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Viele von uns „Pferdemädels“ haben diesen Schritt schon hinter sich, aber viele auch noch vor sich: die Entscheidung zum ersten eigenen Pferd.

Eine solche Entscheidung will gut überlegt sein, denn mit einem eigenen Pferd wächst nicht nur die Verantwortung, die man trägt, sondern auch die zeitliche und insbesondere auch finanzielle Belastung.

Während die Kosten für Reitstunden oder auch ein Reitbeteiligungspferd gut planbar sind, sieht das beim eigenen Pferd schon anders aus. Wer schon ein Pferd im Stall stehen hat, weiß außerdem: die Anschaffungskosten sind meist der geringste Teil… 

An erster Stelle steht aber natürlich die Anschaffung. Stöbert man in Verkaufsanzeigen, dann findet man alles zwischen „geschenkt“ und Preisen im sechsstelligen Bereich. Um einzugrenzen, wo man beim Kaufpreis landet, sollte man sich zunächst überlegen: Was will ich mit dem Pferd machen? Will ich auf Turniere gehen und erfolgreich im Sport sein? Dann werde ich mit dem netten, günstigen Pony von nebenan nicht weit kommen. Suche ich etwas für das Wanderreiten? Dann muss es nicht der teure Warmblüter mit Spitzen-Dressurabstammung und M-Platzierung sein. Oder lieber ein Pferd für Zirkuslektionen und Bodenarbeit? Oder habe ich vor, Distanzritte im größeren Bereich zu gehen? Je nachdem, was ich plane, kommen unterschiedliche Pferde und damit auch unterschiedliche Preisklassen infrage. 

Alter, Ausbildung, Aufzucht – zahlreiche Überlegungen stehen vor der Anschaffung

Außerdem spielen Alter und Ausbildungsstand eine Rolle. Je jünger und je weniger ausgebildet, desto günstiger. Aber dann muss man sich auch kritisch fragen, ob man selber mit seinen reiterlichen Fähigkeiten überhaupt in der Lage ist, ein junges Pferd auszubilden? Sonst kauft man zwar ein günstiges Pferd, investiert aber nachher nochmal monatelang in einen Bereiter, was letztlich auch nicht gerade billig wird. Gerade Absetzer oder Zweijährige werden oft recht günstig angeboten. Dann muss ich aber auch erst noch die Kosten für die Aufzucht dazu rechnen. Das summiert sich dann über 2-4 Jahre schnell auf Kosten, dass man sich gleich ein angerittenes, ausgewachsenes Pferd kaufen kann. 

Auch das Argument – „ich kaufe mir ein grünes Pferd, dann kann ich das selber so ausbilden, wie ich das haben will“ – funktioniert nur, wenn man auch die entsprechenden Fähigkeiten und Erfahrungen in der Jungpferdeausbildung hat.

Ein Pferd, das noch nicht mal weiß, was ein Halfter ist, wie man beim Hufe auskratzen auf drei Beinen steht und dass man Menschen nicht über den Haufen rempelt, stellt ganz andere Anforderungen an den Besitzer als ein älteres, ordentlich grundausgebildetes Pferd. Leider passiert es allzu oft, dass ein „grüner“ Reiter sich ein „grünes“ Pferd kauft – und zwei Schüler zusammen ergeben selten etwas Gutes. Am Ende läuft das meist darauf hinaus, dass man zehnmal so viele Fehler macht wie ein Profi und zu guter Letzt mit einem traumatisierten, unreitbaren Pferd dasteht, das man entweder verkauft oder für teuer Geld „korrigieren“ lassen muss.

