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Husten ist nicht gleich Husten

Atemwegsprobleme werden beim Pferd gerne pauschal als „Heustauballergie“ oder „COPD“ abgetan, ohne dass man genauer differenziert, um welches Problem es sich eigentlich handelt. Die Atemwege des Pferdes sind eigentlich von Natur aus recht robust und noch bis in die 1950er Jahre hinein wurden in der veterinärmedizinischen Literatur Atemwegserkrankungen beim Pferd als ausgesprochen selten beschrieben. Heute jedoch gibt es kaum einen Stall, in dem nicht ein chronisch hustendes oder asthmatisch pumpendes Pferd steht. Mit Heulagefütterung, Inhalation und diversen Zusatzfuttermitteln und Medikamenten versucht man dann oft, dem Problem beizukommen, ohne vorher eine gründliche Anamnese der Ursachen und Zusammenhänge zu machen.

Dabei muss man immer verschiedene Hustenerkrankungen ganz klar differenzieren

  • Akuter (Infekt-) Husten trocken oder mit Schleimauswurf
  • Chronischer Husten (deutlich länger als 6 Wochen anhaltend) trocken oder mit Schleimauswurf
  • Asthma / Dämpfigkeit
  • Erhöhte Atemfrequenz

Die verschiedenen Probleme können gleichzeitig vorkommen: So kann ein Pferd mit chronischem, trockenem Husten auch zusätzlich dämpfig sein oder ein dämpfiges Pferd einen akuten Infekt haben. Einen „trockenen“, plötzlich auftretenden Husten, der seine Ursache in entzündeten Atemwegserkrankungen ohne Schleimbildung hat, und meist durch Staub ausgelöst wird („Heustauballergie“), muss man wiederum differenzieren von einem akuten oder chronischen Husten mit Schleimbildung. Dieser geht meist mit bakteriellen Infektionen einher und kann insbesondere in den Nasennebenhöhlen oder im Luftsack chronifizieren werden.

Saubere Anamnese ist unabdingbar

Auch muss der trockene Husten abgegrenzt werden gegen eine echte Allergie, beispielsweise gegen Schimmelsporen aus dem Heu. Während man eine Heustauballergie bis heute nicht nachweisen konnte, ist die Allergie gegen Schimmelsporen häufig zu finden. Eine erhöhte Atemfrequenz kann die Folge von Asthma sein, muss aber nicht unbedingt seine Ursache in Atemwegsproblemen haben.

Erhöhte Atemfrequenz kann beim Pferd breit gefächerte Ursachen haben, von einer mangelnden Thermoregulation über Herzprobleme bis hin zu einer Übersäuerung des Bindegewebes. Die Gabe von Hustenmedikamenten kann hier keinen Erfolg haben, da die Ursache für die hohe Atemfrequenz ja ganz woanders liegt. 

Deshalb ist die saubere Anamnese bei Atemwegserkrankungen der Dreh- und Angelpunkt für eine erfolgreiche Therapie. Ganz wichtig ist bei betroffenen Pferden immer, nicht nur das Symptom der Atemwege zu sehen, sondern man muss das Pferd ganzheitlich vor dem Hintergrund seiner Krankheits-, Haltungs- und Fütterungshistorie betrachten. Denn gerade bei chronischen Atemwegspatienten sind die Atemwege häufig nur das „Ventil“ für Stoffwechselprobleme, die an ganz anderer Stelle zu suchen sind.

So weiß man aus neueren Untersuchungen, dass Dysbiosen (Fehlgärungen) im Dickdarm und damit einhergehende Darmschleimhautentzündungen sehr eine häufige Ursache für Atemwegserkrankungen sind. Darmschleimhautentzündungen führen zu einem Mangel an schwefelhaltigen Aminosäuren im Körper, was wiederum zu trockenen Atemwegsschleimhäuten führen kann, die dann anfällig werden für entweder allergische Reaktionen oder Infekte.

Die Ursache ist im Darm, aber das Symptom in den Atemwegen. Logischerweise kann eine Therapie ausschließlich der Atemwege hier nicht dauerhaft zum Erfolg führen, man muss die Ursache angehen. Auch das Immunsystem spielt gerade bei Infekten und Allergien der Atemwege eine zentrale Rolle und wird in der Therapie leider allzu oft vergessen. 

Therapeutische Strategien

Husten ist also nicht gleich Husten. Deshalb muss man Atemwegsprobleme immer von verschiedenen Seiten und mit unterschiedlichen therapeutischen Strategien angehen. Bei trockenen Atemwegen, die empfindlich auf Stäube reagieren, welche Husten auslösen („Heustauballergie“) muss man mit entzündungshemmenden und schleimbildenden Maßnahmen arbeiten. Hier gibt es aus der Apotheke der Natur eine Reihe von Kräutern, die traditionell bei trockenem Reizhusten eingesetzt werden. Wir empfehlen in der Regel die Atemwegsmischung OKAPI Sekretosan in solchen Fällen.

