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Mit den Energiesystemen des Körpers arbeiten

Natural Horse Magazin, Ausgabe 03/2015

Autorin Dr. Christina Fritz

In den letzten Jahren ist das Verständnis über die Biomechanik des Pferdes deutlich gewachsen. Immer besser begreifen wir das Zusammenspiel zwischen Muskeln, Faszien, Knochen, Gelenken, Sehnen und Bändern, und wir verstehen, wie man ein Pferd arbeiten muss, damit sein Rücken den Reiter gut und lange tragen kann. Dennoch gibt es immer wieder Pferde, die trotz Maßsattel, korrektem Beschlag und ausgezeichnetem Training Rückenprobleme zeigen. Deshalb lohnt es sich, den Pferderücken einmal aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten, nämlich aus dem der Energiesysteme.

Heute wissen wir, dass Materie gleichzeitig auch Energie ist. Jedes Atom besteht aus Schwingung und damit auch alles, was aus Atomen aufgebaut ist, insbesondere natürlich auch jedes Lebewesen. Das Wissen darüber ist in praktisch allen Kulturen fest verankert, und alte Heilweisen – von der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) Asiens bis zu den Schamanen Amerikas – basieren letztlich meist auf der Beeinflussung der körpereigenen Energiemuster. Dabei kann man verschiedene energetische Ebenen unterscheiden.

Die energetischen Ebenen

Zunächst gibt es die rein körperliche Ebene, in der jede Zelle des Organismus eine eigene Schwingung hat. Diese Energieebene wird meist behandelt durch die verschiedenen Methoden des „Handauflegens“, aber beispielsweise auch durch autogenes Training.

Daneben gibt es die Lehre vom Meridiansystem, wie wir sie aus der TCM kennen. Hierbei fließt die Energie entlang von Leitbahnen durch den Körper und versorgt dabei verschiedene Organe und Körperbereiche.

Aus der indischen Ayurveda­Lehre stammt das Wissen über die Chakren. Das sind energetische Zentren im Körper, die einen Energieaustausch mit der Umwelt erlauben: Sie nehmen frische Energie auf, um sie den angeschlossenen Organen zur Verfügung zu stellen, und sie geben verbrauchte Energie auch wieder ab. Energiezentren ähnlich den Chakren finden sich auch in der schamanischen Tradition, wobei hier häufig die Seelenenergie in ihrem Zusammenspiel mit den Energien der Umwelt betrachtet wird.

Schließlich erzeugt der Körper um sich herum ein Energiefeld, das häufig unter dem Begriff „Aura“ erfasst wird. Dieses Aurafeld ist das Ergebnis körpereigener Schwingung, die aber gleichzeitig in Resonanz geht mit den umgebenden Energien und dadurch beeinflusst wird.

Alle energetischen Arbeitsrichtungen gehen davon aus, dass jede Krankheit letztlich ein Ausdruck gestörter Energieflüsse ist. Dabei nehmen hellsichtige oder hellfühlige Menschen diese Störungen oft schon wahr, lange bevor die Krankheit medizinisch nachweisbar ist. Therapeutisch versucht man entsprechend, diese Störungen auf der jeweiligen energetischen Ebene zu lösen, damit es nicht erst zur Manifestation der Erkrankung kommt. Den Pferderücken kann man deshalb energetisch aus verschiedenen Richtungen betrachten.

Die körperliche Ebene

Auf der körperlichen Ebene besteht der Pferderücken aus Muskeln, Wirbeln, Bändern und dem Rückenmark mit seinen austretenden Nerven. Sutherland bezeichnete dies als das „Cranio-Sacrale System“, da der Rücken eigentlich vom Schädel (Cranium) bis zum Kreuz­bein (Sakrum) geht und als eine funktionelle Einheit zu betrachten ist.