Pferdenase
© Adobe Stock/anjajuli

Senioren oder „Beistellpferde“ werden oft sehr günstig angeboten oder sogar verschenkt. Das klingt erstmal gut, schont es doch die eigene Kasse und man tut auch noch was Gutes. Allerdings sind solche Pferde im Unterhalt oft deutlich teurer – neben säckeweise Heucobs für den Senior mit Zahnlücken kommen, oft noch diverse teure Spezialfuttermittel oder regelmäßige therapeutische Behandlungen dazu, um die Pferde einigermaßen schmerzfrei zu halten. Und dabei kann man ein solches Pferd dann meist nicht oder nur sehr eingeschränkt reiten. Auch Pferde mit Verhaltensauffälligkeiten bekommt man oft geschenkt. Aber bin ich selbst in der Lage, ein schwer traumatisiertes Pferd therapeutisch und reiterlich so abzuholen, dass es nicht lebensgefährlich für uns beide wird? Hier sollte man immer kritisch seine eigenen Grenzen betrachten und sich auch überlegen, was man mit dem Pferd eigentlich will. Ist mein Ziel, nach einem stressigen Arbeitstag entspannt durchs Gelände zu schaukeln? Dann vielleicht besser nicht den 6-jährigen, durchgeknallten Araber aus schlechter Haltung nehmen, auch wenn er noch so hübsch aussieht.

Gerade Pferde, die sehr, sehr günstig abgegeben werden, entpuppen sich mittel- bis langfristig oft als regelrechte „Sparschweine“.

Günstige Kaufpreise können sich im Nachhinein zu hohen Folgekosten summieren

Das, was man in einen Senior in einem Jahr zusätzlich zu den normalen Unterhaltskosten investiert, kann man auch ein Jahr lang sparen und hat damit den Kaufpreis für ein jüngeres und hoffentlich noch gesundes Pferd zusammen. Normalerweise liegen die Verkaufspreise für ein gesundes, gerittenes und anständiges Pferd ohne große Fähigkeiten oder besonders tolle Papiere irgendwo zwischen 3.000 und 10.000 Euro. Natürlich kann man immer mal Glück haben und ein „Schnäppchen“ bekommen oder die gute Freundin macht einem einen Freundschaftspreis, wenn sie weiß, dass ihr Pferd dafür in gute Hände kommt. Aber gerade bei günstigen Pferden sollte man eher doppelt hinschauen, sonst kann einen das im Nachhinein teuer zu stehen kommen. 

Am besten überlegt man sich – mit kritischem Blick – auf das eigene Ersparte, was man sich als Kaufpreis leisten kann. Dann zieht man davon nochmal 1.000 Euro ab und gibt das als Höchstpreis in die einschlägigen Pferdemarkt-Suchmaschinen ein. Denn zum Kaufpreis kommen ja in der Regel noch die Kosten für Ankaufsuntersuchung und Transport, die unmittelbar nach der Anschaffung fällig werden. Dafür sollte ein bisschen Reserve eingeplant werden. Auch sucht man besser keine Pferde aus, die deutlich über dem eigenen Budget liegen, um dann zu versuchen, den Verkäufer gnadenlos herunterzuhandeln. Das sorgt nur für Frust auf beiden Seiten oder dafür, dass man sich dann schon verliebt hat und am Ende ein Pferd kauft, das man sich eigentlich gar nicht leisten kann. 

Wie aber jeder Pferdebesitzer weiß, ist die Anschaffung meist – langfristig gesehen – noch der günstigste Aspekt beim eigenen Pferd. Die laufenden Kosten sind es, die einem am Ende ein Loch in die Kasse fressen.

Monatliche und regelmäßige Kosten nicht vernachlässigen

Und Stallmiete wird nun mal jeden Monat fällig und auch die Hufe müssen regelmäßig gemacht werden. Hier zu sparen ist Minimalismus am falschen Ende, denn das rächt sich oft mit Krankheit und die wird noch teurer. Daher sollte man sich schon vor der Anschaffung eine genaue Kostenaufstellung machen und schauen, ob die Haltung eines eigenen Pferdes im monatlichen Budget drin ist. Als größter Posten ist eigentlich immer die Stallmiete zu nennen. Je nach Region, Infrastruktur und Serviceleistungen können hier ganz unterschiedliche Preise aufgerufen werden. Das Teuerste ist meist der Stall mit kompletter Ausstattung: Reitplatz, Springplatz, Roundpen, Reithalle und Rundumversorgung für das Pferd inklusive Deckenservice. Das Günstigste ist meist der Selbstversorger oder die Haltergemeinschaft mit Offenstall auf einer Wiese und ohne alles. 

