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Für die meisten Pferdebesitzer von „Moppelponys“ klingt es nach einem Luxusproblem, wenn das Pferd zu dünn ist. Aber wer einen Vollblüter, einen Kandidaten mit Zahnproblemen oder einen Senior im Stall hat, der weiß, dass „zu dünn“ genauso problematisch sein kann wie „zu dick“.

Denn einfach nur „mehr füttern“ funktioniert da oft eben nicht. Ob das Pferd nicht mehr fressen kann – weil es beispielsweise nur noch wenige Zähne hat – oder ob es nicht mehr fressen will – weil Herr Vollblut nunmal futtermäkelig ist – ein Pferd aufzufüttern ist nicht immer so einfach, wie man denkt.

Außerdem möchte man ja nicht, dass das Pferd fett oder lymphatisch wird, sondern möglichst gesunde Muskulatur aufbaut.

Aber wie kann man das erreichen? Das erklären wir in unserem Podcast für alle Besitzer schwerfuttriger Vierbeiner.

Mehr zu diesem Thema: Dünne Pferde durch den Winter bringen oder Geballtes Wissen #17 Alte Pferde wie halte ich mein schwerfuttriges Pferd über den Winter im Gewicht?

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Es sind nicht viele Pferde, die zu dünn sind und genau aus diesem Grund ist es umso schwieriger für die Pferdehalter, darüber Informationen zu finden. Wie kann ich mein Pferd sinnvoll anfüttern? Wie kann ich es im Gewicht halten usw…

Wenn man ein zu dünnes Pferd hat, muss man natürlich immer erst mal gucken, warum das Pferd denn zu dünn ist. Das kann ja ganz unterschiedliche Gründe haben.

Im Wesentlichen haben wir eigentlich drei oder vier Typen.

Krankheitsbedingte Gewichtsabnahme

Wir haben das Pferd, was krankheitsbedingt stark abgenommen hat. Das kann zum Beispiel passieren, weil das Pferd eine Kolik hatte, operiert wurde und längere Zeit in der Klinik war. Chronische Schmerzen können dafür sorgen, dass Pferde ihr Futter nicht mehr ausreichend verwerten können, weil sie durch chronische Schmerzen unter Stress stehen und deswegen ihre Nährstoffe nicht gut verwerten können. Also hier sprechen wir über die krankheitsbedingte Gewichtsabnahme bei einem ansonsten normalen Pferd. Das kann auf jeden Fall ein Grund sein, warum das Pferd zu dünn ist.

Gewichtsabnahme aufgrund von Zahnproblemen

Dann haben wir die Pferde, die aufgrund von Zahnproblemen abnehmen, weil sie nicht richtig kauen können. Ein Teil davon fällt in den krankheitsbedingten Bereich, wenn die Pferde sich zum Beispiel einen Zahn gebrochen haben.

Ein Teil fällt aber auch in den Bereich „altes Pferd“. Das ist nämlich ein zweiter großer Punkt.

Altersbedingte Gewichtsabnahme

Da geht es um die Pferde, die einfach altersbedingt immer weiter abnehmen. Auch das kann unterschiedliche Gründe haben.

Schwerfuttrige Pferde

Und wir haben zum Schluss tatsächlich auch das Thema schwerfuttrige Pferde. Nun sind die meisten Pferde, die wir bei uns so in den Ställen sehen, eher die leichtfuttrigen Kandidaten. Das sind die, die quasi vom Heu angucken schon dick werden.

Aber es gibt auch tatsächlich die schwerfuttrigen Pferde. Deswegen hat man das schon traditionell vor über 100 Jahren unterschieden. Zu den schwerfuttrigen Pferden gehören die Pferde, die man sehr viel füttert und froh ist über jedes Kilo, was man auf den Rippen hat. Dazu gehören viele Vollblüter und auch viele im Vollbluttyp gezogene Warmblüter. Auch der klassische Araber gehört eigentlich dazu. Wenn die Araber im Berbertyp stehen, was man viel im Distanzsport sieht, sind das auch oft Pferde, wo man jede Rippe zählen kann. Das sind immer Pferde, bei denen man sich über jedes Kilo freut, was man auf die Rippen bekommt. Und man hat immer Sorge, dass sie abnehmen. Wenn es darum geht, dass Pferde zu dünn sind, muss man sich also entsprechend immer verschiedene Punkte angucken.

Vorgehen bei Zahnproblemen

Als erstes muss man natürlich immer abklären, ob das Pferd irgendwelche Erkrankungen hat, die eben dafür sorgen, dass es nicht richtig zunehmen kann. Ganz wichtig ist es immer, die Zähne überprüfen zu lassen. Da kann immer was sein, auch wenn der Zahnarzt erst vor drei Monaten da war. Das Pferd kann blöd auf einen Stein gebissen oder sich einen Zahn gebrochen haben und kann vielleicht deswegen nicht mehr richtig kauen. Es kann sein, dass sich etwas zwischen Zahn und Zahnfleisch gebohrt hat und da anfängt, vor sich hin zu faulen und zu eitern. All das ist schmerzhaft. Jeder, der schon einmal Zahnschmerzen hatte, der kann nachvollziehen, dass so ein Pferd dann nicht mehr richtig kauen kann. Deswegen gehören die Zähne natürlich immer zu den ersten Sachen, die man kontrollieren sollte.

Vorgehen bei krankheitsbedingter Gewichtsabnahme

Wenn dann Pferde krankheitsbedingt abgenommen haben, sind wir oftmals einfach zu ungeduldig. Wir wollen, dass sie möglichst innerhalb von einer Woche nach der Krankheit wieder super aussehen wie immer. Nun ist es aber so, dass man, wenn man reell Gewicht ran füttern will, geduldig sein muss. Mit reellem Gewicht meine ich  Muskelmasse. Wir wollen weder Fett am Pferd haben, noch sollen sie lymphatisch werden. Das dauert dann einfach Zeit. Wenn man selbst mal längere Zeit krank war und bettlägerig war oder mal aufgrund von einer Verletzung sechs Wochen an Krücken gehen musste, dann weiß man, wie schnell der Körper Muskeln abbaut. Dann dauert es einfach unglaublich lange, bis man wieder den alten Zustand erreicht hat.

