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Kotwasser ist nicht nur ein lästiges kosmetisches Problem, weil so ein verklebter schwarzer Schweif einfach unschön aussieht, sondern darunter steckt eine handfeste Gesundheitsproblematik, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. Dabei gibt es leider genauso wenig die eine Ursache für Kotwasser, wie das Zauberwundermittel dagegen. Denn obwohl Kotwasser zu den Zivilisationskrankheiten gehört, die immer häufiger auftreten, ist es dennoch bis heute nicht gründlich wissenschaftlich untersucht. Was wir bisher über mögliche Ursachen und Auslöser wissen und wie du diese bei deinem Pferd eingrenzen und Abhilfe schaffen kannst, findest du hier in 5 Punkten:

Heulage Fütterung

Die Fütterung von Heulage erfreut sich nach wie vor größter Beliebtheit, liegen doch die Vorteile – einfachere Produktion und Lagerung – für den Stallbetreiber auf der Hand. Leider sind silierte Futtermittel jedoch von Natur aus für Pferde nicht geeignet. Der Silierprozess ist ein Milchsäuregärung, also vergleichbar mit der Herstellung von Sauerkraut. Milchsäurebakterien verarbeiten dabei den im Gras enthaltenen Zucker (und Stärke aus Samen) zu dem, was ihr Name sagt: Milchsäure. Damit säuern sie das Siliergut an, sodass relativ schnell ein pH Wert unter 5 erreicht wird. In so sauren pH Bereichen tritt sog. Keimruhe ein, d.h. hier wächst dann nichts mehr. In dieser Form ist der Ballen dann lagerfähig. Um schnell einen so niedrigen pH Wert zu erreichen, muss das Siliergut reich an Zucker, arm an Faser und relativ feucht sein, um das für die Milchsäurebakterien optimale, anaerobe Klima zu schaffen. Ein solches Silofutter ist für Pferde nicht geeignet, da die Grasgrundlage nicht pferdegerecht ist und gleichzeitig mit jeder Fütterung große Mengen Milchsäurebakterien in den Darm eingetragen werden, die sich dort ansiedeln und den pH Wert im Dickdarm des Pferdes absenken. Übersäuerung im Darm („Hindgut acidosis“) sorgt für Schleimhautentzündungen im Darm und wird mittlerweile als eine der Hauptursachen für verschiedene Zivilisationskrankheiten wie Kotwasser angesehen.

Für Heulage wird deshalb Gras verwendet, das schon lang ausgewachsen ist, so wie man es auch für die Heuernte verwenden würde. Damit sinkt der Zuckergehalt und es steigt der Fasergehalt. Gut für das Pferd, schlecht für Milchsäurebakterien. Darüber hinaus lässt man das Siliergut lange trocknen. Wird trockenes, stengeliges Siliergut verwendet, besteht aber ein hohes Risiko für Lufteinschlüsse. Das mögen die Milchsäurebakterien nicht, dafür aber der Schimmel. Produziert man Heulage mit pferdegerechtem Ausgangsmaterial, findet also in den seltensten Fällen eine saubere Silierung statt. Die meisten Heulageballen erreichen daher auch nur pH Werte um ungefähr 6. Damit tritt aber keine Keimruhe ein. Verschiedenste Bakterien wie Clostridium botulinum oder auch Pilze aus der Schimmelfamilie oder Hefen können sich in dem Ballen vermehren. Leider können weder wir noch die Pferde solche verdorbenen Ballen erkennen, da die Feuchtigkeit der Heulage die Pilzsporen bindet und es entsprechend nicht „staubt“. Außerdem überdeckt der säuerliche Geruch den Muff der Verderbnis. Streng genommen muss man also von jedem Heulageballen eine Probe ins Labor einschicken und auf Keimbelastung untersuchen lassen, bevor man sie verfüttert. Denn sonst füttert man nicht nur die immer noch im Übermaß vorhandenen Milchsäurebakterien in den Darm sondern ggf. auch noch verschiedenste andere schädliche Keime.