Natürlich braucht man nicht zwingend eine Reithalle oder einen Reitplatz. Aber wenn man lange Arbeitstage hat und im Winter immer erst um 18 Uhr in den Stall kommt, ist es für das Ausreiten schon zu dunkel und ohne beleuchteten Reitplatz reduziert sich die Reitzeit dann auf das Wochenende. Wer eher wasserscheu ist, wird bei Regen auch nicht gerade begeistert sein klatschnasses Pferd über den Reitplatzsee bewegen wollen. Schon gar nicht, nachdem man zwei Stunden lang mit der Stirnlampe Pferdeäppel aus der Pampe gekratzt hat, weil man Stalldienst hat. Gerade der Einzug in einen Selbstversorger- oder Haltergemeinschaft-Stall will gut überlegt sein, weil man Zeit gegen günstige Unterbringung tauscht. Zeit, die einem später mit dem Pferd fehlt. Was sich im Sommer bei langen Abenden und trockenen Böden noch nach einem prima Plan anhört, wird spätestens dann spaßfrei, wenn man im Dunkeln bei Schneeregen Heunetze stopfen und durch den Schlamm bis zur Raufe schleppen muss. 

Die meisten geben dann nach ein bis zwei Jahren Selbstversorger oder Haltergemeinschaft frustriert und genervt auf, weil sie mehr Zeit mit Stallarbeit verbringen als mit ihrem Pferd. Ist aber dann der Umzug in einen Vollpension-Stall überhaupt finanziell drin?

Daher von vornherein lieber die monatliche Stallmiete etwas großzügiger kalkulieren als zu knapp. Wer es grade so mit Ach und Krach schafft, monatlich das Geld zusammenzukratzen für den Platz in der Haltergemeinschaft, der bricht sich finanziell schnell das Genick, wenn die Heupreise steigen oder wenn aus Gründen dann doch in einen Vollpensions-Stall gewechselt werden muss. Und wer will dann sein Pferd wieder abgeben, nur weil er die monatliche Miete nicht aufbringen kann? Genügend Pferdebesitzer sind durch solche Aktionen schon in die Privatinsolvenz geschliddert.

Kostenaufstellungen sollten auch Extras und mögliche Preissteigerungen berücksichtigen

Wie die Stallmieten in der eigenen Region sind, findet man über die einschlägigen Kleinanzeigen heraus. Die Preise bewegen sich irgendwo zwischen ganz günstigen Varianten mit 120 Euro für einen Offenstallplatz mit Selbstversorgung im sehr ländlichen Raum bis hin zu deutlich über 1.000 Euro monatlich für einen Stall mit allem, was man sich wünschen kann, in der Nähe von Ballungszentren oder der Schweizer Grenze. Man kann sich auch erstmal ein paar Ställe anschauen, bevor das Pferd kommt, dann hat man schon eine Idee, für welche Stallmiete man in seiner Region was erwarten kann, und man kann sich schon für einen Stallplatz anmelden, wenn was Passendes dabei ist. Denn gute Ställe haben oft auch eine Warteliste, sodass es durchaus sinnvoll sein kann, erst den Platz zu haben, bevor man das Pferd kauft.

