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Wenn der Bauch zwickt

Wie entstehen Darmprobleme?

Probleme mit der Verdauung gehören neben Erkrankungen des Bewegungsapparats zu den Hauptgründen dafür, dass Pferde ihre Leistungsfähigkeit verlieren. Um die Ursachen zu verstehen, muss man zunächst verstehen, wie die Verdauung des Pferdes überhaupt funktioniert.    

Das Verdauungssystem bei Pferden

Das Pferd ist von der Evolution zu einem Steppen und Tundrentier optimiert worden. Dazu gehört, dass Pferde auf ihrer Nahrungssuche weite Strecken in ruhigem Tempo zurück legen – am Tag bis zu 50 km. Dabei nehmen sie Pflanzen auf, die nährstoffarm und schwer verdaulich sind. Um die Nährstoffe daraus aufschließen zu können, haben sie in ihrem Dickdarm Mikroorganismen angesiedelt, die mit ihnen in Symbiose leben. Dafür, dass die Mikroorganismen vom Pferd mit Wärme, Feuchtigkeit und Nahrung versorgt werden, liefern sie dem Pferd Nährstoffe aus sonst nicht aufschließbaren Strukturkohlenhydraten und stellen wertvolle Vitamine und Aminosäuren zur Verfügung. Damit dieses über Jahrtausende geschaffene Gleichgewicht zwischen Pferd und Darmflora funktioniert, benötigen Pferde in erster Linie Raufutter, das arm an Zucker und Protein und sehr reich an Strukturkohlenhydraten ist.

Dünndarm

Der Dünndarm des Pferdes ist im Verhältnis zur Größe des Pferdes klein und transportiert die Nahrung relativ schnell hindurch. Schon 1,5 Stunden nach Beginn der Dünndarmverdauung wird das Futter bereits in den Dickdarm abgegeben. Im Dünndarm wird leicht verdauliche Nahrung wie Stärke, Eiweiß und Fett verdaut; Mineralien und Vitamine können größtenteils aufgenommen werden. Dass das Futter hier nur sehr kurz verweilt ist ein Hinweis darauf, dass solch leicht verfügbare Nährstoffe im natürlichen Futterplan des Pferdes kaum vorgesehen sind. Zwar finden auch Wildpferde mal ein paar leicht verdauliche, nährstoffreiche Früchte, Nüsse oder Pflanzensamen. Aber den größten Anteil des Futters bilden die Pflanzen selber, deren Struktur im Dünndarm nicht aufgespalten werden kann.

Dickdarm

Der Dickdarm, bestehend aus Blinddarm und Grimmdarm, ist beim Pferd im Vergleich zum Dünndarm sehr lang und hat ein großes Volumen. Das Futter wird hier viel langsamer transportiert. In diesem Darmabschnitt findet die Verdauung der schwer verdaulichen Strukturkohlenhydrate statt. Was beim Menschen als Ballaststoff den Darm passiert und unverändert ausgeschieden wird, kann vom Pferd verwertet werden. Nur etwa 15 % der Nahrung werden wieder ausgeschieden, circa 85 % sind für das Pferd Nährstoffe. Das macht Pferde zu hervorragenden Futterverwertern, die selbst aus magerstem Strukturfutter noch ihre lebensnotwendigen Nährstoffe gewinnen können.

Darmflora

Um die Strukturkohlenhydrate effizient aufzuschließen, haben Pferde eine ganze Reihe von Bakterien, Pilzen und Protozoen im Darm angesiedelt, die dabei helfen. Fohlen nehmen diese Mikroorganismen über den Kot der Mutter auf. Diese Pilze und Bakterien sind vor allem in der Lage, Cellulose aus Heu und Gras zu verdauen. Milchsäurebakterien, E. coli Bakterien und Streptokokken findet man im gesunden Pferdedarm nur in einer sehr geringen Menge oder gar nicht. Damit die Darmflora sich wohl fühlt, braucht sie einen annähernd neutralen pH-Wert von 6,8 –7,2. Sinkt dieser, stirbt die Darmflora ab und die frei werdenden Endotoxine aus den Mikroorganismen werden vom Pferd aufgenommen und belasten erheblich den Entgiftungsstoffwechsel. Die Darmflora siedelt in der Darmschleimhaut; beide gehen beim Pferd eine enge Verbindung ein.

