Die Grundversorgung eines Pferdes, das noch kräftig wächst, sollte immer so aussehen, dass der Youngster permanenten Zugang zu Raufutter hat. Heu ist und bleibt das wichtigste Futtermittel für kleine und große Pferde und muss ständig zur Verfügung stehen. Pferde sind von Natur aus Dauerfresser und machen nur kurze Fresspausen, in denen sie Dösen, Sozialpflege zeigen oder spielen. Daher ist es essentiell, dass sie ständig Zugang zu Heu haben, um ihr Knabberbedürfnis zu befriedigen.
Das Heu sollte von einwandfreier Qualität sein. Das heißt natürlich frei von Schimmel oder sonstigem mikrobiologischem Befall. Solchen Verderb kann man ganz gut riechen, wenn man die Nase mal in eine Handvoll Heu steckt, das man aus dem Ballen gezogen hat. Wenn es muffig riecht, dann ist es definitiv verdorben. Genaue Auskunft gibt eine mikrobiologische Heuanalyse, die man bei Verdacht machen kann (vor allem wenn man ganze Chargen kauft, sollte man sie ggf. vorher untersuchen lassen).
Schimmelheu geht gar nicht!
Verschimmeltes Heu ist eine erhebliche Belastung für die Atemwege und kann zu chronischen Problemen wie Allergien gegen Schimmelsporen und damit chronischem Husten führen. Außerdem werden die Mykotoxine, die der Schimmel zum Selbstschutz produziert, über die Darmschleimhaut aufgenommen und müssen über Leber und Nieren wieder entsorgt werden, stellen also eine deutliche Belastung für die Entgiftungssysteme dar. Darüber hinaus produzieren viele Schimmelpilze antibiotisch wirkende Substanzen, welche die Darmflora des Pferdes empfindlich stören können.
Deshalb also in der Aufzucht (und natürlich auch bei allen ausgewachsenen Pferden) auf eine gute hygienische Qualität des Futters achten, sonst hat ein Winter mit Schimmelheu oft negative Auswirkungen für mehrere Jahre, in denen man dann versucht, die Darmflora und den Stoffwechsel wieder in Ordnung zu bringen.
Was soll drin sein im Heu?
Von den Nährwerten her können junge Warmblüter ruhig ein nahrhafteres Heu haben als junges Moppelpony. Hier eignet sich auch ein früher erster Schnitt, der z.B. schon im Mai gemacht wurde oder auch Heu von Wiesen mit einem größeren Bestand an Leistungsgräsern. Genaue Infos über die Nährwerte liefert eine Heuanalyse. Hier sollte man vor allem den Eiweiß- und den Zuckergehalt anschauen. Für Pferde gilt grundsätzlich, dass man Zuckergehalte <10% im Heu haben möchte (bei leichtfuttrigen Kandidaten <6%), das gilt auch für Warmblüter in der Aufzucht.
Hohe Zuckergehalte im Heu treiben den Blutzuckerwert nach oben. Wird dieser Blutzucker nicht über Arbeit abgebaut (und so viel Muskelleistung bringt ja ein Pferd in dem Alter noch nicht), dann kann es zu einer Gewöhnung an hohe Blutzuckerwerte und damit das Entstehen einer schleichenden Insulinresistenz kommen.
Außerdem muss der viele Zucker, der nicht adäquat in Leistung umgesetzt wird, irgendwie „entsorgt“ werden. Das führt dazu, dass die Pferde (je nach genetischer Prädisposition) vermehrt Fett oder Lymphe einlagern. Sie sehen dann zwar schön rund aus, aber leider ist das eine ungesunde Rundung, weil es keine gesunde Muskelmasse ist.
Die Eiweißwerte (Rohprotein) im Heu liegen meist bei 6-9%, das ist soweit in Ordnung. Für einen Warmblüter in der Aufzucht kann man auch Heu mit höheren Rohproteinwerten bis 11% verfüttern, dann muss man aber aufpassen, dass man keine anderen Eiweißlieferanten zufüttert. Hat man in seinem Heu eher niedrige Rohproteinwerte, dann bietet es sich an, etwas Eiweiß zuzufüttern, beispielsweise in Form von Esparsette, Vitalcobs oder Luzerne.
