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Sind die Pferde jetzt noch auf der Weide, dann steigt das Hufrehe-Risiko überproportional an. Denn viele Pferde leiden unter einer nicht erkannten Dysbiose im Dickdarm. Das heißt, dass es hier zu Verschiebungen in der Mikroflora gekommen ist und dort Mikroorganismen wachsen, die beim Wildpferd nicht oder nur in geringsten Mengen vorkommen.

Diese Fehlkeime können bei erhöhten Fruktanwerten im Gras zu einer schlagartigen pH-Wert Absenkung und damit Hufrehe beitragen.

Die Fruktanwerte steigen insbesondere an, wenn auf den Weiden viele moderne Zuchtgräser stehen und wenn die Tage sonnig und die Nächte kalt sind.

Aber auch gestresstes Gras bildet mehr Fruktan, wenn es also sehr trocken oder sehr nass ist oder wenn die Weide viel Vertritt (viele Pferde auf kleiner Fläche) oder Verbiss („Golfrasen-Weide“) aushalten muss. Auch der Gehalt an Endophyten steigt in den Gräsern bei Stress an. Sie produzieren Stoffe, die für Pferde toxisch wirken und ebenfalls Hufrehe auslösen können.

Ebenso sollte man aufpassen mit der Zufütterung von Kraftfutter, Mash und anderen Futterarten, die einen hohen Anteil von leicht verdaulichen Kohlenhydraten wie Stärke und / oder Zucker enthalten. Nicht selten leiden gerade Freizeitpferde und vor allem auch Robust- und Barockrassen unter (einer unerkannten) Insulinresistenz.

Steigt jetzt der Blutzuckerspiegel schnell an durch die Gabe von zucker- oder getreidehaltigen Futtermitteln, kann eine akute Hufrehe ebenso ausgelöst werden wie chronische Hufrehe durch die tägliche Gabe kleiner Kraftfuttermengen.

Solche Pferde haben bei täglicher Gabe kaum die Chance, wieder in den normalen Blutzuckerbereich zurück zu kommen und es kommt zu chronischen Schädigungen der Huf- und Nierenkapillaren.

Die Fütterung großer Karottenmengen (mehr als 2-3 Stück pro Tag) ist mit dem Winterbeginn ebenfalls sehr beliebt. Auch wenn eine Karotte hier und da eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan darstellt, sind sie nicht für die Massenverfütterung bei Pferden gedacht.

Ihr hoher Gehalt an Zucker (bis zu 10%!) ist für Pferde mit unerkannter Insulinresistenz mehr als problematisch. Aber auch ihr Baustoff, das Pektin, kann einen Beitrag zur Entstehung von Hufrehe leisten, denn es fördert im Dickdarm das Wachstum von Säure-produzierenden Mikroorganismen. Diese Ansäuerung und Dysbiose des Dickdarms kann dann wiederum Ursache für insbesondere chronische Hufrehe sein.

Daher gilt jetzt im Herbst und im kommenden Winter einmal mehr: eine artgerechte Fütterung ist einer der wichtigsten Faktoren in der Gesunderhaltung unserer Pferde. Dazu gehört der permanente Zugang zu magerem Heu. Pferde sollten 2-3kg Heu je 100kg Körpergewicht pro Tag angeboten bekommen, möglichst in einer Form, dass das Heu über 24h aufgenommen werden kann.

Dazu dürfen Stroh und Knabberäste /-zweige angeboten werden. Der Weidegang sollte zunehmend kritisch betrachtet werden, je kälter das Wetter wird und je abgefressener die Wiesen sind. Besser rechtzeitig auf den Winterauslauf umstellen bei ordentlicher Heufütterung als zu lange auf der Wiese lassen. Ein gutes Mineralfutter (z.B. OKAPI Mineral Pur G) sowie ein Salzleckstein (z.B. OKAPI Bergkern) ergänzen diese Basisfütterung. Dazu auf ständigen Zugang zu Wasser achten (Achtung, Pferde mit Magenproblemen trinken bei kaltem Wetter oft zu wenig, da kaltes Wasser ihnen Magenschmerzen macht!).

Mit rechtzeitigem Ende des Weidegangs und einer artgerechten Ernährung auf dem Winterauslauf sollte man sein Pferd gesund und hufrehefrei durch den Herbst und Winter manövrieren können.

Treten dennoch die Frühmarker für Hufrehe auf, dann ist umgehend einen kompetenter Tierarzt und Stoffwechseltherapeut zu kontaktieren. Je früher man die geeigneten Gegenmaßnahmen ergreift, umso größer die Chance auf eine schnelle und vollständige Regeneration.