Zu den monatlichen Kosten für die Stallmiete kommen weitere regelmäßige Kosten, die man einplanen sollte. In der Stallmiete sind meist Heu und Einstreu mit enthalten. Hier muss aber genau in den Vertrag geschaut werden. So bieten manche Ställe Heu in kleinen Mengen als 2-3 Portionen pro Tag inklusive an, will man aber eine artgerechte ad libitum Fütterung, kostet das nochmal extra. Teilweise sind bei Boxen auch nur Gummimatten als Bodenbelag im Preis enthalten, wenn man eine Einstreu haben möchte, wird diese – je nachdem, was man wünscht – extra berechnet. Oder es ist Stroh im Normalpreis enthalten, wenn man aber einen Atemwegsallergiker hat und auf Späne wechseln möchte, geht das nur mit Aufpreis. Auch sonstige Extrawünsche, wie Heu im Heunetz oder bedampftes Heu, bieten viele Ställe mittlerweile an, allerdings auch hier gegen Aufpreis für den Mehraufwand. Beim Offenstall kann ich natürlich nicht so individuell wählen wie beim Boxenstall. Hier muss man schauen, ob das Gesamtkonzept passt, sonst muss man eben nach einem anderen Stall suchen, was auch wieder andere Preise bedeuten kann. In einen günstigen (weil nicht optimal pferdegerecht betriebenen) Stall einziehen, weil die beste Freundin da steht und dann durch stetiges Nörgeln zu versuchen, den Stallbetreiber von den eigenen Vorstellungen zu überzeugen, wird nicht funktionieren, sondern kann dafür sorgen, dass man von heute auf morgen mit seinem Pferd auf der Straße steht. Und dann kann es sein, dass man sehr schnell für sehr teures Geld woanders unterkommen muss.

Zusatz-Futter, Gesundheitskosten, Zähne, Hufe, Impfungen

Zum Grundfutter kommen dann die übrigen Futtermittel. Ein Mineralfutter sollte regelmäßig angeboten werden und ein Salzstein sollte auch zur Verfügung stehen. Wer viel trainiert oder ein schwerfuttriges Pferd hat, möchte vielleicht noch etwas zufüttern. Wer ein Pferd mit latenten Stoffwechselproblemen hat, wird auch regelmäßig z.B. über Kräutermischungen sein Pferd unterstützen. Und eine Tüte Leckerlis für die Zirkuslektionen oder als Dankeschön nach dem Reiten darf ja auch nicht fehlen. Je nachdem, was und wie viel man füttert, kommen hier auch schnell Zusatzkosten von locker 100 Euro im Monat zusammen – und das sind keine Kosten für eine Therapie, sondern nur für Grundfütterung zur Gesunderhaltung. Die Kosten richten sich natürlich nach den Futtermitteln und auch nach der Pferdegröße – ein großer Kaltblüter braucht naturgemäß von allem mehr als ein kleines Pony. 

Regelmäßig im Schnitt alle 6 Wochen müssen auch die Hufe bearbeitet werden. Ein Pferd, das barhuf laufen kann, ist dabei günstiger als ein Pferd mit 2 Eisen, das günstiger ist als ein Pferd mit 4 Eisen, das günstiger ist als ein Pferd mit orthopädischem Spezialbeschlag. Für ein Barhuf-Pferd kommen eventuell Hufschuhe dazu, wenn man gern und viel ausreiten möchte und das Gelände eher schwierigen Boden hat. Mindestens zweimal im Jahr sollte man Kotproben einschicken zur Untersuchung auf Wurmbefall und dann kommen ggf. noch Kosten für die Wurmkur und die Nachkontrolle dazu. Alle zwei Jahre ist üblicherweise die Tetanus-Impfung fällig, wer mit seinem Pferd auf Kurse oder Turniere möchte, muss außerdem jährlich Influenza impfen. Ob weitere Impfungen notwendig sind, hängt vom Einzelfall ab. Eventuell ist auch gelegentlich mal der Besuch eines Osteopathen, Akupunkteurs oder anderen Therapeuten notwendig, auch hier sollte man mit ein bis zwei Behandlungen pro Jahr rechnen – besser man hat es eingeplant, als dass einen die Kosten dann unschön überraschen.

