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Immer mehr Pferdebesitzer greifen zu fermentierten Futtermitteln da diese laut Herstellern gut für das Immunsystem und gesund für die Darmflora des Pferdes sind. Auch viele Futterberater empfehlen fermentierte Produkte.

Doch macht das Sinn?

Was es mit den fermentierten Futtermitteln auf sich hat klären wir in unserem Podcast #6.

Dafür holen wir ein bisschen weiter aus indem wir die Darmflora (Mikrobiom) und die verschiedenen Futtermittel ein bisschen genauer unter die Lupe nehmen.

Mehr dazu auf der Themenseite Darmgesundheit oder Factsheet Darmsanierung

Wenn du es bevorzugst, diesen Podcast zu lesen, dann geht es hier weiter:

Darmflora oder Mikrobiom

Darmflora ist eigentlich nicht der korrekte wissenschaftliche Begriff, da wachsen ja keine Blumen im Darm des Pferdes. Der korrekte Begriff ist eigentlich Mikrobiom, weil im Dickdarm des Pferdes eben eine große Ansammlung von verschiedenen Mikroorganismen lebt, von Bakterien über verschiedene einzellige Pilze, also Hefen, bis hin zu Amöben und ähnlichem.

Also wir haben da eine ganze Menge verschiedenster Einzeller drin und das wird eben in der Gesamtheit als Mikrobiom bezeichnet. Da der Begriff etwas schwieriger ist, setzt er sich im Sprachgebrauch nicht so richtig durch. Man bleibt nach wie vor bei dem Begriff Darmflora. Das heißt, wir wissen alle, was gemeint ist. Und so eine Darmflora besitzt jedes Säugetier. Da gibt es mittlerweile sehr viele Untersuchungen. Der ganze Themenbereich Dickdarm ist ja in der medizinischen Forschung lange vernachlässigt worden, zu Teil weil das ja auch so ein bisschen unappetitliches Thema ist.

Mittlerweile ist man aber dahintergekommen, dass diese Darmflora, eben diese Mikroorganismen im Darm, eine riesengroße Rolle spielen. Es gibt mittlerweile viele Untersuchungen, nicht nur an den klassischen Versuchstieren wie Mäusen, sondern eben auch am Menschen. Von denen weiß man, dass die Darmflora sehr tief eingreift in unseren ganzen Stoffwechsel, dass sie unser Nervensystem steuert, unser Hormonsystem und so weiter. Sie hat also wirklich weitreichende Auswirkungen auf unsere Gesundheit.

Und man weiß heutzutage auch, dass es riesengroße Unterschiede gibt. Eine Maus hat eine ganz anderes Mikrobiom in ihrem Darm als ein Hund. Und ein Hund hat ein anderes Mikrobiom als der Mensch und entsprechend natürlich auch der Mensch ein anderes als das Pferd. Es gibt auch innerhalb einer Tierart große Unterschiede. Also nicht jeder Mensch hat das gleiche Mikrobiom. Hier gibt es auch wieder riesengroße Unterschiede, je nachdem wo kommt jemand her, wie er sich schon in seiner Kindheit ernährt hat, wie er sich heute ernährt, was er für Medikamente bekommen hat und noch vieles mehr. Da gibt es also riesengroße Unterschiede.

Fakt ist bis heute, dass wir beim Pferd eigentlich nicht wirklich wissen, was da alles im Darm wächst, also was da natürlicherweise hingehört. Beim Menschen geht man davon aus, je nach Literatur, dass wir vermutlich so zwischen 5000 und 50.000 verschiedene Mikroorganismen-Typen im Darm haben. Und man kennt heute noch lange nicht alle. Das heißt, man ist immer noch am Forschen. Man entdeckt jeden Tag komplett neue Mikroorganismen-Typen, die man vorher noch gar nicht kannte, die im Darm des Menschen siedeln. Beim Pferd können wir davon ausgehen, dass es vermutlich in einem ähnlichen Bereich liegt. Also auch da haben wir wahrscheinlich zwischen 5000 und 50.000 verschiedenen Mikroorganismen-Typen, die im Dickdarm des Pferdes wohnen. Wir kennen so ein rundes Dutzend und das hauptsächlich aus Versuchen an Versuchstieren.

