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Kräutersteckbrief

Deutscher Name

Wacholder

Lateinischer Name

Juniperus communis

Traditionelle Anwendung

Traditionell wird Wacholder bei Magen- und Darmbeschwerden, Rheuma und Gicht eingesetzt. Wacholderbranntwein hat beim Menschen eine harntreibende Wirkung. Auch gekaute Beeren können harntreibend wirken und sollen bei der Blutreinigung und Entwässerung des Körpers empfehlenswert sein. Öle aus Wacholder haben sich in der äußerlichen Anwendung bei der Bekämpfung von Räudemilben bei Schweinen und als antimykotisches Mittel bei Hautpilz als nützlich erwiesen. Bei Pferden soll das äußerliche Einreiben mit Wacholderspiritus bei rheumatischen Schmerzen wirksam sein. Das destillierte Öl aus dem verwandten Kirschwacholder wird in der Tierheilkunde als Wurmmittel eingesetzt, ein wissenschaftlicher Nachweis für diese Wirkung fehlt. Beschriebene Wirkungen: harntreibend, entzündungshemmend, pilzhemmend, schmerzlindernd, hepatoprotektiv, antidiabetisch, antihyperlipidämisch

Wissenschaftlich nachgewiesene Anwendung(en)

Bisher identifizierte Wirkstoffe sind Gerbstoffe und Flavonoide. In den Beeren sind bis zu 2% ätherisches Öl vorhanden (hoher Anteil an alpha-Pinen, Sabinen, Citronellol) sowie 30% Glucose. Durch den hohen Zuckergehalt kann aus den Beeren Wein oder Schnaps gewonnen werden. Das ätherische Öl wirkt antimikrobiell und wird in Salben gegen Rheuma eingesetzt. Eine antimikrobielle Aktivität wird nur gegen einzelne Bakterien gezeigt. Extrakte aus Wacholder wirken antioxidativ.

Kontraindikationen

Zu große Mengen können Magenreizungen hervorrufen. Eine äußere Anwendung kann zu Hautreizungen führen. Bei einer schweren Nierenschädigung sollte Wacholder nicht eingenommen werden.

Wann wird sie gesammelt?

Nadelige Triebe können jederzeit gesammelt werden. Die ausgereiften Blätter können von März bis Juni geerntet und die Beeren ab August gesammelt werden.

Welche Pflanzenteile werden verwendet

Holz, Früchte, nadelige Triebe, Wurzeln

Wie wird sie zubereitet?

Die Pflanze kann als Tee zubereitet oder äußerlich als Salbe angewendet werden.

Trivia

In Nadelwäldern ist der Zwergwacholder ein Säureanzeiger. Wächst auf kalkreichen wie auf kalkarmen Böden. Typische Pflanze auf Trockenstandorten

Sanoanimal Kräutertipp:

Der Wacholderstrauch ist auf der Welt weit verbreitet und ist in Indien, Europa, Südwestasien und in Nordamerika zu finden. Besonders bei verschiedenen Mäusearten ist Wacholder sehr begehrt. Der Wacholderstrauch ist an sonnigen, trockenen und überwiegend sauren Standorten zu finden. Sie wächst sowohl an kalkreichen als auch kalkarmen Böden. Die Blütezeit erstreckt sich von April bis Mai. Die Pflanze kommt mit rauen Umweltbedingungen und nährstoffarmen Böden zurecht. Wacholder ist vielschichtig einsetzbar, da sowohl die Blätter, die Triebspitzen, als auch die Beeren verwendet werden können.

Wacholderstrauch im Gegenlicht
Wacholder kommt mit rauen Umweltbedingungen und nährstoffarmen Böden zurecht.
© Adobe Stock / Kerri


Zapfen und extrahierte Öle werden teilweise schon seit Jahrhunderten als Diuretikum, also als entwässerndes Medikament, als Antiseptikum (gegen Bakterien und Pilze) und zur Behandlung von Diabetes eingesetzt, obwohl andere Arten wirksamer sein könnten. Vorsicht ist vor allem bei einer Überdosis geboten, da diese tödlich sein kann.