Einmal jährlich kommt noch die Zahnbehandlung dazu, die auch – je nach Aufwand – mit ordentlich Kosten zu Buche schlägt. Und natürlich sollte man etwas Reserve im Sparstrumpf haben, sollte das Pferd mal krank werden. Eine Erkältung mit heftigem Husten, eine Kolik, die natürlich immer zu den teuersten Zeiten wie samstagabends zuschlägt oder wenn es ganz schlimm wird, vielleicht ein Hufrehe-Schub: schnell wächst so eine Tierarzt-Rechnung auf einige hundert Euro an. Wenn man pro Monat im Schnitt mit ca. 150-200 Euro Zusatzkosten für Hufbearbeitung, Impfen, Kotproben und ggf. notwendige medizinische Maßnahmen rechnet, liegt man meist ganz gut. Hat man sich ein Pferd mit Gesundheitsproblemen, Stellungsfehlern oder ähnlichen Sorgen ausgesucht, kann man den Betrag auch gerne verdoppeln. Lieber etwas zu viel einplanen als zu wenig, denn wenn es zur Krankheit kommt, sollte man genügend Puffer haben, um auch einen Klinikaufenthalt bezahlen zu können. Eine OP Versicherung kann eine sinnvolle Investition sein, um nicht plötzlich mit einem riesigen Berg an OP Kosten dazustehen nach einer schweren Kolik, muss aber natürlich auch wieder monatlich mit einkalkuliert werden.

Ausrüstung und Weiterbildung

Dann bleibt im Wesentlichen noch der Kostenfaktor Ausrüstung und Weiterbildung. Wenn man sein Pferd reiten will, braucht man einen ordentlichen Sattel, für den man – je nach Anspruch und Reitweise – mit Preisen zwischen 1.000 und 4.000 Euro rechnen sollte. Ja, manchmal kostet der Sattel genau so viel oder sogar mehr als das Pferd. Gute Sättel sind auch gebraucht nicht gerade geschenkt und es lohnt sich, hier etwas mehr in einen wirklich guten und passenden Sattel zu investieren: Der Pferderücken wird es einem danken (und man spart wieder Kosten für den Osteopathen oder Physiotherapeuten). Ein Sattel sollte mindestens einmal im Jahr von einem kompetenten Sattler überprüft und ggf. angepasst oder aufgepolstert werden, was dann meist irgendwo zwischen 150 und 250 Euro kostet. Kann der Sattel nicht angepasst werden, beispielsweise die meisten Westernsättel, kann es auch sein, dass man regelmäßig einen neuen braucht und den alten dann verkaufen oder in Zahlung geben muss, das ist dann die deutlich teurere Variante. 

Braunes Pferd mit einem braunen Sattel
© Valeri Vatel / Adobe Stock

Ein ordentliches Kopfstück mit Gebiss oder auch gebissloser Variante, an dem man lange Freude haben will, bekommt man auch selten unter 100 Euro. Hier gilt wie so oft: Wer billig kauft, kauft doppelt. Dazu kommen Schabracke oder Blanket, die zwischen Sattel und Pferd kommen, optimal in doppelter Ausführung, damit eine auf dem Pferd ist und die andere in der Wäsche. Außerdem Stallhalfter und Anbindestrick, eventuell noch ein Führ- oder Trainingsstrick für Spaziergänge und ein Knotenhalfter für die Bodenarbeit, vielleicht eine Longe und ein Kappzaum, natürlich ein Putzkasten mit allem Nötigen, und für alle Fälle eine Abschwitzdecke (z.B. nach der Sedierung vom Zahnarzt oder bei einer Kolik) sind so die minimale Ausstattung. Nach oben sind den Anschaffungen wie immer keine Grenzen gesetzt, aber keine Sorge, das Zubehör „vermehrt“ sich über die Zeit ganz von alleine und der Stallschrank platzt bald aus allen Nähten. Deshalb sollte man sich bei den ersten Käufen zurückhalten und erstmal nur das Nötigste kaufen und dann schauen, was einem vielleicht noch fehlt. Nachkaufen geht immer, aber wenn man unnütze Sachen weiter verkaufen möchte, um Platz im Stall zu gewinnen, legt man meist drauf. Für die Erstausstattung an „Zubehör“ in ordentlicher Qualität kann man nochmal mit gut 500 Euro rechnen. 

