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Kräutersteckbrief: Birke

Deutscher Name

Birke

Lateinischer Name

Betulaceae

Traditionelle Anwendung

Traditionell wird ein Teeaufguss aus den Blättern zur Unterstützung der Nieren eingesetzt. Außerdem soll ein Tee aus Birkenblättern „blutreinigend“ wirken. Ein Sud aus der Birkenrinde kann äußerlich bei Hauterkrankungen angewendet werden. Birkensaft (im Frühjahr aus dem Stamm bzw. dicken Ästen gezapft) wird beim Menschen zur Kräftigung der Haare sowie für einen guten Haarwuchs eingesetzt. Äußerlich aufgetragen soll er bei Pferden mit Sommerekzem helfen und wird eingesetzt bei der Wundheilung.

Wissenschaftlich nachgewiesene Anwendung(en)

Inhaltsstoffe: 3 % Flavonoide in den getrockneten Blättern, dazu Gerbstoffe, Bitterstoffe, Saponine, Vitamin C, ätherisches Öl. Saponine können bei Blasenentzündungen helfen und den Harnsäurespiegel senken à Rheuma und Gicht
Wirkungen: entzündungshemmend, harntreibend, schmerzlindernd, stoffwechselanregend, antioxidativ, antimikrobiell

Kontraindikationen

Stauungen und Ödeme aufgrund von Nieren- und Herzinsuffizienz

Wann wird sie gesammelt

Blätter optimal im Mai – in dieser Zeit weisen die Blätter den höchsten Wirkstoffgehalt auf. Gesammelt werden kann aber grundsätzlich, solange die Blätter vorhanden sind, also auch über den Sommer.
Birkensaft wird im Frühjahr (März/April) gezapft, indem Äste mit mind. 10 cm Durchmesser angebohrt, der austretende Birkensaft aufgefangen und anschließend das Loch mit einem Naturkorken und Bienenwachs verschlossen wird.

Welche Pflanzenteile werden verwendet?

Blätter, Rinde, Saft

Wie wird sie zubereitet

Die Blätter können frisch oder getrocknet verfüttert oder als Tee zubereitet werden. Der Saft kann frisch verwendet oder portioniert, eingefroren und nach Bedarf aufgetaut werden. Äste können Pferden zum Knabbern auf dem Auslauf angeboten werden, z.B. nach Rückschnitt oder Sturmschaden.

Trivia

Vorzufinden in lichten Laub- und Nadelwäldern, Mooren, Steinbrüchen und Waldschlägen, anspruchslose, schnellwüchsige Pflanze, die sich auch für Pferdeausläufe eignet, da die Stämme meist nicht angefressen werden und sie im Sommer nach Regen dabei hilft, die Ausläufe schneller abtrocknen zu lassen. Birkenrinde ist ein hervorragender Zunder und fängt auch im nassen Zustand schnell Feuer. Birkenrinde wurde schon vor 50.000 Jahren für die Gewinnung von Birkenteer verwendet, der viele Funktionen erfüllte, von Dichtmasse bis Kaugummi. Der „Birkenzucker“ Xylit wird als Süßmittel in der Lebensmittelindustrie eingesetzt.

Sanoanimal Kräutertipp:

Die Germanen schätzten die Birke als Heilmittel schon lange vor Hildegard von Bingen. Birkenblätter gehören zum ersten Grün im Frühling. Sie sind besonders beliebt bei den Pferden und werden gerne gefressen. Nicht so gut scheint die Rinde bei dickeren Ästen und Birkenstämmen zu schmecken. Pferde bevorzugen dafür das Birkenholz selbst oder dünne Ästchen. Dies könnte an dem zuckerhaltigen Saft liegen, der durch das Birkenholz transportiert wird und das Holz süßlich schmecken lässt. Dieser Saft kann durch Anbohren des Baumes im Frühjahr geerntet werden und ist in vielen Ländern ein traditionelles Erfrischungsgetränk. Außerdem wurde die Rinde der Birke bereits früher zur Wundheilung eingesetzt.

