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Kräutersteckbrief Mädesüß                

Deutscher Name

Mädesüß (Rüsterstaude, Spierstaude, Wiesengeißblatt)

Lateinischer Name

Filipendula ulmaria, Spiraea ulmaria

Deutscher Name

Mädesüß (Rüsterstaude, Spierstaude, Wiesengeißblatt)

Traditionelle Anwendung

Früher eine Quelle zur Gewinnung von Salicylsäureverbindungen (bekannt aus Aspirin).  Als Tee bei Fieber, bei Magenübersäuerung, Grippe und Rheuma. Wirkt harn- und schweißtreibend, hustenstillend.

Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en)

Enthaltene Inhaltsstoffe: ätherisches Öl mit Salicylsäureverbindungen (Salicylaldehyd, Salicylsäuremethylester), Gerbstoffe (Ellagitannin), Flavonoide (Spiraeosid), Zitronensäure antioxidativ, blutverdünnend, entgiftend, entzündungshemmend, harntreibend, schmerzstillend, Akutmittel bei Hufrehe(-verdacht)

Kontraindikationen

Allergien gegen Salicylate Frische Wunden (auch blutende Magengeschwüre)

Wann wird sie gesammelt

Blüte von Juni bis August

Welche Pflanzenteile werden verwendet?

Blüten (Blätter)

Wie wird sie zubereitet

Als Tee, getrocknet oder frisch verfüttern.

Trivia

Die Pflanze findet sich auf feuchtem, nahrhaftem Boden, meist entlang von Bachläufen, in der Sonne oder in lichtem Schatten. Äußerlich als Waschung eingesetzt, lindert sie Juckreiz und hilft gegen Sonnenbrand. Wurde früher zu Brautkränzen gewunden oder in der Stube auf den Boden gestreut, um den Raum zu beduften. Im Englischen „Meadow sweet“, was darauf hindeutet, dass das Heu einen süßlichen Duft bekommt. Man nimmt an, dass der Begriff „Mädesüß“ von mähen (die Mahd) kommt = süßes Mähgut. Evt. stammt der Name auch auch daher, dass damit teilweise Met gesüßt wurde.

Sanoanimal Kräutertipp:

Mädesüß kennen einige Pferdehalter bereits, besonders diejenigen, die einen Hufrehe-Kandidaten im Stall haben. Ansonsten ist die Pflanze eher unbekannt, obwohl sie aufgrund eines Inhaltsstoffes der Namensgeber des berühmten Aspirins, eines der weltweit bekanntesten Arzneimittel, ist. Die Bezeichnung aus dem Jahr 1899 geht auf den älteren lateinischen Namen der Pflanze zurück: Spiraea ulmaria. „A-spir-in“ leitet sich hierbei von „Spir-aea“ ab. Die im Mädesüß enthaltenen Salicylsäureverbindungen wurden durch eine Acetylgruppe ergänzt, was das „A“ im „A-spirin“ zum Ausdruck bringt.

Mädesüß ist eine weit verbreitete Pflanze, die gerne entlang von Bachläufen regelrecht wuchert und die Luft im Sommer mit ihrem süßlichen, nach Honig und manchmal etwas Vanille duftenden Aroma erfüllt. Dennoch wird sie von den meisten Pferdeleuten bei Spazierritten gar nicht erkannt. Dabei gehört sie zu den Pflanzen, die man auch wunderbar im Sommer sammeln und trocknen kann, um sie im Fall der Fälle in der Stallapotheke griffbereit zu haben.

Wiese mit Madesüß im Vordergrund
Mädesüß ist eine weit verbreitete Pflanze, die gerne entlang von Bachläufen regelrecht wuchert. © Adobe Stock / Anastasiia

Bereits in der Volksmedizin wurde Mädesüß aufgrund der harn- und schweißtreibenden, hustenstillenden und antirheumatischen Wirkung eingesetzt. Noch heute findet die Pflanze Verwendung in kommerziellen Erkältungstees aufgrund der angenommenen antientzündlichen und fiebersenkenden Wirkung, wobei hierbei Blüten und Kraut verwendet werden. Mädesüß gilt neben der Weidenrinde als das bekannteste Schmerzmittel der Kräuterwelt. Sie enthält nicht nur Slicylaldehyd, sondern auch Gerbstoffe, Flavonoide sowie ätherische Öle und Zitronensäure, welche schmerzstillend, antientzündlich und antioxidativ wirken.