Man kann davon ausgehen, dass Muskelaufbau etwa dreimal so lange dauert wie Muskelabbau. Wenn also mein Pferd krankheitsbedingt jetzt drei Monate ausgefallen ist, vielleicht eine Kolik hatte und in der Zeit natürlich auch nicht richtig gefüttert werden konnte, kann man davon ausgehen, dass es mal locker neun Monate braucht, bis man den alten Zustand wieder erreicht hat. Also Muskelmasse aufbauen dauert einfach. Da brauchen wir eine artgerechte Fütterung. Wir brauchen regelmäßige Bewegung, weil natürlich ein Muskel auch nur dann aufgebaut wird, wenn er arbeitet. Wenn das Pferd einfach nur rumsteht und ich nur Zeug reinfüttere, da nimmt das Pferd zwar an Gewicht zu, aber das ist Gewicht, was wir eigentlich nicht haben wollen. Das ist dann wahlweise Fett oder Lymphe und eben keine reelle Muskelmasse.

Das heißt, um Muskeln aufzubauen, muss das Pferd auch immer adäquat bewegt werden. Das heißt ja nun nicht, dass man gleich in die größte Turnierklasse reintrainiert. Aber das Pferd braucht regelmäßige Bewegung mit gescheitem Intervalltraining, damit die Muskulatur richtig aufgebaut werden kann. Also da sollte man sich mal mit dem Thema Intervalltraining beschäftigen. Darüber kriegt man auch gute Muskulatur wieder aufgebaut. Und dann braucht es einfach Zeit, die Muskeln wieder aufzubauen.

Vorgehen bei alten Pferden

Was anderes ist das natürlich bei unseren alten Pferden. Alte Pferde bauen nicht mehr auf, nur weil man sie mehr bewegt. Das ist einfach altersbedingt so. Da muss man natürlich auch immer ein Auge auf die Zähne haben. Bei alten Pferden kann das jederzeit sein, dass so ein Zahn anfängt zu wackeln und dann kauen die nicht mehr richtig und nehmen sehr schnell ab.

Gerade wenn die Pferde jenseits der 20 Jahre sind, können sie innerhalb von zwei Wochen 50 kg verlieren und es braucht unglaublich lange so was wieder drauf zu füttern. Deswegen sollte man also sofort den Tierarzt holen, sobald man merkt, das Pferd kaut irgendwie nicht richtig und fängt an, Gewicht zu verlieren. Oft ist es einfach ein Wackelzahn. Sobald man den entfernt hat, kaut das Pferd auch wieder besser und dann ist auch wieder Ruhe drin.

Dann sind wir natürlich irgendwann an dem Punkt, wo die alten Pferde einfach zu wenig Zähne haben, um noch richtig kauen zu können. Wenn so ein Pferd nur noch zwei Backenzähne im Maul hat, wie soll es da noch sein Heu kauen können?

Es gibt aber auch den Fall, dass die Zähne zwar komplett sind, aber das Zahnmaterial so runtergeschliffen ist, dass das einfach nur noch blank ist. Wenn man darüber geht über solche Zahnreihen, dann sind die wirklich blank wie eine Eisbahn. Auch solche Zähne können Heu nicht mehr ausreichend zerkleinern, weil sie einfach keinen Mahleffekt mehr haben. Auch in dem Fall muss man natürlich unbedingt die Zähne kontrollieren lassen, den Zahnarzt draufschauen lassen. Solche Pferde können auf Gras noch recht gut kauen, aber spätestens, wenn es dann im Herbst in die Heusaison geht, haben die Probleme. Dann muss man entsprechend zu füttern. Anders geht das nicht.

Chronische Schmerzen

Und bei den alten Pferden haben wir auch das Thema chronische Schmerzen. Das betrifft gerade so das Thema Arthrose im Winter bei nasskaltem Wetter. Chronische Schmerzen sorgen immer dafür, dass Nährstoffe schlecht verwertet werden, und dann muss man einfach zufüttern. Dann reicht es eben mit dem normalen Heu nicht mehr aus. Da müssen wir uns ein bisschen was überlegen bei solchen Pferden. Bei den schwerfuttrigen Kandidaten ist es so, dass die einfach von Hause aus immer etwas rippig aussehen.

Wenn man jetzt mit seinem Vollblüter in einem Stall steht, wo nur Vollblüter stehen, da guckt auch keiner komisch, wenn man bei dem Pferd die Rippen zählen kann. Das Problem ist natürlich, wenn ich mit meinem dünnen Vollblüter in einem Stall stehe, wo daneben ein Haflinger, ein Tinker, ein Freiberger und Shetlandpony stehen. Also alles Kandidaten, die tendenziell eher zu Übergewicht neigen. Und dann zieht da ein schwerfuttriges Pferd ein. Dann denken immer alle „Oh Gott, der ist ja ganz verhungert“.

Das ist auch ein bisschen eine optische Täuschung. Wenn alle Pferde zu dick sind, dann sieht der schwerfuttrige normalgewichtige Vollblüter einfach aus wie ein Skelett neben den zu dicken Pferden. Da muss man also ein bisschen gucken, was da realistisch ist. Das ist bei einem Vollblüter ganz normal, dass man die letzten 3 bis 4 Rippen sehen kann. Bei einem Warmblüter darf das so aussehen, bei einem Achal-Tekkiner darf das sein, bei einem Araber darf das sein. Da ist es also in Ordnung, wenn man die letzten drei bis vier Rippen durchschimmern sehen kann.

