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Die unbekannte Stoffwechsel Störung

Was ist die KPU beim Pferd?

Bei der Kryptopyrrolurie (KPU) handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine Störung des Stoffwechsels.

Symptome der KPU

Diese Stoffwechselstörung kann dann eine ganze Reihe von Krankheiten und Symptomen zur Folge haben. Die sichtbaren Symptome reichen von Darmproblemen wie Kotwasser, Durchfall oder wiederkehrende Koliken über Hautkrankheiten wie Mauke, Raspe, Nesselfieberschübe, Ekzeme bis zu Allergien, chronischen Atemwegskrankheiten, Hufrehe, Sehnen- oder Fesselträgerschäden, Leistungsabfall und vielem mehr. Da das Symptombild so uneinheitlich ist, wurde die darunter liegende Störung lange nicht richtig erkannt, sondern immer nur die sichtbare Krankheit behandelt. Entsprechend haben die betroffenen Pferde einen langen Leidensweg hinter sich und sind „multimorbid“, d. h. sie haben viele Erkrankungen gleichzeitig, z. B. chronischen Husten, Sommerekzem und Kotwasser. Oder sie sind so genannte „non-responder“, also Pferde, die nicht oder nur schwach auf Medikamente und Therapien ansprechen. Außerdem neigen diese Pferde zu heftigen Reaktionen nach Medikamentengaben und entwickeln Unverträglichkeiten gegen Wurmkuren oder Impfschäden. Bei vielen Pferden sind die Symptome im Sommer bei Weidegang weniger ausgeprägt als im Winter, und im Winter ausgeprägter bei Heulage-Fütterung.

Heulage in der Pferdefütterung
©Westwind / AdobeStock

Wie entsteht KPU?

Dazu müssen wir einen Blick auf die Abläufe in der Leber des Pferdes werfen. Hier findet die Entgiftung statt, d. h. alle im Körper anfallenden Abfallstoffe ebenso wie alle aufgenommenen Giftstoffe, z. B. Schimmelgifte, Medikamente oder Giftpflanzen, müssen über die Leber unschädlich gemacht werden. 

Entgiftung in der Leber: Phase 1

Diese Entgiftung läuft in zwei Phasen ab. In der Phase 1 werden die Stoffe zunächst umgebaut. Am Ende stehen dann Zwischenprodukte, die manchmal giftiger sind als die Ausgangsprodukte, daher ist es wichtig, dass sofort die Phase 2 anläuft. 

Entgiftung in der Leber: Phase 2

In dieser Phase werden die Giftstoffe weiter entschärft und so verändert, dass sie später ausgeschieden werden können. Nach diesem Schritt wird der Abfallstoff von der Leber dem Blutstrom mitgegeben, damit er über die Niere und den Urin den Körper verlassen kann. Damit die Phase 2 der Entgiftung ablaufen kann, ist ein Katalysator notwendig. Das ist beim Pferd Pyridoxal-5-Phosphat, kurz P5P genannt. Es handelt sich um eine aktivierte Form von Vitamin B6.

Wenn der Katalysator P5P fehlt

Fehlt P5P, bricht der Entgiftungsablauf nach der Phase 1 ab und der Körper trägt einen umgebauten, aber immer noch hochgiftigen Stoff, den er nicht ausscheiden kann, mit. Das P5P wird beim gesunden Pferd in ausreichender Menge von der Darmflora zur Verfügung gestellt. Da Pferd und Darmflora in Symbiose leben und das Pferd von dort immer ausreichend versorgt wird, hat es im Lauf der Evolution offenbar die Fähigkeit verloren, Vitamin B6 selbst zu P5P zu aktivieren. Das ist ein großer Unterschied zum Menschen, der selber P5P aus Vitamin B6 herstellen kann. Kryptopyrrolurie oder Hämopyrrolactamurie (HPU) kommt beim Menschen jeoch auch vor, nämlich wenn eine genetische Mutation verhindert, dass er selber P5P herzustellen in der Lage ist. Diese KPU- oder HPU-kranken Menschen müssen ihr Leben lang P5P zu sich nehmen, um den Mangel auszugleichen. Beim Pferd entsteht der Mangel aber in der Regel durch Schädigungen der Darmflora.

Spurenelemente-Mangel durch defekte Entgiftungskaskade*

Fehlt P5P, um die Phase 2 der Entgiftung normal ablaufen zu lassen, so beginnt die Leber, die Abfälle an bestimmte Spurenelemente zu koppeln, um wenigstens einen Teil davon ausscheiden zu können.  Dazu gehören in erster Linie Zink und Selen sowie Schwefel. Aber auch Mangan oder Eisen können verwendet werden. Da Pferde sehr empfindlich auf Zink-Mangel im Blutbild reagieren, aber tolerant sind gegen Selen- oder Manganmangel, sieht man diesen dann entsprechend häufiger im Blutbild.

*Kaskade= In der Biochemie eine Abfolge von Reaktionen in einem Stoffwechselweg    

Selenmangel – ein weit verbreitetes Phänomen

 Sehr viele Pferde zeigen Selenmangel im Blutbild. Als Ursache werden gerne selenarme Böden bemüht. Viel häufiger ist es jedoch nicht die mangelnde Versorgung, sondern der zu hohe Verbrauch durch die defekte Entgiftungskaskade. Die Zufütterung von Selenpräparaten hebt den Selenspiegel im Blutplasma zwar kurzzeitig an, aber schon bald nach Absetzen dieser Mittel ist der Selenmangel wieder nachweisbar. Es handelt sich also nicht um einen echten Mangel. Der Selenmangel verbirgt eigentlich einen Zinkmangel und dieser resultiert aus einem Mangel an P5P. Die Ursache für P5P-Mangel und damit fehlerhaft ablaufende Entgiftung liegt in einer Störung der Darmflora begründet.

