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Das Immunsystem besteht aus vielen unterschiedlichen Bestandteilen, die alle ihre spezifische Aufgabe haben.

Eine entscheidende Rolle für das Immunsystem spielt hierbei der Darm. Mit seiner großen Oberfläche ist er einer der größten Risikofaktoren für ein Eindringen von Krankheitserregern über die Nahrung in den Körper.

Im Körper des Pferdes sind ca. 80% der Immunzellen in unmittelbarer Nähe des Darmes.

Dieses Immunsystem rund um den Darm wird auch als darmassoziiertes Immunsystem bezeichnet.

Zusammenhang zwischen Darm und Immunsystem

Wie man heute weiß, verhindert das Immunsystem nicht nur aktiv das Eindringen von Pathogenen (Krankheitserregern) über den Darm in den Körper sondern es gibt eine Art Austausch zwischen der Bakterienbesiedlung im Darm, dem sogenannten Mikrobiom, und dem Immunsystem. Jede Störung dieses Austausches, beispielsweise durch Dysbiosen (Fehlgärungen) im Dickdarm, kann zu verschiedenen Krankheiten führen. Dazu gehören Allergien (z.B. Sommerekzem, „Heustauballergie“), metabolisches Syndrom, entzündliche Erkrankungen (z.B. Arthrose) oder sogar Krebs (z.B. Melanome).

Das Mikrobiom nimmt direkten Einfluss darauf, wie gut das Immunsystem arbeiten kann, deshalb kann jede Störung des Mikrobioms auch zu Entstehung von Krankheiten führen.

Einfluss der Fütterung auf das Mikrobiom

Dieses komplizierte Zusammenspiel von Mikrobiom und Immunsystem wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zum einen sind hier natürlich als Hauptfaktor Änderungen in der Fütterung zu nennen. Insbesondere abrupte Futterumstellungen, wie z.B. das Mash einmal in der Woche oder ein neues Mischfutter, das von einem auf den anderen Tag begonnen wird, sind hier problematisch. Aber auch die Fütterung von Pro- oder Präbiotika schadet in der Regel mehr als sie nutzt. Zum anderen stören Antibiotika und häufige Wurmkurgaben die Zusammensetzung des Mikrobioms, weshalb überflüssige Antibiotikagaben vermieden und die Entwurmung selektiv erfolgen sollte.

Darüber, wie genau die optimale Zusammensetzung des Mikrobioms beim Pferd aussehen sollte, sind sich die Forscher noch nicht einig, hier wird derzeit noch eifrig geforscht. Fest steht jetzt schon, dass es nicht die eine optimale Darmflora gibt – weder beim Pferd noch beim Menschen. Jedes Individuum hat seine eigene, für sich optimale Besiedelung mit Mikroorganismen im Magen-/Darmtrakt, die sich auch im Lauf des Lebens verändern kann. Fest steht auch: je größer die Diversität der Mikroorganismen, umso stabiler die Darmgesundheit. Jeder Einfluss, der dafür sorgt, dass weniger verschiedene Mikroorganismenarten im Darm leben, sorgt für eine Belastung des Immunsystems

zwei Pferde gehen über eine Weide
Die Fütterung hat grossen Einfluss auf den Darm und somit auf das Immunsystem. © Nadine Haase / AdobeStock

Pro- und Prebiotika können das Darmgleichgewicht stören

Probiotika wie Bierhefe oder Milchsäurebakterien sollten in der Pferdefütterung vermieden werden, da sie nicht zur Verdauung faserreicher Kost benötigt werden und durch deren Fütterung die Darmflora in eine ungünstige Richtung verschoben wird.

Um die optimale Darmflora wieder herzustellen, ist auf jeden Fall die Fütterung von qualitativ einwandfreiem, zuckerarmem Heu zu nennen, da die darin in großen Mengen enthaltene Pflanzenfaser Cellulose als wichtigstes Prebiotikum in der Pferdefütterung fungiert. Bei der Verdauung von cellulosereicher Nahrung werden kurzkettige Fettsäuren freigesetzt, die immunstimulierend wirken und für eine intakte Darmschleimhaut sorgen. Hierbei werden die für die Verdauung wichtigen Bakterien gefördert und andere zurückgedrängt.

Die wichtigste Stärkung des Immunsystems ist ein gesunder Darm!

Insbesondere bei Pferden die unter häufigen Infekten leiden, eine schlechte Wundheilung haben oder zu Allergien neigen, möchte man gerne das Immunsystem stärken. Von Echinacea bis Zink wird hier von Seiten der Futtermittelindustrie einiges angeboten, was das erreichen soll. Aus verschiedenen Studien ist aber bekannt, dass die beste Stärkung des Immunsystems daraus resultiert, dass man es in Ruhe seine Arbeit machen lässt. Je weniger Zusatzbelastung, umso besser kommt es seinen eigentlichen Aufgaben nach – Entzündungen klingen ab, Allergien beruhigen sich, eindringende Krankheitserreger werden schnell und effizient bekämpft. Die Gesundheit des Dickdarms spielt dabei eine zentrale Rolle. Deshalb ist eine gesunde Grundfütterung mit 24/7 Heu, eine stressarme Haltung und die Stabilisierung des natürlichen Mikrobioms das oberste Ziel jeder Immunsystem-Unterstützung.

Mehr dazu: 5 Tipps für ein fittes Immunsystem oder Das Immunsystem der Pferde