Was man natürlich nicht sehen möchte, ist den kompletten Rippenkasten. Und wenn dann die Dornfortsätze anfangen, oben rauszuragen, dann ist auch so ein Pferd definitiv zu dünn. Dann muss man wieder abklären, ob das Pferd Zahnprobleme hat oder ob es  chronische Schmerzen hat. Magengeschwüre und unterschwellige Hufrehe, die können auch dazu führen, dass die Pferde einfach das Futter schlechter verwerten. Das kommt dann zu ihrem sowieso schon schwerfuttrigen Stoffwechsel dazu. Außerdem wird das Futter noch schlechter verwertet und es bleibt einfach nichts an diesen Pferden hängen.

Also da immer zuerst abklären, ob es irgendwelche Krankheiten sind.

Heu wiegen

Dann hören wir ganz oft, dass die Leute sagen, der würde doch schon jede Menge Heu kriegen und er ist trotzdem so dünn. Und dann stopfen wir mal die Tagesration Heu in ein Heunetz und hängen das an eine Waage und stellen fest, dass so ein 600 Kilo Pferd  leider nur fünf Kilo Heu bekommt. Das ist natürlich viel zu wenig. Bei Heu kann man sich wahnsinnig täuschen. Man sollte also immer nach Gewicht und nicht nach Volumen füttern. Denn gerade wenn man einen Rundballen Heu nimmt, was schön langfaserig ist und schüttelt das schön locker auf, dann sieht es gigantisch viel aus. Da ist also eine Portion wenn man sie wiegt zwei oder drei Kilo. Wenn man die Leute das aber abschätzen lässt, sagen dann viele, es wären bestimmt fünf oder sechs Kilo.

Also Volumen kann da wahnsinnig täuschen. Hier hilft es wirklich, mal zu gucken, wie viel ich denn da wirklich verfüttere. Und wenn das Pferd in einer Gruppenhaltung steht, sollte man natürlich immer schauen bei solchen so dünnen Kandidaten, dass sie eine Möglichkeit haben, permanent an das Raufutter ran zu kommen. Und zwar möglichst nicht aus den super engmaschigen Netzen. Das ist schwierig jetzt in der Offenstallhaltung, wenn ich dicke und dünne Pferde in eine Gruppe stelle. Das kann fast nicht funktionieren. Für die dicken Pferde muss ich natürlich schauen, dass die 24 Stunden Heufütterung aus möglichst engmaschigen Netzen erfolgt. So nehmen die eben pro Zeiteinheit nicht so viel Heu auf. Und bei den schwerfuttrigen Pferden möchte ich eigentlich eher, dass die aus grobmaschigen Netzen, also so 4 bis 5 Zentimeter Maschen fressen.

Warum trotzdem Heunetze? Aus dem einfachen Grund, dass man weniger Verlust hat, wenn man das Heu nicht lose füttert, sondern aus Netzen. Und bei den Heupreisen, wie sie sich in den letzten Jahren jetzt entwickelt haben, möchte man nicht die Hälfte von seinem Heu nachher auf den Misthaufen kehren, weil die Pferde reingeäppelt oder draufgepieselt haben. Da muss man schon ein bisschen sparsam sein. Das heißt, um die Pferde Heu satt zu füttern und trotzdem die Kosten ein bisschen zu deckeln, kann man dann auf grobmaschige Netze umstellen. Bei so 4 bis 5 Zentimeter Maschenweite haben wir nicht allzu viel Heuverlust und die Pferde tun sich aber wesentlich leichter zu fressen. Die sind dann von der Fressgeschwindigkeit etwa genauso, als wenn sie ohne Netz fressen. Erst ab unter drei Zentimetern Maschenweite reduziert man bei den meisten Pferden deutlich die Fressgeschwindigkeit.

Dicke und dünne Pferde zusammen zu halten, das ist immer schwierig. Was kann ich da tun, wenn ich zum Beispiel einen Vollblüter und ein Haflinger habe und die stehen bei mir hinter dem Haus in der Zweiergruppe? Dann sollte man wenigstens schauen, dass man die Pferde zeitweise separiert, dass man zum Beispiel sagt, tagsüber gehen die zusammen auf einen Auslauf und haben dort ein engmaschiges Netz. Der Vollblüter kann den ganzen Tag knabbern. Und in der Nacht trennt man die Pferde und dann kriegt der Haflinger weiterhin sein engmaschiges Netz und der Vollblüter kriegt halt dann sein Heu aus dem weitmaschigen Netz oder kriegt in seinen Bereich eine große Heukiste reingestellt, wo das Heu lose drin ist.

Wenn man einen Aktivstall hat, dann ist es immer sinnvoll, wenn man einen Bereich hat, wo die Pferde Heu satt fressen können. Lose für eben die alten, die schwerfuttrigen und rangniedrigen Pferde. Da kann man dann per Zugangskontrolle bestimmen, dass da nur die Pferde reinkommen, die viel Heu haben dürfen.

Und da steht dann auch eine Raufe, wo das Heu in grobmaschigen Netzen permanent zur Verfügung steht, wo die sich also satt fressen können, wie sie wollen. Und die ganzen leichtfuttrigen Kandidaten, die dürfen halt nur in dem Bereich bleiben, wo es das Heu aus engmaschigen Netzen etwas restriktiv gibt. Das ist einfach eine Frage der Organisation, das hinzubekommen.

Aber da ist immer der erste Punkt, wirklich auf die Heumenge zu schauen: Wie viel Heu bekommt das Pferd? Ganz oft verschätzt man sich da und denkt, die Pferde kriegen mehr, als sie dann tatsächlich bekommen.