Probleme mit Studien

Versuchstiere heißt, dass die Pferde irgendwo in Universitätskliniken stehen und dort hergenommen werden für verschiedenste Studien, verschiedenste Doktorarbeiten. Das heißt, die bekommen mal ein paar Wochen dieses gefüttert, dann werden Untersuchungen dazu gemacht, dann kriegen sie eine Zeit lang wieder nur Heu, dann wird ein paar Wochen lang jenes gefüttert, dann werden Untersuchungen gemacht. Das heißt, man kann jetzt auch nicht davon ausgehen, dass solche Versuchspferde tatsächlich eine Darmflora haben, wie wir sie jetzt bei einem Wildpferd finden würden.

Unterschiedliche Fraktionen der Darmflora

Deswegen bleibt einfach schlichtweg die Aussage: Wir wissen gar nicht, was alles in den Darm des Pferdes gehört, was da alles genau drin wächst und wen wir da so haben wollen.

Dazu hat man nur groben Informationen. Das heißt, man weiß eben, dass es verschiedene Fraktionen gibt, die vor allem auf unterschiedliche Fasern spezialisiert sind. Und das ist eben ein riesengroßer Unterschied schon zu uns Menschen. Wir sind keine Faserverdauer, wir sind Dünndarm-Verdauer. Unsere Nährstoffe ziehen wir vor allem aus den dünndarmverdaulichen Nährstoffen, also Stärke, Zucker, Fett und Eiweiß. Das sind für uns die wichtigen Nährstoffe. Die ganzen Pflanzenfasern brauchen wir zwar, damit die Verdauung läuft. Die brauchen wir als Futter für unsere Darmflora, damit die sich wohlfühlt. Aber wir können daraus keine Energie gewinnen in substanziellen Maße. Wir brauchen die eher, um unsere Darmflora zu füttern. Die stellt dann natürlich wiederum einige Sachen her, die wir nutzen können. Aber Fasern können wir eben nicht als Energielieferant verwenden.

Beim Pferd ist das anders. Das Pferd ist ganz klar ein Dickdarm-Verdauer. Das heißt, die Mikroorganismen im Dickdarm des Pferdes sind in der Lage, die Pflanzenfasern so zu zerlegen, dass sie nicht nur selber daraus Nährstoffe gewinnen können, sondern dass sie vor allem dem Pferd die Abfallprodukte aus diesen Mikroorganismen-Stoffwechsel als Energielieferanten zur Verfügung stellen. Und je nachdem, welche Pflanzenfasern jetzt zur Verfügung stehen, können eben verschiedene Mikroorganismen-Gruppen das ganze zerkauen.

Das heißt die Cellulose wird von ganz anderen Mikroorganismen zerlegt als jetzt zum Beispiel die Pektine. Pektine finden wir vor allem in Obst und Gemüse wie in Äpfeln und Karotten. Lignin, wie wir es zum Beispiel in Stroh drin haben, wird dann wieder von anderen Mikroorganismen zerlegt.

Das heißt, es gibt sehr spezialisierte Stämme im Darm des Pferdes, spezialisiert auf die jeweiligen Fasern, die da reinkommen. Und damit wissen wir also schon, dass die Darmflora des Pferdes grundsätzlich anders aufgebaut ist und damit grundsätzlich anders funktioniert als die des Menschen. Also das kann man überhaupt nicht eins zu eins vergleichen oder übertragen.

Wäre das möglich, dann könnten wir von Heu leben und könnten unseren Pferden Schnitzel mit Pommes füttern. Das funktioniert leider nicht, weil wir eben aus dem Heu überhaupt nicht genügend Energie rausziehen können, weil die Faserfraktion eben für uns nicht als Energielieferant zur Verfügung steht. Dafür haben wir einfach die falschen Mikroorganismen im Darm.

Probiotika und Präbiotika

Und das bringt uns zu dem ganzen Thema der fermentierten Futtermittel. Seit einigen Jahren ist es ja ein großer Hype, gerade im Lebensmittelbereich mit den Schlagworten Probiotika und Präbiotika zu arbeiten. Was steckt dahinter?

Probiotisch heißt eigentlich im Wesentlichen, dass es lebende Mikroorganismen enthält. Also jeder normale weiße Joghurt, den ich im Supermarkt kaufe, das ist eigentlich ein Probiotika, denn da sind lebende Milchsäurebakterien drin. Das ist einfach der Grundcharakter von normalem Joghurt. Präbiotisch heißt, da sind Fasern oder andere Stoffe drin, die Mikroorganismen zum Wachstum verhelfen.

Das ist das, was da eigentlich dahinter steckt, hinter dieser Geschichte. Probiotisch und präbiotisch ist sehr allgemein gehalten. Das heißt, nur weil ich ein Probiotikum habe, heißt das jetzt noch nicht, dass das für jede Säugetierart gleich gut ist.

