Pferde müssen immer in erster Linie Heu zur Verfügung haben, denn das liefert die wichtige Cellulose, die von den Mikroorganismen im Dickdarm für das Pferd in Energie und Nährstoffe umgesetzt wird.
Pferde brauchen eine Quelle für Holzfasern
Neben dem Heu sollte aber auch immer eine Holzfaserquelle zum Knabbern zur Verfügung stehen, weil Pferde Holz nicht nur für die Regulation ihres Zahnabriebs nutzen, sondern auch, um sich die Peristaltik einzustellen. Dabei gilt: Pektin (junges Weidegras, blattreiches Heu, Obst, Gemüse) beschleunigt die Peristaltik, Lignin (Stroh, Äste, Laub) bremst die Peristaltik, Cellulose liegt dazwischen.
Klassisch wurden Pferde mit Stroh eingestreut, das immer nicht nur Einstreu sondern auch Futtermittel war. Da heute die meisten Ställe nicht mehr mit Stroh einstreuen, muss man eine andere Lignin-Quelle als Futter zur Verfügung stellen. Das kann in Form eines Strohnetzes geschehen. Haferstroh wird dabei von den meisten Pferden am liebsten gefressen, Weizenstroh ist auch sehr begehrt. Roggenstroh mögen die meisten Pferde gar nicht und Gerstenstroh kann Probleme im Verdauungstrakt machen durch die langen Grannen.
Stroh ist leider häufig belastet mit Spritzmitteln wie Halmverkürzern. Bekommt man Stroh in Bioqualität ist das natürlich optimal. Für Futterstroh gelten ansonsten dieselben Hygiene-Ansprüche wie beim Heu: Schimmel ist ein no-go. Hier vor allem in regenreichen Sommern aufpassen und bei Bio-Stroh, denn da Bio-Flächen nicht mit Herbiziden gespritzt werden, hat man immer noch viele andere (grüne) Pflanzen im Stroh. Deshalb muss Stroh auch auf dem Acker nachgetrocknet und ggf. gewendet werden, um diese Pflanzen zu trocknen. Werden sie gleich nach dem Dreschen mit eingepresst in die Ballen, dann sind sie eine Quelle für Schimmel im Stroh. Dasselbe gilt natürlich, wenn das Getreide zu feucht geerntet wurde und das feuchte Stroh gepresst wird, da kann man den Ballen beim Schimmeln zugucken.
Äste und Zweige als Alternative
Bekommt man kein gutes Stroh, dann können als Alternative auch Äste und Zweige angeboten werden. Nicht ohne Grund wird jeder Busch (außer wenigen nicht-schmackhaften wie Holunder) in kürzester Zeit auf dem Auslauf komplett zu ein paar Strünken reduziert. Wenn im Winter Bäume und Büschen zurückgeschnitten werden, kann man die Abschnitte direkt auf den Auslauf schmeißen zum Knabbern. Ein paar Pfosten im Boden mit dem Ästehaufen dazwischen hilft, dass das Knabbergut nicht über den ganzen Auslauf geschleppt wird und dann beim Spielen zu Verletzungen führen kann.
Manchmal lassen die Pferde sogar das Heu stehen und gehen lieber Rinden, Laub und Äste knabbern, vor allem wenn gerade wieder frisch aufgefüllt wurde. Wenn im Sommer der Sturm einen Baum umlegt oder ein großer Ast abbricht: nicht verbrennen, sondern verfüttern. Es kann alles an Ästen und Zweigen gefüttert werden, was von nicht-giftigen Bäumen und Büschen stammt. Eine gute Liste dazu, welche Gehölze für Pferde auch zum Pflanzen rund um Stall und Ausläufe geeignet sind, findest du hier: https://www.offenstallkonzepte.com/giftige-baeume/
Nebenbei kann man mit Ästen und Zweigen auf dem Auslauf auch schöne Totholzhecken anlegen, die neben dem Knabberspaß für die Pferde nicht nur ein wichtiger Lebensraum für Insekten, Kleinsäugetiere und Eidechsen sind, sondern auch schön bei der Strukturierung und Bewegungsmaximierung der Pferde helfen können und auch ein gerne besuchter Schutzplatz sind bei starkem Wind.
Mehr dazu: Jungpferde artgerecht füttern oder Welches Mineral für ein Jungpferd?
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