Therapeuten, die lange craniosacral arbeiten, werden oft mit den Jahren immer feiner in ihren korrigierenden Impulsen. Es ist kein Druck nötig, sondern oft nur der Gedanke daran, diesen Knochen mobilisieren zu wollen – und die Bewegung ändert sich bereits.

Jede körperliche Verspannung führt zu Störungen der Energiefelder der einzelnen Zellen und damit zu Veränderungen des gesamten Systems. Diese Energiefelder reagieren auf verschiedenste Impulse – von Atmung bis Farblicht.

Daher ist beim Pferd nicht nur ein korrekt passender Sattel wichtig, sondern auch die regelmäßige Behandlung beginnender Energiestörungen und Verspannungen. Am besten, bevor daraus ein manifestes Rückenproblem wird.

Die Meridianebene

Das Meridiansystem der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) besteht aus zwölf organ­ oder Hauptmeridianen, die spiegelbildlich jeweils auf der linken und rechten Körperseite vorkommen. Hinzu kommen acht Sondermeridiane, die jeweils nur einmal vorhanden sind. In Bezug auf den Pferderücken sollte man immer folgende Meridiane in Betracht ziehen:

Blasenmeridian – Rückenversorger und Emotionsspeicher

Der Blasenmeridian ist der große Energieversorger für die gesamte Rückenmuskulatur und einen großen Teil der Kruppenmuskulatur. Am Rücken teilt er sich in zwei Äste: den inneren (organ­)Ast und den äußeren (emotionalen) Ast. Auf dem inneren Ast liegen Akupunkturpunkte, die mit allen anderen (organ­)Meridianen korrespondieren, die sogenannten Shu­ oder Zustimmungspunkte.

Über diese Punkte kann man unter anderem den energetischen Zustand der verschiedenen Organe erfassen und auch verändern. Blockiert dieser Ast, so kommt es häufig auch sekundär zu Organstörungen, zum Beispiel Husten, wenn der Lungenpunkt durch ein zu enges Kopfeisen blockiert. Umgekehrt können Störungen der Organe, wie ein gereizter Magen, zu Blockaden im Blasenmeridian führen.

Blockiert der Magenpunkt, beobachtet man bei den meisten Pferden eine Passverschiebung im Schritt. Mehrgänger fallen dann häufig lieber in Pass oder Tölt, anstatt zu traben.

Oft weniger beachtet wird der äußere Ast des Blasenmeridians. Hier speichert das Pferd emotionale Belastungen ab. Je häufiger das Pferd traumatisiert wird, desto mehr blockiert dieser Ast und damit auch die Energieversorgung für den Rücken.

Gleichzeitig nehmen Pferde sehr viele emotionale Themen von ihren Reitern auf und lagern sie ebenfalls in ihrem Blasenmeridian ein. Wer kennt das nicht: Man kommt genervt und abgespannt von der Arbeit, aber nach einer Stunde auf dem Pferd fühlt man sich wie neugeboren? Was unseren Rücken entspannt, belastet den des Pferdes, besser gesagt den Blasenmeridian.

Milz-Pankreas-Meridian – der Rumpfbeuger

Dieser Meridian ist maßgeblich daran beteiligt, wenn sich das Pferd seitlich biegt. Ist er gestört, dann ist die Biegung blockiert oder das Pferd sieht von oben betrachtet in der Biegung „eckig“ aus. Gleichzeitig hat der Milz­Pankreas­ Meridian noch eine wichtige Aufgabe im Stoffwechsel: Er gehört zu den großen „Entgiftern“.

Ist die Entgiftungsfunktion gestört, neigt das Pferd zu Lymphansammlungen: angelaufene Beine, dicker Halskamm, Flankenpolster oder angeschwollene Schlauchtasche oder Bauchödem.

Stoffwechselprobleme der Muskulatur, Sehnen und Bänder sind die Folge. Überlastung dieses Meridians beim Pferd findet man besonders häufig bei zuckerreicher Fütterung. Hebt man bei diesen Pferden die Lippe seitlich an, sieht man die Zunge geradezu aus der Lade herausquellen.