Menschen haben eine ganz andere Darmflora als das Pferd. Sie brauchen natürlich auch entsprechend ganz andere Mikroorganismen-Typen und auch ganz anderes Futter für diese Mikroorganismen. Das heißt ein Probiotika, was gut ist für den Menschen, also Milchsäurebakterien zum Beispiel, die für die menschliche Darmflora durchaus positiv sind, müssen jetzt noch lange nicht positiv sein für das Pferd. Ganz im Gegenteil. Ich kann mit Mikroorganismen, die für die eine Tierart gut sind, bei einer anderen Tierart großen Schaden anrichten, weil die sich einfach sehr stark von ihrem Mikrobiom unterscheiden.

Im Dickdarm beim Menschen weiß man, dass Milchsäurebakterien in unseren Darm gehören, die dürfen da durchaus sein. Aber auch da weiß man mittlerweile, dass diese ganzen Monokulturen gar nicht gut sind für den Darm. Also jeden Tag nur irgendwelche Laktobazillen oder irgendwelche Bifidos-Bakterien zu essen ist gar nicht gesund für die Darmflora.

Diversität im Mikrobiom

Man weiß aus Studien mittlerweile: Je breiter aufgestellt das Spektrum an Mikroorganismen ist, was ich oben reinfüttere, umso besser ist es für die Darmflora. Denn im Darm gilt ganz klar: Je breiter aufgestellt das Spektrum an Mikroorganismen ist, umso stabiler ist der Darm. Wenn ich zum Beispiel über Antibiotikagaben ganz bestimmte Mikroorganismen gezielt rausschieße, wird das ganze Darmmilieu instabil.

Das ganze Mikrobiom verändert sich massiv und zwar noch über die reine Antibiotikagabe hinaus. Einfach dadurch, dass weniger Arten vorhanden sind. Die Artenvielfalt nimmt ab und die bleibt auch oft stark reduziert, auch nach Absetzen der Antibiotikagabe.

Das heißt, wir wollen eine möglichst breite Artenvielfalt im Dickdarm haben und nicht nur beim Menschen, sondern auch beim Pferd. Und dadurch sehe ich eben Probiotika schon sehr kritisch, weil die meisten entweder nur einen Mikroorganismen-Typ enthalten oder vielleicht mal drei bis fünf. Da feiern sich dann die Hersteller meistens schon dafür, dass da mehrere Mikroorganismen-Typen drin sind, die meistens aber auch noch aus derselben Ecke kommen. Das heißt, da haben wir dann neben Lactobacillus noch auch noch Lactobacillus bifidus. Aber die gehören alle zu den Milchsäurebakterien. Und die wollen wir im Darm des Pferdes definitiv nicht haben.

Es gibt keine Darmflora für das Pferd zu kaufen, das ist einfach Fakt. Das würde unser aller Leben viel einfacher machen. Eine Tüte auf, rein ins Pferd, Darm wieder gesund. Das wäre eine ganz tolle Sache, wenn es so etwas gäbe. Aber das gibt es leider nicht. Das heißt, wir wissen nicht, was im Darm des Pferdes wächst. Entsprechend wissen wir natürlich auch gar nicht, was wir zufüttern müssten an Mikroorganismen, um tatsächlich dort das Milieu zu stabilisieren. Das ist das Thema Probiotika.

Präbiotika: Pektine

Dasselbe gilt natürlich auch für die Präbiotika. Präbiotika sind irgendwelche Grundstoffe, die den Mikroorganismen im Darm das Wachstum ermöglichen sollen.

Klassischerweise sind das beim Menschen Pektine. Die sind sehr gut für unsere Darmflora. Deswegen sollte man ja auch immer ausreichend Obst und Gemüse essen. Das ist unser größter Pektinlieferant. Diese Pektine, das sind die Baustoffe von Obst und Gemüse. Die gelangen bei uns in den Dickdarm, stehen da als Futter zur Verfügung für die Mikroorganismen und stabilisieren damit unser Darmmilieu. Also für uns eine super Sache.

Beim Pferd jetzt wieder nicht ganz so, denn auch da weiß man aus Untersuchungen, dass das Pferdemikrobiom vor allem Cellulose zum Futtern braucht. Das ist jetzt der wichtigste Nährstoff eigentlich für das Pferde-Mikrobiom.