Durch die in den Birkenblättern enthaltenen Flavonoide, Gerbstoffe und Saponine haben sie einen positiven Einfluss auf den Wasserhaushalt und die Nieren. Birkenblätter regen, ebenso wie Brennnesseln, Brombeerblätter, Goldrute, Schafgarbe oder Wacholder, die Urinbildung an. Obendrein unterstützen sie die Ausscheidung von Abfallstoffen über die Nieren. Entsprechend können Birkenblätter bzw. Kräutermischungen, in denen Birkenblätter eingesetzt werden, Pferde beim Fellwechsel unterstützen und während Entschlackungskuren oder bei rheumatischen Problemen eingesetzt werden. Natürlich können Birkenblätter auch außerhalb des Fellwechsels verfüttert werden.

Birkenblätter
© Sanoanimal

Birke ist vielseitig einsetzbar: als Knabberbeschäftigung oder als Trittstruktur

Auch zur Beschäftigung und zum Knabberspaß eignet sich die Birke sehr gut. Man sollte allerdings beachten, dass hierdurch Heu nicht ersetzt, sondern nur ergänzt werden kann. Einige Rassen weisen aufgrund ihrer Herkunft einen höheren Ligninbedarf auf, sodass Äste und Zweige zur Deckung des „Holzknabberbedarfs“ angeboten werden können. Birkenstämme können auch als Strukturelemente auf den Auslauf gelegt werden, um Laufwege zu verlängern oder die Pferde zu animieren, darüber zu steigen, was ein gutes Training für den Rücken und die Koordination der Beine ist. Da die Stämme in der Regel nicht angeknabbert werden, solange sie ihre schützende Rinde haben, bleiben sie oft eine ganz Weile liegen.
Allerdings verrottet Birkenholz insgesamt relativ schnell, da es zu den Weichhölzern gehört. Deshalb sollte man sich darauf einstellen, die Stämme öfter mal auszutauschen, was auch abwechslungsreicher ist für die Pferde, wenn sie sich neue Laufwege überlegen müssen. Für die Anlage langjähriger Baustrukturen wie Treppen oder Laufweg-Begrenzungen eignet sich Birke nicht, hier sollte man besser auf Harthölzer ausweichen.

Birke hat zahlreiche positive Auswirkungen auf die Pferdegesundheit

Obwohl die Birke eine traditionell genutzte Pflanze ist, die auch in vielen Kräutermischungen für Pferde eingesetzt wird, findet man nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen dazu. Traditionell geht man davon aus, dass die Immunabwehr der Pferde durch diese Pflanze angeregt wird. Studien zeigen, dass Birke wirksam ist gegen degenerative Gelenkerkrakungen und anti-karzinogen ist. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Birkenblätter auch eine positive Wirkung auf die Entgiftung haben.

Aufgrund der vielen positiven Wirkungen auf den Entgiftungshaushalt kann die Birke zusammenfassend bei verschiedensten Erkrankungen eingesetzt werden. Sie hilft bei entzündlichen Erkrankungen, aufgrund ihrer harntreibenden Wirkung bei Harnwegsproblemen, bei Lebererkrankungen sowie Hautproblemen wie Ekzem oder Juckreiz, die ihre Ursache häufig auch in einer gestörten Entgiftungsfähigkeit haben. Auch auf den Darm weisen die Birkenblätter aufgrund ihrer Bitterstoffe eine positive Wirkung auf.

Die Birke hilft beim Pferd insbesondere bei der Unterstützung der Nieren sowie bei der Regulation des Blutzucker- und Insulinspiegels. Aufgrund der entzündungshemmenden, harntreibenden, schmerzlindernden sowie stoffwechselanregenden Wirkung können Birkenblätter vor allem im Fellwechsel und in belastenden Zeiten für die Entgiftungssysteme (z.B. nach Medikamentengaben) gut in der Pferdefütterung eingesetzt werden kann.

Quellen:

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