Gerade das Risiko für Vergiftung mit Botulismus ist bei Heulagefütterung allgegenwärtig. Jeden Winter erkranken ganze Ställe an dieser Vergiftung durch verdorbene Heulage. Die Sterblichkeitsrate bei Botulismus Vergiftung liegt bei etwa 95% – einmal vergiftet, sind die Überlebenschancen also ausgesprochen gering. Auch Schimmelbefall findet man regelmäßig in Heulageballen. Dieser trägt Mykotoxine und Antibiotika in den Darm ein, die nicht nur die Entgiftungssysteme belasten, sondern auch die Darmflora empfindlich stören. Das zusammen mit den eingetragenen Milchsäurebakterien führt zu pH Veränderungen im Dickdarm und einen gestörten Fermentierungsprozess, was durch die damit einhergehenden Darmschleimhautentzündungen wiederum Kotwasser auslösen kann. Insbesondere Pferde, die mit Heulage aufgezogen wurden oder deren Mutter schon mit Heulage gefüttert wurden, leiden in der Regel unter einem dermaßen nachhaltig gestörten Darmmilieu, dass man sie mit allen therapeutischen Anstrengungen meist nur auf einem guten Niveau stabil, aber nicht symptomfrei bekommt. Daher sollte vor allem in Zucht- und Aufzuchtställen auf einwandfreie und artgerechte Heufütterung Wert gelegt werden.

Stress

Stress rückt momentan in den Fokus der Forschung, da er erhebliche Auswirkungen auf den Stoffwechsel hat. Es ist zunächst ein Überlebensmechanismus, damit ein Individuum überleben kann. Wird Stress ausgelöst – z.B. weil ein Wolf sich der Gruppe nähert – reagiert der Körper mit hormonellen und neuronalen Signalen, vor allem der Ausschüttung von AdrenoCorticoTropem Hormon (ACTH) aus der Hypophyse und als Folge davon Cortisol aus den Nebennieren. Diese Hormone unter anderem dafür sorgen, dass die Blutverteilung im Körper verändert wird: weg von den Eingeweiden und der Haut, hin zur Muskulatur, um optimal davonlaufen zu können. Das Immunsystem wird unterdrückt, ebenso Entzündungsreaktionen und Gewebereparaturmechanismen. All das ist momentan nicht überlebenswichtig. Bei kurzzeitigem Stress richtet sich der Körper damit also auf das Überleben ein. Problematisch ist langfristig andauernder Stress, denn der Körper kann nicht zwischen „Wolf kommt um die Ecke“ und „Pferd wird dauergeplagt in der Gruppe“ unterscheiden. Beides führt zu derselben Reaktion, die nur im letzten Fall deutlich länger, teilweise über Monate oder Jahre, anhält und damit irgendwann zur Erschöpfung des Systems führt. Im Bezug auf Kotwasser konnte in einer Studie gezeigt werden, dass Stress alleine ausreicht, Kotwasser auszulösen.

Spricht man mit Pferdehaltern über das Thema Stress bei ihrem Pferd, reagieren die meisten erst einmal mit Unverständnis. Schließlich steht das Pferd doch den ganzen Tag gelangweilt auf dem Auslauf herum, wo soll denn da Stress herkommen? Dabei ist Stress bei Pferden in unseren Haltungsbedingungen deutlich weiter verbreitet, als man erstmal meint. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Pferde sind von Natur aus soziale Herdentiere, Fluchttiere und Steppentiere, dazu Dauerfresser von magerem Raufutter und ausgesprochene Bewegungs-Junkies. Unsere Haltungsbedingungen orientieren sich dagegen meist eher an den Bedürfnissen des Menschen: geschlossene Ställe ohne „Horizont“, Winterfellschur plus Thermodecke, kleine Winterausläufe, wahlweise in Einzelhaltung oder auf überfüllten Paddocks, Pferdegruppenhaltung, in der weder auf Rasse, noch auf Alter oder sonstige Bedürfnisse Rücksicht genommen wird, Hochleistungs-Heu in Mahlzeiten zugeteilt mit langen Pausen. Dazu kommt sehr oft Futtermobbing in Gruppenhaltung, wenn zu wenige Fressplätze zur Verfügung stehen, Schlafmobbing, wenn zu wenig oder gar keine eingestreute Fläche bereit steht, sodass die Pferde teilweise sogar anfangen, „Narkolepsie“ zu entwickeln. Darüber hinaus erzeugen geopathische Störfelder bei Pferden erheblichen Stress – von der Hochspannungsleitung neben dem Stall über Photovoltaik-Anlagen auf dem Stalldach bis zum Handymast auf der Reithalle. Unterschätzt wird auch immer wieder der Stress, der durch Schmerzen entsteht. Viele ältere Pferde haben mit Arthrose zu tun, die gerade im Winter – bei nasskaltem Wetter – die Gelenke schmerzen lässt. Aber auch Magengeschwüre sind schmerzhaft und Stoffwechselentgleisungen können ebenfalls Stress verursachen, wenn sie über längere Zeit bestehen.