Magenmeridian – der Hinterhandaktivator

Häufig sieht man Pferde mit schleifender Hinterhand laufen, wobei dann häufig Knieprobleme diagnostiziert und vergeblich therapiert werden. Hier sollte man an den Magenmeridian denken. Er ist der große Energieversorger für das Knie und damit zusammen mit dem Sakral chakra verantwortlich dafür, den Beckenraum so mit Energie zu füllen, dass das Pferd hier Last aufnehmen kann.

Durch seinen Verlauf im Kopfbereich ist er häufig gestört, wenn die Pferde Zahnprobleme haben. Aber auch Magenprobleme wie Geschwüre oder Entzündungen können mit an einer Blockierung dieses Meridians beteiligt sein. Wenn das Pferd fleißig untertreten soll, muss daher der Magenmeridian unbedingt mitarbeiten.

Gürtelgefäß – hält das Pferd zusammen

Wie ein Band einen Blumenstrauß umfasst, so verläuft das Gürtelgefäß rund um den Rumpf in Höhe des Bauchnabels und umspannt dabei alle am Körper entlanglaufenden Meridiane.

Kommt es hier zu Blockierungen, so wird der Energiefluss aller Meridiane gestört, die den Rücken, den Bauch und die Hinterhand versorgen. Ein solches Pferd „fällt auseinander“.

Ein Anblick, den man nicht selten auf den Reitplätzen sieht: Vorn läuft ein Pferd, hinten ein ganz anderes und in der Mitte müht sich ein Reiter ab. Hier sollte das Gürtelgefäß dringend geöffnet werden, damit die Hinterhand energetisch wieder an die Vorhand angeschlossen wird.

Die Chakrenebene

Das Chakrensystem der indischen Ayurveda­Lehre beschreibt Energiezentren, die den Körper energetisch mit der Umwelt kommunizieren lassen. Neben den sieben Hauptchakren, die alle auf der Mittellinie (dem energetischen Zentralkanal) liegen, werden 21 wichtige Nebenchakren beschrieben und Hunderte von weiteren energetischen Punkten.

In der Betrachtung des Pferderückens sind neben dem Zentralkanal, der entlang der Wirbelsäule vom Kronenchakra zwischen den Ohren bis zum Wurzelchakra am Schweif verläuft, vor allem folgende Chakren von Bedeutung:

Wurzelchakra

Es liegt beim Pferd rund um die Schweifrübe und ver­wurzelt das Individuum in der Erde. So kann es energe­tische und emotionale Belastungen dahin ableiten und sich so wieder reinigen und regenerieren. Außerdem kön­nen Pferde mit einem funktionierenden Wurzelchakra auch Energie aus der Erde aufnehmen.

Das Wurzelchakra ist damit essenziell für die Energetisierung des Beckenraums und des Rückens. Pferde mit schwachem Wurzelchakra sind oft in der Gruppe unscheinbar, kommen beim Fressen und Schlafen zu kurz und leiden daher mehr oder weniger unter Dauerstress.

Sie bauen sehr schlecht (Hinterhand­)Muskeln auf und sind häufig bei schwierigen Übungen unsicher, die Gleichgewicht und Hinterhand fordern.

Sakralchakra

Dieses Chakra hat zwei Anteile, einen am höchsten Punkt der Kruppe und einen zweiten zwischen den Hinterbeinen. Gerade bei Wallachen wird dieser Anteil des Sakralchakras durch die Kastration nachhaltig gestört. Je später die Kastration, umso stärker die Störung.

Das Sakralchakra versorgt energetisch das Knie und zusammen mit dem Wurzelchakra auch den Beckenraum. Das ist einer der Gründe, warum sich Wallache häufig so schwer damit tun, mit der Hinterhand Last aufzunehmen und damit den Rücken aufzuwölben.

