Lesedauer 6 Minuten

Kräutersteckbrief

Deutscher Name

Löwenzahn, auch bekannt als Pusteblume, Kuhblume, Hundeblume, Schäfchenblume, Milchkraut, etc.

Lateinischer Name

Taraxacum officinale aus der Familie der Korbblüter (Asteraceae); geht auf das arabische „Tarakshaqum“ zurück – Bedeutung: bitteres Kraut

Traditionelle Anwendungen

Traditionell werden die Blätter des Löwenzahns aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei Nierenerkrankungen eingesetzt, junge Blätter können als Salat zubereitet werden. Aufgeschnittene Blütenstängel lindern Verbrennungen und Insektenstiche. Wurzeln werden bei Gallenblasen- und Lebererkrankungen eingesetzt (Steigerung der Gallensekretion, appetitanregend) Auch eingesetzt bei Verstopfungen, Rheuma und zur Blutreinigung sowie äußerlich bei Ekzemen.

Wissenschaftlich nachgewiesene Wirkung(en)

Bisher identifizierte Wirkstoffe sind ätherische Öle, Inulin, Cholin, Vitamin A, B, C, Mineralstoffe (Zink, Mangan, Kalium), Bitterstoffe, Flavonoide, Triterpene, Phenole, Sterole, Sesquiterpene, Carotine, Gerbstoffe, Schleimstoffe. Nachgewiesenermaßen entzündungshemmend, harntreibend/entwässernd, leberschützend, appetitanregend, antidiabetisch (Typ2), antimikrobiell
Stauungen und Ödeme aufgrund von Nieren- und Herzinsuffizienz, Allergien gegen Korbblütler, Leberegelbefall

Kontraindikationen

Stauungen und Ödeme aufgrund von Nieren- und Herzinsuffizienz, Allergien gegen Korbblütler, Leberegelbefall

Wann wird sie gesammelt

Die Pflanze wird von Pferden vor allem im Frühjahr gefressen. Hauptblüte Ende April/Anfang Mai, blüht aber bis in den Herbst, Ernte der Blätter von Frühjahr bis Herbst Wurzeln für Heilzwecke im Sommer ernten

Welche Pflanzenteile werden verwendet

Blätter, Blüten, Wurzeln Wirksamer Teil: Blätter, Wurzel

Wie wird sie zubereitet

Die Blätter können frisch oder getrocknet verfüttert werden. Die getrockneten Blätter und geschnittenen Wurzeln können als Tee zubereitet werden.

Trivia

Kommt auf allen Böden vor, extrem anpassungsfähig, Pionierpflanze Kann bis zu 2m lange Pfahlwurzeln ausbilden Zeigerpflanze für stickstoffreiche (überdüngte) Böden. Wächst sie flach, deutet das auf einen nährstoffarmen Boden hin. Wächst sie hingegen buschig, liegt ein stickstoffhaltiger Boden vor. Wichtige Pflanze für Bienen (1kg Honig≙ über 100 000 Löwenzahnblüten)

Sanoanimal Kräutertipp:

Kaum wird es Frühling, strahlen die Wiesen uns mit ihrem gelben Blütenmeer entgegen. Diesen Stimmungsaufheller nach der dunklen Winterzeit verdanken wir dem Löwenzahn. Er ist in vielen Regionen der Welt verbreitet und wohl jedem von uns bekannt mit seiner gelben Blüte, und später als flauschige Pusteblume. Löwenzahn kommt auf praktisch allen Böden vor – ob Flachland oder Hochgebirge, Wiesen oder lichte Wälder und gerne auch im Garten, wo die meisten ihn als Unkraut beschimpfen.

Löwenzahn ist eine altbekannte Heilpflanze, sodass seit dem 15. Jahrhundert Aufzeichnungen zu seiner Heilwirkung existieren. Aufgrund der vielen positiven Eigenschaften wird die Pflanze mit all ihren Bestandteilen auch heute noch eingesetzt – von der Blüte bis zur Wurzel. Wenn unsere Pferde Löwenzahn auf der Weide finden, graben sie teilweise sogar die Wurzel aus und fressen diese. Instinktiv suchen sie vor allem im Frühjahr den Löwenzahn mit den enthaltenen ätherischen Ölen, Vitaminen, Mineralstoffen sowie Bitterstoffen, Flavonoiden und Schleimstoffen auf. Der Vitamin-A-Gehalt ist im Löwenzahn sogar höher als in Karotten. Therapeutisch wird Löwenzahn aufgrund der harntreibenden Wirkung vor allem im Zuge von Entschlackungs- und Entgiftungskuren eingesetzt. Studien am Pferd wurden hierzu aber bisher nicht durchgeführt.

