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Die ersten Pferde fangen schon an, ihr Winterfell abzulegen und bereiten sich damit auf den Frühling vor. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, die Entgiftungsorgane des Pferdes zu unterstützen, also Leber und Nieren. Eine Kur über 6 Wochen mit Entschlackungskräutern hilft dem Pferd, seinen belasteten Eiweißstoffwechsel besser zu steuern und damit leichter durch den Fellwechsel zu kommen.

Fellwechsel
Im Fellwechsel kannst du dein Pferd mit Schwefel & Zink unterstützen. ©Adobe Stock / Petra Fischer

Außerdem sollte in dieser Zeit unbedingt auf eine ausreichende Versorgung mit den Mineralstoffen Schwefel und Zink geachtet werden. Für gesunde Pferde ist ein ordentliches und regelmäßig angebotenes Mineralfutter als Quelle völlig ausreichend. Bei Pferden mit entzündlichen Prozessen im Verdauungstrakt (Kotwasser, Blähungen, Kolikneigung, sauer riechender Kot…) wird übermäßig viel Schwefel verbraucht, daher sollte in diesen Fällen Schwefel in organischer Form (MSM) zugefüttert werden, z.B. als Schwefel Plus von OKAPI. Bei Pferden mit Hautproblemen (Mauke, Ekzem) sollte neben Schwefel auch der Zinkanteil in der Fütterung während des Fellwechsels aufgestockt werden, z.B. mit Zinkchelat Plus von OKAPI.

Heumangel – das große Problem in diesem Winter

Ernteausfälle führen dazu, dass in vielen Ställen eher sparsam Heu gefüttert wird. Solange die Pferde ihre Thermodecke oder den dicken Winterpelz tragen, fällt es kaum auf, wenn sie schleichend an Gewicht verlieren. Im Gegenteil freut man sich ja in vielen Fällen, wenn die Pfunde purzeln. Aber bis es auf die Weiden geht ist noch lang hin und einige Pferde werden jetzt unter dem Pelz schon rippig.

Wer den Verdacht hat, dass sein Pferd eher zu schlank wird, sollte jetzt rechtzeitig anfangen, den Eiweißgehalt in der Fütterung ein wenig zu steigern. Dafür eignet sich z.B. die Esparsette. Sie enthält nicht nur hochwertiges Eiweiß in gut verdaulicher Form sondern ist auch stärkefrei (im Gegensatz zu den meisten eiweißreichen Kraftfuttern) und die enthaltenen Gerbstoffe stabilisieren das Darmmilieu, sodass die Heuration besser verwertet werden kann.

Man kann es gar nicht oft genug sagen: Pferde benötigen Heu & das in ausreichender Menge. Im Winter ist die benötige Menge deutlich höher. © VICUSCHKA / Adobe Stock

Mit Beginn der Anweidezeit kann die Esparsette dann wieder herunter gefahren werden, da die Pferde aus dem jungen Weidegras sehr viel Eiweiß aufnehmen können, sodass eine Zufütterung nicht mehr unbedingt nötig ist.

Schimmel im Heu? 

Ist der Sommer regenreich, tauchen vermehrt Ballen mit Schimmelbefall auf. Das hat oft mehrere Gründe. Zum Einen ist es so, dass bei bodengetrocknetem Heu immer nach ca. 50 Stunden ein gewisser Schimmelbefall einsetzt.

Da man Heu normal 3-5 Tage (je nach Klima) trocknen muss, ist also praktisch immer ein gering gradiger Schimmel im Heu nachweisbar. Das ist auch auch soweit nicht problematisch, sind Pferde doch durch die Evolution darauf angepasst, das es auch in der Natur immer mal vorkommt, dass ein Pferd mit seinem Futter eine geringgradige Schimmelbelastung aufnimmt.

Dazu kommt jedoch, der feuchte und milde Winter. Feuchtes Klima, also Temperaturen um die Null Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit fördern das Wachstum der Schimmelpilze im eingelagerten Heu.

So kann es also sein, dass man tiptop Heu eingebracht hat, es auch gut unter Dach lagert, aber dennoch langsam die Ballen anfangen, muffig zu werden. In jedem anderen Winter wäre die ganz klare Empfehlung: Heu verwerfen, anderes (hygienisch einwandfreies) kaufen. Durch den Heumangel in diesem Winter und die exorbitanten Preise ist das aber für Stallbetreiber praktisch unmöglich. Zumal dann nicht mal sichergestellt ist, dass das zugekaufte Heu eine bessere Qualität hat.

Was ist zu tun bei schimmeligem Heu?

In solchen Notlagen hat es sich bewährt, so genannte Mykotoxinbinder dem Futter zuzusetzen (z.B. EndoProtect von OKAPI). Das sind Futtermittel, die in der Lage sind, die Giftstoffe der Schimmelpilze (Mykotoxine) abzubinden, sodass sie im Darm verbleiben und dann mit dem Kot ausgeschieden werden. Der Schimmelpilz selber kann sich im Darm des Pferdes nicht ansiedeln, er wird „durchgeschleppt“ und mit dem Kot ausgeschieden.

Die Mykotoxinbinder erlauben es also, die nächsten paar Monate bis zum Beginn der Weidesaison und dann neuen (und hoffentlich besseren) Heuernte zu überbrücken. Es ist nicht ideal, aber in der Not frisst nicht nur der Teufel fliegen, sondern das Pferd eben auch das muffige Heu. Bei Pferden mit Atemwegsproblemen sollte aber unbedingt darauf geachtet werden, dass das Heu angefeuchtet oder bedampft wird. Das Anfeuchten bindet die Schimmelsporen, sodass eine Reizung (und daraus oft resultierende Allergie auf Schimmel) der Atemwege vermieden wird.

