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Mit dem Frühjahr, aber auch mit dem Herbst naht mit großen Schritten das, was die Chinesische Medizin als „Wind-Erkrankungen“ bezeichnet. Zu ihnen zählt allen voran die Erkältung. Das erste Pferd im Stall fängt an mit Husten und / oder Nasenausfluss und innerhalb weniger Tage ist der halbe Stall krank. Da geht es den Pferden wie den Menschen und eine solche Erkältung will nun einmal durchgestanden sein. Am besten helfen hier die alten Hausmittel:

Ruhe

Das muss nicht in der Box sein, auch Schlendern auf dem Paddock ist in Ordnung. Aber kein Reiten, Longieren oder Gruppenstress. Das Pferd darf sich bewegen, wenn es möchte, muss aber nicht. Forcierte Bewegung erst nach völligem Ausheilen! Sonst können chronische Schäden an Atemwegen oder Herz zurückbleiben.

Warm halten

Die meisten Pferde sind gut in der Lage, sich selber warmzuhalten und müssen auch bei Erkältung nicht gleich in dicke Decken gewickelt werden. Stehen sie aber auf dem Auslauf, sollte immer ein Windschutz (Stall, Wand, Holzstapel, Büsche / Bäume) gegeben sein und genügend Platz, damit das Pferd sich auch dahinter stellen kann. Ist das nicht möglich, sollte man über eine dünne Regendecke nachdenken, die Windschutz bietet. Bei Regen natürlich nicht rausstellen, sondern möglichst im Trockenen lassen.

Schleim lösende Kräuter

Hier gibt es verschiedene Kräutermischungen für Pferde, z.B. die OKAPI Hustenkräuter. Man kann die Kräuter als Tee aufgießen und lauwarm mit einem Löffel Honig versetzt anbieten, das tut nicht nur dem Mensch gut. In manchen Fällen kann auch die Gabe von OKAPI Süßholzextrakt gegeben sein, insbesondere wenn sich nach dem Abheilen der akuten Symptome hartnäckig ein trockener Husten hält. Der Süßholzextrakt wirkt enzzündungshemmend auf die noch gereizten Schleimhäute.

Hustenkraeuter
Okapi Hustenkräuter kann mann als Tee aufgießen und lauwarm mit einem Löffel Honig versetzt anbieten © Okapi GmbH

Schwefel füttern

Organischer Schwefel (MSM) unterstützt das Pferd darin, ausreichend Cystein zu bilden, das für den Aufbau der natürlichen Schleimbarriere der Atemwege benötigt wird. Damit werden nicht nur bakterielle Verschleimungen in den Atemwegen besser verflüssigt, sodass sie abgehustet werden können, sondern die Atemwegsschleimhaut kann auch schneller abheilen, so wird gleichzeitig einer Neuinfektion entgegengewirkt.

Inhalieren

Es muss nicht gleich der mobile Luxusinhalator oder die Solekammer sein. Bei einer einfachen Erkältung kann man auch erstmal einen großen Gummikübel nehmen, in den man unten kochendes Wasser (mit oder ohne Kochsalz) einfüllt. Ein umgedrehtes Nudelsieb im Kübel verhindert, dass das Pferd mit der Nase in das heiße Wasser stippen kann. Dann wird der Kübel mit Heu gefüllt und das Pferd kann in Ruhe daraus fressen.

Ein Küchenhandtuch am Nasenriemen des Halfters hilft, dass der aufsteigende Dampf auch gut in die Nüstern geleitet wird. Einmal täglich Inhalieren unterstützt die Schleimlösung und das Abheilen der Atemwegsreizung. Natürlich kann man auch einen Profi-Inhalator oder die Solekammer verwenden, wenn man diesen Luxus im Stall hat. Nach dem Inhalieren tut oft ein flotter Spaziergang gut, um den gelösten Schleim auch gut abzuhusten.

Keine Husten-unterdrückenden Maßnahmen bei Erkältungsinfekten!