Beim Reiten gilt: man lernt nie aus

Selbst wenn man schon gut reiten kann und sich sicher fühlt, sollte man seinen Sitz, die Balance und auch die Hilfengebung immer wieder überprüfen lassen. Auch ein Pferd entwickelt sich weiter und was mit einem 10-Jährigen noch gut geht, schafft ein 20-Jähriger vielleicht nicht mehr so. Das Training sollte also immer auch an das Gebäude und das Vermögen des Pferdes angepasst werden und da hilft ein geschulter Blick von außen. Das können regelmäßige wöchentliche Reitstunden sein oder man fährt mit seinem Pferd auf Wochenend-Kurse und Seminare, um sich weiterzuentwickeln oder man kombiniert im Idealfall beides miteinander. Hat man ein junges Pferd, kann es sich außerdem lohnen, in einen Bereiter zu investieren, der mit dem Pferd ein- bis zweimal wöchentlich trainiert. 

Der mobile Reitlehrer ist hier in der Regel die günstigere Variante, denn er kommt in den eigenen Stall und man muss nur pünktlich parat stehen. Das setzt aber voraus, dass der Stall zumindest über einen ordentlichen, wetterfesten Reitplatz verfügt, der möglichst den Winter über auch beleuchtet sein sollte, weil es nicht immer möglich ist, die Reitstunden so zu legen, dass man noch Tageslicht hat. Dennoch werden Stunden ausfallen, denn wenn der Platz nach drei Tagen Dauerregen unter Wasser steht, funktioniert das Training hier ebenso wenig wie wenn er gefroren ist oder man grade Schneesturm hat. Wer regelmäßig mit seinem Pferd auch im Winterhalbjahr was tun möchte, ist gut beraten, gleich nach einem Stall mit Halle Ausschau zu halten, wenigstens ein überdachter Roundpen wäre hilfreich. Sonst hat man spätestens nach dem ersten Winter Schlechtwetterfrust. Also hier wieder etwas mehr Stallmiete einplanen, die ganz günstige Robusthaltung – Auslauf mit Unterstand – reicht dann nicht aus. Ein guter Trainer kostet pro Termin meist zwischen 30 und 50 Euro (natürlich gibt es auch deutlich teurere und deutlich günstigere, aber das ist ein guter Orientierungswert), die dann ein- bis zweimal pro Woche anfallen, sich also im Monat dann auf 120-200 Euro summieren. 

Transport

Da klingt es doch günstiger, einmal monatlich auf den Reitkurs zu fahren, der nur 150 Euro kostet für zwei ganze Tage. Das sind dann meist 4 Reit-Einheiten und man lernt nicht nur, wenn man selber auf dem Pferd sitzt, sondern auch vom Zuschauen und Zuhören bei den anderen. Klingt gut, setzt aber voraus, dass man einen Pferdehänger hat und eine Zugmaschine. Im Winter bekommt man überwiegend noch leicht einen Hänger gemietet, aber während der Turniersaison sind sie oft schon wochenlang im Voraus ausgebucht. Dazu immer der Stress mit dem Abholen, der anschließenden Reinigung und dem zurückbringen. Die meisten, die regelmäßig mit ihrem Pferd auf Kurse fahren, kaufen sich deshalb bald einen eigenen Hänger. Da legt man dann schnell nochmal so viel auf den Tisch, wie für das Pferd, selbst für einen guten Gebrauchten. Außerdem reicht dann der günstige Kleinwagen nicht mehr aus als Zugfahrzeug. Will man ein einzelnes Pferd mit dem Hänger ziehen, sind wir schnell bei mindestens 1,5 Tonnen. Will die Freundin mit ihrem Pferd mitkommen, sollte man die Zuglast bis 2,3 Tonnen auslegen. Da muss es dann schon der größere Kombi oder ein SUV sein. Damit steigen dann aber auch noch die Unterhaltskosten für das Auto – Versicherung, Steuer, Sprit, Reparaturkosten. Vielleicht doch erstmal mit dem mobilen Reitlehrer anfangen, das ist – wie gesagt – meist die günstigere Variante. 