Pektine machen den Darm des Pferdes sauer. Auch das weiß man mittlerweile, denn Pektine bringen vor allem die Ozonfraktion zum Wachsen. Die wollen wir da aber eigentlich gar nicht in großen Mengen haben, denn die produzieren Säuren. Damit stellen sie um sich herum einen sauren pH-Wert ein und damit sinkt der pH-Wert im Dickdarm ab. Die Cellulose abbauende Fraktion braucht aber unbedingt einen neutralen pH-Wert. Die mag es überhaupt nicht, wenn es sauer wird.

Deswegen sollte man alles vermeiden, was den Dickdarm des Pferdes ansäuert. Und da gehören eben nun mal auch Pektine dazu. Das heißt auch die meisten Präbiotika, die für uns gut sind, sind für das Pferd eigentlich eher schädlich. Daher sollte man es lieber lassen. Also Probiotika/ Präbiotika heißt nicht gleich super gesund für den Darm, sondern man muss sich sehr genau angucken, was ist da drin und an welche Tierart das eigentlich verfüttert werden soll. Und das bringt uns jetzt zu diesen ganzen fermentierten Futtermitteln.

Fermentierte Futtermittel

In der Pferdefütterung gibt es immer so Modeerscheinungen, die gibt es sehr lokal. Dazu gehören auch immer wieder die fermentierten Futtermittel. Einer fängt an, im Stall irgendwas zu füttern und alle anderen fangen an, das nachzumachen. Es gibt aber auch eher größere Trends. Und gerade was das Thema Milchsäurebakterien und Bierhefe angeht, ist momentan ein ganz großer Trend von der Futtermittelindustrie. Die drücken das in den Markt und bezeichnen es als super Sache für die Pferdefütterung.

Was steckt dahinter? Milchsäurebakterien und Bierhefen tatsächlich als Mikroorganismen zu füttern, das läuft unter Probiotika. Es fängt an, sich rumzusprechen, dass das keine gute Sache ist, weil wir weder ein saures Darmmilieu haben wollen durch Milchsäurebakterien, noch wollen wir, dass der Darm zu einem großen Biergärkessel wird, indem wir Bierhefe reinfüttern.

Effektive Mikroorganismen

Stattdessen kommt man jetzt mit fermentierten Futtermitteln. Zum Fermentieren wird dann meistens eine Mischung aus Mikroorganismen verwendet, die sich effektive Mikroorganismen nennt oder auch EM genannt oder EM-A. EM ist die Abkürzung für effektive Mikroorganismen. EM-A ist die aktivierte Variante. Es gibt einen Hersteller in Japan, der das entwickelt hat und das Ganze in einer Stammlösung verkauft. Die setzt man dann im Ferment an mit Wasser und Melasse und lässt das bei einer bestimmten Temperatur eine Zeit lang stehen.

Und die Mikroorganismen, die machen halt ihren Job: Sie fangen an, die Melasse umzusetzen und daraus Energie zu gewinnen. Dadurch können sie sich vermehren und am Ende haben wir dann keine Melasse mehr drin. Dafür haben wir halt eine flüssige Lösung, wo jede Menge Mikroorganismen drin sind. Und diese EM-A, die starten mit einer genau definierten Zusammensetzung der Ausgangs-Mikroorganismen.

Herkunft der effektiven Mikroorganismen

Dafür sollte man vielleicht wissen, dass eigentlich die EM ursprünglich aus der Düngemittelforschung kommen. In Japan haben die ja sehr wenig Boden und sehr kargen Boden. Größtenteils hat man sehr intensiv daran geforscht, wie man den Boden verbessern kann, möglichst auch auf natürliche Art und Weise.

Und irgendwann ist ein schlauer Mensch auf die Idee gekommen, Mikroorganismen in den Boden zu geben. Denn man weiß aus vielen Studien, dass die Bodenqualität sich dadurch sehr stark verbessert, je mehr Mikroorganismen im Boden sind. Und statt Düngemittel zu entwickeln, die diese Mikroflora im Boden verbessern, kann man darauf,  die Mikroflora im Labor zu züchten und dann auf den Boden zu geben. Dann verbessert sich der Boden auch. Das funktioniert auch tatsächlich sehr gut. Wer schon mal EM-A eingesetzt hat auf seinem Kompost oder auf dem Misthaufen, weißt, dass man die wesentlich schneller zum Verrotten bringt. Das ist also eine ganz großartige Sache. Man kann damit sehr gut den Boden verbessern. Auch im Garten oder auf der Heuwiese funktioniert das sehr gut.