Erkältungen gehen meist mit Verschleimungen der Atemwege einher. Husten ist ein natürlicher Reflex, um diesen Schleim nach draußen zu transportieren. Unterdrückt man den Husten, versackt der Schleim in den unteren Atemwegen und sorgt dort für die Chronifizierung des Problems. Daher bitte insbesondere vor der Gabe von Medikamenten und auch bei Kräutermischungen genau nach der Wirkung fragen. Alles, was Hustenreiz-unterdrückend oder Bronchien-erweiternd wirkt, sollte nur im Notfall gegeben werden, wenn das Pferd Gefahr läuft, einen Bronchospasmus („Asthmaanfall“) zu bekommen und keine Luft mehr kriegt. Ansonsten darf und soll das Pferd husten, um den Schleim abzuhusten und so den Infekt nachhaltig auszuheilen.

Geduld

Die meisten Pferdebesitzer wollen nach dem ersten Auftreten des Hustens, dass dieser möglichst in zwei bis drei Tagen wieder weg ist. Wer aber selber schon mal eine ordentliche Erkältung hatte, weiß, dass das so schnell nicht geht. Auch wenn die akuten Symptome oft schon nach wenigen Tagen abklingen, bleibt einem gerade der Husten oft noch über eine lange Zeit erhalten. So ist das auch bei den Pferden – und es ist kein Grund zur Panik, wenn ein Pferd auch mal mehrere Wochen hustet. Geduld und mit den oben beschriebenen Maßnahmen dran bleiben, dann heilt eine normale Erkältung auch beim Pferd vorwiegend ganz von alleine wieder ab.

Treten Fieberschübe auf oder ist das Pferd nachhaltig matt, dann unbedingt den Tierarzt hinzuziehen. Hier kann eine Lungenentzündung oder auch andere Erkrankungen vorliegen, die in die Hände von Fachleuten gehören.

Wenn Pferde husten, sollte man immer differenzieren zwischen verschiedenen Hustenformen:

Im Herbst und Frühjahr liegt häufig Husten, bedingt durch Atemwegsinfekte vor. In solchen Fällen fängt meist ein Pferd an und innerhalb weniger Tage hustet der halbe Stall. Die Pferde sind oft matt und lustlos, können erhöhte Temperatur und Fieber haben und husten während oder auch unabhängig von der Heufütterung. Solche Fälle kann man gut mit „Hausmitteln“ behandeln. Wichtig ist es, den Schleim zu lösen und abhusten zu lassen.

Pferde fressen gemeinsam Heu
Ursachenforschung hilft gezielt Abhilfe zu schaffen © Adobe Stock/acceptfoto

Ursachenforschung und gezielt Abhilfe schaffen

Allergischer Husten betrifft nicht den halben Stall, sondern in der Regel nur das betroffene Pferd. Oft wird er ausgelöst durch schimmelige Heuqualität (es gibt aber auch Pollenallergiker oder sogar Tierhaarallergiker unter den Pferden). Hier sollte immer hinterfragt werden, warum das Immunsystem in Allergiebereitschaft war.

Häufig geht die Atemwegsallergie einher mit verschiedenen Ursachen, dazu kann dauerhafter Stress ebenso gehören wie eine – bereits seit langem – bestehende Atemwegsproblematik. Aber auch Darmstörungen (chronische Darmschleimhautentzündungen) kommen unter anderem infrage.

Einen allergischen Husten kann man natürlich nicht mal eben mit ein paar Kräutern therapieren. Stattdessen muss hier zunächst das Heu bedampft werden, um den Schimmel abzutöten, sodass er keine Sporen mehr abwerfen kann. Das reine Wässern reicht in der Regel nicht aus. Damit schaltet man den Auslöser für den Hustenreiz aus. Im Fall von Pollenallergikern hilft oft ein Nasennetz beim Ausritt bzw. auf der Weide (obwohl das keine Pollen abhält, aber die Pferde zeigen oft eine verbesserte Symptomatik), bei Tierhaarallergikern müssen die auslösenden Tiere (Hunde, Katzen) möglichst vom Stall fern gehalten werden.

Dann muss nach den Ursachen für die Allergiebereitschaft des Immunsystems geschaut werden. Ist es möglich, diese abzustellen, dann hat man langfristig oft eine Chance, die Allergie soweit herunter zu regulieren, dass das Pferd eine gute Lebensqualität hat.

Dazu gibt es Pferde mit chronischen Atemwegsreizungen, die verursacht sein können durch chronifizierte Infekte der Nasennebenhöhlen oder der Luftsäcke oder teilweise Schleimversackungen in den unteren Atemwegen. Sie können Folge von verschleppten Infekten sein, aber auch Zahnwurzelvereiterungen oder unpassende Therapien während eines Husteninfekts (Cortison, Bronchodilatoren) können die Ursache sein. Werden diese nicht adäquat behandelt, dann kann eine Atemwegsallergie sekundär erschwerend hinzu kommen.