Symptome des Zinkmangels

Durch den von der KPU verursachten latenten oder im Blut bereits auffallenden Zinkmangel entstehen häufig sekundäre Krankheiten und Symptome wie Ekzeme, Mauke, schlechtes Hornwachstum, schlechter Fellwechsel, dünnes Langhaar, schwaches Immunsystem mit Allergien, Infektionsanfälligkeit oder chronischer Husten. Je mehr Spurenelemente in den Mangel geraten, desto mehr Krankheiten und Symptome manifestieren sich und desto weniger kann das Pferd auf Therapien oder Medikamente reagieren.

Wie kommt es dazu?

Ursache für die KPU ist also die mangelnde Versorgung mit P5P. Wie kann das passieren? Die meisten Müslis, Pellets und Mineralfutter sind reichlich mit Vitamin B6 versetzt. Dabei handelt es sich allerdings um die inaktive Form, die das Pferd selber nicht aktivieren kann. Auch Bierhefe ist kein guter Lieferant für P5P. Wichtig ist es daher, die natürliche Darmflora des Pferdes wieder in die Lage zu versetzen, normal zu arbeiten. Damit ist das Pferd automatisch mit allen aktiven B-Vitaminen, mit Vitamin K und vielen essentiellen Aminosäuren, die ebenfalls von den Darmsymbionten hergestellt werden, versorgt. Außerdem sollte alles vermieden werden, was die Darmflora des Pferdes stört. Diese Störungen kommen vor allem aus der Fütterung.   

Pferd frisst aus einem Eimer
© Adobe Stock/pimmimemom

Was tun dagegen?

Bei Verdacht auf KPU sollte ein Urintest durchgeführt werden, selbst wenn das Blutbild keine Auffälligkeiten zeigt. Diesen Test bietet das Labor www.sension.eu an.

1. Urintest

Hier werden zwei Werte bestimmt: Indikan als Wert für Darmfäulnis und Kryptopyrrol als Wert für die Entgleisung des Leberstoffwechsels. Der IndikanWert ist dabei bei Pferden aussagekräftiger, denn hier zeigt sich die beginnende KPU, auch wenn die Leber noch kompensieren kann. Ist das Ergebnis positiv, kontaktieren Sie uns bitte für die notwendigen therapeutischen und begleitenden Maßnahmen, denn die können sich im Detail unterscheiden – je nach Höhe der Werte, Pferderasse und -alter und in Abhängigkeit bereits bestehender Krankheiten.

2. Fütterung optimieren

An erster Stelle kommt in jedem Fall die Optimierung der Fütterung. Dazu gehört die 24 StundenVersorgung mit gutem, stängeligem Heu, um der Darmflora wieder Nahrung zu geben. Leerezeiten über 4 Stunden müssen unbedingt vermieden werden. Heulage und andere silierte Produkte müssen vom Futterplan gestrichen werden. Ebenso alle Futtermittel, die schlecht verträglich sind wie Brot, Bananen, große Mengen Karotten oder Äpfel, große Mengen Apfeltrester und Struktur in Form von grünen Stängeln oder Spelzen im Kraftfutter.

3. Darmsanierung und Regeneration

Eine Darmsanierung ist notwendig, um die Darmflora wieder in ihr Gleichgewicht zu bringen. Hierfür geben Sie 2 Wochen lang OKAPI Süßholzextrakt, machen 2 Wochen Pause und geben es nochmals 2 Wochen. Es wirkt entzündungshemmend und regt den Körper an, die Darmschleimhaut zu erneuern. Gleichzeitig füttern Sie OKAPI Bitterkräuter für 4 – 6 Wochen, welche die Produktion von Galle fördern, die anregend auf die Darmmuskulatur und hemmend auf Fäulniskeime wirkt. Hat das Pferd bereits Kotwasser, geben Sie zeitgleich OKAPI  Topinambur über 4 Wochen dazu, um das Kotwasser abzubinden, bis die Darmwand wieder intakt ist.

4. KPU-Therapie

KPU-Pferde müssen in jedem Fall mit essentiellen BVitaminen und Zink versorgt werden. Beides ist enthalten in OKAPI HeparKPU forte, zusätzlich zu Pflanzenwirkstoffen, welche Darmfäulnis hemmen. Je nach Urinwerten sollte es über 6 –18 Monate geben werden. Wurde Heulage gefüttert, ist zusätzlich eine Entsäuerungskur notwendig. Dafür OKAPI Prodic über 2 – 4 Wochen geben, das bindet Säuren ab und erleichtert dem Körper das Ausscheiden. In jedem Fall sollte eine Kur mit OKAPI Spirulina (als Pulver oder Pellets) durchgeführt werden. Diese bindet Toxine im Körper ab und wird im Wesentlichen über den Weg Leber-Galle-Darm ausgeschieden, entlastet also die Nieren.

HeparKPUforte
OKAPI HeparKPU forte © Okapi GmbH

Langfristig unterstützen

KPU-Pferde profitieren nach der Darmsanierung außerdem von einer stetigen Unterstützung des Stoffwechsels, bis der Körper wieder im Gleichgewicht ist. Wir empfehlen hier die Gabe von OKAPI Vierjahreszeitenfutter, das grundsätzlich eine gesunde Kraftfutteralternative oder -ergänzung darstellt, oder alternativ OKAPI Entschlackungskräuter, OKAPI Kräuterweide, OKAPI Imuno Kräuter und OKAPI Bitterkräuter im zweiwöchigen Wechsel. Darüber hinaus sollten Sie mit OKAPI Mineralfutter das Mineralgleichgewicht sicherstellen. Bitte lassen Sie sich vor Beginn der Therapie von uns beraten.