Lesedauer 4 Minuten

Die Hitze und Trockenheit im Sommer, macht nicht nur Mensch und Tier zu schaffen, sondern auch der Vegetation. Viele haben ihre Weiden bereits zugemacht, da aufgrund der Dürre nichts mehr nachgewachsen ist und bei denen, die ausreichend große Weiden zu Verfügung haben, steht praktisch nur noch “Heu am Stiel” auf den Flächen.
Die meisten Gräser und auch viele Kräuterpflanzen haben ihre Blüte schon hinter sich. Mit der Samenbildung werden die Nährstoffe in den Samen geschoben und die Pflanze selber verliert erheblich an Nährwert, denn sie hat ja ihren Job getan: Die Vermehrung für das nächste Jahr sicherstellen.

Auch wenn die Pferde also ausreichend Knabberzeug finden, ist der Nährwert auf vielen Flächen eher überschaubar. Das freut alle Besitzer von „Moppelponys“, bei denen man täglich Kalorien zählen muss, damit sie nicht aus dem Leim gehen. Es gibt aber auch die schwerfuttrigen, die Blütertypen und die alten Pferde, bei denen man um jedes Kilo auf den Rippen kämpft und die regelmäßig schneller abnehmen, als man sie auffüttern kann. 

Der normale Zyklus bei einem gesunden Pferd sieht vor, dass es sich im Sommer während der Vegetationsperiode ein paar Vorräte „anfressen“ kann, also mit ein paar Kilo zu viel aus der Weidesaison kommt. Dieses Übergewicht verlieren gesunde Pferde dann über den Winter durch temperaturbedingten höheren Energieverbrauch und die magerere Futterqualität von Heu gegenüber Weidegras.
Der Gewichtsverlust im Winter, der jeden Besitzer eines leichtfuttrigen Pferdes freut, macht den Besitzern schwerfuttriger Kandidaten immer große Sorgen.

Rechtzeitig zufüttern

Daher sollte man bei diesen Pferden rechtzeitig anfangen, zuzufüttern. Es hilft nichts, wenn das Pferd dann erst einmal klapperdünn ist. Dann braucht man nochmal länger, um den Gewichtsverlust wieder auszugleichen. Bei schwerfuttrigen Pferden hat es sich bewährt, bereits dann den Eiweißgehalt in der Ration zu erhöhen, wenn sie das Gewicht noch halten können, aber die Weiden nicht mehr grün und saftig stehen.

Bei schwerfuttrigen Pferden hat es sich bewährt, den Eiweißgehalt in der Ration zu erhöhen. © Adobe Stock / VICUSCHKA

Das heißt nicht, dass man ihnen jetzt große Mengen Kraftfutter geben soll. Kraftfutter basieren in der Regel auf einem hohen Gehalt an Stärke und / oder Zucker.
Diese schnelle Form von Energie muss in Bewegung umgesetzt werden. Wird das Pferd nicht adäquat gearbeitet zu seiner Zucker/Stärkefütterung, dann kommt es zu Störungen im Blutzuckerhaushalt (nicht alle Pferde mit Insulinresistenz sind fett! es gibt da auch ausgesprochen klapperdünne Kandidaten drunter) und / oder zur Einlagerung von unsauberen Abbauprodukten im Bindegewebe und damit Lympheinlagerung. Damit sehen die Pferde zwar optisch „rund“ aus, aber sobald man das Futter absetzt, wird die Lymphe wieder ausgelagert und die Pferde sind unter all den Lymphpolstern oft dünner als vorher. 

Eiweiß aus Luzerne oder Esparsette

Eiweiß wird von Pferden primär nicht als Energielieferant verwendet (im Gegensatz zu Zucker und Stärke) und sorgt daher für einen gesunden Gewichtserhalt bzw. Zunahme. Eiweiß kann aus verschiedenen Quellen stammen und hat entsprechend unterschiedliche Qualität.

Esparsette


Das Eiweißmuster in Soja ist für Pferde beispielsweise unausgeglichen und sorgt vor allem für Nierenbelastung und Lympheinlagerungen. Das Eiweißmuster aus Leguminosen wie Luzerne oder Esparsette ist hier deutlich besser für Pferde geeignet durch den sehr hohen Anteil an den essentiellen Aminosäuren Lysin, Methionin und Threonin. Esparsette hat gegenüber der Luzerne noch den Vorteil, dass die enthaltenen Gerbstoffe („kondensierte Tannine“) das Darmmilieu stabiliisieren können, sodass die gesamte Futterration besser verwertet werden kann.
Entsprechend hat sich die Zufütterung von Esparsette bei schwerfuttrigen Pferden (solche mit Zahnproblemen, Pferde im Blütertyp, Pferde mit hohem inneren Stresslevel, alte Pferde…) schon zum Ende der Weidesaison hin sehr bewährt. Der höhere Eiweißgehalt gleicht das aus, was im vertrockneten Gras nicht mehr enthalten ist und die Gerbstoffe erleichtern auch die Umstellung von der Weide wieder zurück zur Heufütterung im Herbst und Winter, sodass das Pferd durchgehend optimal seine Nährstoffe gewinnen kann. 

Luzerne

Luzerne z.B. von OKAPI hat ebenfalls einen hohen Eiweißgehalt und ein gutes Aminosäuremuster und wird von den meisten Pferden sehr gerne gefressen, zumal sie nicht so bitter schmeckt wie beispielsweise Esparsette.
Im Sommer, also bei starker Sonneneinstrahlung, sollte man lediglich bei Pferden mit viel Weiß im Gesicht (ausgeprägte Blesse, Perlinos, Cremellos Paints, Appaloosas, Tinker, Pintos und Tigerschecken, also allen Pferden mit rosa Haut rund um Nüstern oder Augen) lieber von der Luzernefütterung absehen und statt dessen Esparsette geben, um keinen Sonnenbrand auf der Nase zu riskieren. Denn Luzerne steht im Verdacht, die Photosensitivität zu erhöhen und damit das Risiko für Sonnenbrand zu steigern.

Mehr dazu: Esparsette: ein wertvoller Tipp besonders bei schwerfuttrigen Pferden oder im Sanoanimal Podcast #3 Esparsette fürs Pferd- gut oder giftig?