Milchsäurebakterien in EM-A

Das Problem ist halt an diesen effektiven Mikroorganismen, dass die nicht der Darmflora des Pferdes entsprechen. Die entsprechen eigentlich einer Bodenflora. Und das ist halt nicht das gleiche wie die Darmflora beim Pferd. Die effektiven Mikroorganismen haben nicht ohne Grund einen sehr sauren pH-Wert. Der pH-Wert liegt normalerweise bei fünf, das ist vor allem verursacht durch Milchsäurebakterien. Milchsäurebakterien machen somit die größte Fraktion aus.

Die Milchsäurebakterien machen halt das, was ihr Name sagt. Die machen Milchsäure. Das sind sehr hartnäckige Gesellen. Wenn man die Bakterien einmal im Dickdarm des Pferdes haben, kriegt man die praktisch nicht mehr raus, denn die finden im Dickdarm immer irgendwas, was die futtern und verwerten können und produzieren dabei immer ihre Milchsäure. Und damit säuern wir uns permanent das Dickdarmmilieu an. Da hilft es nichts, wenn ich vorher irgendwas damit fermentiert habe. Das heißt es läuft immer auf dasselbe hinaus: Ob ich jetzt effektive Mikroorganismen kaufe als Flüssigkeit und den Pferden verfüttere oder ob ich meine EM-A vorher in irgendwas anderes reinkippe.

Ob ich jetzt zu meinem Fermenta mit dem Wasser und der Melasse jetzt noch Kräuter mit rein gebe oder gehäkseltes Heu oder was sonst noch dazu gegeben wird. Zum Schluss verwerten diese Mikroorganismen immer im wesentlichen Zucker oder Stärke und vermehren sich dadurch. Und im Endprodukt habe ich dann viele Mikroorganismen, die ich eigentlich im Pferd gar nicht haben will.

Heulage

Die Milchsäurebakterien sind eigentlich das große Problem da dran. Deswegen dieser Vergleich mit der Heulage. Der Vergleich ist gar nicht so schlecht, denn auch eine Silierung ist eine Fermentierung. Das heißt, das fast trockene Gras wird mithilfe von Milchsäurebakterien fermentiert. Die Milchsäurebakterien setzen eben den Zucker, der im Gras enthalten ist, um in Milchsäure und säuern damit meinen Heulageballen an.

Das Ziel jeder Heulageproduktion ist es, möglichst schnell den pH-Wert von unter fünf zu erreichen, weil dann die sogenannte Keimruhe eintritt. Das heißt, unter dem pH-Wert fünf wächst nichts mehr, da vermehren sich keine Mikroorganismen mehr und so ist die Heulage dann lagerfähig. Das heißt, ich kann meinen Ballen dann einlagern, ohne dass er schimmelt oder irgendwelche anderen komischen Sachen drin wachsen.

Und der Prozess ist also ganz vergleichbar mit der Fermentation. Es gibt durchaus auch Bauern, die ihre Heulage mit effektiven Mikroorganismen produzieren, die also EM-A zugeben in ihre Heulageballen, um eben damit einen Silierstart zu setzen, damit da möglichst schnell der pH-Wert von unter fünf erreicht wird. Das ist so gesehen genau die gleiche Fermentierung, wie wenn der Hersteller irgendeine Kräutermischung nimmt und das Ganze mit Wasser und ein bisschen Melasse zusammen gibt, in einem Fermenter stehen lässt und sich da eben diese Mikroorganismen fermentieren lässt. Diese ganzen Säfte, die da verkauft werden oder auch die krümelige Form, die gerne dann als Bokashi bezeichnet wird, das ist am Ende immer dasselbe.

Das heißt, wir haben jede Menge Milchsäurebakterien. Denen machen die Säure nichts aus. Denen macht übrigens auch die Magensäure nichts aus, weil sie säureliebend sind. Das kommt daher, weil sie ja selber Säuren produzieren. Sie fühlen sich in sauren pH-Werten sehr wohl und können auch die Magenpassage beim Pferd problemlos überleben. Dann gelangen sie in den Dickdarm des Pferdes und machen da hinten alles sauer. Milchsäurebakterien im Dickdarm wollen wir gar nicht haben.