Man muss davon ausgehen, dass das Pferd 2 bis 3 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht braucht. Zwei Kilogramm ist die Mindestmenge. Also bei einem schwerfuttrigem Pferd mit 600 kg rechnen wir eher mit 3 kg je 100 kg Körpergewicht. Also der braucht schon mal seine 18 bis auch gerne mal 20 kg Heu. Wenn man eine etwas minderwertige Heuqualität hat, muss man gucken, dass diese Menge rein kommt. Und 18 bis 20 Kilo Heu, das ist halt ein großer Kleinballen. Früher gab es die Kleinballen und die maximalen großen Kleinballen, die es gab, das waren immer so um die 20 Kilo.

Das ist die Menge, die so ein Pferd am Tag braucht. Wenn man mit Rundballen oder Quaderballen füttert, kommen die wenigsten Pferde auf solche Mengen. Da muss man also wirklich mal nachwiegen.

Heuqualität

Dann kommt es natürlich auch sehr auf die Heuqualität an. Auch hier gibt es große Unterschiede, was die Nährstoffzusammensetzung angeht. Da kann man auch mal schauen, dass man noch eine Heuanalyse macht. Man sieht dem Heu den Nährwert einfach nicht an. Wir haben manchmal Heu, das super stängelig aussieht. Nicht allzu viele Blätter drin, schön geeignet für dicke Pferde.

Und dann macht man eine Analyse und stellt fest, dass da 14 % Zuckergehalt drin ist. Umgekehrt hat man auch manchmal Heuqualität, sie sehr nahrhaft aussieht, wie ein früher erster Schnitt, wo viel drin ist. Aber dann stammt der frühe erste Schnitt von der Magerwiese und am Ende ist da gar nicht viel drin.

Eine wirkliche Aussage gibt nur eine Heuanalyse. Das machen die landwirtschaftlichen Untersuchungslabore. Das kann man an eine LUFA schicken oder an die LKS Sachsen. Da gibt es also genug Labore, die solche Futtermittelanalysen machen. Das ist die Weender Analyse plus Zucker. Da hat man dann alle Nährwerte und dann kann man schauen, was man dem Pferd verfüttert. Man möchte für dünne Pferde auch keine hohen Zuckergehalte haben, weil hohe Zuckergehalte gerne dann in Fett oder Lymphe umgesetzt werden. Sondern man möchte vor allem hohe Eiweißgehalte haben. Das sind dann Wiesen, wo man einen gewissen Kleebestand drauf hat oder wo vielleicht ein paar Luzerne Pflanzen drauf wachsen. So was ist da wünschenswert. Da möchte man also eher ein Heu, was dann so 9 bis 10 % Eiweißgehalt hat und eben nicht unten bei den 4 bis 5 % rumhängt, wie wir das manchmal auch sehen.

Deswegen sollte auch der Zuckergehalt nicht allzu hoch liegen. Aber man sollte eben auf den guten Eiweißgehalt schauen. Dann nehmen die Pferde davon auch zu. Meistens ist es der frühe erste Schnitt oder ein Schnitt von einer Wiese, wo halt mehr Leistungsgräser drauf sind. Da kommt man dann schon auf eine Qualität, die einfach nahrhafter ist. Und die Leute mit den dicken Pferden, die freuen sich, wenn sie so ein Heu loswerden an Leute mit dünnen Pferden. Und wenn man vielleicht sein Magerheu dann mit solchen Leuten tauschen kann, dann funktioniert das auch ganz gut.

Zufütterung

Was kann ich da zufüttern, wenn mein Pferd zu dünn ist? Da gibt es ja eine ganze Menge Sachen, die dann immer in den Ställen kursieren, was man angeblich zu dünnen Pferden füttern soll. So ganz großer Klassiker sind natürlich die Rübenschnitzel. Das hat man früher gemacht, weil Rübenschnitzel einfach ein unglaublich billiges Futtermittel waren und sie einen gigantisch hohen Zuckergehalt haben. Rüben Schnitzel haben 20 bis 25 % Zucker. Pferde, die wirklich schwere Arbeiten verrichten, verbrauchen diesen Zuckergehalt auch.

Das ist zum Beispiel wenn ich ein Pferd habe, was den ganzen Tag im schweren Zug gehen muss, was 10 bis 14 Stunden am Tag den schweren Wagen ziehen muss. Oder Pferde, die vor den Pflug müssen oder 100 Kilogramm Gewicht den ganzen Tag rumschleppen müssen, weil ich meine Ware zum Markt transportieren muss. Und wenn den Pferden dann der Energiegehalt im Heu nicht ausgereicht hat, hat man den mit dem Zucker aus den Rübenschnitzeln ergänzt, um die Pferde in der Arbeitsleistung zu halten.

Rübenschnitzel führen zu Fehlgärungsprozessen im Darm

Das ist natürlich heute relativ unsinnig, weil die meisten Pferde nicht diese Arbeitsleistung bringen, sondern eher rumstehen. Und wenn ich dann zu viel Zucker füttere, dann haben wir wieder das Thema Lymph- oder Fetteinlagerung. Also ja, die Pferde nehmen dann schon Gewicht zu, aber es ist eine ungesunde Gewichtszunahme. Eine, die wir da gar nicht haben wollen. Deswegen ist davon eher abzuraten.

Im Gegenteil sind Rübenschnitzel tatsächlich für solche Pferde sehr problematisch. Denn Rübenschnitzel bestehen aus dem Baustoff Pektin. Das ist eine Pflanzenfaser, die die Pflanze immer da verwendet, wo sie Elastizität braucht. Also auch in allen Wurzeln, Früchten usw… Und Rübenschnitzel, das ist eigentlich der Abfallstoff aus der Zuckerrübe. Da wird die Zuckerrübenwurzel zerschreddert, der Zucker wird ausgelaugt und das, was übrig bleibt, das sind eben die Zuckerrüben Schnitzel, die man kaufen kann. Das ist also blankes Pektin.

