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Geht man mit offenen Augen über die Pferdewiesen, sieht man oft immer wieder die gleichen Pflanzen. Einige von ihnen geben uns Auskunft über die Bodenbeschaffenheit, was uns wichtige Infos dazu verrät, welche Pflegemaßnahmen die Wiese braucht. Dies sind sogenannte Zeigerpflanzen, welche eine bestimmte ökologische Toleranz oder Präferenz aufweisen. Neben der Bodenbeschaffenheit können sie auch viel über Bodennährwerte, Luft- oder Wasserschadstoffe sowie die verfügbare Lichtmenge anzeigen.

Sauerampfer
Zeigerpflanzen wie der Sauerampfer geben Auskunft über die Bodenbeschaffenheit und welche Pflege die Pferdewiese braucht. Copyright@sanoanimal

Einige Pflanzenarten kommen ausschließlich auf bestimmten Böden vor, andere auf mehreren oder auf einer Mischung verschiedener Bodentypen, weshalb die Beschaffenheiten im Einzelfall genauer betrachtet werden muss.

Stickstoff

Besonders das Thema Stickstoff ist bei Pferdeweiden ein großes Thema. Es gibt sowohl Zeigerpflanzen, die besonders stickstoffreiche Böden anzeigen, als auch solche, die nur auf stickstoffarmen Böden wachsen. Einen Stickstoffanzeiger hat wohl jeder Pferdebesitzer am Stall oder auf der Weide schon einmal gesehen: die Brennnessel. Es gibt auch gute Gründe, warum Holunder besonders gerne rund um den Misthaufen oder auf Winterausläufen wächst: Nicht nur, weil Pferde ihn nicht gern fressen, sondern auch, wenn er stickstoffreiche Böden bevorzugt. Aber auch Brombeeren oder Disteln, vor allem die Gänsedisteln, sind als Stickstoffanzeiger Gast in fast jedem Stall. Es gibt außerdem Pflanzen, die Stickstoff gut tolerieren, aber – im Gegensatz zu den Zeigerpflanzen – nicht auf hohe Mengen Stickstoff angewiesen sind. Dazu gehört zum Beispiel der gemeine Beifuß. Die Herbstzeitlose, die geruchslose Kamille oder auch der behaarte Klappertopf sind hingegen typische Anzeiger für stickstoffarme Böden, also „Magerstandorte“.

Holunderbusch
Holunder wächst aus gutem Grund besonders gerne rund um den Misthaufen oder auf Winterausläufen. Copyright@sanoanimal

Findet man eine große Menge an stickstoffanzeigenden Pflanzen auf der Wiese, tritt auch das Thema Nitrat in den Vordergrund. Nitrat ist ein Stickstoff-Lieferant, welcher dafür sorgt, dass Pflanzen für ihr eigenes Wachstum genügend Eiweiß bilden können. So findet sich auf nitratreichen Böden ein üppig grüner „saftiger“ Bewuchs, wohingegen die Pflanzen auf nitratarmen Böden eher klein, zäh und trocken bleiben. Hohe Nitratgehalte sind im Bezug auf die Gesundheit des Pferdes durchaus kritisch zu sehen (mehr zu Nitrat im Trinkwasser). Besonders hoch ist die Nitratbelastung in den Gebieten, in denen viel gedüngt wird. Zu diesen Düngern zählen neben Gülle oder Kunstdünger auch Pferdemist und -urin, die auf Weiden und Ausläufen hinterlassen und vom Regen in den Boden eingewaschen werden.

Schwermetalle

Aber nicht nur Nitrat, sondern auch Schwermetalle können ein Problem sein. Denn einige Pflanzen, die auch als Metallophyten bezeichnet werden, können diese aufnehmen und anreichern, sodass sie den Stoffwechsel der Pferde belasten können, wenn sie gefressen werden. So lagert das Welsche Weidelgras gerne Blei ein, das sich insbesondere entlang von Autobahnen und Schnellstraßen noch immer in den Böden befindet, aus Zeiten des bleihaltigen Benzins. Auch das gewöhnliche Leimkraut, das vor allem im Alpenraum vielfach zu finden ist, lagert bevorzugt Schwermetalle ein. Ebenso wie die oft mit Hirtentäschel verwechselte Schaumkresse, die neben Blei auch Nickel und Cadmium anreichern kann.

Hirtentäschelkraut
Hirtentäschel wird oft mit Schaumkresse verwechselt. Copyright@sanoanimal

Verdichtete Böden

Ein weiteres präsentes Thema bei Pferdeweiden sind verdichtete Böden, da das relativ große Gewicht der Pferde punktuell durch die Hufe auf den Boden übertragen wird. Laut Untersuchungen verdichten Pferdehufe die Böden stärker als Traktoren. Die Verdichtung ist hierbei abhängig von der Bodenart, der Bodenfeuchtigkeit, der Anzahl der Tiere pro Fläche sowie dem Weidemanagement. Sogar im Bundes-Bodenschutzgesetz (BBodSchG) ist verankert, dass die nachhaltige Bodenfruchtbarkeit und Leistungsfähigkeit des Bodens gesichert sein und Bodenverdichtung daher vermieden werden müsse.

Das Bodenleben wird bei verdichteten Böden durch mangelnden Lebensraum und Sauerstoffmangel reduziert. Dadurch stehen den Pflanzen weniger Nährstoffe zur Verfügung, der Bewuchs kümmert. Besonders auf Winterausläufen kann die Verdichtung des Bodens beobachtet werden: Das Wasser von Regen oder Schnee kann schlecht versickern und fließt stattdessen oberflächlich ab. Damit steht es auch den Pflanzen in den folgenden Wochen und Monaten nicht als Bodenfeuchtigkeit bzw. Grundwasser zur Verfügung, sondern belastet stattdessen bei jedem Starkregen die Abwasserkanäle und Kläranlagen.

Durch den verdichteten Boden auf Pferdeausläufen, Trails und Zugangswegen können die Wurzeln der Pflanzen nicht mehr so tief in den Boden eindringen, haben einen schlechteren Zugang zu Nährstoffen und sind weniger resistent gegen Trockenheit und Verbiss. Die wohl bekanntesten Zeigerpflanzen für einen verdichteten Boden sind Breitwegerich, Löwenzahn in seiner kleinen, flach wachsenden Form und der kriechende Hahnenfuß. Aber auch die gemeine Quecke, die oft mit Weidelgras verwechselt wird, gehört zu dieser Gruppe.

Saurer nährstoffarmer Boden

Auf mäßig trockenen Böden, wo häufig auch die Pferdeweiden dazugehören, findet man unter anderem den Sauerampfer. Er ist eine Zeigerpflanze für saure und nährstoffarme Böden. Die Pferde fressen ihn weder frisch noch im Heu gerne mit, sondern sortieren ihn aus. Da er oft bis nach der Samenbildung stehen bleibt, wird er mit jedem Jahr mehr auf den Wiesen. Abhilfe gegen den Platzräuber schafft hier leider nur die mühselige Arbeit des Ausstechens mit einem Ampferstecher, da sich die Pflanze nicht nur über die Samen, sondern auch über die Wurzeln vermehren kann.

Mehr dazu: Kräutertipp: Brennessel oder Kräutertipp: Löwenzahn