Pferdegesicht
Es lohnt sich, bei Kotwasser-Kandidaten auf die Suche nach möglichen Stressfaktoren zu gehen. ©Adobe Stock/Alexia Khruscheva

Die Gründe, warum das Pferd durch Haltung oder Fütterung Stress haben kann, sind vielfältig. Aber es lohnt sich, bei Kotwasser-Kandidaten auf die Suche nach möglichen Stressfaktoren zu gehen und sie – nach Möglichkeit – abzustellen. Das geht nicht immer, in einigen Fällen ist ein Stallwechsel als therapeutische Maßnahme unumgänglich, wenn z.B. die Gruppenzusammensetzung nicht funktioniert oder basale Bedürfnisse des Pferdes in dem Stall nicht erfüllt werden können. Und siehe da: Wie von Zauberhand verschwindet häufig das Kotwasser, sobald der Stressauslöser abgestellt ist, oder man kann zumindest eine deutliche Besserung beobachten.

Magengeschwüre

Magengeschwüre wurden früher häufig als „Galopperkrankheit“ abgetan, weil man schon lange wusste, dass praktisch jedes Rennpferd darunter leidet. Seit Untersuchungen aber zeigen, dass unter Sportpferden etwa 80-90% unter Magengeschwüren leiden und sogar bei Freizeitpferden etwa jedes zweite davon betroffen ist, beginnt man in der Medizin, sich ausführlicher damit zu beschäftigen. Die Ursachen für Magengeschwüre können vielfältig sind und liegen oft in falscher Fütterung (zu lange Raufutterpausen, zu viel Kraftfutter) oder Stress bedingt. Denn Stress mindert die Durchblutung der Magenschleimhaut und sorgt dafür, dass diese weniger „Schutzschicht“ gegen die Magensäuren bilden kann. Hat sich ein Magengeschwür erst einmal gebildet, dann ist das sehr schmerzhaft. Die Schmerzen wiederum erzeugen Stress, sodass das Magengeschwür auch nicht abheilen kann. Ein sich selbst verstärkender Kreislauf. Der Stress löst darüber hinaus auch in sehr vielen Fällen Kotwasser aus.

Leider zeigen nur sehr wenige Pferde mit deutlichen Symptomen, dass sie unter Magengeschwüren leiden. Dazu gehört mäkeliges Fressen bis zur totalen Futterverweigerung von wahlweise Rau-, Kraft- oder Zusatzfutter, Abwechseln zwischen Kraft- und Raufutter oder Fresspausen, in denen am Salzstein, an Gitterstanden oder ähnlichem geschleckt oder auch gekoppt wird. Auch Pferde, die empfindlich auf die neue Heucharge reagieren, die rülpsende Geräusche von sich geben oder unter Gurtenzwang oder „kitzeligem Bauch“ leiden, sind oft betroffen. Die permanenten Bauchschmerzen sorgen außerdem in vielen Fällen für Rückenverspannungen und die Pferde laufen lange „klemmig“ unter dem Reiter, d.h. sie benötigen eine deutlich längere Warmreitphase als andere Pferde. Aber vielen Pferden merkt man auch gar nichts an, außer dass sie vielleicht unter (nach Tagesform wechselndem) Kotwasser leiden. Hier kann man einen einfachen Test machen, ob das Kotwasser durch Magengeschwüre verursacht ist: Dem Pferd dreimal täglich einen Teelöffel Basenpulver (Natriumbicarbonat, Kaisernatron, bekommt man in jeder Backabteilung im Supermarkt) mit ein paar eingeweichten Heucobs geben. Es puffert die Magensäure ab und lindert damit kurzzeitig die Schmerzen. Bessern sich die Symptome, dann kann man davon ausgehen, dass das Pferd Magengeschwüre hat und man sollte hier therapeutisch eingreifen, um langfristige Folgeschäden durch die Magengeschwüre zu vermeiden. Die Fütterung von Basenpulver ist dabei nicht als Therapeutikum geeignet. Magengeschwüre sind ein sehr komplexes Krankheitsgeschehen, bei dessen Therapie Haltungs- und Fütterungsbedingungen unbedingt mit einbezogen werden müssen. Die Erfahrung zeigt aber: Bessern sich die Magengeschwüre, dann verschwindet in aller Regel auch das Kotwasser.