Pektin macht den Dickdarm sauer. Das kommt daher, dass Pektin im Darm vor allem von Protozoen verdaut wird. Protozoen produzieren dabei Säuren, die vom Pferd nicht gut aufgenommen oder neutralisiert werden können. Diese säuern das Darmmilieu an. So kann man also zuschauen, wenn die Leute Rübenschnitzel füttern, wie der pH-Wert im Darm der Pferde absinkt und die natürliche Darmflora abstirbt. Die natürliche Darmflora besteht aus den Zellulose abbauenden Mikroorganismen, die ja eigentlich dem Pferd die Energie zur Verfügung stellen. Die brauchen unbedingt ein neutrales pH-Milieu.

Wenn es sauer wird, dann stirbt diese natürliche Darmflora. Das heißt, dass die Pferde ihre Zellulose nicht mehr richtig verwerten können. Und dann füttere ich zwar fleißig vorne 20 kg Heu rein. Aber durch die fehlende Darmflora kann das Pferd von den 20 kg Heu leider nur noch zehn Kilo verwerten, weil mir einfach die Darmflora weggestorben ist. Es ist also komplett unsinnig. Treibt da den Teufel mit dem Beelzebub aus. Ich füttere zwar sehr viel Zucker rein, den sie einfach gar nicht in Arbeitsleistung umsetzen. Gleichzeitig säure ich den Darm an. Dadurch geht die gesunde Energie, die das Pferd aus Zellulose gewinnt, dabei dann verloren. Also von so etwas sollte man eher die Finger lassen.

Kraftfutter

Ähnliches gilt natürlich auch für das ganze Thema Kraftfutter. Auch da heißt es ja dann oft, wenn der so dünn ist, dann braucht er mehr Getreide im Futtertrog. Das ist immer die Idee. Und da füttert man halt dann Hafer oder Müsli. Das ist genau so ein Quatsch. Die ganzen Müslis und Getreide, die liefern ja vor allem Stärke. Stärke wird im Dünndarm zerlegt zu Zucker und geht als Zucker in das Blut.

Und wenn dieser Zucker nicht adäquat in Arbeitsleistung umgesetzt wird, dann weiß das Pferd überhaupt nicht wohin damit. Und je nach Rasse und Veranlagung machen sie dann daraus entweder Lymphe oder Fett. Das heißt ja, sie nehmen davon zu, aber die meisten Pferde nehmen Lymphe zu, die werden einfach furchtbar lymphatisch davon. Und diese Lymphe, das ist ja keine reales Gewicht, sondern diese Lymphe, die macht uns mehr Probleme. Denn in dem Moment, wo ich dann das Kraftfutter absetze und das Pferd mal wieder entwässere indem ich die Nierenfunktion anrege, schnurren diese Pferde immer ganz schnell zusammen. Dann habe ich ganz wenig Pferd übrig unter der ganzen Lymphe. Das heißt oftmals bauen sie dann eher noch Muskulatur ab. Muskelmasse wird eher weniger und dafür werden sie halt lymphatisch.

Also vergesst das mit diesem ganzen Thema Kraftfutter. Kraftfutter ist ein Leistungsfutter. Wenn die Pferde eine Arbeitsleistung bringen, die so hoch ist, dass der Energiegehalt im Heu nicht mehr ausreicht, um diese Pferde in der Arbeitsleistung zu halten, dann fangen wir mal an, über Kraftfutter zu sprechen. Oder wenn die Pferde unter so viel Stress stehen, also Pferde, die im großen Turniersport unterwegs sind, permanent auf Reisen, ständig irgendwo in anderen Ställen übernachten müssen oder eben im LKW stehen. Die sind oft so unter Stress, dass sie aus dem Heu nicht mehr ausreichend Nährstoffe ziehen können. Da fangen wir mal an, über Kraftfutter zu reden. Aber das ist für das normale Freizeitpferd eigentlich in der Regel nicht der Fall.

Also da sollte man schon eher schauen, dass man auf faserbasierte Energieträger geht. Also wirklich gucken, dass man beim Heu bleibt.

Maisflocken

Selbiges gilt natürlich auch für das Thema Maisflocken oder Maiswürfel. Auch das ist ja so ein beliebtes Futter. Das ist genauso unsinnig, denn Mais ist auch im Prinzip nur blanker Zucker. Auch hier werden die Pferde einfach nur lymphatisch.

Ölfütterung

Nebenbei funktioniert auch die Ölfütterung nicht, damit die Pferde zunehmen. Das kann ich zwar bei meinem Hund machen, wenn mein Hund zu dünn ist, dann kann ich ein bisschen mehr Fett in die Ration einberechnen. Denn der Hund ist als Fleischfresser auf die Verwertung von Fett und Eiweiß ausgelegt. Das Pferd ist kein Fleischfresser, sondern ein Pflanzenfresser. Alle Pflanzenfresser sind auf entsprechend geringe Fettgehalte in ihrer Nahrung ausgelegt, sodass also eine hohe Fettmenge im Futter einfach total unsinnig ist.

Im Gegenteil: Wir stören uns den Verdauungsprozess, wir stören die Darmflora. Das heißt, die Gesamtfutterausbeute sinkt eher. Und alles, was die Pferde einlagern, ist Fett. Nun wollen wir ja das Pferd nicht fett haben, sondern wir wollen es eigentlich muskulös haben. Also auch das ist kein sinnvoller Nährstoff.

Reelle Gewichtszunahme

Um Muskeln aufzubauen, braucht das Pferd Eiweiß zur Verfügung und es braucht die langsame Energie, die von der Darmflora aus der Zellulose zur Verfügung gestellt wird.

Damit kriegen wir tatsächlich einen reellen Gewichtsaufbau und auch Gewichtserhalt hin. Alles andere, ob das Zucker oder Fett ist in der Ernährung, macht uns einfach immer einen Haufen Probleme. Das wollen wir da gar nicht.

