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Kräutersteckbrief Lapachorinde

Deutscher Name

Lapacho (Pau d’Arco)

Lateinischer Name

Tabebuia avellanedeae, tabebuia impetiginosa, Handroanthus impetiginosus

Traditionelle Anwendung

Wird in der Volksmedizin Südamerikas gegen bakterielle und Pilz-Infektionen, als Entzündungshemmer und Schmerzmittel, zur Stärkung des Immunsystems, bei Verdauungsproblemen und teilweise bei Krebskrankheiten eingesetzt.

Wissenschaftlich nachgewiesene Anwendung(en)

Fungizid, antiviral, antibakteriell, anticancerogen, entzündungshemmend, schmerzstillend, harntreibend, positive Wirkung bei Magen-Darm-Problemen und Atemwegsinfekten

Inhaltsstoffe

Naphthochinone (Lapachol, ß-Lapachon), Flavonoide, Anthrachinone, Benzoederivate

Kontraindikationen

Blutgerinnungsstörungen

Wann wird sie gesammelt

Trockenzeit, da in dieser Zeit mehr bioaktive Verbindungen in der Rinde vorhanden sind.

Welche Pflanzenteile werden verwendet?

Innenrinde (Bast). Die Außenrinde enthält kaum wertvolle Wirkstoffe. Wichtig ist die nachhaltige Ernte, damit der Baum nicht geschädigt wird.

Wie wird sie zubereitet?

Rinde muss 10 Minuten ausgekocht werden und weitere 15 Minuten ziehen vor dem Verfüttern. Liegt die Lapachorinde gemahlen vor, muss sie nicht ausgekocht werden, da die Rinde im pulverisierten Zustand von Pferden gut aufgeschlossen werden kann.
Pulverisiert trocken über das Futter geben, als Tee aufgießen oder in nasses Futter einrühren.
Tgl. ca. 12-24 g (Ponys etwa die Hälfte

Trivia

Wächst in den tropischen Regenwäldern südamerikanischer Ländern, aber auch in Bergen bis in etwa 4000 m ü.N.N. Die Pflanze kann sich an unterschiedliche Umweltbedingungen anpassen, benötigt aber feuchte, gut drainierte Böden und ausreichend Licht.

Der portugisische Name „Pau d’Arco“ bedeutet „Bogenholz“, was auf seine Verwendung zur Herstellung von Bögen hinweist.
In Paraguay ist der Lapachobaum der Nationalbaum. Da er in der Trockenzeit blüht, ist er ein Symbol der Widerstandskraft.

Sanoanimal Kräutertipp:

Bereits die Inka verwendeten die Innenrinde des Lapacho-Baums als Allrounder, was die Heilmittel angeht. Noch heute wird sie von den Bewohnern Südamerikas gegen viele Krankheiten verwendet. Im Verhältnis zu ihrer Bekanntheit in ihrer Heimat, ist die Lapachorinde in Europa immer noch eher unbekannt. Der Lapacho-Baum wächst in den Regenwäldern Südamerikas, wo seine Rinde geerntet und die Innenrinde verwendet wird. Da die Rinde relativ schnell wieder nachwächst, erhält der Baum durch eine vorsichtige Ernte keine dauerhaften Schäden. Erst in Bäumen ab einem Alter von 40 Jahren sind die wertvollen Stoffe in der inneren Rinde in voller Konzentration und optimaler Zusammensetzung vorhanden.

Lapacho wird eine antibakterielle sowie die immunstärkende Wirkung nachgesagt, die teilweise auch schon in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt werden konnte. Obwohl er in vielen Teilen Südamerikas aufgrund seiner vielfältigen Heilkraft als „göttlicher Baum“ bezeichnet wird, ist die Anpreisung von Lapacho als eine „Wunderpflanze“ gegen Krebs, wie man es teilweise im Internet sieht, aufgrund der fehlenden pharmakologischen Untersuchungen stark umstritten. Entsprechende Wirkstoffe wie ß-Lapochon, welches gegen eine Vielzahl von Krebszellen wirksam ist, sind zwar enthalten, jedoch müsste nach bisherigem Wissensstand die Einnahme von Lapacho-Tee so hoch dosiert sein, dass die Nebenwirkungen zu stark würden.