Durch die pelletierte Struktur (ohne „Klebstoffe“ pelletiert) vermeidet man zusätzlich Staubentwicklung, die natürlicherweise bei trockenen Kräutermischungen auftritt und Husten auslösen kann. So kann man Sekretosan auch vom Stallbetreiber oder Stallkollegen füttern lassen, weil keine Aufbereitung als Tee notwendig ist. Bei trockenem Husten hat sich außerdem die Fütterung von OKAPI Schwefel Plus bewährt, um die Bildung der schwefelhaltigen Aminosäure Cystein anzuregen, welche essentiell ist für den Aufbau der natürlichen Schleim-Schutzschicht und damit die nachhaltige Beruhigung des Geschehens. Inhalation mit physiologischer Kochsalzlösung und ggf. Acetylcystein (vom Tierarzt) wirkt ebenfalls beruhigend auf die entzündeten Atemwegsschleimhäute und kann den Abheilungsprozess beschleunigen.

OKAPI Schwefel Plus
OKAPI Schwefel Plus ©Okapi GmbH

Husten mit Schleimbildung

Bei Husten mit Schleimbildung, der sowohl bei akuten also auch chronischen Infekten vorkommt, sollte man hingegen mit schleimlösenden Kräutern arbeiten, wie man sie in den meisten guten Bronchialkräutermischungen bekommt, beispielsweise in den OKAPI Hustenkräutern. Diese kann man auch als Tee aufgießen: eine Handvoll Kräuter (30-50g) mit einem Liter heißem Wasser übergießen, etwa 15 min ziehen lassen. Wenn der Tee lauwarm ist, kann man noch einen Esslöffel Honig einrühren, der leicht desinfizierend wirkt.

Die schleimlösende Wirkung der Hustenkräuter unterstützt, dass der in den Atemwegen lagernde Schleim verflüssigt wird und abgehustet werden kann. Da der Schleim oft voller Bakterien steckt, ist es wichtig, ihn schnell aus den Atemwegen zu entfernen und das geht am besten, wenn das Pferd ihn abhusten kann.

Wichtig ist deshalb, den Hustenreiz nicht durch die Gabe von bronchienweitenden Mitteln wie Cortison oder anderen Brochiodilatoren zu unterdrücken. Leider wird bei Infekthusten sehr häufig mit Kombipräparaten therapiert, die gleichzeitig schleimlösend und bronchienweitend wirken.

Die Folge ist dann häufig ein Absacken des verflüssigten Schleims in die unteren Atemwege. Augenscheinlich ist der Husten zwar nach 2-3 Tagen der Pulvergabe weg (weil bei geweiteten Bronchien in der Regel kein Hustenreflex mehr ausgelöst wird), aber sobald die Dose alle und das Medikament abgesetzt ist, ist der Husten wieder da. Weil eben nicht die Ursache therapiert, sondern nur ein Symptom unterdrückt und damit das Problem nur an eine andere Stelle verschoben wurde.

Hier sollte man dann mit der Gabe von OKAPI Hustenkräutern und OKAPI Schwefel Plus in Kombination mit Inhalation mit hochprozentiger NaCl Lösung die Verschleimungen wieder verflüssigen, so das sie nach oben abtransportiert und ausgehustet werden können.

Bei produktivem Husten (also Husten, der mit Schleimbildung einhergeht), also immer schleimlösende Mittel geben und nach Möglichkeit die Schleimlösung durch Inhalation unterstützen und zwar bei leichten Verschleimungen mit physiologischer (0,9%) oder bei hartnäckigen, chronischen oder zähflüssigen Verschleimungen der Nasennebenhöhlen oder unteren Atemwege mit hochprozentiger (6%) Kochsalzlösung optimal mit einem mobilen Inhalator.

NaCI 0.9%
Bei Husten, der mit Schleimbildung einhergeht, eignet sich 0,9 %ige Kochsalzlösung zum Inhalieren.
© Ralf / Adobe Stock

Richtiger Umgang mit Inhalatoren

Wir haben hier die besten Erfahrungen gemacht mit dem System von FlexiNeb. Dieser mobile Inhalator kann fast alle Medikamente vernebeln und wird von den Pferden im Allgemeinen gut akzeptiert. Im Optimalfall setzt man den Inhalator in Betrieb und macht dann mit seinem Pferd einen flotten Spaziergang, sodass es tief atmet und das Inhalat in die gesamten Atemwege kommt (bei stationären Inhalatoren atmen viele Pferde sehr flach und das Inhalat bleibt überwiegend in den oberen Atemwegen).

