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– wenn der Weihnachtsmann dann auch zu Pferden kommt…

Die neue schicke Abschwitzdecke mit dem farbig dezent abgesetzten Rand? Oder doch lieber das auffällige Show-Halfter mit den Swarovsky Steinchen? Ach nein, lieber diese irren Lederzügel, die so gut in der Hand liegen. Und dazu eine Tüte Leckerli für den Schatzi.

Wenn wir PferdebesitzerInnen für unsere Lieblinge shoppen, dann geht es manchmal munter durcheinander mit dem, was wir eigentlich eher für unsere Seele kaufen und dem, was unser Pferd wirklich braucht. Davon sprechen die immer größer werdenden Sattelschränke – nebst dem vollgestopften Kofferraum und dem großen, überquellenden Schrank im Keller – deutlich Bände. Und am Ende benutzt man dann doch irgendwie immer dasselbe alte Halfter, während die 30 anderen im Schrank einstauben…

Was also würde unser Pferd auf seinen Wunschzettel an den Weihnachtshengst – pardon, den Weihnachtsmann – schreiben?

Befestigter Paddock, gerne mit etwas mehr Platz

Platzmangel ist das oberste Problem in den meisten Ställen während der Winterzeit. Schön, wenn die Pferde dann raus an die frische Luft kommen, aber wenn der Paddock nicht größer ist als die Box, dann ist das für das Bewegungstier Pferd auch nicht das wahre… Auch unbefestigte Ausläufe, wo die Pferde bei nassen Wetterlagen bis zu den Ohren im Schlamm stehen sind keine artgerechte Aufbewahrungsmöglichkeit. Großzügige Ausläufe, am besten in Paddock Trail Anlage, wo man einen langen Gang auch mal runtergaloppieren kann, das wäre perfekt.

Lieber Weihnachtsmann, kannst du nicht die mongolische Steppe in unseren Stall mitbringen, so für mehr Platz und trockene Füße?

Reichlich ordentliches Pferdeheu

In vielen Ställen wird Raufutter noch immer gefüttert, als wäre es Goldstaub. Das Pferd ist aber ein Dauerfresser, das in der Natur rund um die Uhr an Gräsern, Blättern, Rinden und Ästen knabbert. Die Fütterung in Mahlzeiten ist eine Angewohnheit der Menschen, die beim Pferd nicht nur zu ständigem Hunger und damit schlechter Laune führt, sondern auch jede Menge Stoffwechselprobleme mit verursachen kann. Daher gehört ein ständiges Angebot an gutem Pferdeheu, gegebenenfalls über Heunetze angeboten, in jeden Stall.

Pferde fressen gemeinsam Heu
Ein ständiges Angebot an gutem Pferdeheu, gegebenenfalls über Heunetze angeboten, gehört in jeden Stall.© Adobe Stock/acceptfoto

Also lieber Weihnachtsmann, ich brauche zwar keine Weihnachtsgans, aber endlich so richtig rund um die Uhr satt fressen können, das wäre was. Und die Heunetzmaschen bitte nicht zuuu eng…

Eine Trainingspause

Nicht nur wir Menschen schätzen einen Urlaub von der täglichen Plackerei, in dem wir einfach mal Beine und Seele baumeln lassen können. Auch Pferde profitieren davon, wenn sie im Winter mal 2-3 Monate Auszeit vom Trainings- und Turnierstress bekommen. Ganz ehrlich: wenn ein Pferd in den restlichen 9-10 Monaten des Jahres nicht kapiert, was sein Job ist, dann hilft auch das verbissenste Training im Winter nicht, aus ihm einen Turnierkracher zu machen. Lieber nach dem letzten Turnier im Herbst in Ruhe 3-4 Wochen das Trainingspensum runterfahren und dann auf gemütliche Ausritte oder hier und da lockere Gymnastikeinheiten ohne Erfolgsdruck setzen. Dann startet man mit einem umso motivierteren Pferd in die neue Saison.

Weißt also Bescheid, lieber Weihnachtsmann: schick gutes Wetter, damit das Gelände mehr lockt als die öde Halle!

Ein bester Kumpel

Pferde sind soziale Lebewesen, die den körperlichen und mentalen Austausch mit Artgenossen ebenso brauchen wie wir. Leider ist unsere Haltung aber darauf angelegt, Pferde entweder alleine und mit reinem Blickkontakt zu anderen zu halten – in Box oder Paddockbockhaltung – oder sie in Zwangsgemeinschaften zusammen zu stecken, in denen sie sich dann auch mit Pferden arrangieren müssen, denen sie sonst lieber aus dem Weg gehen würden. Beobachtet man Pferde auf weitläufigen Weiden, so kann man oft beobachten, dass große Gruppen zerfallen und sich Kleingruppen bilden. Eine Herde ist dann meist aus mehreren Zweierteams zusammengesetzt. Jedes Pferd braucht also einen besten Kumpel,  um sich gemeinsam den schönsten Fressplatz zu sichern, gegenseitig die Fliegen zu verscheuchen oder auch mal da zu kratzen, wo man selber nicht rankommt.

zwei Pferde stehen ganz eng beieinander
Pferde sind soziale Lebewesen, die den körperlichen und mentalen Austausch mit Artgenossen ebenso brauchen wie wir.
© cornfield / Adobe Stock

Sag mal, lieber Weihnachtsmann, was soll ich als Warmblüter denn mit dem Beistell-Shetty anfangen, außer ihm als Sonnenschirm zu dienen? Bitte lieber einen in Größe und Charakter passenden Kumpel, vielen Dank.

Stabilität im Leben

Pferde sind Gewohnheitstiere. Das klingt zwar nach einer Binsenweisheit, aber wir vergessen das im Stall-Alltag nur allzu oft. Jede Veränderung bedeutet für ein Pferd Stress. Ganz egal, ob das die Fahrt zum Turnier oder in den zweiwöchigen Urlaub ist, ob neue Pferde in die Herde integriert werden oder ob die Leitstute auszieht, sogar wenn der Reiter ausnahmsweise mal um eine andere Zeit zum Reiten kommt als sonst, kann das bei manch einem Pferd schon in Stress ausarten. Als Fluchttiere heißen die meisten Pferde jede Art von Routine und Gewohnheit willkommen, denn sie bedeutet Sicherheit. Jede Abweichung davon ist potentiell lebensbedrohlich. Deshalb sollte man es sich immer gut überlegen, bevor man sein Pferd aus seiner gewohnten Routine reißt.

Lieber Weihnachtsmann, nimm doch bitte mal meinem Besitzer die Hummeln aus dem Hinterteil und zeig ihm, dass man mit mir auch einfach nur „sein“ kann und nicht immer „tun“ muss.

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