Besteht bereits eine Allergie gegen Schimmelpilzsporen, dann reicht das Anfeuchten oft nicht mehr aus, dann sollte bedampft werden. Der heiße Wasserdampf tötet die Schimmelpilze ab, sodass sie keine Sporen mehr auswerfen und die Feuchtigkeit bindet die Sporen, die schon lose im Heu sind, sodass kein Kontakt mehr mit den Atemwegen stattfinden kann.

Auch bei angefeuchtetem oder bedampftem Heu gilt aber: Bei kritischer Qualität lieber Mykotoxinbinder zufüttern, denn die Verfahren entlasten zwar die Atemwege, binden aber keine Schimmelpilzgifte. 

Stress auf dem Winterauslauf – oft unterschätzt

Viele Pferdehalter beobachten derzeit, dass ihre Pferde mit Kotwasser zu tun haben, dass es Rangeleien in der Gruppe gibt oder ihr Pferd müde und schlapp wirkt. Häufig wird unterschätzt, wie viel Stress die Winterhaltung vielen Pferden macht. Oft sind die Ausläufe zu klein für die Größe der Gruppe. Ist die Gruppe dann nicht harmonisch oder finden noch Integrationen neuer Pferde oder Auszug von alten Kumpels statt, dann sorgt das für noch mehr Unruhe.

Pferde brauchen üblicherweise 3-6 Monate, um in einem neuen Stall anzukommen und Teil der Gruppe zu werden bzw. sich mit dem plötzlichen Verlust eines Herdenmitglieds zu arrangieren.

Je weniger Platz zum Ausweichen zur Verfügung steht, umso kritischer wird dann der Stressfaktor. Darüber hinaus wird in vielen Ställen mit Heu und Einstreu sehr sparsam umgegangen. Durch die hohen Ernteverluste im letzten Sommer sind die Preise für beides durch die Decke gegangen. Ein Pferd aber, das nicht 24 Stunden Zugang zu Raufutter hat, bekommt Stress und wird oft – je nach Grundcharakter – aggressiv oder depressiv. Hunger macht schlechte Laune, nicht nur bei Frauen!

Ein Pferd, das nicht 24 Stunden Zugang zu Raufutter hat, bekommt Stress. © Adobe Stock/Rita Kochmarjova

Daher ist es umso wichtiger, den Pferden ausreichend Knabberbeschäftigung anzubieten. Neben Heu und Stroh (das nicht nur als Einstreu, sondern auch als Futtermittel dient) können Äste angeboten werden. Derzeit werden in vielen Regionen die Bäume zurück geschnitten, im Wald gefällt oder der Schnee hat Äste heruntergebrochen. Hier kann man Äste und Zweige mitbringen und eine „Totholzecke“ auf dem Auslauf einrichten. Immer wieder aufgefüllt, wird das Holz sehr gerne angenommen, um daran zu nagen, frische Rinde abzuschälen oder auch letzte Blätter abzuzupfen.

Geeignet sind alle Gehölze, die nicht giftig sind, Listen hierzu findet man auf einschlägigen Internetseiten. Neben der Optimierung der Haltung und Fütterung – je nachdem, welche Möglichkeiten dazu man eben so hat als Einsteller – kann man auch mit Kräutern unterstützen. Süßholzextrakt beruhigt Entzündungen der Schleimhäute und kann als zweiwöchige Kur (bitte nicht länger!) bei Verdacht auf Magengeschwüre eingesetzt werden. Geht es dem Pferd damit sichtbar besser, kann man für eine längerfristige Unterstützung beispielsweise auf das GasterCare forte von OKAPI setzen.

Es wurde speziell für Pferde mit Magengeschwüren entwickelt und hat vor allem eine schleimbildende und entzündungshemmende Wirkung, um den Magen zu beruhigen. Bei Pferden, die sich sehr in die stressige Haltungssituation reinsteigern, kann auch manchmal das Separieren über Nacht in eine Box helfen. Nicht jedes Pferd ist glücklich damit, 24 Stunden in der Gruppe zu stehen und um Futter und Liegeplätze zu konkurrieren. Gerade rangniedrige und ältere Pferde sind oft ganz froh, wenn sie über Nacht ihre Ruhe haben. Hier kann man dann auch zufüttern, denn gerade diese Kandidaten magern ja gerne über den Winter ordentlich ab.

Neben einem gut gefüllten Heunetz für die Nacht kann auch ein Kübel mit Esparsette angeboten werden, um das Gewicht zu halten. Bei Kandidaten, die sich selber Stress machen, kann es auch angezeigt sein, eine Kur mit einer beruhigenden Kräutermischung zu machen, um den Kreislauf aus Stress – Verhalten – Reaktion der anderen – Stress zu unterbrechen. Nach 2-3 Wochen Beruhigungskräuter sind die meisten Pferde etwas gechillter unterwegs. Kotwasser ist ebenfalls häufig Ausdruck von Stress.

Bei Pferden mit Kotwasser sollte daher immer auch das Thema Magengeschwüre abgeklärt werden und nach Möglichkeiten geschaut werden, den Stress zu reduzieren. Nur dann kann eine symptomatische Unterstützung beispielsweise mit Flohsamen(schalen) oder dem ColoProtect forte von OKAPI anschlagen. Findet man die Ursache nicht, kann man das Kotwasser mit therapeutischen Maßnahmen oft nur verbessern, aber nicht komplett therapieren. Und dann hoffen wir alle, dass der Frühling bald Einzug hält und die Pferde auf den Koppeln wieder mehr Platz zur Entfaltung ihrer einzigartigen Persönlichkeiten bekommen – das ist immer noch das beste Mittel gegen Stress.

Mehr dazu: Gezielt unterstützen im Frühlingsfellwechsel oder im Podcast #33- Fellwechsel im Frühling