Anwendung von Mädesüß

Mädesüß hat ein breites Einsatzgebiet. Zu den traditionellen Hauptanwendungen gehören neben Fieber und Erkältungskrankheiten natürlich auch die akute oder die subklinische Hufrehe, da es eine entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung hat. Weniger bekannt ist seine Anwendung bei Störungen im Magen-Darm-System und da wissen wir bereits, dass viele unserer Pferde hier nicht im Gleichgewicht sind und Unterstützung benötigen. Es soll unter anderem bei Blähungen oder Durchfall helfen. Durch die schmerzlindernde Wirkung danken es gerade die älteren Pferde mit ihren Arthrosen und Muskelproblemen, wenn sie in der nasskalten Jahreszeit immer mal etwas Mädesüß ins Futter bekommen. Auch die äußerliche Anwendung ist weitgehend unbekannt. So kann Mädesüß zum Beispiel bei Prellungen oder anderen stumpfen Verletzungen als Einreibung eingesetzt werden.

Die Wirkung vom Mädesüß kann verstärkt werden, indem es mit Weiderinde kombiniert wird. Weiderinde wirkt langsam, aber dafür länger als das schnell schmerlindernd wirkende Mädesüß. Die Kräuter sind häufig bereits in einer kombinierten Kräutermischung zu erhalten. Auch bei Hufrehe wird diese Kombination angewendet, da beide Pflanzen die Durchblutung und damit die Regenation im Hufbereich anregen und gleichzeitig Entzündungen hemmen und Schmerzen beruhigen. Hierzu werden beide Kräuter 1:1 gemischt und täglich etwa 30-50 Gramm verfüttert, was etwa einer Handvoll Kräutern entspricht. Diese Mischung gehört zu den potentesten Akut-Therapien bei einer Hufrehe. Da es sich bei Hufrehe immer um eine potentiell tödliche Erkrankung handelt, sollten hierbei immer ein Tierarzt und ein Therapeut mit zu Rate gezogen werden.

Aufgrund der antientzündlichen Wirkung kann Mädesüß, neben anderen Kräutern aus der Phytotherapie, auch bei Erkrankungen der Sehnen, Gelenke und Bänder, wie z.B. OCD ( „Chips“), Fesselträgerschäden oder arthrotischen Schüben eingesetzt werden. Als wenn dies noch nicht genügend Einsatzgebiete wären, kann die Pflanze (wieder zusammen mit der Weiderinde) aufgrund der harntreibenden und durchblutungsfördernden Wirkung bei einer Insulinresistenz eingesetzt werden, um die Kapillardurchblutung zu verbessern und die Nierenfunktion anzuregen. Für umfassende Therapieempfehlungen, vor allem bei Pferden mit schweren Gesundheitsstörungen wie Insulinresistenz oder Hufrehe, sollte jedoch immer ein Therapeut hinzugezogen werden.

Auch wenn die Pflanze in der breiten Bevölkerung eher unbekannt ist, hat sie wohl bei fast jedem von uns schon einmal Verwendung gefunden, wenn auch unbewusst. Bei unseren Pferden ist sie sehr vielfältig einsetzbar und sollte daher jedem Pferdebesitzer ein Begriff sein.

Quellen:

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  • Fritz, Dr. C., Maleh, S. (2020): Zivilisationskrankheiten des Pferdes – ganzheitliche Behandlung chronischer Krankheiten. Thieme Verlag, Stuttgart. 2. aktualisierte Auflage.
  • Weber-Fina, U. (25.08.2022): Mädesüß – Namensgeber fürs Aspirin ®. PTA heute. https://www.ptaheute.de/serien/heimische-heilpflanzen/maedesuess-namensgeber-fuers-aspirin (zuletzt aufgerufen am 06.05.2023).
  • Wittek, C. (2019): Heilpflanzen & Hausmittel für Pferde. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart.
  • Farzaneh, A., Hadjiakhoondi, A., Khanavi, M., Manayi, A., & Bahram Soltani, R. (2022). Filipendula ulmaria (L.) Maxim.(Meadowsweet): a Review of Traditional Uses, Phytochemistry and Pharmacology. Research Journal of Pharmacognosy, 9(3), 85-106.
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  • Wick, J. (2012). Aspirin: a history, a love story. The Consultant Pharmacist®, 27(5), 322-329.
  • Elghandour, M. M., Reddy, P. R. K., Salem, A. Z., Reddy, P. P. R., Hyder, I., Barbabosa-Pliego, A., & Yasaswini, D. (2018). Plant bioactives and extracts as feed additives in horse nutrition. Journal of Equine Veterinary Science, 69, 66-77.
  • Williams, C. A., & Lamprecht, E. D. (2008). Some commonly fed herbs and other functional foods in equine nutrition: a review. The Veterinary Journal, 178(1), 21-31.
  • Poppenga, R. H. (2001). Risks associated with the use of herbs and other dietary supplements. Veterinary clinics of North America: equine practice, 17(3), 455-477.