Sinnvolle Zufütterung

Wie kann ich also mein zu dünnes Pferd aufmuntern, wenn ich jetzt sage, der kriegt jetzt wirklich seine 20 bis 25 kg Heu am Tag, das hat er mal locker zum Fressen. Die Zähne sind in Ordnung, daran liegt es nicht. Der ist einfach wahnsinnig schwerfuttrig. Vielleicht ist er auch einfach alt. Ich muss den jetzt irgendwie wieder einigermaßen ins Gewicht bringen oder schauen, dass der sein Gewicht hält und mir über den Winter nicht komplett zusammenfällt.

Zum Ersten kann man natürlich immer schauen, wenn die maximale Menge erreicht ist, dass man Heucops zufüttert. Die maximale Menge heißt: Mehr kriege ich am Tag einfach nicht in das Pferd rein. Also wir reden da so um 25 kg Heu. 25 kg Heu ist das Maximum, was man normal in so ein 600 kg Pferd pro Tag reinbekommt. Irgendwann müssen die ja auch mal schlafen. Also die können ja keine 24 Stunden fressen und deswegen machen die meisten Pferde dann ab 25 Kilo Schluss. Viel mehr kriege ich nicht rein.

Man kann diese Menge noch mal aufpeppen und etwas anheben, indem man den Pferden eingeweichte Heucops gibt. Dazu gilt immer das pro Kilogramm Heu, was die Pferde zusätzlich bekommen sollten, sollen sie ein Kilogramm Trockengewicht Heucops bekommen. Also das Trockengewicht von Heucops ist vergleichbar mit dem Gewicht von Heu. Bitte nicht das eingeweichte Gewicht nehmen, weil das Wasser natürlich sehr viel Gewicht dazu bringt. Das ist aber keine reelle Futtermasse.

Das heißt also, wenn ich jetzt sage, mein Pferd bekommt schon 25 kg Heu, aber das ist halt nun mal ein Vollblüter, der so dünn ist, dass ich mir selber Stress mache. Dann könnt ihr schauen, dass ihr über Zufütterung von eingeweichten Heucops dem Pferd einfach mal noch mehr Heu zur Verfügung stellt. Und es gibt so gesehen kein Limit für Heucops. Also wenn der halt morgens und abends zweieinhalb Kilogramm eingeweicht bekommt und dann noch mal einen großen Kübel Heucops frisst, dann seid ihr am Ende auf 30 Kilogramm Heumasse.

Also dann sollten Pferde tatsächlich zumindest mal ihr Gewicht halten können, wenn nicht zunehmen.

Mögliche Ursachen für dünne Pferde bei Heusatt-Fütterung

Wenn so ein Pferd trotz Heu satt und Heucops Zufütterung immer noch zu dünn ist oder weiter abnimmt, dann stimmt irgendetwas im System nicht. Das heißt, dann ist entweder die Darmflora völlig kaputt und arbeitet nicht mehr oder das Pferd hat chronische Schmerzen, die wir nicht sehen. Dann kann es gar nicht richtig verdauen. Vielleicht hat er ein Magengeschwür, was nicht erkannt ist, oder hat eine unterschwellige Hufrehe, die keiner erkennt oder eine Hufrollenentzündung. Auch so was kann natürlich mal sein. Oder das Pferd lebt einfach in einem wahnsinnigen Stress in seiner Haltung, weil er halt rangniedrig ist und nur rumgejagt wird und nicht zur Ruhe und zum Schlafen kommt.

Stress als Ursache für Gewichtsabnahme

Also wenn trotz Heu-satt-Fütterung und Heucops die Pferde trotzdem zu dünn sind, dann muss man noch mal den Blick etwas weiter schweifen lassen. Da muss man weiter ausholen, dann stimmt irgendetwas im System nicht und meistens ist dann Stress ein ganz großer Faktor. Stress durch Haltungsstress, durch Schmerzen. Irgendwo kommt dann Stress her, der dafür sorgt, dass die Pferde ihr Futter nicht richtig verwerten können. Bei den alten Pferden ist es so, dass die irgendwann immer langsamer kauen. Um ihr Futter noch gründlich zerkleinern zu können, müssen sie langsamer kauen, weil das Zahnmaterial das sonst einfach nicht mehr hergibt. Je langsamer die kauen, umso weniger nehmen sie natürlich am Tag zu sich. Und das ist dann der Punkt, wo man dann denkt „Puh, der hat eigentlich Heu satt, aber irgendwie wird er von Woche zu Woche weniger“.

Und wenn man dann mal das Heu nachwiegt, dann kann man feststellen, wie viel das Pferd wirklich gefressen hat. Dazu kann man also z.B. 20 kg im Heunetz abwiegt und das seinem Pferd reinhängen. Dann stellt man das Pferd mal 24 Stunden separat nur mit dieser Heumenge. Nach den 24 Stunden wiegt man das wieder ab und guckt wie viel er denn gefressen hat. Und dann stellt man fest, dass er eigentlich zu wenig frisst. Beispielsweise sollte er eigentlich bei seiner Größe von den 20 Kilogramm Minimum zwölf Kilogramm fressen. Wahrscheinlich mal eher so 15 bis 18 Kilogramm. Aber er frisst nur noch acht Kilogramm.

Das heißt, er hat vier Kilogramm zu wenig, die er reinkriegt pro Tag. Ausgehend von der Mindestmenge, von den zwei Kilogramm pro 100 kg Körpergewicht passiert das bei den alten Pferden irgendwann. Das passiert meistens so ab 20 Jahren aufwärts. Da kommt irgendwo der Punkt, wo sie nicht mehr genügend Heu fressen können. Und das ist der Tag, wo man dann anfangen muss, tatsächlich die Heuration mit Heucobs zu ergänzen.