Milchsäurebakterien als Ursache für fruktanbedingte Hufrehe

Mit Milchsäurebakterien im Dickdarm werden die Pferde auch sehr empfindlich auf Fruktan. Das ist gerade im Herbst bis Frühjahr fatal. Also dann, wenn wir warme, sonnige Tage und kalte Nächte haben. Dann steigen die Fruktangehalte im Gras an. Pferde, die fütterungsbedingt Milchsäurebakterien im Darm haben, haben dann immer ein besonders hohes Risiko, in diesen Zeiten Hufrehe zu schieben weil das Fruktan in den Dickdarm gelangt. Das ist wie reiner Zucker für diese Milchsäurebakterien. Die können das sehr gut verwerten. Und damit sinkt der pH-Wert sehr schnell ab. Das sorgt dann für ein Massensterben der eigentlichen Darmflora. Also die Cellulose abbauenden Mikroorganismen, die ich eigentlich im Dickdarm haben möchte, sterben ab. Dabei werden Endotoxine frei. Durch diese Endotoxine wird letztendlich eine Vergiftungsrehe ausgelöst. Das heißt, die Fruktanrehe ist eine Endotoxin-Vergiftungsrehe durch ein Massensterben der Darmflora. Deswegen sollte man das immer vermeiden.

Darmflora des Pferdes als Ferment?

Fermentierte Futtermittel funktionieren leider im Moment noch nicht, da niemand meines Wissens tatsächlich mit Darmflora des Pferdes fermentieren würde. Das wäre natürlich ein toller Ansatz. Wenn wir wüssten, was alles im Darm des Pferdes wachsen soll, dann könnte man diese Mikroorganismen zusetzen. Wenn man die im Fermenta vermehren würde, hätte dann tatsächlich eine Instant-Darmflora für das Pferd. Aber das gibt es leider noch nicht. Alles was verkauft wird, das sind in der Regel irgendwelche Milchsäurebakterien-Mischungen oder im Zweifelsfall vielleicht noch irgendwelche Bierhefe-Mischungen.

Bierhefe in EM-A

Bierhefen fördern im Dickdarm die Ansiedlung von Milchsäurebakterien. Auch das ist in Studien gezeigt worden. Das wollen wir auch nicht.

Fazit

Deswegen ist mein Ratschlag: Finger weg von allem, was fermentiert wurde. Egal ob das ein toller Saft ist, den man kauft, oder ob das was krümeliges oder Heulage ist. Also alles, was eine Fermentierung durchlaufen hat, enthält meistens genau die Mikroorganismen, die wir im Darm des Pferdes nicht haben wollen.

Ich hoffe, ich habe euch verständlich gemacht, dass diese fermentierten Futtermitteln, mit den Probiotika und Präbiotika, sehr kritisch zu sehen sind.

Das beste Probiotika ist tatsächlich die natürliche Darmflora. Sie sorgt für einen gesunden Darm und dafür, dass die Fohlen sich von ihrer Mutter eine gesunde Darmflora aufnehmen können. Nur Mutterstuten mit einem gesunden Darm sollten tatsächlich auch Fohlen bekommen, damit wir Jungpferde bekommen, der sich eine gesunde Darmflora aufbauen kann.

Das beste Präbiotikum ist übrigens Heu, denn Heu hat den höchsten Gehalt an Cellulose und das der wichtigste Nährstoff für die Darmflora des Pferdes. Deswegen sollte ja auch immer genug Cellulose zur Verfügung stehen. Auch im Sommer, wenn man schöne, saftig grüne Weiden hat, muss das Pferd Heu dazubekommen. Denn das saftig-grüne Gras enthält hauptsächlich Pektine und eben wenig Cellulose. Deswegen gehen die Pferde ja auch gerne trotz grüner Weide immer mal Heu fressen, damit sie sich einfach ein bisschen mehr Cellulose reinholen in den Darm, um ihre Darmflora zu füttern.

Also fallt nicht auf diese ganzen tollen Werbesprüche rein mit den mit den präbiotischen Futtermitteln, die die Darmflora unterstützen. Füttert genug Heu, dann habt ihr das beste Präbiotikum. Und sorgt dafür, dass ihr die Darmflora möglichst wenig stört. Dann habt ihr auch die beste probiotische Wirkung.

Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich hoffe, ihr empfiehlt den Podcast weiter. Gebt uns gerne auch einen Daumen hoch. Wir haben noch viele andere Themen, die wir nach und nach veröffentlichen. Schaut auch gerne da mal rein, hört euch noch andere Themen an. Wenn ihr andere Ideen habt zu Themen, wo ihr sagt: „Mensch, das wollte ich schon immer mal erklärt haben, wieso ist das eigentlich so? Was steckt dahinter?“, dann schreibt uns gerne eine E-Mail an info@sanoanimal.de. Wir nehmen die Themen gerne auf, und erzählen euch was darüber. Viel Spaß.