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Oft beobachten Pferdebesitzer, dass ihre vierbeinigen Lieblinge zunehmend „fühlig“ laufen. Besonders deutlich meist, nachdem der Hufbearbeiter da war, das wird dann oft darauf geschoben, dass bei der Hufbearbeitung „zu viel weggenommen“ worden sei.

Der Schuldige ist gefunden, ein neuer Hufbearbeiter muss her. Dass es sich bei diesem Bewegungsmuster eigentlich um eine Hufrehe handelt, ist den meisten dabei nicht klar.

Und dass diese in der Regel weniger von der Hufbearbeitung kommt, sondern vielmehr von der Fütterung, hat sich bisher auch noch nicht herumgesprochen.

Man weiß heute aus weit reichenden Untersuchungen, dass Hufrehe viele Gesichter haben kann.

Nur die Symptome zu lindern, ändert nicht die Ursache

Dabei muss es nicht immer zu einer „ausgewachsenen“ Hufrehe kommen, die mit heißen Hufen, zehenentlastender Haltung, häufigem Liegen, Weigerung zur Bewegung etc. einhergeht. Viel öfter beobachtet man „unterschwellige“ Hufreheschübe. Die Pferde laufen auf der Wiese oder dem Reitplatz noch gut, aber auf hartem Boden vorsichtig, verhalten, etwas „klamm“, sie laufen lieber einen Bogen als auf der Stelle zu drehen.

Hufschuhe oder Beschlag beheben diese „Fühligkeit“ größtenteils sehr schnell – das Symptom verschwindet. Aber nicht die Ursache. Fühliges Laufen sollte immer ein Alarmsignal sein, denn es bedeutet, dass es im Huf zu schmerzhaften, meist entzündlichen Reaktionen kommt.

Dabei können die Hufe durchaus kalt bis normal temperiert sein (es gibt auch „kalte“ Hufrehe, die selbst im akuten Schub nie mit Wärme oder Pulsation einhergeht! Vor allem bei chronischen Fällen) und das Pferd ist auch sonst guter Laune.

Die Ursachen für die verschiedenen Formen von Hufrehe können vielfältig sein. Im Herbst tritt sie besonders häufig auf bei Pferden, die noch auf den Weiden stehen, welche aber oft komplett abgenagt sind.

In früheren Zeiten galt als Faustregel, dass man Pferde mit Hufrehe-Veranlagung im Herbst/Winter ruhig auf die abgefressenen Koppeln stellen darf, weil dann ja weniger Bewuchs und damit weniger Eiweiß im Gras wäre.

Heute hat man in wissenschaftlichen Untersuchungen festgestellt, dass Hufrehe unglaublich viele Ursachen haben kann, aber so gut wie nie mit dem Eiweiß in der Fütterung zusammen hängt.

Kurze abgefressene Weiden als Problem

Futtermanagement; Dickes Pony auf der Weide
Gras kann in Stress geraten und dann steigen die Gehalte an Zucker, Fruktan und Endophyten und somit die Gefahr für Hufrehe. © Adobe Stock/Eileen

Die abgefressenen „Golfrasenplätze“, die man im Herbst oft als Weide sieht, sind vielmehr eine große Gefahr. Auch kurze Winterweiden sind gefährlich für empfindliche Pferde. Denn Gras kann in Stress geraten und dann steigen die Gehalte an Zucker, Fruktan und Endophyten.

Alle drei sind mittlerweile als Auslöser für Hufrehe bestätigt. Stress hat das Gras vor allem durch Überweidung (Pflanzenlänge weniger als eine Handbreit über dem Boden), Vertritt (zu viele Pferde pro Fläche, laufen schon den ganzen Sommer auf derselben Fläche herum) und Trockenheit oder Nässe.

Ein Sommer, in dem es praktisch durchgehend geregnet hat ist dabei genau so problematisch wie ein langer, trockener „Indianersommer“, in dem man die Pferde aufgrund der Trockenheit dann gerne bis Ende Oktober auf den Flächen lässt.

Fühliges Laufen führt dann in aller Regel dazu, dass sich die Pferde weniger bewegen, da die Bewegung ja schmerzhaft ist.

Damit wird aber gleichzeitig die Durchblutung im Huf reduziert, da die Arbeit der sogenannten „Hufpumpe“ beim Auf- und Abfußen essenziell ist für das Abpumpen des venösen Bluts aus dem Hufbereich.

Eine schlechtere Durchblutung schränkt aber wiederum die Regenerationsfähigkeit ein. Nur wo frisches Blut hinkommt, kann das Immunsystem effektiv hingelangen und werden Nährstoffe hintransportiert, die für den Zellaufbau notwendig sind.

