsern und gesunden Kräutern den Platz nehmen.

Links Scharfer Hahnenfuß und rechts Kriechender Hahnenfuß

Links Scharfer Hahnenfuß und rechts Kriechender Hahnenfuß
©Helmut Muss

Ampferarten

Noch viel größere Platzräuber sind der Stumpf- oder Breitblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius) und der Wiesensauerampfer (Rumex acetosa).

Generell gehören die über 130 Ampferarten zur umfassenden Gattung der Knöterichgewächse.

Auch der kleine Sauerampfer zählt zu dieser Familie dazu. Im Gegensatz zu seinen 2 Geschwistern, lässt sich der Sauerampfer durch das Anheben des pH-Wertes im Boden zurückdrängen. Deshalb gilt er auch als zuverlässige Zeigerpflanze für einen zu sauren Boden. Außerdem schafft er auch bei weitem nicht die Bodendeckung, die seine oben genannten Geschwister zu Problempflanzen werden lassen.

Die Blätter von Wiesensauerampfer und Stumpfblättrigem Ampfer nehmen anderen Pflanzen großflächig das Licht. So könnten auf dem Platz, an dem eine einzige Pflanze Stumpfblättriger Ampfer steht, bis zu 30 Graspflanzen stehen.

Dazu kommt die hohe Anzahl an Samen, die er wirft. Jedoch nicht nur die schiere Zahl der Fruchtkörper (ca.7000), sondern auch die Überlebensfähigkeit dieser Samen stellen uns vor ein großes Problem. Offiziell wird die Dauer der Keimfähigkeit mit 40 Jahren angegeben. Aus der Erfahrung kann man aber davon ausgehen, dass auch danach noch etwas geht.

Ampfer-Art in Hand gezeigt

Ampfer-Arten werden auch gerne als „Ackerunkräuter“ bezeichnet. Die Samen brauchen nämlich eine Belichtungsphase zwischendurch und keimen daher besonders gerne auf Äckern, da diese regelmäßig abgeerntet werden.
©Helmut Muss

Was man gegen unerwünschte Arten tun kann

Wenn die Samenkörner des Ampfers zu Boden fallen, müssen sie zunächst mit Boden bedeckt werden, um ihre Keimfähigkeit zu erhalten. Auf unseren Weiden übernehmen das die Pferdehufe, die sie nach einem Regen in die weiche Erde treten. Um dann tatsächlich keimen zu können, bedarf es einer erneuten Belichtung, sie müssen also noch einmal an die Oberfläche befördert werden, um dann vor der Keimung wieder abgedeckt zu werden.

Deshalb rate ich auch, auf Weiden und Wiesen – wenn irgendwie vermeidbar – auf Bodenbearbeitung zu verzichten. Man könnte dabei schlafende Ampfer wecken, ebenso wie andere Kräuter, deren Keimung ähnliche Bedingungen benötigt. Dazu gehören neben der Melde auch verschiedene andere Knöterich-Arten. Den Job der Bodenbearbeitung übernehmen vielfach ungefragt unsere Pferde, die damit ohnehin schon für den Erhalt des Ampfers auf ihren Weiden sorgen.

Außerdem macht man sowohl dem Ampfer als auch dem Hahnenfuß das Leben deutlich schwerer, wenn man die Weiden nicht bis zum Boden abfressen lässt. Bleiben die untersten 10cm der Gräser stehen, fällt weniger Licht auf den Boden und unerwünschte Pflanzen tun sich schwerer, auszukeimen. Deshalb sieht man Ampfer und Hahnenfuß besonders dicht auf Weiden, die immer überweidet werden und kann einer Wiese das schlechte Weidemanagement noch Jahre ansehen, auch wenn sie schon längst nicht mehr als Weide genutzt wird.

Alternative Maßnahmen, um die Ausbreitung von Hahnenfuß und Ampfer zu vermeiden

Abgesehen von der chemischen Bekämpfung, bleiben uns einigen Maßnahmen, um das Ausbreiten von Hahnenfuß und Ampfer zu vermeiden.

  • Um die „Bodenbearbeitung“ durch die Pferdehufe im Rahmen zu halten, sollten wir auf Weidegang auf durchfeuchteten Böden verzichten, denn diese werden von den Pferdehufen häufig regelrecht „umgepflügt“. Dazu gilt: je dichter unser Weidebewuchs ist, umso tragfähiger ist die Grasnarbe und wird auch bei einem kleinen Rennspurt nicht so leicht aufgerissen.
  • Auch Hahnenfuß und Ampfer brauchen – wie alle Pflanzen – Licht für ihr Wachstum. Je dichter unsere Weide ist, umso weniger Licht kommt auf den Boden und lässt unerwünschte Samen keimen oder Jungpflanzen gedeihen.
  • Gibt es auf einer Weide Stellen, die fast gänzlich von Hahnenfuß oder Ampfer bedeckt sind, so bietet es sich an, hier beim Mulchen der abgegrasten Weide das Mulchgerät tiefer, also bodennah arbeiten zu lassen. So wird die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den anderen Pflanzen auf der Weide herabgesetzt. Ampfer und Hahnenfuß müssen erst wieder neu austreiben, diese Zeit können andere Pflanzen nutzen, sie schon zu überwachsen und ihnen das Licht zu nehmen.

Ist der Sommer trocken, sind tiefwurzelnde Pflanzen im Vorteil. Das gilt nicht so sehr für den Hahnenfuß, denn er wurzelt nur etwa 50cm tief, das Gras im Vergleich meist 40-45cm. Der Ampfer dreht bei Trockenheit aber so richtig auf, denn seine Wurzeln reichen bis zu 3m tief hinab.

Das Lückenschließen in der Grasnarbe sollte deshalb auf jeden Fall im Frühling und im Frühherbst zum Arbeitsprogramm gehören, um unerwünschten Pflanzen so schnell wie möglich das Licht zu nehmen.

Mehrmaliges Säen mit kleineren Saatmengen mindert hierbei das Risiko. Ist der Sommer feucht und unbeständig, können wir auch im Sommer die Zeit zum Schließen unserer Weidelücken nutzen.

Zum guten Schluss noch ein Tipp: Hast Du nur wenige Ampfer-Pflanzen auf deiner Wiese, reiße sie noch vor der Samenbildung mit der Hand aus und schaffe sie von der Weide. Die Wurzeln werden wieder austreiben, allerdings hinderst Du ca.7000 Samen daran, sich für die nächsten 40 Jahre auf die Lauer zu legen.

Fazit

Hahnenfußgewächse und Ampferarten lassen sich mit dem richtigen Weidemanagement durchaus in Schach halten.

Gastautor Helmut Muß von Die gute Pferdeweide

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