Lesedauer 5 Minuten

Der Bilderbuchwinter geht mit viel Schnee und anschließendem Kälteeinbruch einher und der Schnee gibt guten Halt auf dem dann gefrorenen Boden. Leider haben wir nur selten solche Winter. Wenn es mal nicht den ganzen Winter nur durchregnet, kommt es oft genug vor, dass es erst friert und dann zeitverzögert vielleicht noch Schnee darauf fällt.

Das ist natürlich fatal, weil der Schnee dann das Glatteis verbirgt und die Pferde die eine oder andere Rutschpartie vor sich haben. Da sie keine Pfoten, sondern Hufe haben und noch dazu etwas größer und schwerer sind als Hund und Katze, kann ein Ausrutscher auf einer verborgenen Eisplatte schnell fatal enden bis hin zu einem gebrochenen Bein.

Daher bitte im Winter immer besonders vorsichtig laufen und Schnee auf den Wegen räumen, die ständig (auch von den Pferden) begangen werden. Sonst backt er zusammen, kann tagsüber antauen und durch das Überfrieren nachts zu einer prima Rutschbahn am Folgetag werden. Eventuell auch etwas Sand oder Späne streuen, damit Mensch und Pferd an besonders gefährlichen Stellen nicht ausrutschen. Das gilt nicht nur für die Wege auf dem Hof, sondern auch für die Ausläufe!

Auch beim Ausritt durch den Schnee immer dran denken, dass auf viel begangenen oder befahrenen Wegen gepackter Schnee oder Eis unter dem losen Schnee verborgen sein können. Besser neben dem Weg reiten oder gleich über die Wiese – sofern die Schneeschicht dick genug ist und man die Grasnarbe nicht beschädigt. Im Zweifel lieber absteigen und ein paar Meter führen als mit dem Pferd zu stürzen.

© Tanja Esser / Adobe Stock

Beschlagene Pferde müssen spätestens mit dem Schneefall dringend Schneegrips bekommen. Optimal ist es, die Grips immer schon zum Winterbeginn mit einzusetzen. Das ist wie mit Winterreifen auf dem Auto: besser nicht gebraucht, als ein Unfall, denn der wird beim Pferd, wenn es dumm läuft, genau so teuer wie beim Auto.

Barhufgänger benötigen glücklicherweise keine Grips, der Huf ist von der Natur so konzipiert, dass Schnee aus der Sohle wieder rausfällt. Wird aber der Schnee pappig, dann können sich auch hier – je nach Hufform regelrechte „Plateausohlen“ bilden.

Da sollte im Winter jeder im Stall ein Auge drauf haben und ein Hufkratzer sollte immer griffbereit hängen, um betroffenen Pferden auch auf dem Auslauf schnell zu helfen. Auf das Ausreiten sollte man bei solcher Schneekonsistenz lieber verzichten, wenn man mit seinem Pferd nicht Schlittschuh laufen will.

Die Thermodecke muss trotz des Winters nicht unbedingt ausgepackt werden. Pferde sind mit ihrem natürlichen Winterfell gegen Kälte und Schnee gut isoliert. Im Gegenteil, viele genießen es sogar, sich einschneien zu lassen und im Schnee zu wälzen. Dennoch sollte immer ein Unterstand zur Verfügung stehen, sodass die empfindlichen Pferde unter Dach und aus dem Wind kommen können.

Magere oder alte Pferde und solche, die rassebedingt kein gutes Winterfell machen (z.B. viele Vollblüter), sind allerdings momentan meist sehr froh, wenn sie im Winter zumindest eine Regendecke bekommen. Die Dicke der Decke muss dabei immer wieder dem Zustand des Pferdes und dem Wetter angepasst werden. Aber grundsätzlich gilt: Wenn sie wasser- und winddicht eingepackt sind, dann muss es keine dicke Fütterung sein.

Ältere Pferde sind meist auch recht dankbar, wenn sie bei lausigem Winterwetter, vor allem bei nasser Kälte, abends in eine Box oder einen kleinen, eigenen Bereich des Offenstalls kommen, wo sie aus dem Wind sind und durchtrocknen können.

Darüber hinaus muss bei den kalten Temperaturen drauf geachtet werden, dass die Pferde immer ausreichend Heu zur Verfügung haben. Der Dickdarm, wo das Heu verdaut wird, ist sozusagen der eingebaute Ofen, den jedes Pferd hat. Durch den Fermentierungsprozess des Heus entsteht sehr viel Wärme, die beim Pferd den größten Anteil an der Körperkernwärme hat.

Die brauchen also Heu zum „Heizen“. Je kälter, desto mehr. Die Zufütterung großer Kraftfuttermengen oder von Eiweiß oder Öl ist dagegen nicht notwendig, sondern eher kontraproduktiv. Sie werden im Dünndarm verdaut und liefern deutlich weniger Wärme-Energie, statt dessen belastet man den Stoffwechsel. Auch ein Mash bringt nicht viel.

Nur weil für den Menschen der warme Eintopf „durchwärmt“, gilt das nicht für das Pferd. Natürlich wird Mash sehr gern gefressen, aber bei der Wärmeerzeugung spielt es keine Rolle. Heu ad libitum (bis zur Sättigung), evt. aus engmaschigen Heunetzen, ist hier die bessere Alternative

Wenn die aufgenommene Heumenge als Energielieferant nicht ausreicht, sollten zusätzlich warm eingeweichte Heucobs und/oder Esparsettencobs angeboten werden. Damit kann man die Raufuttermenge steigern, da die Pferde diese Form schneller aufnehmen können als Heu – Heucobs müssen schließlich nicht lange und mühsam gekaut werden. Gerade bei älteren Pferden und solchen mit Zahnproblemen ist das ein wichtiger Faktor.

© Adobe Stock/Rita Kochmarjova

Warmes Wasser verkürzt nicht nur die Quellzeit, sondern sorgt auch dafür, dass die Pferde den Futterbrei sehr gerne fressen und gleichzeitig vermehrt Wasser aufnehmen. Wassermangel ist ein großes Problem bei kaltem Wetter, auch wenn die Tränken und Bottiche noch nicht eingefroren sind. Ist das Wasser kalt, trinken viele Pferde zu wenig und damit steigt das Risiko für Verstopfungskoliken. Warm eingeweichte Cobs sind hier eine gute und gesunde Ergänzung.

Damit sollte jedes Pferd gut durch die kalten Tage kommen.