Schimmeliges Heu

Schimmelbefall in Futtermitteln stellt für den Stoffwechsel eine große Herausforderung dar. Der Schimmelpilz selber kann sich dabei im Darm des Pferdes nicht ansiedeln, da er ein „aerobier“ ist, also Sauerstoff zum Leben braucht. Er wird durchgeschleppt und mit dem Kot wieder ausgeschieden. Deutlich problematischer sind seine Stoffwechselendprodukte, die mit dem Futtermittel ins Pferd gelangen. Dazu gehören verschiedene Mykotoxine ebenso wie antibiotisch wirkende Substanzen. Die Mykotoxine stören teilweise die Darmhomöostase, viel problematischer ist jedoch, dass sie aufgenommen werden und die Entgiftungssysteme des Pferdes, also Leber und Nieren belasten, was wiederum zu Stoffwechselstress führt. Antibiotisch wirkende Substanzen stören hingegen ganz direkt die Darmflora, sodass es zusätzlich zu Fehlgärungen kommen kann, was nicht nur zu einer Ansäuerung des Dickdarms („Hindgut Acidosis“) führen kann, sondern auch zur Aufnahme der Fehlgärungs-Produkte und wiederum Stoffwechselbelastung. Wir beobachten häufig, dass Kotwasserprobleme therapieresistent sind, solange weiter verdorbenes Heu gefüttert wird. Erst nach Wechsel des Heus greift die Therapie und das Kotwasser bessert teilweise fast von alleine. Daher sollte man Schimmel im Futter nicht auf die leichte Schulter nehmen.

schimmeliger Heuhaufen
Schimmelbefall in Futtermitteln stellt für den Stoffwechsel eine große Herausforderung dar. © Sanoanimal/Fritz

Falsche Faserlängen

Die Geschwindigkeit, mit der der Nahrungsbrei durch den Darm transportiert wird, hängt im Wesentlichen von der Faserlänge ab, die hinein gelangt. Kauen Pferde in Ruhe ihr Gras oder Heu, dann produzieren sie Faserlängen, die etwa zwischen 2 und 5mm liegen. Diese Faserlängen sorgen für eine optimale Peristaltik und damit Nährstoffausbeute. Das Raufutter verbleibt 20-60 Stunden im Dickdarm, um optimal verwertet zu werden. Kürzere Fasern – wenn man also beispielsweise Grünmehl verfüttert – passieren den Verdauungstrakt in kürzester Zeit, sodass sie meist nicht ausreichend verwertet werden können. Längere Fasern hingegen verbleiben länger im Dickdarm, sie werden immer wieder zurück transportiert, weil der Körper versucht, hier noch Nährstoffe draus zu gewinnen. Gelangen Fasern von 1-2 cm Länge in den Dickdarm, dann können sie bis zu einer Woche (150-170 Stunden) dort verbleiben. Das sorgt für erhebliche Fehlgärungen, die wiederum zu einer Ansäuerung des Dickdarms und damit Darmschleimhautentzündungen führen. Kotwasser ist in vielen Fällen die logische Folge.

Die Gründe, warum solche falschen Faserlängen in den Dickdarm gelangen können, sind vielfältig:

Hastiges Fressen

Stehen zu wenige Fressplätze zur Verfügung, wird in knappen Mahlzeiten gefüttert mit langen Raufutterpausen dazwischen oder mit Raufutterautomaten die Fresszeit begrenzt, dann stehen die Pferde unter Stress, innerhalb kürzester Zeit so viel Raufutter wie möglich in sich hinein zu schaufeln. Das ist so, wie wenn der Chef die Mittagspause willkürlich von 30 min auf 10 min verkürzt – man schaufelt das Essen viel zu schnell in sich hinein und danach ist einem schlecht. Pferde brauchen noch viel mehr Zeit als wir, um ihr Raufutter gründlich zu kauen. Für ein Kilogramm Heu braucht ein Pferd im Schnitt 45 Minuten (Ponys bis zu 90 Minuten), um es ausreichend zu zerkleinern. Das geht nur, wenn genug Futter, genügend Fressplätze und genügend Zeit für alle zur Verfügung steht. Hastiges Fressen sorgt für schlecht zerkleinerte Fasern im Darm und nebenbei für jede Menge Stress bei den Pferden. Engmaschige Heunetze in ausreichender Zahl sind hier eine gute Lösung, um hastiges Fressen zu vermeiden und Stress aus der Fütterung zu nehmen.