Es ist daher in solchen Fällen wichtig, für eine gute Durchblutung zu sorgen, nur so kann man dagegen wirken, dass aus dem akuten Problem eine chronische Veränderung des Hufes in Richtung Rehe-Huf wird.

Daher sollte Fühligkeit nie auf die leichte Schulter genommen, sondern als Beginn einer ernst zu nehmenden Hufrehe angesehen werden.

Was tun, wenn das Pferd fühlig von der Weide kommt?

Auf jeden Fall sofort den Weidezugang unterbinden oder auf abgenagten Flächen zumindest reichlich Heu mit anbieten, um eine weitere Aufnahme von Hufrehe-Auslösern durch das gestresste Gras zu unterbinden.

Optimal stellt man die Pferde rechtzeitig immer wieder auf nachgewachsene Weiden um oder – wenn nicht genügend Flächen zur Verfügung stehen – werden sie auf den Winterauslauf bei ständigem Heu-Zugang umstellt, sobald die Weiden zu kurz werden.

Auch wenn man sein Pferd am liebsten immer auf der Wiese sehen würde – man tut bei zu wenig Fläche weder den Pferden, noch den Wiesen einen Gefallen damit.

Bei der klassischen, „heißen“ Hufrehe gilt, dass in den ersten 48 Stunden nach dem Auftreten der Symptome Kühlung optimal hilft.

Bei „fühligen“ Pferden ist das oft nicht hilfreich, denn ihr Zustand hat sich meist schon schleichend über einige Tage oder Wochen entwickelt. Hier sollte man in den meisten Fällen besser sofort dafür sorgen, dass die Durchblutung im Hufbereich angeregt wird.

Sofortmaßnahmen

Neben der Betreuung durch einen kompetenten Hufbearbeiter hat sich die sofortige Gabe von OKAPI HoofCool forte bewährt, das in keiner Stallapotheke fehlen sollte. Es enthält Kräuter, welche kapillarweitend und gerinnsellösend wirken, sodass sehr schnell die Durchblutung im Hufbereich wieder angeregt wird.

Okapi HoofCool forte
OKAPI HoofCool forte © Okapi GmbH

Die außerdem beigefügten Klinoptilolithe binden im Dickdarm Säuren und Giftstoffe, um die Auslöser für die Hufrehe zu reduzieren. Der enthaltene Weihrauch ist bekannt für seine entzündungshemmende Wirkung und wird seit langem erfolgreich bei Pferden mit Hufrehe eingesetzt.

Schwefel (MSM) unterstützt die Regeneration des Hufhorns, was bei Hufrehe-Kandidaten immer essenziell ist, um einer Deformation möglichst vorzubeugen. HoofCool sollte so lange in maximaler Dosierung gegeben werden, bis sich die Symptome deutlich sichtbar bessern, dann kann über einige Tage die Dosis meist reduziert werden auf etwa die Hälfte.

Diese Menge sollte über 3-4 Wochen konstant gehalten werden, um während der Regeneration den Körper zu unterstützen.

Das Pferd in der Zeit gut beobachten. Sollte sich das Gangbild wieder verschlechtern, dann kann die Dosierung wieder erhöht werden und man muss sich nochmal auf die Suchen nach den Ursachen machen, vielleicht kommen neben der Weide noch andere Punkte in Betracht. Wenn alles gut läuft, kann man nach 3-4 Wochen das HoofCool dann über den Zeitraum von etwa einer Woche ausschleichen.

Behandlung ist gut, Vorbeugen ist besser!

  • Weiden rechtzeitig wechseln, bevor die Pferde an der Grasnarbe ankommen (gilt im Sommer genauso wie im Winter)
  • Möglichst ab spätestens August Heu mit zur Weide anbieten, gerade bei geringem Weideflächenangebot
  • Flächen rechtzeitig schließen und nicht zu lange die Pferde auf den kurzen Wiesen herumlaufen lassen, denn auch Vertritt stresst das Gras

Pferd mit bekannter Neigung zu Hufproblemen sollten – neben der oben beschriebenen akuten Versorgung – immer ganzheitlich betrachtet werden, da oft bestehende Stoffwechselentgleisungen mit zum Entstehen der Rehe zu verschiedensten Zeiten mit beitragen.

Eine möglicherweise unerkannte Insulinresistenz, Kryptopyrrolurie oder Dysbiose (Fehlgärungen im Darm) sollte immer in die diagnostische Betrachtung mit eingeschlossen werden. Nur so kann dem Pferd nachhaltig und langfristig geholfen werden.

Mehr zum Thema erfährst du auch in der Themenseite Hufrehe oder Fragerunde Hufrehe