Auch hier ist es wichtig, dass der Schleim gelöst wird und abgehustet werden kann. Das geht meist nur mit einem Inhalationsgerät oder Soleverneblung und ähnlichen unterstützenden Maßnahmen.

Viele „Heustauballergiker“ sind nicht primär allergisch, sondern nur sekundär. Das hat oft entweder mit einem verschleppten Infekt (siehe oben) oder mit trockenen Atemwegen aufgrund eines Schwefelmangels zu tun. Schwefel wird benötigt, um in den Atemwegen Cystein zu bilden, was wiederum für die natürliche Abwehrbarriere der Schleimhäute gebraucht wird. Fehlt Schwefel, dann kann die natürliche Schleim-Schutzschicht nicht ausreichend aufgebaut werden. Es kommt zu trockenen Atemwegen und in Folge zu Reizhusten. Auf die solcherart gereizten Schleimhäute kann dann sekundär ein Infekt folgen oder auch eine Allergie.

Symptome ernst nehmen, aber nicht einfach nur „wegdrücken“

Daher sollte man Husten immer als Krankheitssymptom ernst nehmen und nach Möglichkeit eine kompetente Fachperson zurate ziehen. Die Therapie sollte aber nicht nur darin bestehen, den Husten „wegzumachen“, also zu unterdrücken. Cortison oder Bronchodilatoren sind keine empfehlenswerten Mittel. Vielmehr geht es darum, die Ursache herauszufinden und gezielt zu therapieren.

Liegt die Ursache in ein Erkältungsinfekt, dann ist der Husten notwendig und wichtig, um die von den Erregern ausgelöste Schleimbildung in den Atemwegen adäquat abhusten zu können. Schleimlösende Maßnahmen (Kräuter, Inhalieren) unterstützen den Prozess.

Unterdrückt man diesen Hustenreiz in solchen Fällen, kann es zu einer Chronifizierung durch Schleimversackung in den unteren Atemwegen oder auch chronischen Nasennebenhöhlenvereiterungen kommen, die unbedingt vermieden werden sollte.

Dass man sein Pferd nicht in hermetisch abgeriegelten Ställen, sondern ihm viel frische Luft gönnt, sollte eigentlich selbstverständlich sein, und zwar nicht erst dann, wenn sie chronisch husten. Daher ist auch „Boxenhaft“ oft kontraproduktiv bei einer Erkältung.

Frische Luft und moderate Bewegung in der Gruppe (z.B. in Paddock Trail Haltung) helfen hier eher. Nur verstärkte Belastung, z.B. Reiten, sollte vermieden werden. Sonst kann eine Erkältung in Folge der Belastung auch zu Herzproblemen führen.

Pferd in schöner Abendstimmung
Frische Luft und moderate Bewegung helfen hier © Adobe Stock/ Nadine Haase

Bei der Inhalation sollte beachtet werden, dass mit einem „selbstgebauten“ Inhalator (Kübel, heißes Salzwasser, Nudelsieb, Heu, Küchenhandtuch) sehr große Nebeltröpfchen entstehen, in denen nur wenig Salz gelöst ist, die entsprechend beim Einatmen in den oberen Atemwegen bleiben. Damit kann man sehr gut unterstützend bei einem einfachen Erkältungshusten einwirken, der in den oberen Atemwegen sitzt.

Hat man mit chronifizierten Nebenhöhlenvereiterungen oder Schleimversackungen in den unteren Atemwegen zu tun, dann empfiehlt sich ein richtiger (mobiler) Inhalator, der nicht nur feineren Nebel produziert, sondern auch eine höhere Salzkonzentration vernebelt.

Dieses Inhalat gelangt – wenn man unter Bewegung inhaliert – auch in die unteren Atemwege, um die Schleimhäute zu befeuchten und Schleim zu lösen. Nach dem Inhalieren immer das Pferd locker bewegen, damit der gelöste Schleim abgehustet werden kann.

Mehr zum Thema Husten erfährst du hier: Ringvorlesung Husten – keine Krankheit, sondern ein Symptom