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Bei Pferden mit Insulinresistenz steigt der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit zunächst ganz normal an, wie auch bei gesunden Pferden. Der Unterschied liegt darin, dass bei Vorliegen einer Insulinresistenz das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin nicht in der Lage ist, den Blutzuckerspiegel zu senken, durch Einschleusung der Glukose in Muskel- oder Leberzellen und andere entsprechende Speicher.

Infolgedessen kommt es zu einem erhöhten Blutzucker- (Hyperglykämie) und Insulinspiegel (Hyperinsulinämie). Da ein hoher Blutzuckerspiegel potentiell lebensbedrohlich ist, reagiert der Körper mit einer gesteigerten Produktion von Insulin durch die Bauchspeicheldrüse. So wird die überschüssige Glucose aus dem Blut geholt. Dies wird als Insulinresistenz oder auch Insulindysregulation bezeichnet. Langfristig kommt es zu einer Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse im Bezug auf die Insulinproduktion. In diesen Fällen findet man dann hohe Glucose- zusammen mit niedrigen Insulinspiegeln. Dieser Zustand wird beim Menschen als Diabetes Typ 2 bezeichnet.

Ob das Pferd insulindysreguliert ist, kann durch einen oralen Zuckertest oder durch eine einfache Blutglucose- und Insulinbestimmung im Blut nach 12h ausschließlicher Heufütterung erfolgen.

Bei einem hohen Blutzucker- und Insulinspiegel ist bei Pferden immer das Risiko für eine Hufrehe gegeben. Daher ist die Forschung bemüht, hier Therapiemöglichkeiten zu finden, um betroffenen Pferden zu helfen. In neuen Studien wurde an zirka 60 Pferden untersucht, ob die blutzuckersenkenden Wirkstoffe aus der Gruppe der Natrium-Glukose-Cotransporter 2-Inhibitoren (SGLT2i), die beim Menschen mit Insulinresistenz / Diabetes Typ 2 zum Einsatz kommen, auch bei Pferden die entsprechende Wirkung zeigen.

Hierzu wurden die beiden Medikamente Canagliflozin und Ertugliflozin bei Pferden getestet. Beide Medikamente zeigten zwar eine signifikante Verbesserung der gemessenen Blutzucker- und Insulinkonzentrationen, aber diese Medikamente sind nicht nebenwirkungsfrei. Die häufigsten Nebenwirkungen sind hohe Triglycerid-Konzentrationen, die zu einem Appetitverlust und zu einer Verfettung der Organe führen können – man tauscht also ein Gesundheitsproblem gegen ein anderes. Beim Menschen wird als Nebenwirkungen außer der Zehen- und Mittelfußamputationen auch noch Schwindel, niedriger Blutdruck und Kopfschmerzen aufgeführt. Welche Nebenwirkungen bei Pferden unter Dauergabe auftreten können, ist noch nicht erforscht.

Diese Medikamente sind also keinesfalls geeignet, um ein „normales“ insulindysreguliertes Pferd auf Dauer zu behandeln, zumal sie auch sehr kostenintensiv sind.

Gewicht reduzieren; Ausritt mit Haflinger
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Im Vordergrund einer Therapie bzw. eines Managements von Pferden mit Insulinresistenz muss immer zunächst eine entsprechende Verbesserung der Trainingssituation, der Fütterung und der Haltungsbedingungen stehen.

Die häufigste Ursache für hohe Zucker- und Insulinwerte im Blut oder für die Entstehung von Insulinresistenz sind erhöhte Zuckerwerte im Heu oder Gras, die durch Hochzuckergräser wie Deutsches Weidelgras verursacht werden. Dies in der Regel in Kombination mit mangelnder Bewegung. Kommt noch Stress aus der Haltung dazu, dann wird die Entstehung einer Insulinresistenz noch beschleunigt. Hier wäre der richtige Ansatzpunkt, um die Insulinsensitivität bei diesen Pferden wiederherzustellen: Zucker runter, Energieverbrauch hoch, Stress reduzieren.

Das heißt also für die Stallbetreiber zuckerarmes Heu zu produzieren und die Weiden mit entsprechend mageren Gräsern einzusäen. Für die Besitzer heißt es, ihren Pferden regelmäßig entsprechend flotte Bewegung zu verschaffen und auf passende Haltungsbedingungen zu achten. Wollen wir unsere Pferde auf Dauer gesund halten, ist dies die einzige Möglichkeit, dorthin zu gelangen.