Außerhalb der Anwendung bei Krankheiten eignen sich die Zapfen, also die Beeren, als Aromatisierung von Gin und anderen Spirituosen sowie als Gewürz von Speisen.


In Britisch-Kolumbien, einer kanadischen Provinz, wird bei Niereninfektionen ein Tee getrunken, welcher durch das Abkochen von Zweigen und Beeren der Wacholder gewonnen wird. Außerdem werden die Zweige an Wiederkäuer verfüttert, um Würmern vorzubeugen. Die Beeren werden hier gegen Leberegel eingesetzt. Traditionell gibt es viele weitere Anwendungen. So wird den Beeren eine antiseptische, harntreibende, verdauungsfördernde sowie entzündungshemmende Wirkung zugesprochen. Letztere wurde 1995 in Schweden untersucht, wobei gezeigt werden konnte, dass Extrakte aus den Zapfen eines Wacholderstrauchs nur mäßig entzündungshemmend wirken.


Die Pflanze wird auch bei Migräne sowie rheumatischen und schmerzhaften Schwellungen verwendet. Die Rinde soll bei Erkrankungen der Atemwege, Blasenerkrankungen, chronischer Nierenbeckenentzündung und Bauchschmerzen eingesetzt werden können.


An Ratten wurde gezeigt, dass Wacholder eine hepatoprotektive Wirkung, also eine schützende Wirkung für die Leber, hat. Zudem weist Wacholder bei Ratten eine antidiabetische und antihyperlipidämische Aktivität auf. Die antioxidative Wirkung des Öls wurde zuerst in vitro (außerhalb des Körpers) nachgewiesen und später durch eine in-vivo-Studie (innerhalb des Körpers) bestätigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Wacholder viele chemische Bestandteile enthält, die für verschiedene medizinische und pharmakologische Eigenschaften verantwortlich sind, jedoch sind weitere Untersuchungen notwendig, um die medizinische Verwendung zu bestätigen.

Alle Sanoanimal Kräutertipps findest du hier: https://wissen.sanoanimal.de/kraeuter-pferd/

Quellen:

  • Andi Clevely, Katherine Richmond (2006): Die Welt der Kräuter – Alle Kräuter von A-Z – Der große Ratgeber für Garten, Haushalt und Gesundheit. Premio Verlag. Slovakia.
  • Heinz Ellenberg (1964): Zeigerpflanzen im Landwirschafts-Bereich: Herbarzettel, insbesondere für Studierende des Kulturingenieruwesens. In: Berichte des Geobotanischen Institutes der Eidg. Techn. Hochschule, Stiftung Rübel. Band 36. Zürich.
  • Karl-Heinz Peper (2015): Lexikon der Ostfriesischen Natur- und Volksheilkunde -Gesammeltes Wissen von 1560 bis heute. Isensee Verlag. Oldenburg.
  • Dr. Mahfuz Elmastaş (2006): A Study on the In Vitro Antioxidant Activity of Juniper (Juniperus communis L.) Fruit Extracts. Analytical Letters, 39:1. S. 47-65. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/00032710500423385?scroll=top&needAccess=true
  • Monika Frehner (2005): Nachhaltigkeit und Erfolgskontrolle im Schutzwald. Wegleitung für Pflegemaßnahmen in Wäldern mit Schutzfunktion. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft. Schweiz. https://www.gebirgswald.ch/de/nais-download.html
  • Natalizia Micel et al. (2009): Comparative Analysis of Flavonoid Profile, Antioxidant and Antimicrobial Activity of the Berries of Juniperus communis L. var. communis and Juniperus communis L. var. saxatilis Pall. from Turkey. J.Agric. Food Chem. 57, 15. S. 6570-6577. https://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/jf9012295
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  • Steffen Guido Fleischhauer et al. (2011): Essbare Wildpflanzen – 200 Arten bestimmen und verwenden. AT Verlag. Baden und München.
  • Souravh Bais et al. (2014): A Phytopharmacological Review on a Medicinal Plant: Juniperus communis. Hindawi Publishing Corporation. Indien. https://downloads.hindawi.com/archive/2014/634723.pdf