Immunsystem

Man findet in der Darmschleimhaut sehr viele Zellen des Immunsystems, die schädliche Mikroorganismen abwehren und die Darmflora unterstützen.

Darm gerät leicht aus dem Gleichgewicht

Der Darm des Pferdes ist ein komplexes Ökosystem, das sehr empfindlich auf Störungen reagiert. Einschleppen fremder Keime, Veränderungen im pHWert oder Veränderungen in der Geschwindigkeit, mit der der Nahrungsbrei durch den Darm geht, führen sehr schnell zu empfindlichen Darmstörungen.

Auswirkungen

Probleme im Verdauungstrakt äußern sich wie folgt:
• Kotwasser
• Durchfall
• Koliken
• Magen- oder Darmgeschwüre
• Blähungen

Unrittigkeiten wie:
• klemmig laufende Pferde
• lange Lösungsphasen zu Beginn des Reitens
• unspezifische Lahmheiten und Störungen im Bewegungsapparat
• schlechte Biegung

Stoffwechselkrankheiten wie:
• Equines Metabolisches Syndrom (EMS)
• Insulinresistenz
• Pseudo-Cushing
• Hufrehe
• Sommerekzem
• Mauke
• Strahlfäule

und Verhaltensauffälligkeiten wie:
• Flehmen, Koppen
• Empfindlichkeit von Bauch, Hufen, Knien
• Widersetzlichkeiten gegen den Menschen. 

Die Darmsanierung

Vor der Darmsanierung sollte zunächst das Futter umgestellt werden auf ca. 1,5 – 3 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht und ein verträgliches Kraftfutter, eventuell ergänzt durch ein passendes Mineralfutter. Die Umstellung sollte langsam innerhalb von 2 – 4 Wochen durchgeführt werden.

Regeneration

Um den Darm in sein Gleichgewicht zu bringen, empfehlen wir die Kombination von OKAPI Süßholzextrakt, das in der Schleimhaut Entzündungen hemmt und die Regeneration anregt, mit OKAPI Bitterkräutern, die adstringierend 1 wirken. OKAPI Süßholzextrakt bitte nie länger als 3 Wochen am Stück geben. Alternativ zum Süßholzextrakt kann man OKAPI Lapacho geben für eine darmflorastabilisierende Wirkung.

Bei Kotwasser

Zunächst hat sich die Gabe von OKAPI ColoProtect forte bewährt, um das Darmmilieu und die Darmschleimhaut zu regenerieren. Zusätzlich sollten Flohsamen oder Flohsamenschalen gegeben werden, die das Kotwasser wie ein Schwamm aufsaugen und den Zyklus aus Kotwasser und Darmschleimhautentzündung unterbrechen. 

Bei schimmeligem Futter oder Heulage

Ist das Futter von schimmeliger Qualität oder muss vorübergehend Heulage gefüttert werden, sollte OKAPI EndoProtect zugefüttert werden, um Mycotoxine abzubinden und den Stoffwechsel zu entlasten. OKAPI Spirulina (als Pulver oder Pellets) und OKAPI Prodic können im wöchentlichen Wechsel zusätzlich unterstützend eingesetzt werden. OKAPI Esparsette (als Cobs oder fix & fertig ohne Einweichen) wirkt aufgrund der enthaltenen kondensierten Tannine stabilisierend auf das Darmmilieu und ist als Basisfutter eine getreidefreie Kraftfutteralternative.

Bei Darmträgheit in Folge von Strukturfutter

OKAPI Lax Flohsamenschalen zusammen mit OKAPI Bitterkräutern wirken regulierend auf die Peristaltik und der Darmfäulnis entgegen. OKAPI Darmwohlkräuter beruhigen den Darm bei Blähungen.  

Kräuter
OKAPI Darmwohlkräuter beruhigen den Darm bei Blähungen.  © Okapi GmbH

Mehr dazu: Fütterungskonzept Darmsanierung oder auf unserer Themenseite Darmgesundheit