Heucobs sind einfach nur klein geschnittenes Heu, was ungefähr so die Faserlänge hat, wie das, was Pferde auch beim Kauen produzieren. Und das Ganze wird, um das Volumen zu reduzieren, zusammengepresst. Und diese Heucops, die kann man jetzt einweichen: ein Kilogramm trockene Heucobs entspricht einem Kilogramm Heu. Wenn das Pferd 12 kg Minimum Heu fressen müsste, aber nur noch 8 kg frisst, dann weiß man, man muss also 4 kg Heucobs einweichen. Auch hier gilt wieder: Bitte nach Menge, nach Gewicht abmessen und nicht nach Volumen.

Selbst wenn man drei Mal am Tag so eine Schaufel voll gibt, haben die Pferde keine wahnsinnige Mengen gefressen. Dann wiegt man diese Schaufel voll mal nach und stellt fest, dass in der Schaufel auch nur 500 Gramm drin sind. Statt der gedachten 3 kg sind es nur 1,5 kg, die das Pferd bekommt. Heucobs sind leichter als viele Leute immer denken. Deswegen auch hier bitte einfach mal mit einer Waage nachwiegen. Und wenn man dann weiß, wie viel ein Kilogramm Heu in dem Messbecher ist, kann man da einen Strich dran machen und morgens zwei solche Messbecher voll und abends zwei solche Messbecher voll füttern.

Dann hat das Pferd seine 4kg und das ist schon eine ordentliche Menge. Da brauchen die Pferde dann auch ein bisschen Zeit, um das fressen zu können. Heucobs werden grundsätzlich schneller gefressen als Heu. Aber trotzdem dauert es schon eine Weile, bis sie die aufgefressen haben. Da sind die Pferde beschäftigt und man muss sie im Zweifelsfall auch dann separat stellen von der Gruppe, damit nicht andere Pferde die Heucobs wegfressen. Also Heucops sind immer die erste Wahl, wenn die Heumenge nicht ausreicht, die das Pferd frisst.

Eiweißfütterung zum Muskelaufbau

Jetzt kann es aber auch vorkommen, dass das Pferd schon seine Heucops bekommt, der kriegt Heu, aber trotzdem ist er eher dünn. Gerade bei alten Pferden haben wir eben oft das Problem. Oder auch nach Krankheit haben wir das Problem, dass die Pferde dann trotzdem sehr dünn sind, und man kriegt sie also kaum im Gewicht gehalten. Dann sollte man, wenn man irgendwas hoch dreht, immer Eiweiß hoch drehen. Fett und Zucker sind immer die denkbar schlechtesten Varianten, also alles, was Stärke ist. Getreide sollte man weglassen, das macht uns Lymphe oder Fett und im Zweifelsfall eine Insulinresistenz. Öl ist natürlich sowieso sinnlos, es die Pferde nicht gescheit verwerten können und auch gar nicht als Energielieferant verwenden. Und Öl baut auch keinen Muskel auf.

Um Muskeln aufzubauen, brauchen die Pferde Eiweiß. Das ist der Baustoff dafür. Und deswegen muss man dann gucken, dass man den Eiweißgehalt entsprechend hoch gestaltet. Wir hatten es ja schon bei der hohen Qualität angesprochen, dass man da ein Heu haben möchte, was eher so 9 bis 10 % Eiweißgehalt hat, also da gerne etwas reichhaltiger ist. Es gibt auch Pflanzen, die sind noch höher in ihrem Eiweißgehalt.

Dazu gehören die ganzen Leguminosen. Also die Luzerne gehört dazu, die Esparsette, die Kleepflanzen usw. Die gehören alle mit zu diesen Pflanzen, die einen sehr hohen Eiweißgehalt haben. Man kommt bei einer Esparsette oder Luzerne normalerweise auf so Eiweißgehalte zwischen 13 und 18 %. Das ist ein Naturprodukt. Das schwankt naturgemäß ein bisschen von Feld zu Feld, von Ernte zu Ernte kann das schwanken. Aber so im Schnitt haben wir eigentlich immer etwa 15 % Eiweiß drin, und das kann man jetzt entsprechend noch dazugeben. Also so eine Esparsette ersetzt kein Heu, sondern das kommt als Eiweißergänzung mit obendrauf.

Man sollte sich immer langsam reinschleichen in die Eiweißfütterung. Also nicht hier sofort sagen, der kriegt jetzt seine zwei, drei Kilo noch mit reingeknallt ins Futter, sondern immer so mit einer Handvoll anfangen und dann sich langsam steigern bis zu einer Menge, wo man sagt so, jetzt fängt er an zuzunehmen und das dann auch halten von der Menge her.

Also nicht da endlos viel immer weiter rein füttern, denn wenn es zu viel Eiweiß ist und das Pferd kann das gar nicht schnell genug in Muskelmasse umsetzen, haben wir einfach nur das Problem, dass dieses Eiweiß abgebaut und wieder ausgeschieden werden muss. Das ist also nur eine furchtbare Nierenbelastung, die wir dann machen. Deswegen, wenn die Pferde anfangen, zuzunehmen, dann einfach die Menge halten. Das ist bei dem einen Pferd ein halbes Kilo und bei einem anderen sind es halt drei Kilo. Das hängt unter anderem auch von der von der Futterqualität ab, also von dem Eiweißgehalt im Heu. Das hängt davon ab, wie der Stoffwechsel des Pferdes arbeitet. Das kann also sehr unterschiedlich sein.

Wenn man dann sieht, oh, jetzt hat er aber ein gutes Gewicht, dann auch bitte als allererstes das Eiweiß wieder runterfahren und eben nicht das Heu, sondern zuerst das Eiweiß runterfahren und sagen: So, jetzt soll er mal bitte sein Gewicht halten.