Erfolge lassen sich allerdings aus der traditionellen Medizin erkennen sowie aus Studien, die am Menschen und an anderen Tierarten gemacht wurden. Das Immunsystem wird durch Löwenzahn gestärkt, der Stoffwechsel angekurbelt und die Leber unterstützt. Hier zeigt sich Löwenzahn von seiner vielfältigen Seite: Er wirkt entwässernd, harntreibend, leberschützend und appetitanregend. Darüber hinaus zeigt er eine unterstützende Wirkung beim Menschen bei Diabetes Typ 2 (Insulinresistenz) und hat eine antimikrobielle Wirkung gegen Bakterien, Viren und Pilze.

Im Frühjahr wird der Löwenzahn von den Pferden gerne gefressen, weil seine Bitterstoffe den Dickdarm in der Futterumstellung vom Heu aufs junge Weidegras unterstützen. Therapeutisch kann Löwenzahn bei Pferden mit Hufrehe gegeben werden, um den Stoffwechsel anzuregen, da an Hufrehe meist auch die Nieren beteiligt sind. Zur Sicherheit sollte hier aber immer ein Therapeut hinzugezogen werden. Die entzündungshemmende Wirkung des Löwenzahns, zusammen mit seiner stoffwechselanregenden Wirkung kann auch einen positiven Effekt auf ältere Pferde haben, insbesondere die Kandidaten mit Arthrose. Von der entwässernden, nieren- und leberanregenden Wirkung profitieren vor allem auch Pferde mit Neigung zu angelaufenen Beinen, Wallache mit angeschwollener Schlauchtasche sowie Pferde mit Ekzemen und anderen Hautproblemen. Traditionell wird der weiße Saft aus den Stängeln des Löwenzahns auch äußerlich bei Warzen angewendet, allerdings bietet es sich hier eher an, den Saft des Schöllkrauts zu verwenden.

Alles in allem ist der Löwenzahn eine unserer besonders wertvollen Kräuterpflanzen, der nicht nur von Natur aus gerne von den Pferden gefressen wird, sondern dank seines breiten therapeutischen Spektrums auch immer mal wieder kurweise auf den Futterplan gesetzt werden darf, vor allem zur Fellwechselzeit.

Quellen:

–        Büssing et al. (2018): In vitro and in vivo diuretic effect of Taraxacum officinale. Journal of Ethnopharmacology, 216, 197-204.
–        Clevely, A., Richmond, K. (2006): Die Welt der Kräuter – Alle Kräuter von A-Z – Der große Ratgeber für Garten, Haushalt und Gesundheit. Premio Verlag. Slovakia.
–        Fleischhauer, S. G. et al. (2011): Essbare Wildpflanzen – 200 Arten bestimmen und verwenden. AT Verlag. Baden und München.
–        Peper, K.-H. (2015): Lexikon der Ostfriesischen Natur- und Volksheilkunde -Gesammeltes Wissen von 1560 bis heute. Isensee Verlag. Oldenburg.
–        Wegner, V. (2020): Löwenzahn (Taraxacum Officinale). https://www.gartenzauber.com/lowenzahn-taraxacum-officinale/ (zuletzt aufgerufen am 01.04.2023)
–        Wittek, C. (2019): Heilpflanzen & Hausmittel für Pferde. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart.
–        Martinez, M., Poirrier, P., Chamy, R., Prüfer, D., Schulze-Gronover, C., Jorquera, L., & Ruiz, G. (2015). Taraxacum officinale and related species—An ethnopharmacological review and its potential as a commercial medicinal plant. Journal of Ethnopharmacology, 169, 244-262.
–        Schütz, K., Carle, R., & Schieber, A. (2006). Taraxacum—a review on its phytochemical and pharmacological profile. Journal of ethnopharmacology, 107(3), 313-323.
–        Di Napoli, A., & Zucchetti, P. (2021). A comprehensive review of the benefits of Taraxacum officinale on human health. Bulletin of the National Research Centre, 45(1), 1-7.
–        Hu, C. (2018). Taraxacum: Phytochemistry and health benefits. Chinese Herbal Medicines, 10(4), 353-361.
–        Lis, B., & Olas, B. (2019). Pro-health activity of dandelion (Taraxacum officinale L.) and its food products–history and present. Journal of Functional Foods, 59, 40-48.
–        Jalili, C., Taghadosi, M., Pazhouhi, M., Bahrehmand, F., Miraghaee, S. S., Pourmand, D., & Rashidi, I. (2020). An overview of therapeutic potentials of Taraxacum officinale (dandelion): A traditionally valuable herb with a reach historical background. WCRJ World Cancer Res. J, 7, e1679.
–        Moro, C. O., & Basile, G. (2000). Obesity and medicinal plants. Fitoterapia, 71, S73-S82.
–        Kania-Dobrowolska, M., & Baraniak, J. (2022). Dandelion (Taraxacum officinale L.) as a source of biologically active compounds supporting the therapy of co-existing diseases in metabolic syndrome. Foods, 11(18), 2858.
–        Cheema, H. S., & Singh, M. P. (2021). The Use of Medicinal Plants in Digestive System Related Disorders—A Systematic Review. J. Ayurvedic Herb. Med, 7, 182-187.