Lapachorinde in einer Schaufel
© Adobe Stock / cirquedesprit

Außerdem ist die Toxizität von ß-Lapachon bei hochdosierter Gabe in Bezug auf die roten Blutkörpchern bisher nicht ausreichend erforscht. In antitumoraler Dosierung (10-30 μM) kann ß-Lapachon eine dosisabhängige Hämolyse auslösen, wobei sich rote Blutkörperchen auflösen. Dies ist auf einen Kalziumeinstrom aus dem Extrazellulärraum zurückzuführen. Durch das toxische Potential gegenüber Erythrozyten ist eine sorgfältige Anwendung in der Chemotherapie erforderlich, da sowohl Eryptose (frühzeitig aktivierter, programmierter Zelltod roter Blutkörperchen) sowie Hämolyse zytotoxisch für menschliche Erythrozyten sind und bekanntermaßen zur chemotherapiebedingten Anämie beitragen. Deshalb wird von einer Anwendung beispielsweise bei Schimmel-Melanomen dringend abgeraten.

Solche hohen Dosierungen wie sie in der Krebstherapie erforscht werden, werden bei einer normalen therapeutischen Gabe nicht erreicht. Dennoch sollte man bei der Fütterung von Lapachorinde – gemahlen oder als ausgekochter Tee – wie bei den meisten Kräuterpflanzen darauf geachtet werden, dass ein Zeitraum von sechs Wochen nicht überschritten und die Lapachorinde auch nicht überdosiert wird. Bei der äußerlichen Anwendung als Waschung oder Einreibung, wie sie in Südamerika teilweise bei Hautinfekten praktiziert wird, gibt es keine zeitliche Einschränkung.

Wie bei vielen anderen Pflanzen wurden auch für einen Extrakt aus Lapacho-Tee Studien an Ratten durchgeführt, in der die Hemmung der Pankreaslipase sowie die Verzögerung des Triglyceridanstiegs untersucht wurde. Die Rinde des roten Lapacho führte zu einer signifikanten Verzögerung des Anstiegs der Plasmatriglyceride, wohingegen das Lapachol aus der Rinde selbst in vitro keine Lipase-hemmende Wirkung zeigte. Diese Substanz scheint also nicht den entsprechenden Effekt zu vermitteln. Weitere Studien sind notwendig, um die Wirkungen (und ggf. Nebenwirkungen) der Lapachorinde noch genauer zu definieren.

Lapachorinde kommt auch in der Pferdefütterung immer häufiger zum Einsatz. So zum Beispiel aufgrund seiner Wirkung gegen Bakterien und Pilze auch im Zuge einer Darmsanierung, wo sie Dysbiosen (Fehlkeim-Wachstum) entgegenwirken kann. Hier kann Lapachorinde als gemahlenes Pulver direkt dem Futter zugegeben werden. Alternativ müssen die Rindenstreifen, die als Lapacho verkauft werden, gründlich ausgekocht und als Tee gegeben werden, um die Wirkstoffe effektiv verfügbar zu machen.

Quellen:

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  • Fritz, Dr. C., Maleh, S. (2020): Zivilisationskrankheiten des Pferdes – ganzheitliche Behandlung chronischer Krankheiten. Thieme Verlag, Stuttgart. 2. aktualisierte Auflage.
  • Lübeck, W. (2019): Heilen mit Lapacho-Tee: Die Heilkraft des „göttlichen Baumes“. Windpferd Verlag.
  • Marbach, Eva: Lapacho. https://heilkraeuter.de/lexikon/lapacho.htm (zuletzt aufgerufen am 23.05.2023)
  • Kiage-Mokua B.N. et al. (2012): Lapacho tea (Tabebuia impetiginosa) extract inhibits pancreatic lipase and delays postprandial triglyceride increase in rats. Phytother Res. 2012 Dec. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22431070/
  • Santos, L. C. D., Azevedo, L. S., Siqueira, E. P. D., Castro, A. H. F., & Lima, L. A. R. D. S. (2023). Chemical characterization, antioxidant activity, and cytotoxicity of fatty acids methyl esters from Handroanthus impetiginosus (Mart. ex DC.) Mattos (Bignoniaceae) seeds. Natural Product Research, 1-5.
  • Da Silva, Ì. E., Zoca, D. G., Silva, G. N. A. E., Katchborian-Neto, A., Cavallari, P. S. D. S., de Almeida, S. G., … & Silva, M. L. E. (2022). In vivo evaluation of analgesic and anti-inflammatory activity of hydroalcoholic extracts from Handroanthus impetiginosus and their chemical composition by UPLC/MS analysis. Natural Product Research, 1-7.
  • Bezerra, J. J. L., Johanes, I., & Pinheiro, A. A. V. (2022). Anticancer potential and toxicity of the genus Handroanthus Mattos (Bignoniaceae): A systematic review. Toxicon.