Gewichtsschwankungen sind normal

Es ist zunächst mal normal, dass Pferdegewicht schwankt. Wir alle wünschen uns, dass wir immer das Ideal Katalog Hochglanz Pferd im Stall haben, mit dem perfekten Idealgewicht das ganze Jahr über. Das ist unrealistisch. Beim Menschen ist es auch meistens so, dass dieer im Sommer eher mal ein bisschen abnimmt, weil eher Salat gegessen wird und die warmen Temperaturen zur Bewegung in der Natur einladen.

Diese Regel gilt beim Pferd nicht. Es ist tatsächlich genau andersrum. Bei Pferden ist es so, dass die in der Weidesaison zunehmen. Im natürlichen Zyklus des Pferdes ist es dann so, dass es halt über den Winter eher mageres Futter gibt, eher weniger und die Pferde über den Winter tatsächlich eher abnehmen. Das ist also nicht sofort besorgniserregend sondern das ist erst mal der normale Zyklus. Wie gesagt, nur wenn die Pferde wirklich rappeldünn aus dem Winter kommen, dann sollte man sich da schon was über seine Fütterung überlegen. Aber dass die so ein bisschen rippig aus dem Winter kommen und so ein bisschen mollig in den Winter reingehen, das ist ein ganz normaler Zyklus und das ist auch wichtig, dass die Pferde über den Winter abnehmen, weil die ja eben im Sommer während der Weidesaison wieder zulegen

Wenn mein Pferd verfettet aus dem Winter kommt und geht dann im Sommer in die Weidesaison, dann habe ich spätestens Ende der Weidesaison ein Pferd mit EMS im Stall stehen und das möchte man vermeiden. Also deswegen ruhig schauen, dass die Pferde schlank in die Weidesaison reingehen und nicht vorher allzu viel zufüttern. Das ist wirklich eher ein Thema für die Leute mit den sehr leichtfutterigen Kandidaten. Normale gesunde Pferde schwanken im Gewicht. Über den Winter wird es weniger, über den Sommer wird es wieder mehr. Solange man das im Auge behält und es in keine Richtung allzu sehr ausschlägt, ist das völlig im grünen Bereich.

Zusammenfassung sinnvolle Zufütterung

Und wenn man zufüttert, dann bitte als allererstes immer gucken, dass ihr den Raufuttergehalt in der Fütterung hochdreht, also Heu bis zum Anschlag. Gerne auch eine etwas nahrhaftere hohe Qualität, also mehr Eiweiß im Heu. Wenn das nicht mehr ausreicht, dann geht ihr mit Heucops ran und dreht dann noch mal den Fasergehalt an Zellulose hoch über Heucops, also quasi über vorgekautes Heu, was die Pferde bekommen, von dem gerade alte Pferde sehr profitieren. Und wenn das auch nicht ausreicht, dann geht in faserbasiertes Eiweiß, also Esparsette oder Luzerne oder Vitalkorbs. Also alles sehr, sehr eiweißhaltiges, faserbasiertes Futter.

Finger weg vom Thema Stärke und vom Thema Fett in der Fütterung beim Pferd. Damit kriegt ihr keine reelle Muskelmasse an die Pferde, sondern das ist eher dann eine krankhafte Gewichtszunahme, die einen nachher wieder einholt.

Und damit bekommt man dann eigentlich auch alte Pferde ganz gut durch den Winter, auch die schwerfuttrigen Pferde.

Verringern des Energieverlusts: Decke im Winter

Schwerfuttrige Pferde sind gerne die Kandidaten, die im Winter kein gescheites Winterfell bilden und der Dickdarm schafft es nicht genug Wärme zu produzieren, sodass viel zu viel Energie zum Heizen verbraucht wird. Persönlich bin ich kein Freund davon, Pferde einzudecken, aber es gibt ein paar Kandidaten, wo man wirklich eine Ausnahme machen muss. Also bei Pferden, die von Hause aus kein Winterfell bilden und trotzdem in einer Kaltstall-Offenstallhaltung sind. Also auch mal draußen im Wind und Regen stehen müssen. Da sollte man dann eine Regendecke draufmachen. Solange die Pferde nicht feucht werden und dann im Wind stehen, können sie normalerweise ihre Temperatur ganz gut halten.

Auch eine leichte Thermodecke kann bei ganz kalten Temperaturen und Regenwetter auch abhilfe schaffen. Aufpassen, dass die nicht durchweicht, wenn es dauerhaft regnet, dass die Pferde darunter nicht nass werden. Solche kleinen Maßnahmen können den Pferden schon enorm helfen, ihren Wärmehaushalt regulieren zu können. Das gilt auch für viele alte Pferde. Irgendwann haben die nicht mehr genügend Energie zur Verfügung, um genug zu heizen. Wenn die natürlich einen super dickes Winterfell machen und sich da drunter ganz wohlfühlen, dann ist das eine gute Sache. Dann brauchen die nix. Aber wenn das so ein Pferd ist, was sowieso schon wenig Winterfell bildet und dann auch noch alt ist, dann auch hier Regendecke oder leichte Thermodecke. Diese Pferde profitieren auch oft sehr davon, wenn man sie über Nacht tatsächlich in eine Box stellt. Dort sind sie einfach windgeschützt, im Trockenen, haben ihr Bett, ihr Futter und können einfach zur Ruhe kommen.

Fazit

Ja, ich hoffe, das hat euch gefallen und es hat euch etwas neue Perspektiven gegeben auf das Thema „Wie kann ich mein zu dünnes Pferd wieder auffüttern?“ Wir haben natürlich noch eine Menge andere Podcasts, auch zu vielen Themen und würden uns freuen, wenn ihr uns, wenn es euch gefallen hat, einen Daumen hoch gibt und gerne auch mal in die anderen Themen reinhört.