Raufuttermanagement im Aufzuchtstall
Heunetze
Das Heu sollte bei Jungpferden immer so angeboten werden, dass die Pferde 24h knabbern können. Bietet man es lose am Boden an, vor allem im Offenstall, hat man meist 50-80% Verlust einzukalkulieren, denn es wird darauf geschlafen, gemistet oder auch in den Schlamm eingerührt. Je nach Heupreis ist das eindeutig zu viel. Mit Heunetzen kann man den Verlust auf <10% reduzieren, außerdem fliegt weniger Heu auf dem Hof herum und man produziert weniger Mist, weil weniger verschmutztes Heu entsorgt werden muss.
Die Maschenweite der Heunetze richtet sich nach dem Geschick der Pferde und der Qualität des Heus.
Als Faustregel gilt: je feiner und blattreicher das Heu, umso enger dürfen die Maschen sein. Je grobstängeliger, desto weitere Maschen sollte man wählen. Das liegt zum einen daran, dass feines, blattreiches Heu leichter durch die Maschen gezogen werden kann und zum anderen daran, dass grobes Heu weniger Nährstoffe enthält, die Pferde also auch mehr davon fressen müssen über den Tag, um ihren Bedarf zu decken.
Pferde nehmen normalerweise 2-3% ihres Körpergewichts an Heu auf, also 2-3kg je 100kg Körpergewicht. Ein Jungpferd mit 400kg braucht also locker schon 8-12kg Heu pro Tag. Bei Warmblütern im Wachstum muss man die Menge in der Regel nicht begrenzen, außer wenn das Heu extrem nahrhaft ist. Ansonsten stellen die Pferde sich ganz von alleine auf eine passende Heumenge ein, wenn sie 24h täglich daran knabbern können.
Sofern keine bereits stoffwechselentgleisten Youngster in der Gruppe stehen, ist das Heunetz also nur dazu da, den Verlust an Heu zu begrenzen und nicht, um die Fressgeschwindigkeit zu reduzieren. Deshalb kann man meist mit Maschenweiten über 4cm arbeiten, ohne dass die Pferde Gewichtsprobleme entwickeln.
Wie viele Fressplätze?
Dazu muss man darauf achten, dass alle Pferde auch immer Zugang zum Heu haben. Eine Raufe für 20 Pferde funktioniert nicht, dann fressen sich die Ranghohen voll und die Rangniedrigen haben das Nachsehen. Als Faustregel gilt eigentlich, dass immer 10% mehr Fressplätze zur Verfügung stehen müssen als Pferde. Die Praxis hat aber gezeigt, dass das nicht immer stimmt. Je nach Sozialgefüge der Gruppe muss man teilweise doppelt so viele Fressplätze anbieten.
Man kann das Ganze entzerren und Futterstress reduzieren, wenn man einfach mehrere Heustationen anbietet. Also nicht nur eine große Raufe in der Mitte, sondern 3 kleinere Raufen über den Auslauf verteilt. So können sich alle Pferde nach Sympathie auf die Heustationen verteilen und man vermeidet Stress oder ungewollte Hungerphasen.
Fazit
Also für die Grundversorgung gilt: Der Junior muss jederzeit Zugang zu ordentlichem Heu haben, das ist absolut essentiell für die Gesundheit und das Wachstum. Erzwungene Heupausen (nach dem Motto: sollen sie doch nachts Stroh fressen…) müssen ebenso vermieden werden wie Rangeleien an den Raufen, denn damit steigt das Verletzungsrisiko und der Stresslevel. Ohne eine gute Heuversorgung braucht man sich über sonstige Fütterung gar keine Gedanken machen, sondern sollte sich schleunigst einen besseren Aufzuchtstall suchen.
Mehr dazu: Jungpferde und Strohfütterung- Geht das? oder Jungpferde artgerecht füttern
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