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Kosten – Überblick

Wenn wir also mal von durchschnittlichen Kosten ausgehen, kann man ungefähr rechnen:

5.000 Euro für das Pferd (an die Kosten für die Ankaufsuntersuchung denken!)

2.000 Euro für den Sattel

500 Euro für die „Erstausstattung“

Also 7.500 Euro Anschaffungskosten, bis das Pferd mit allem notwendigen Zubehör im Stall steht (vorausgesetzt eine liebe Freundin hat es vom Verkäufer in den neuen Stall transportiert und es kommen nicht nochmal höhere Transportkosten durch halb Europa hinzu)

Dazu kommen laufend pro Monat geschätzte

400 Euro für Stallmiete

100 Euro Zusatzkosten (Zusatzfutter, jährliche Sattelkontrolle…)

150 Euro Gesundheitskosten (Hufbearbeitung, Impfung, Kotproben, Zahnbehandlung…)

150 Euro Training

Summiert sich nochmal auf runde 

800 Euro pro Monat Unterhaltskosten. 

Unwägbarkeiten

Wer hier Schnappatmung bekommt, sollte dran denken, dass die Kosten meist am Ende eher noch höher liegen. Wenn man meint, dass das auch mit 600 Euro geht, weil man den günstigeren Stall nimmt oder sich den Trainer spart, wird durch die Praxis meist eines Besseren belehrt: Der günstige Stall stellt sich als Katastrophe heraus, sodass man doch am Ende in den Teureren zieht, in dem das Pferd aber immerhin artgerecht aufgehoben ist; der gesparte Trainer rächt sich in einem Pferd, das nicht „funktioniert“ und die Tierarztkosten steigen schnell ins astronomische, weil der billige Stall leider am Heu gespart und Schimmelheu gefüttert hat und jetzt ist das Pferd ein chronischer Huster mit Dauertherapie und ein Heubedampfer muss auch noch angeschafft werden…. 

Hier aufgeführt sind die Kosten für ein mittelaltes, gesundes und reitbares Pferd, das keine „Spezialitäten“ braucht. Der geschenkte Senior mit seinen 25 Jahren, der leider nur noch von Heucobs lebt, summiert sich schnell auf gute 500-800 Euro zusätzliche Futterkosten pro Monat für Heucobs und Spezialfuttermittel gegen Arthrose, Herzprobleme und Cushing-Symptome. Das günstig „nur an erfahrene Reiter“ abzugebende Pferd braucht am Ende einen teuren Vollberitt, nachdem man sich selber beim Sturz eine Trümmerfraktur der Schulter zugezogen hat und sich kaum noch auf den Wildling drauf traut; das treuherzig guckende „leider nicht mehr reitbare Beistellpferd“ mit der chronischen Hufrehe, dem schlimmen Husten und beginnenden Sommerekzem wird zum Sparschwein an Therapie- und Tierarztkosten, von den Nerven und der investierten Zeit ganz zu schweigen.

Wer nach einem billigen oder geschenkten Pferd sucht, hat meist nicht die notwendigen Mittel am Ende des Monats übrig, um dem Pferd einen artgerechten Unterhalt zu finanzieren.

Zusammenfassung

Wenn man von 800 Euro monatlichen, laufenden Kosten ausgeht, hat man ohne Pferd innerhalb eines Jahres 9.600 Euro gespart, dafür bekommt man ein ordentlich ausgebildetes, gesundes Pferd. Der Besitz eines Pferdes ist und bleibt ein Luxushobby, das man sich leisten können muss und zwar auch über die nächsten 20 Jahre. Denn wer dafür jeden Monat an sein Erspartes ran muss oder so schon nicht weiss, wie er am Monatsende die Wohnungsmiete zusammenkratzen soll, wird irgendwann vor der Entscheidung stehen, das Pferd aus finanziellen Gründen abgeben zu müssen – und das bricht einem das Herz. Wer jetzt ein langes Gesicht hat und merkt, dass gerade der Traum vom eigenen Pferd geplatzt ist: Es gibt viele Pferdebesitzer, die händeringend eine gute Reitbeteiligung suchen, weil sie vor lauter Arbeit (um das Pferd zu finanzieren) oft genug selber kaum noch zum Reiten kommen. Jemand, der das Pferd so umsichtig behandelt, als wenn es sein eigenes wäre und sich dafür an den Kosten beteiligt, wird überall gesucht. Es lohnt sich, mal in den Ställen der Umgebung nachzufragen. 

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