Nach dem Inhalieren den Inhalator abnehmen und am Besten das Pferd ein bisschen flotter bewegen, beispielsweise an der Longe locker traben lassen, sodass der gelöste Schleim abgehustet werden kann.

Immunsystem stärken hilft bei Infektbekämpfung

Gleichzeitig sollte man bei allen Atemwegsproblemen das Immunsystem unterstützen, sodass Infekte schneller bekämpft werden und nach Möglichkeit die Entstehung von sekundären Allergien der Atemwege vermieden wird. Auch hier bietet die Natur eine Reihe von Kräutern, die immunstärkend wirken. Deshalb empfehlen wir in der Regel die zusätzliche Gabe von OKAPI Imuno Kräutern während der Atemwegstherapie.

Die Regeneration angegriffener Atemwegsschleimhäute kann man außerdem begleiten durch die tägliche Gabe von Mucosa comp. (Heel, Apotheke) über einen Zeitraum von etwa 14 Tagen. Eine gut funktionierende Schleimhaut, welche wieder mit der natürlichen Schleimschutzschicht versehen ist, ist deutlich weniger anfällig für Atemwegsinfekte und reagiert auch auf Stäube nicht so leicht mit Hustenreiz.

Ob und welche weiteren therapeutischen Ansätze wichtig sind für ein nachhaltiges Abheilen der Atemwege, richtet sich nach der Grunderkrankung. So ist bei den meisten Pferden mit chronischen Atemwegsproblemen eine Optimierung der Fütterung hin zu einer artgerechten Ernährung ebenso wichtig wie die Sanierung des gestörten Darmmilieus, die Beruhigung entzündeter Schleimhäute des Verdauungstrakts und die Unterstützung der Entgiftungssysteme Leber und Nieren oder des Herz-Kreislaufsystems. Hier hilft es, eine gründliche Anamnese zu machen, um die Grunderkrankung zu identifizieren und gezielt therapeutisch anzugehen.

Was macht man nochmal wann?

OKAPI Sekretosan – bei trockenem oder allergischem Husten für den Aufbau der natürlichen Schleimbarriere und Beruhigung von Entzündungen in den Atemwegen

OKAPI Hustenkräuter – schleimlösende Kräutermischung bei akuten und chronischen Infekten mit Schleimbildung, damit der Schleim abgehustet werden kann

OKAPI Schwefel Plus – bei trockenem oder allergischem Husten für den Aufbau der natürlichen Schleimbarriere sowie bei Verschleimungen, die in die unteren Atemwege abgesackt sind.

FLEXINEB Inhalator – bei Husten mit normaler Verschleimung 0,9% NaCl Lösung, bei hartnäckigem oder zähflüssigen Schleim 6% NaCl Lösung, bei trockenen Atemwegen 0,9% NaCl Lösung plus ACC zum Inhalieren (Tierarzt), bei Atemnot / Bronchospasmus sofortige Inhalation mit Cortison (Tierarzt) zur Weitung der Bronchien, damit das Pferd wieder Luft bekommt.

OKAPI Imuno Kräuter – die Kraft der Natur für ein gesundes Immunsystem, damit das Pferd sich besser gegen Infekte wehren und Schäden an den Atemwegsschleimhäuten reparieren kann

HEEL Mucosa comp. – zur beschleunigten Regeneration angegriffener Atemwegsschleimhäute, sowohl bei akutem als auch chronischem Geschehen, bei trockenem, allergischem wie auch produktivem Husten.

Honig – in Kräutertee oder warmem Wasser gelöst bei allen entzündlichen und infektiösen Atemwegserkrankungen, wirkt leicht desinfizierend und beruhigend

Es gibt natürlich noch viele andere pflanzliche und homöopathische Mittel, alte Hausmittelchen und diverse Tricks, Atemwegserkrankungen beizukommen. Wir können hier nur eine generelle Idee geben, in welche Richtung man denken sollte, wenn das Pferd hustet und aufzeigen, dass ein schnelles „Wegmachen“ des Hustens (Bronchodilatoren) nicht immer die sinnvolle Lösung ist, sondern häufig zu einer Chronifizierung des Geschehens beiträgt.

Die Anamnese sollte immer in jedem Einzelfall von einem kompetenten Therapeuten gestellt werden, der darauf basierend dann auch einen passenden Therapieplan aufbaut.

Mehr zum Thema: Ringvorlesung Husten – keine Krankheit, sondern ein Symptom und Was ist für was? Hustenkräuter vs. Sekretosan