Zahnprobleme

Die Zähne der Pferde sollten sich im Idealfall gleichmäßig abnutzen und so immer eine optimale Mahlfähigkeit haben. Dass das in der Praxis unserer Haltungsbedingungen so nicht funktioniert, weiß mittlerweile fast jeder. Zahngrate, Zahnhaken, diverse Wellen, Treppen oder sonstige Bissanomalien können dafür sorgen, dass das Pferd sein Futter nicht mehr in ausreichendem Maß zerkleinern kann. Besonders problematisch wird das im Alter, wenn die Mahlfähigkeit der Zähne abnimmt oder Zähne altersbedingt ausfallen. Arbeiten die Zähne nicht naturgemäß dann entstehen falsche Faserlängen, die dann wiederum den Dickdarm stören. Deshalb beobachtet man oft: Vorne macht der Dentalpraktiker die Zähne, hinten verschwindet das Kotwasser. Da gibt es tatsächlich einen Zusammenhang. Damit ein Pferd sein Raufutter immer optimal zerkleinern kann, sollten einmal im Jahr die Zähne von einem speziell dafür ausgebildeten Pferdedentalpraktiker (z.B. www.igfp-ev.de) kontrolliert und ggf. angepasst werden. Sollten häufigere oder seltenere Intervalle für ein Pferd sinnvoll sein, wird einen der Dentalpraktiker entsprechend aufklären. Mit der Zahnoptimierung steigt nicht nur die Futterverwertung wieder an, sondern man nimmt dem Pferd auch Stress und normalisiert die Verdauung.

Strukturhäcksel im Futter

Sie erfreuen sich insbesondere bei „Freizeitpferdemüslis“ und bei „getreidefreier Ernährung“ größter Beliebtheit. Es handelt sich um Häcksel von Heu oder Luzerne, die dem Krippen(Kraft)Futter beigemengt werden. Sie sollen laut Hersteller die Kautätigkeit fördern und es möglich machen, dem Pferd eine großzügige Mahlzeit mit gleichzeitig wenig Energie zu geben. Studien haben längst gezeigt, dass solche Häckselbeimengungen die Fresszeit nicht verlängern und auch den Kauzyklus (im Vergleich zu Kraftfutter) nicht verbessern. Dafür ist die Länge der Häcksel einfach zu kurz. Pferde benötigen eine Faserlänge von mindestens 8cm, um sie ordentlich kauen zu können. Kürzere Fasern werden nicht gemahlen, sondern ebenso wie Getreide mehr „zerdrückt“ zwischen den Zähnen. Ein Getreidekorn lässt sich mit dieser Quetschbewegung noch gut zerkleinern, eine Heu- oder Luzernefaser nicht. Die Faserzerkleinerung findet beim Pferd in der Schließphase der Kaubewegung durch den Power Stroke statt. Das ist eine Druck-Reib-Bewegung, bei der die Zähne komplett übereinander verschoben und so die dazwischen liegenden Fasern von den Kauflächen der Backenzähne zermahlen werden. Kurzfutter sorgt dafür, dass kein Power Stroke ausgeführt wird, sondern kurze, drückende Bewegungen, ohne das eigentliche „Mahlen“ der Kauflächen. Werden kurze Fasern gefüttert, dann gelangt demnach ein großer Teil davon praktisch unzerkaut in den Darm und führt dort wiederum zu Fehlgärungen, da diese Fasern zu lange im Darm verbleiben. Wer sein Pferd motivieren will, sein Kraftfutter langsamer zu fressen, sollte es über die Heuportion oder auf den Boden streuen – das verlangsamt die Aufnahme tatsächlich und sorgt für bessere Kautätigkeit. Wer sein Pferd getreidefrei ernährt, sollte Heu füttern und kann als „Belohnung“ (z.B. wenn die anderen etwas bekommen oder nach dem Reiten) auch eine Handvoll Kräuter geben.

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