Das Sakralchakra hängt darüber hinaus eng zusammen mit der Sexualität des Tiers. Kann diese nicht natürlich ausgelebt werden, kann es hier zu Störungen kommen. Das gilt für die Stute, die kein Fohlen haben darf oder künstlich besamt statt natürlich gedeckt wird, ebenso wie für den Hengst, der nicht decken darf, sondern als Reitpferd ohne Sozialkontakte gehalten wird.

Solarplexuschakra

Das letzte der „Erdchakren“ sitzt genau am Übergang von der Brust­ zur Lendenwirbelsäule und auf der Bauchseite dort, wo der Sattelgurt die Bauchnaht überquert. Es ist der Sitz der eigenen Identität und wird besonders gestört bei allen traumatischen Erlebnissen.

Solche Erlebnisse können aus der Fohlenzeit stammen, zum Beispiel wenn das Pferd zu schnell abgesetzt wurde. Aber auch spätere traumatische Erfahrungen wie ungerechte Bestrafung oder der Verlust eines geliebten Freundes können hier Störungen verursachen. Daneben kommen auch mechanische Ursachen wie ein drückender Sattelgurt oder ein zu weit hinten liegender Sattelschwerpunkt als Ursache für Blockaden infrage.

Die Folge sind dann oft Verspannungen im Zwerchfell: Das Pferd bekommt einen gestörten Atemrhythmus und hustet beim Antraben. Außerdem sind das Aufwölben und die Seitwärtsbiegung des Rückens in den meisten Fällen eingeschränkt.

Blockierte Chakren sind meist die Ursache, dass auch der energetische Zentralkanal nicht mehr ungestört arbeitet, was zu Problemen in anderen, teilweise weiter entfernt liegenden Chakren führen kann und zu erheblichen Rückenproblemen.

Die Auraebene

Jeder Körper erzeugt um sich herum ein elektromagnetisches Feld, für das sich die Bezeichnung „Aura“ eingebürgert hat. Dieses Feld ist in ständiger Resonanz mit den umgebenden Feldern. Die Aura des Pferdes hat in der Regel einen Durchmesser von etwa 3 Metern, weshalb Pferde einen Mindestabstand von 6 Metern zu Pferden suchen, mit denen sie nicht auf freundschaftlichem Fuß stehen. Leider wird diese Individualdistanz in den meisten Haltungsformen deutlich unterschritten. Auch in Offenställen herrscht oft im Liegebereich Platzmangel, sodass vor allem rangniedere Pferde nicht ausreichend zum Abliegen und Schlafen kommen. Pferde reagieren mit ihrem Aurafeld sehr sensibel auf ihr Umfeld. Störungen können nicht nur durch andere Pferde verursacht sein, sondern natürlich auch von allen Menschen, die mit dem jeweiligen Pferd interagieren – vom Reiter bis zum Stallpersonal. Dazu kommen Resonanzen mit elektromagnetischen Störfeldern, wie sie beispielsweise von Hochspannungsleitungen, Photovoltaikanlagen oder Handymasten verursacht werden. Störungen der Aura führen in den meisten Fällen dazu, dass die Pferde energielos und matt wirken, sie sind in der Reitstunde nur schwer zu motivieren und können keine Spannung aufbauen.

Es kann aber gerade im Fall von Elektrosmog auch zu geradezu hysterischem Verhalten kommen, bei dem das Pferd „Gespenster sieht“ und teilweise kaum zu beruhigen ist. Das führt zu erheblichen Verspannungen, da diese Pferde unter Dauerstress stehen.

Pferde reagieren weit sensibler auf Störungen ihrer Energiesysteme als die meisten Menschen. Gleichzeitig nehmen sie energetische Behandlungen schnell und gern an. Wenn die Energien erst mal richtig fließen, dann gelin­gen plötzlich auch die schwierigen Lektionen.

Team Sanoanimal